Fanfic: Wenn rote Erde brennt
Planet auch so etwas wie Schönheit besaß. Ihre Heimat war natürlich bei weitem schöner, aber auch die Erde hatte etwas an sich, was sie liebenswert machte. Zwar hatte Deimos wesentlich mehr und auch viel höhere Bäume, aber die hohen Wiesen und der wunderbare, riesige See glichen das ohne Probleme aus.
Ein schriller Pfiff schallte aus dem Lager herauf. Kamyra spähte nach dem Pfeifer und entdeckte schließlich ihren Kameraden Thorr, der mit dem Armen wedelte, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Kamyra winkte zurück und machte sich auf den Rückweg zum Lager. Das letzte Stück des Weges kürzte sie ab, indem sie über den losen Dreck der Uferböschung hinunter rutschte. Thorr kam ihr entgegen. „Was treibst du da oben? Wir rackern uns hier ab und du nimmst ein Sonnenbad!“, herrschte er sie eher freundschaftlich an, während er dabei unauffällig ihren gut gebauten Körper musterte, der von schimmerndem, pechschwarzem Fell überzogen war. Angefangen von den langen Beinen, die nur in einer knappen Hose steckten, weiter hinauf zu ihrem straffen, muskulösen Bauch, der unter einem legeren Top hervor schaute, das nur über ihre Brust straff gespannt anlag und schließlich zu ihren feinen, mausartigen Zügen und den wachen, grünen Augen.
Kamyras zierliche Mäuseohren zuckten unentwegt in alle Richtungen und am Linken baumelte ein recht großer, silberner Ohrreif. Ihre Arme wirkten stärker, als es für ihren doch eher schlanken Körper sein sollte und um den linken Oberarm trug sie einen ebenfalls silbernen, mit Schriftzeichen verzierten Reif. Über der rechten Schulter hing ihr Bogen und auf dem Rücken hatte sie den Korb mit den Pfeilen. Ihr langer, ebenfalls fast schwarzer Schwanz peitschte hinter ihr durch die Luft.
Kamyra lächelte ungezwungen. „Ich habe mir das Landschaft angesehen, außerdem sind Carbine und ich schon durch den ganzen Wald gerannt, um das Holz zu suchen und ranzuschleppen, dass ihr jetzt verbaut. Also beschwer dich nicht.“ Thorr grinste breit. Es war das erste Mal, dass Kamyra ihn seit dem Beginn dieser Reise wieder so lachen sah und es machte sie glücklich. Thorr stemmte seinen muskulösen Arme gegen die Seiten, sodass sich die ebenfalls gut ausgebildeten Muskeln seiner Brust gegen den weichen Stoff seines T-Shirts abhoben. Sein in drei Farben geschecktes Fell gab ihm aber eher das Aussehen eines Clowns, als das des gefährlichen Kriegers, der er eigentlich war.
Kamyra ging mit Thorr zusammen zwischen den entstehenden Hütten entlang, in deren Schatten bereits Kinder spielten. Alles wäre in Ordnung, wenn sie auf Deimos wären und kein Krieg, und vor allem keine Marsianer, die ihnen nachstellten. Kamyras Miene verfinsterte sich, während sie darüber nachdachte, dass ihnen ja ein marsianischer Kreuzer gefolgt war. Sie hoffte inständig, dass er ihre Spur verloren hatte. Das Letzte was sie wollte war, dass der Krieg sich auf diesen Planeten ausweitete.
Thorr hatte ihre sich verdunkelnde Stimmung bemerkt und fragte: „Was ist los? Denkst du an den Kreuzer?“ Kamyra war immer wieder verwundert, wie leicht es ihm fiel, ihre Gedanken zu erraten. Sie kannten sich einfach schon zu lange, eigentlich kannte sie Thorr seit sie denken konnte. Auch er war einer der Zwölf, genau wie sie selbst. Sie hatten gemeinsam die Lehrzeit und die harten Prüfungen überstanden und sie kämpften Seite an Seite in diesem sinnlosen Krieg. Kamyra schenkte ihm ein Lächeln. „Ja. Ich hoffe, dass er unsere Fährte verloren hat.“ Thorr nickte nachdenklich, dann sah er sie forschend an. „Das ist aber nicht alles, oder?“ Kamyra schwieg. Wusste er etwa schon wieder mehr als sie? Suchend durchforstete sie alle ihr ungeordneten Gedanken und stieß schließlich auf einen, den sie noch nicht ganz gefasst hatte.
„Die drei Marsianer.“, sagte sie tonlos. „Meinst du, sie könnten zur Besatzung des Kreuzers gehören?“, wollte Thorr wissen. Kamyra zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, aber wir werden es rausfinden.“, damit steuerte sie auf eine der fertigen Hütten zu, in denen sie die Motorräder untergebracht hatten. Thorr war ihr halb rennend gefolgt und fragte: „Wo willst du hin?“, als Kamyra eine der Maschinen startete. „In die Stadt.“, erwiderte sie, setzte ihren Helm auf und gab Gas.
