Fanfic: Trug und Täuscherei
sich Sorgen zu machen. Sie war es gewohnt das er manchmal Minuten lang nicht wirklich anwesend war - oft dachte er dann an seine verstorbene Frau - aber diesmal schien es anders zu sein. Diesmal schien er ernsthaft über etwas nachzudenken.
Die zweitälteste Tochter war sich sicher, das es etwas mit der Postkarte zu tun haben mußte die ihr Vater heute morgen bekommen hatte. Er hielt sie noch immer in den Händen, zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt, und tippte mit der Kante gedankenverloren gegen seine Unterlippe.
Für Nabiki stand fest das sie den Inhalt dieser Karte kennen mußte. Als sie jedoch näher schlich und Soun über die Schulter schielen wollte, wandte dieser plötzlich den Kopf zu ihr um.
"Ah, Nabiki. Ich wollte grade nach dir rufen. Komm, setz dich einen Moment zu mir," sagte er und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf die Dielen.
Mit leicht errötetem Gesicht, das sie erwischt worden war, setzt sie sich neben ihren Vater, versuchte aber trotzdem noch einen Blick auf die Karte zu erhaschen. Doch Soun ließ sie im Ärmel seines Dogi verschwinden, alles was sie sah war das Motiv auf der Vorderseite: Ein Panda.
"Nabiki," begann Soun und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, "erinnerst du dich daran, das ich öfters von einem alten Freund erzählt hatte, mit dem ich in meiner Jugend trainierend durchs Land gezogen bin?"
Sie dachte kurz nach. "Ich glaube schon. Satomane, oder so ähnlich?"
"Saotome," korrigierte er. "Saotome Genma. Er ist außer uns der Einzige, der ebenfalls die Kunst der Schlägereien aller Art unterrichtet. Aus diesem Grund hatten wir damals beschlossen, unsere Schulen miteinander zu vereinen."
In Nabikis Kopf machte es Klick. "Moment? Das ist doch wohl nicht derselbe alte Freund, mit dem du diese Schnapsidee mit der Heirat hattest?" Es war zwar schon länger her, aber sie konnte sich noch entsinnen das ihr Vater mal etwas derartiges erzählt hatte. Etwas, das mit der Familienehre zu tun hatte. Damals hatte sie es nur für einen schlechten Scherz gehalten, doch Souns nächste Worte bestätigten ihre Befürchtung.
"Genau. Er wird uns in Kürze mit seinem Sohn besuchen kommen, und eine von euch wird dann diesen Sohn später heiraten."
Eine Ehe paßte absolut nicht in Nabikis Pläne, und sie machte dies auch deutlich. Soun beruhigte sie. "Aber wer hat denn gesagt das du diejenige sein wirst, die ihn heiraten soll?"
"Aus welchen Grund würdest du es mir sonst erzählen?"
Der Vater wirkte leicht gekränkt. "Glaubst du das wirklich von mir? Ich kenne dich zu gut als das ich mich mit dir anlegen würde, selbst wenn ich dein Vormund bin. Nein, ich habe mehr an Akane gedacht. Diejenige, die Genmas Sohn heiraten wird, wird auch das Dojo erben und unsere Familientradition fortführen. Und Akane ist die Einzige, die sich für den Kampfsport interessiert. Außerdem ist sie im gleichen Alter wie Saotomes Junge."
Das erleichterte Nabiki, verwirrte sie aber auch. "Weshalb erzählst du es dann mir?"
"Weil ich deine Hilfe brauche. Mir ist das etwas gestörte Verhältnis deiner kleinen Schwester zum anderen Geschlecht bekannt. Du kannst dir sicher vorstellen wie sie reagieren wird, wenn sie erfährt das ich sie dafür ausgewählt habe."
Das konnte Nabiki. Ihr tat der junge Saotome jetzt schon leid. "Hast du es ihr denn noch nicht gebeichtet?"
"Nein. Ich werde es auch nicht, jedenfalls nicht wenn alles so läuft wie ich es mir vorstelle."
"Und wofür brauchst du meine Hilfe?"
"ich möchte, das du diese Beziehung nach besten Kräften unterstützt," erklärte Soun. "Warne den Jungen worauf er bei Akane zu achten hat. Paß auf das er nichts unüberlegtes tut. Sorge dafür das Akane ihr Temperament im Zaum hält. Du kannst am ehesten erkennen wenn sich irgendwelche Krisen anbahnen - verhindere sie. Nimm ein wenig den Streß von den Beiden. Und noch etwas," sein Gesicht wurde ernst, "keine Erpressungsversuche. Die Saotomes werden auch ohne deine Intrigen keine leichte Zeit hier haben. Also sei nett zu ihnen."
"Du willst also, das ich den Schutz- und Liebesengel spiele?"
"Ich wußte das du mich verstehst," lachte Soun. "Ich darf doch erwarten, das du dieses Gespräch als vertraulich betrachtest?"
"Welches Gespräch?"
"Braves Mädchen."
