Fanfic: Niemand da (10)

Kapitel: Hoffnungsschimmer (neu)

Auch auf die Gefahr hin, euch jetzt zu verwirren, poste ich den überarbeiteten und verlängerten Teil noch mal unter dem 10 Kapitel
Hoffe ihr verzeit mir diese Schlamperei.

@Kruzifix: Hallo, mein einsamer leser *smile* Ich habe mich sehr über dein Kommi gefreut und ich hoffe du liest diesen Teil, auch wenn sich nicht viel verändert hat, bis auf die länge und ein paar Ausführungen in der Mitte. Es ist wirklich ein riesen Kompliment, wenn du obwohl du mit solchen Texten eigentlich nichts anfangen kannst, dir trotzdem etwas daraus mitnehmen kannst (wenn man das so sagen kann *g*) Ich werd mich beeilen weiterzuschreiben *nick*

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit ich in dieses Zimmer gebracht wurde. Ich will es auch gar nicht wissen. Ich will gar nichts mehr wissen. Will einfach nur dasitzen und nichts tun müssen, nicht einmal denken. Ich versuche, mich vollkommen von der Außenwelt abzuschotten, mich einfach treiben zu lassen, doch der pulsierende Schmerz, der sich von meinem Hinterkopf aus in meinen ganzen Körper ausbreitet, ist dabei ziemlich störend. Ich versuche, den Schmerz auszuschalten und als mir das nicht gelingt, wenigstens etwas zu dämpfen, was schon etwas besser funktioniert. Ich versuche, meinen Kopf von allen Gedanken zu befreien, meinen Geist loszulösen, wie bei einer Meditation. Ich glaube jedenfalls, dass man das bei einer Meditation so macht, ich habe zwar noch nie meditiert aber ich schätze einmal, es funktioniert so, oder wenigstens so ähnlich. Meine Gedanken kreisen noch immer darum, wie man denn jetzt richtig meditiert, als sich die Tür langsam öffnet.

Durch den Spalt schiebt sich Jamie, der die Tür sofort wieder hastig hinter sich schließt. Das nehme ich nur am Rande wahr, ich konzentriere mich weiter darauf, ruhig dazusitzen und meine Gedanken zu lösen, doch ein Teil von mir beschäftigt sich äußerst eingehend mit der Anwesenheit von Jamie und den möglichen Gründen dafür. Er bleibt einige Sekunden bei der Tür stehen und scheint angestrengt auf etwas zu lauschen, lässt mich dabei aber keine Sekunde lang aus den Augen. Er hat wohl nicht vergessen, wie sehr er mich schon einmal unterschätzt hat und welche Folgen das hatte, oder hat dieser aufmerksame Blick etwa eine andere Bedeutung?
Fast entsetzt schüttle ich diesen Gedanken ab. Er ist mein Feind, genau wie Tyler und Rolf, das darf ich keine Sekunde lang vergessen. Trotzdem weiß ich nicht genau, was ich von diesem Blick halten soll. Eine Traurigkeit, die ich nicht einordnen kann, schwingt darin mit. Er ist etwas außer Atem und seine dunklen Haare hängen in sein Gesicht. Sein Blick huscht gehetzt im Zimmer herum, als wolle er sich vergewissern, dass sich niemand außer uns beiden im Raum befindet und dann löst er sich von seinem Platz bei der Tür und kommt näher.

Er bleibt vor mir stehen, wirkt etwas unschlüssig darüber, was er jetzt tun soll und kniet sich schließlich vor mich hin. Er versucht, Blickkontakt mit mir zu bekommen, doch ich fixiere unverwandt einen Punkt an der Wand der sich ca. fünf Zentimeter neben seinem Kopf befindet. Schließlich gibt er auf und sieht abwechselnd auf seine Hände und dann doch wieder auf mein Gesicht und jedes Mal wenn sein Blick an meinem Verband hängen bleibt, leuchtet wieder eine Mischung aus Trauer, Schuld und Zorn in seinem Blick. Ich nehme das alles wie durch einen Schleier wahr, doch ich bin mir sicher, mich nicht getäuscht zu haben. Er fühlt sich schuldig für das, was sie mir angetan haben, oder ist das alles wieder nur ein geschickter Versuch, mich zu verwirren?
Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Bin ich einfach zu übervorsichtig und erkenne nicht einmal einen Menschen, der mir helfen will, wenn ich ihm gegenüber sitze, oder habe ich mit meinem Misstrauen vollkommen Recht und will nur nicht erkennen, dass alles nur eine Lüge ist, um mich, warum auch immer, weiter zu verwirren, oder um einfach nur sicher zu gehen, dass mein Wille wirklich gebrochen ist. Doch die Gefühle, die in seinem Blick mitschwingen, wirken so echt und ehrlich. Ich bin ziemlich verwirrt und versuche lieber, mich endgültig aufs ‚nichts denken’ zu konzentrieren. Jamie sieht mir wieder ins Gesicht und ich fühle mich, als würde er mit seinem Blick tief in mein Innerstes vordringen. Ich will mich verstecken, um nicht länger diesem durchdringenden, mich verstörenden und ängstigenden Blick ausgeliefert zu sein, doch ich kann mich nicht bewegen, ein Teil von mir will sich auch gar nicht verstecken, sondern ihm endlich tief in die Augen sehen und in ihnen versinken, vielleicht sogar zu seinem Innersten vordringen und endlich verstehen, was es mit allem auf sich hat, warum ich so leiden muss, und vielleicht sogar durch ihn verstehen, warum ich so geworden bin, wie ich jetzt bin, doch ich entziehe mich einfach einer Entscheidung über das, was ich jetzt tun soll, indem ich einfach weiter an die Wand starre und alles auszublenden versuche.