„Charly? Was starrst du da an?“ Christines Stimme riss Charly aus ihren Gedanken und sie drehte sich mit einem müden Lächeln zu ihrer Freundin um. „Nichts.“, sagte sie leise. Christine runzelte besorgt die Stirn, wo war die laute Powerfrau geblieben, für die Charly hier so bekannt war? „Alles okay?“, wollte sie wissen und legte der anderen Frau freundschaftlich den Arm um die Schultern. Charly sah sie lächelnd an. „Ja, ich bin nur müde.“ <i>Und mein Rücken brennt wie Feuer</i>
Modo, der die ganze Zeit über grübelnd in seiner Ecke gesessen hatte, sprang plötzlich auf, sodass sein Stuhl nach hinten kippte. Zeitgleich klappte Charly wieder zusammen, sodass Christine sie nicht mehr zu fassen bekam. Vinnie war sofort bei den zwei Frauen und hob Charly vom Boden auf, Rico war ebenfalls aufgesprungen und sah jetzt Modo fragend an. Vinnie brachte Charly derweil zu einem, schon seit Ewigkeiten in der Werkstatt vor sich hin gammelnden, Sofa und legte die zitternde Frau vorsichtig darauf ab. Christine brachte eine Decke und wickelte ihre Freundin sorgsam ein. Dann schnappte sie sich ihr Handy und rief einen Rettungswagen.
„Ich wusste, dass ich diese Art Pfeil schon mal irgendwo gesehen hab.“, knurrte Modo dunkel. Rico wartete noch immer auf nähere Erklärung, da fragte Vinnie schließlich ungeduldig: „Jetzt spuck’s schon aus! Was is los mit ihr?“ Modo blickte zum Sofa hinüber und sein Auge begann zu glühen. „Dieser Pfeil stammt aus dem Köcher eines Deimonen und war mit Sicherheit vergiftet.“ Die beiden anderen Mäuse tauschten einen Blick. „Deimos? Sicher? Was sollen die denn auf der Erde wollen?“, dachte Rico eher laut, als das er auf Antwort wartete.
Vinnie gluckste: „Kein Wunder, dass die abgestürzt sind, wenn Deimonen am Steuer saßen.“ Dafür erntete er einen vernichtenden Blick aus Modos rot glühendem Auge. Rico wehrte den sich anbahnenden Streit ab, indem er fragte: „Bist du sicher? Woher weißt du das?“ Modo hob den Pfeil an und zeigte ihm ein Zeichen, dass ganz fein in den Schaft graviert war. „Ich habe ein Jahr auf Deimos verbracht, als ich noch ziemlich klein war. Das hier ist das Zeichen der Zwölf, den besten Kämpfern, die Deimos hat.“
Vinnie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Wenn sie wirklich so gut sind, warum vergiften sie dann ihre Pfeile so hinterlistig?“, fragte er laut und wies dabei auf Charly. Draußen erklang gerade die Sirene des Krankenwagens und die drei setzten ihre Helme auf, damit die Sanitäter ihre Ohren nicht sehen konnten. Danach ging alles ganz schnell. Die Männer kamen herein, legten Charly sofort auf eine Trage und setzten ihr Infusionen, dann schafften sie sie in das weiß-rote Auto und fuhren unter Lärm ab. Christine durfte mitfahren, die drei Mäuse blieben zurück.
„Und jetzt?“, fragte Vinnie mit leicht genervtem Unterton in der sonst immer so leichtfertigen Stimme. „Wir müssen die Deimonen finden.“, erwiderte Modo fast wie im Halbschlaf. Rico sah zu dem wesentlich größeren Mäuserich hoch. „So?“, machte er nur. Modo nickte und ging wortlos zu seiner Chrom glänzenden Maschine.
Keine Minute später passierten sie die sich langsam wieder mit Leben füllenden Straßen Chicagos. Sie fuhren langsam, immer mit dem Ziel die Stadt zu verlassen und hinaus zu dem Wrack zu gelangen. Auf dem Weg durch eine kleinere Seitenstraße kam ihnen plötzlich ein anderer Motorradfahrer entgegen. Eigentlich nichts ungewöhnliches, aber Rico stieg sofort in die Bremsen und sah dem anderen nach. Zwangsläufig hielten auch die anderen beiden an und wandten die Köpfe dem Fremden hinterher. „Was ist?“, wollte Vinnie wissen, da hatten Rico schon gewendet. „Das war ein marsianisches Bike.“, erwiderte er und nahm die Verfolgung auf. Die anderen beiden ließen sich nicht lange bitten und rasten hinterdrein.
In mörderischem Tempo jagten die vier Biker durch die Stadt, denn der Verfolgte hatte längst den Plan gefasst seinen Jägern zu entkommen. Er flüchtete sich in den wieder anwachsenden Verkehr der Stadt und schlängelte sich zwischen den Autos die Hauptstraße entlang. Dann wurde die Bahn dreispurig und der noch lichte Verkehr verlor sich. Die drei Marsianer holten langsam auf, denn der Fremde vor ihnen schien sich nicht recht zu trauen, noch schneller zu fahren.
„Da vorne kommt der Riss in der Straße! Er sollte langsam bremsen!“, rief Modo den anderen beiden zu. „Dann sollten wir ihn abfangen!“, erwiderte Vinnie und drehte den Gasgriff vollends auf. Sein feuerrotes Motorrad beschleunigte noch einmal weiter und er holte zu dem anderen Motorradfahrer auf. Durch Rufe und Handzeichen versuchte er den Anderen auf den nahenden Riss aufmerksam zu machen, doch der reagierte nicht. „Vinnie!