Nabiki gestattete sich ein Lächeln. Akane mit einem Jungen zu verkuppeln, das war selbst für sie eine Herausforderung. "Ich werde sehen was ich tun kann."
Kasumi war wie üblich fleißig und am Karotten schaben, als Soun in die Küche kam. Sie wandte ihm kurz den Kopf zu und lächelte, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit.
"Kasumi, kann ich dich kurz sprechen?"
"Aber natürlich, Vater," antwortete sie ohne sich umzusehen und begann das geputzte Gemüse zu waschen.
"In ein paar Tagen wird ein Freund von mir mit seinem Sohn zu Besuch kommen..." begann er.
"Oh, wir hatten lange keine Gäste mehr," freute sich die älteste Tendo. Dann wurde ihr Gesicht nachdenklich. "Das heißt ich müßte zusätzliche Vorräte einkaufen, das Gästezimmer herrichten, zwei Futon vom Speicher holen-"
"Sein Name ist Saotome Genma," unterbrach Soun sie.
Kasumis Lächeln faltete deutlich zusammen. Natürlich kannte sie das alte Versprechen, und das Kommen der Saotomes konnte nur eins bedeuten. Sie hatte immer gewußt das dieser Tag einmal kommen würde, nur hatte sie gehofft das es nicht so bald sein würde.
"Dann," sie schluckte schwer, "werde ich wohl tun müssen, was die Familienehre gebietet," sagte sie stockend.
Soun runzelte die Stirn, dann verstand er. "Nein, nein Kasumi. Nicht DU sollst den Sohn heiraten. Du hast schon genug für die Familie aufgegeben, hast extra dein Studium abgebrochen um uns zu versorgen. Dich jetzt auch noch zur Heirat zu zwingen wäre mehr als ungerecht."
Kasumi konnte ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken. Sie konnte also weiterhin versuchen den netten Arzt für sich zu gewinnen. "Aber wen willst du die Bürde dann auferlegen, Vater?"
Soun trat näher an seine Tochter heran und senkte die Stimme. "Ich habe Nabiki dafür ausgewählt. Akane ist denkbar ungeeignet, wegen der kürzlichen Vorkommnisse an der Schule, aber Nabiki erfüllt alle Voraussetzungen. Sie hat Geschäftssinn und ist intelligent genug, um später ein Dojo führen zu können."
"Aber sollte sie denn nicht auch Interesse am Sport haben?" bedachte Kasumi. "Als Besitzerin hat sie doch auch Unterricht zu geben?"
"Das wird Aufgabe von Saotomes Sohn sein. Nabiki würde sich einfach nur um die Finanzen kümmern, wie sie es schon bei uns tut. Nebenbei bemerkt, es wird Zeit das sie anfängt soziale Kontakte zu knüpfen und nicht immer nur ans Geld denkt. Ein Partner wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung."
Kasumi nickte. Sie bedauerte Nabiki etwas, war gleichzeitig aber froh das es nicht sie selbst erwischt hatte. "Hast du Imutochan schon von deiner Entscheidung unterrichtet?" fragte sie.
Soun schüttelte den Kopf und setzte sich an den Küchentisch. "Das habe ich nicht vor. Wenn Nabiki davon weiß, wird sie alles tun um es zu verhindern. Besser, wenn sie sich freiwillig dazu entscheidet."
"Ich glaube nicht das sie etwas derartiges tun wird ..."
"Ich weiß. Und deswegen brauche ich deine Hilfe."
Kasumi runzelte die Stirn. Wie sollte sie dabei helfen können? Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze ab, setzte sich zu ihrem Vater und sprach ihren Gedanken laut aus.
"Ich möchte, das du Nabiki mit dem Sohn meines Freundes zusammenbringst," erklärte Soun. "Du kennst deine Schwester, du weißt was sie erwartet. Vielleicht kannst du Genmas Sohn hier und dort ein paar Tips geben wie er sich verhalten sollte, oder etwas Geld zustecken damit er Nabiki beeindrucken kann."
"Bist du dir denn sicher, das der Sohn deines Freundes überhaupt mit dieser Sache einverstanden ist?" gab Kasumi zu bedenken.
"Ich weiß es nicht," antwortete Soun wahrheitsgemäß. "Aber falls nicht, wird er seine Meinung schon ändern, wenn er erst einmal merkt wie gut er es hier haben wird. Immerhin haben wir eine der besten Köchinnen ganz Japans."
Kasumis Wangen erröteten. "Danke, Vater."
"Keine falsche Bescheidenheit. Du hast ein Talent in der Küche wie es kein zweites gibt. Ich erwarte natürlich von dir das du es auch einsetzt, wir wollen schließlich einen guten Eindruck hinterlassen. Sorge einfach dafür, das es Saotomes Sohn hier gefällt, sei nett zu ihm, den Rest werde ich schon erledigen." Er lächelte so optimistisch wie er konnte.
Der ältesten Tendo gefiel die Sache nicht, Nabiki so zu hintergehen. Aber jemand mußte es tun, und so fiel ihr die Wahl nicht schwer. "Ich werde deinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen," versicherte sie.
"Daran habe ich nie