Ich habe Angst vor den Konsequenzen und bleibe lieber in dieser Ungewissheit, auch wenn sie mir bis jetzt als das Schlimmste vorgekommen ist, das man erleben kann, doch nun verstehe ich, dass Unwissenheit manchmal ein Segen sein kann. Man kann wenigstens noch hoffen, wenn man nichts Genaues weiß, doch mir bliebe nicht einmal mehr die Hoffnung, wenn ich einfach riskieren würde, mich zu öffnen, um dann doch nur Enttäuschungen zu erleben.
Aber ich kann doch nicht immer nur in der Schwebe hängen und mich weder für Vertrauen noch für totales Misstrauen entscheiden! So werde ich nie einen Weg aus dieser Hölle finden. Ich muss mich irgendwann entscheiden, wie ich auf die Außenwelt reagieren will und vor allem, wie ich mich Jamie gegenüber verhalten soll.
Ja, irgendwann, aber irgendwann muss nicht unbedingt jetzt sein. Ich habe Zeit, nein ich brauche noch Zeit um mich wirklich richtig zu entscheiden. Ich will nicht mehr verletzt werden und schon gar nicht jetzt. Ich habe keine Kraft mehr.
Aber was habe ich denn schon groß zu verlieren? Warum nicht etwas riskieren? Ich will doch hier raus! Mit allen Mitteln, oder etwa nicht? Ist es nicht vielleicht sogar so, dass ich mich mit meiner Untätigkeit schon in mein Schicksal gefügt habe? Ist das nicht genau das, was sie von mir wollen? Ich streite schon mit mir selbst, wie soll ich da jemals die Kraft finden zu fliehen? Denn fliehen muss ich, wenn ich nicht zugrunde gehen will. Ich hatte schon gedacht, dass ich keine Kraft mehr habe, dass ich nun alles mit mir geschehen lasse, doch diesen Gedanken habe ich noch einmal verdrängt, vielleicht zum letzten Mal, aber egal. Wichtig ist, dass ich noch nicht endgültig aufgegeben habe und das ist alles, was zählt.

Aber was will denn Jamie nun eigentlich von mir? Er sitzt mir noch immer gegenüber und wartet wahrscheinlich auf ein Zeichen von mir, dass ich registriert habe, dass er da ist, doch ich warte immer noch ab, ob er nicht vielleicht von alleine, ohne wirklich zu wissen, ob ich bei mir bin oder nicht, etwas tut. Und wirklich, als hätte er meine Gedanken gelesen, beginnt er in diesem Augenblick zu sprechen: „Leonie?“ Er wartet einige Sekunden lang auf irgendeine Reaktion von mir, aber ich starre weiter auf die Wand. „Leonie, kannst du mich hören? Bitte sag doch etwas, oder blinzle wenigstens, wenn du mich hören kannst.“ Wieder breitet sich Stille im Raum aus, die fast greifbar in der Luft liegt.
„Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber ich hoffe es. Bitte, du musst mir glauben, ich wollte das alles nicht, aber ich konnte Tyler nicht aufhalten. Was er dir angetan hat, tut mir leid. Ich weiß, meine Worte müssen dir wie blanker Hohn vorkommen, aber ich kann dir helfen, hier raus zu kommen. Du glaubst mir bestimmt kein Wort, aber wenn du nur mit mir reden willst und die Therapie über dich ergehen lässt, kann ich es bestimmt so drehen, dass sie dich entlassen, aber nur wenn ich sie davon überzeugen kann, dass du nichts darüber sagst, was dir hier passiert ist.
Bitte, ich will dir helfen, hier raus zu kommen, aber das kann ich nur schaffen, wenn du mir dabei hilfst. Du fragst dich bestimmt, warum ich dich nicht einfach hier raus schaffe, aber Tyler hat dir auch einen Sender eingepflanzt, der Alarm schlägt, falls du dich unerlaubt von dieser Anlage entfernen solltest. Ich kann dich also nicht unbemerkt hier raus schleusen, also musst du mir wohl oder übel vertrauen, wenn du eine reelle Chance haben willst, hier wegzukommen.“

Jamie sieht mich aufmerksam an, wartet auf eine Reaktion, doch ich bin noch immer viel zu verwirrt über das gerade Gehörte, als dass ich irgend etwas sagen könnte. Kann es wirklich sein, dass er mir helfen will? Habe ich wirklich einen Verbündeten gefunden, oder ist alles nur Theater? Warum will er mir auf einmal helfen?
„Du fragst dich jetzt bestimmt, warum ich dir helfen will. Ich weiß selbst nicht genau warum, aber Tyler ist eindeutig zu weit gegangen und ich kann doch nicht mit ansehen, wie er dich seelisch fertig macht, nur um die chemischen und hormonellen Vorgänge in deinem Gehirn zu messen, die verhindern, dass dein Wille bricht. Er will ergründen, was in deinem Gehirn abläuft,
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