Fanfic: Die Wege des Schicksals
Kapitel: Aufregung und Unruhe
„Nein das stimmt, ich komme aus einem kleinen Dorf, ein paar Tagesreisen von hier entfernt.“, Etrius lächelte voller stolz, jetzt konnte er seinem scheinbar allwissenden Gesprächspartner auch einmal etwas erzählen.
„Aus einem kleinem Dorf? Und wie heißt dieses Dorf?“, leicht gelangweilt griff Rurik nach einen großen Humpen, setze ihn an und leerte diesen. Etrius Triumph viel zusammen wie ein Kartenhaus im Winde.
„Nun, ja, es heißt Dorf.“ Murmelte er leise vor sich hin und mümmelte an einem Stück Brot. „Pah, das ist mir aber auch noch nicht vorgekommen, jedes Dorf, jede Stadt hat einen Namen. Hier ist es die Hauptstadt, Nullen. Weißt du überhaupt was Kantora ist?“, Rurik tastete mit einem mürrischen Blick sein sichtlich verwirrtes Gegenüber ab.
„Kantora?“, leicht drehte er Unwissende seinen Kopf zur Seite. Der kleine Zwerg schüttelte nur noch mit dem Kopf:
„ Herjeh, gibt es überhaupt etwas, das du weißt? Kantora ist ein Kontinent, Nullen seine Hauptstadt…, aber was sage ich dir das, ich bin kein Lehrer.“
Ein schriller Ton ließ Rurik aufmerksam werden.
„Schau dir das mal an“, plärrte es in seinem Rücken. Langsam drehte sicher der kleine Zwerg um. Etrius verfolgte seinem Blick und sah eine wirklich kleine Gestalt, die gerade jemandem etwas funkelndes zeigte. Für Etrius nichts besonderes, ein Haufen schöner glitzernder Steine.
Rurik hingegen wusste, was das für Steine waren. Opale, Amethysten, Smaragde, Rubine und Diamanten blitzen aus der Hand der Kleinen heraus. Es waren so viele, das die Hand des Mädchens sie fast nicht alle halten konnte. Verstohlen blickte die sie zur Seite, als sie merkte das ein prüfender Blick auf ihr lastete, zog sie sich die Kapuze tiefer in ihr Puppen ähnliches Gesicht.
Rurik zählte langsam die Steine und murmelte dabei vor sich hin. Es war sehr auffällig, das diese kleine Gestalt ein sehr ähnliches Sortiment an wertvollen Edelsteinen besaß, wie er selbst. Plötzlich wurde ihm alles klar, mit einer schnellen Bewegung griff er zu einem ledernen Beutel, der bis dato noch friedlich an seinem Gürtel baumelte.
„Beim Barte Moradins!“, rief er sehr erregt und spurtete los. Etrius schaute sich verwundert das ganze Szenario an. Rurik entriss dem Kind das Kleinod und packte es recht unsanft an der linken Schulter. Kurz quiekte die Kleine auf.
„Lass das du tust mir weh.“, die schlanken Ärmchen schlugen wild um sich, verfehlten aber immer ihr Ziel.
„Ach ja? Ich werde gleich noch was ganz anderes machen, du weißt doch, Dieben hackt man die Hände ab. Es ist mir gleich ob du ein Kind bist oder nicht, Strafe muss sein. Vor allem, wenn dich deine Mutter nicht gelehrt hat, das man auf gar keinen Fall Zwerge beklaut.“, wie ein Donner dröhnte seine Stimme durch den Schankraum. Augenblicklich wurde es Still. Es schien als würde selbst der Atem der meisten Trunkenbolde vor Angst aussetzen.
„Ich bin kein Kind und ich habe dir die Steine nicht gestohlen, ich habe sie gefunden und wollte nur darauf aufpassen.“, plärrte die Kleine lautstark.
„Gefunden? Gefunden! Wo hast du sie denn gefunden, Kind?“, noch immer hallte seine Stimme durch die gut besuchte Schänke und zerfetzte so die unnatürliche Stille.
„In deiner Tasche, ich wollte doch nur darauf aufpassen, du hast getrunken und bevor du sie verlierst, da dachte ich-“, ein mehr als lautstarker Einwand hinderte das verschreckte Wesen daran den Satz zu vollenden.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein. So eine Lüge, das hat bis jetzt noch niemand versucht.“, immer fester wurde sein Griff, erneut gab die Kleine einen lauten schmerzerfüllten Schrei von sich.
„Doch, bitte ich lüge nicht… bitte glaub mir!“, der zierliche Körper bete vor Angst.
Dank des Mantels, der pflichtbewusst ihr Gesicht verdeckte konnte man es nicht sehen, aber Etrius konnte es mehr als deutlich spüren. Mit jeder Träne, die unaufhaltsam auf den Boden schlug starb er innerlich ein Stück. Er konnte es nicht mit ansehen, zurechtweisen ist wichtig, aber man muss auch wissen wann der richtige Punkt gekommen ist um Gösse, in Form von Gnade, zu beweisen.
Der wild gestikulierende Krieger blickte erschrocken zur Seite, als sein flammender Monolog über Ehre und Recht unsanft unterbrochen wurde.
