Fanfic: Vier Krieger, ein Clan
Untertitel: Wiedergeburt einer Legende
Kapitel: Vorgeschichte
Vier Krieger, ein Clan - Vorgeschichte
„Drei Monde“, sagte YinYin, als sie gerade ihr Halsband umband, „drei Monde umkreisen diese Welt. Einer heißt Pax. Der leicht bläulich scheinende heißt Motus und der Kleinste heißt Sors.“ Sie schnürte sich die Schuhe zu und verließ das Zelt, das inmitten unendlicher Berge platziert war. Ein jüngeres Mädchen, so um die 5, folge ihr. Sie hatte lange, ungepflegte Haare, zerrissene Kleidung, abgelaufene Schuhe, aber ein sehr liebliches Gesicht mit großen Augen und roten Wangen. YinYin war schön, ihr kastanienbraunes Haar war ebenfalls recht lang und eine Brise, die unserem Frühlingswinde glich, streifte sie und ihr Rock wehte auf. YinYin errötete und drückte ihren Rock wieder runter. Das kleine Mädchen kicherte und ihre leicht gespitzten Ohren wurden von ihren Haaren bedeckt.
Sie sahen aus wie Geschwister.
Das kleine Mädchen blieb stehen und guckte in den aufgehenden Nachthimmel. „Pax“, sagte sie und schaute dabei den Mond an. YinYin schaute das Mädchen an, das noch nie etwas anderes sagte, außer <Mond – Pax, blauer Mond – Motus, kleiner Mund – Sors>.
YinYin kam nicht von dieser Welt. Sie kam von dem Nachbarplaneten Corsum. Dort hätte nie jemand für möglich gehalten, dass es auf Cinis Leben gibt. Aber YinYin sah anders aus, als die Bewohner von Corsum, deshalb suchte sie nach einem Weg, die umliegenden Sterne und den Planeten Cinis zu erforschen. Der Gedanke allein, auf Cinis eine Antwort für ihre Vergangenheit zu finden, zeigte ihr die Möglichkeit eines unbekannten Geheimnisses.
Mit dem Aufgang der Sonne wachte YinYin auf. Sie erinnerte sich an die letzte Nacht. Sie waren so lange gelaufen, bis sie an diese Schlucht kamen. Hier legten sie sich in einen Baum und warteten auf den nächsten Morgen. Die Schlucht sah nun noch tiefer aus.
„YinYin!“, sagte das kleine Mädchen. Sie guckte hinter dem Baum vor. Ihr zuvor blondes Haar hatte sich in ein dunkles Rot verfärbt und sie hatte kurze Rattenschwänze, die mit kleinen, blauen Schleifchen gebunden waren. Sie trug ein weißes Sommerkleid mit dünnen Trägern, das ihr bis zu den Knien ging und aufwehte, wenn der Wind blies. Sie hatte auch keine abgelaufenen Schuhe mehr an, sondern stand barfuß in dem kurzen Gras. Nur ihr Gesicht hatte sich nicht verändert - es war das gleiche liebliche Gesicht mit den großen Augen und den roten Wängchen. „Schön ist diese Welt, nicht wahr?!“, sagte sie fröhlich und schaute auf die andere Seite des Abhangs. Dort war alles kahl und grau. Aber auf der Seite, auf der sie standen, war alles aufgeblüht und nun konnte man auch erkennen, dass es ein Kirschblütenbaum war, unter dem sie standen. Es schien, als ob die Schlucht zwei Welten trennte.
YinYin wunderte sich.
Das kleine Mädchen – sie sagte, diese Welt sei schön, sie hat dabei auf die andere Seite gesehen. YinYin fand sie nicht schön, diese andere Welt.
„Mein Name ist Bellicosa. Das bedeutet Kriegerin. Ich bin Wächterin dieser Welt. Es gibt keine anderen „Menschen“ in dieser Welt. Ich schütze lediglich den Planeten und vor allem die Luft zwischen Himmel und Erde. Und ich achte darauf, dass sich hier nichts weiterentwickelt, weil diese Welt sonst bald genauso zerstört werden würde, wie schon vor langer Zeit. Sonst beginnt alles wieder von vorne. Und die Tragödie mit Schmerz und Leiden wird sich ununterbrochen wiederholen...“, Bellicosa schwieg und senkte ihren Kopf. Dann lächelte sie YinYin an und ihr liefen Tränen über das Gesicht. „Irgendwie hab’ ich dich furchtbar gern...“, murmelte sie. YinYin, die noch nicht begriff, worum es ging, schaute zu Bellicosa hinab. Mit zittriger Stimme und immer noch einem Lächeln im Gesicht sagte Bellicosa zu ihr: „ Das reicht! Du hast genug gehört...ich hätte dir niemals so viel erzählen dürfen. Du bist auch nicht anders als die anderen, die wenigen, die herkommen. Die Gier. Ihr werdet von ihr getrieben! Eure Technik und Mechanik erlaubt euch eure Träume zu verwirklichen. Ihr bringt das Unglück und die Zerstörung in diese Welt. Ihr holt die Menschen aus eurer Welt hierher und nutzt das gesunde Land um euch weiterzuentwickeln. Aber irgendwann wird das nicht mehr möglich sein! Verlasse Cinis und vergesse alles, was du gesehen hast. Dann muss ich dich nicht...“ Doch YinYin schüttelte hastig den Kopf und sank in die Knie: „Du tust mir Unrecht! Ich bin nicht hier um Cinis oder dir zu schaden! Ich bin nicht hier um irgendwas beabsichtigt zu verändern!“, YinYin packte das kleine Mädchen an den Schultern, „Sieh’ mich an... ich bin anders! Ich bin sehr wohl anders, als die, die bisher auf deinen Planeten kamen. Ich bin hier um etwas über meine Vergangenheit zu erfahren. Sieh’ mich an. Bin ich dir nicht ähnlich?“
Bellicosa schwieg. Sie musterte YinYin und schwieg weiter. An ihrem Blick konnte man bereits erkennen, dass sie es einsah. Sie schien es erst gar nicht zu mögen, dass YinYin Recht hatte, doch dann änderte sie ihren Ausdruck. Sie lächelte freundlicher und sagte knapp mit ruhiger Stimme: „Gut. Du hast Recht.“ Das Mädchen trat einen Schritt zurück und YinYin stand auf. Bellicosa erhob die Hand und hinter ihr erschien das Siegel der Zwölf, umgeben von einem roten Schleier. Sie hob die zweite Hand und dicke Wolken verdunkelten das helle Licht der Sonne. Ein gebündelter Windstoß ließ YinYin vom Boden abheben und sie in Richtung Schlucht treiben. YinYin schrie auf und im jenem Augenblick verlor das Siegel der Zwölf sein Licht und stürzte mit YinYin den Abhang hinunter.
Bellicosa schaute ihr mit wässrigen Augen nach und sagte mit unsicherer Stimme: „Ich hoffe, du hast Recht.“