„Rurik!“, ohne Rückendeckung von Mut oder Selbstbewusstsein, versuchten seine Worte einen Heldenhaften Alleingang. Widerwillig ließ sich sein Körper von dem ungewohnten Tatendrang anstecken und platzierte sich genau zwischen den beiden.
Das Verhalten des Schmächtigen brachte Rurik so dem Konzept, dass er seinen Griff löste. Schnell gaben ihre Arme die wieder errungene Freiheit auf, um zitternd Etrius Beine gefangen zu nehmen.
In diesem Moment schwang kunstvoll die schon reichlich mitgenommene Türe auf.
Kollektiv richteten alle ihren Blick auf ein bizarres Bild. Ein Strumpfhosen tragender Hoflakai versuchte mit seinen schmalen Schultern den Türrahmen auszufüllen.
Feierlich entrollte er eine schwere Schrift Rolle.
„Von heute an sei kundgetan und zu wissen, dass-“, die penetrante nasale Stimme stoppte abrupt, unsanft wurde er gepackt und von hinten aus dem Eingang entsorgt.
Ein aufgeregter Mann nahm seine Stelle ein.
„Wisst ihr schon das neuste? Die jüngste Prinzessin ist weg! Entführt!“, kreischte er grausam hastig.
Ohne noch die folgenden Ausführungen abzuwarten, schnappte sich Rurik seine Sachen.
„Komm Menschling, lass uns gehen, hier wird es sehr bald sehr ungemütlich werden.“, raunzte er patzig in die Richtung des immer noch Umklammerten.
Als das Mädchen begriff das Etrius nun seine Beine benötigte, verlagerte sie ihre Energien.
Nun konzentrierte sie sich voll und ganz darauf seine Hand festzuhalten.
„Aber warum gehen wir, sollen wir die nicht suchen helfen?“, fragte Etrius verwirrt, als er versuchte nicht im Getümmel unterzugehen.
„Pha, das werden sie auch so schaffen. Da bin ich mir sicher, aber bald werden Leute auftauchen und Fragen stellen. Viele Fragen und glaube mir, mit den Antworten die du ihnen liefern könntest wären sie alles andere als glücklich, also sei kein Narr und lass uns gehen. Außerdem, selbst wenn wir wollten wir könnten nicht helfen.“, der kleine kompakte Zwerg erkämpfte sich mühelos eine Gasse durch die aufgeregte Menschenmenge.
Der nicht so ganz erfahrende Gassenhauer nutze die Gunst der Stunde und schloss dichter auf. Auch sein ungewolltes Anhängsel erkannte den Ernst der Lage und ließ sich stumm mitziehen.
„Warum können wir nicht helfen?“, irgendwie blieb Etrius die Problematik verborgen.
„Weißt du was über das Gör? Nein. Niemand weiß was über sie. Den Rest erklär ich dir wenn wir hier raus sind.“, brüllte der schwer beschäftigte Rurik.
In dem immer ansteigenden Chaos, welches unaufhörlich die Stadt korrumpierte vergaß Etrius sogar das einer seiner Hände noch in beschlag genommen war. Aufgeschreckt liefen die Bewohner durch die Strassen. Ein Strom von unkoordinierten, meist schon mit Mistgabeln ausgestatteten Bauern wog bedrohlich durch die riesigen Tore der Stadt.
„Es hat sich schneller verbreitet als ein Lauffeuer.“, die Worte es kleinen Mannes drohten kläglich zu ertrinken.
„So schnell war das gar nicht, wir brauchen nur sehr lange um endlich hier raus zu kommen. Ach, hast du dir auch schon mal Gedanken darum gemacht das unser übereiltes Aufbrechen auch als Geständnis gedeutet werden kann?“, fragte Etrius auch wenn ihm wohl bewusst war, das er eine Antwort nicht bekommen würde.
Unendlich viele kleine Gefechte später schaffte es das nun völlig ausgelaugte Trio das Tor zu passieren. Niemand schenkte ihnen Beachtung, zu groß war der Drang der anderen ihre Neugierde zu befriedigen.
Matt ließ sich Rurik nach einigen Metern auf einen großen Stein am Wegesrand sinken. Starr richtete er seinen Blick auf den staubigen übergroßen Trampelpfad.
„Da lob ich mir doch eine ehrliche Schlacht. Sich durchzuboxen ohne Jemanden ernsthaft zu verletzen ist eine größere Kunst, als seine Gegner gänzlich außer Gefecht zu setzen.“, stöhnte er erstaunlich mitgenommen. Musternd wanderte der Blick des Paladins zurück. Eigentlich wollte er noch einen vorerst letzten Blick auf das ungewohnte Panorama erhaschen, doch etwas versperrte im etwas den Sicht. Es dauerte eine ganze Weile bis er das gesehene verarbeitet hatte, doch die anfängliche Trägheit wurde nun von seiner rasenden Hektik wieder wettgemacht.
„Ich fass es nicht, du hast tatsächlich diesen Quälgeist mit geschleppt.“, tadelnde Blicke trafen Etrius.
„Ja, sie stand da so in meiner nähe und ich habe mir gedacht…“, verlegen spielte er an der Schnürung seines Hemdes. Mit einem plötzlichen ruck riss das bis jetzt stille Mädchen die Kapuze aus dem Gesicht. Die beiden Männer starrten sie verwirrt an.