Preventing Armageddon
Tausende Fragen schwirrten in ihrem Kopf, doch keine einzige ließ sich länger als einen Sekundenbruchteil festhalten. Bruchstückhafte Bilder von türkisen Haaren, Schimpftiraden und starken Armen, die sie in das Bett zurück gehoben hatten, blitzten vor ihrem inneren Auge auf und erschienen keinen Sinn zu ergeben. Zumindest in diesem Augenblick nicht.
Ayame massierte müde ihre schmerzenden Schläfen. Beiläufig bemerkte sie den unbekannten, seidenen Pyjama, der ihren Körper umhüllte. Die Empörung verschob sie auf später. In diesem Moment musste sie sich um ihre Verletzungen kümmern. Offensichtlich verfügten diese pathetischen Erdlinge nicht über die Möglichkeiten oder den Willen, sie ausreichend zu heilen. Widerwillig knurrte sie bei dem Gedanken an ihre Situation.
Ihren letzten Versuch, auf den eigenen Beinen zu stehen, noch gut in Erinnerung, ließ sie sich diesmal mehr Zeit, um nicht erneut Opfer eines plötzlichen Blutsturzes zu werden. Dank des fehlenden Schmerzmittels in ihrem Blut spürte sie diesmal jedoch jeden einzelnen Nerv in ihrem Körper noch deutlicher. Mit unsicher zitternden Fingern fixierte sie ihren Arm in seiner Schlinge in der korrekten Position. Mehrere unterdrückte Schmerzlaute und zahlreiche, deutliche Flüche auf den Lippen kämpfte sie sich zu dem bodentiefen Fenster auf der anderen Seite des Bettes. Der alles beherrschende Gedanke in ihrem Kopf drehte sich um Flucht, an die allerdings unter diesen Umständen nicht zu denken war. So musste sie sich mit einer nicht annähernd so guten Zwischenlösung zufrieden geben.
Die Wände des Zimmers schienen mehr und mehr in ihre Richtung zu rücken und die eigentlich großzügigen Ausmaße ihrer Unterkunft waren vergessen. Ich muss hier raus! Ein kleines Stück ihrer kindlichen Klaustrophobie bahnte sich ihren Weg an die Oberfläche und machte sich daran, ihr rationales Denken aufzufressen.
Schwer atmend lehnte sich Ayame gegen das Fenster, welches unter dem ungewohnten Druck beinahe sofort nachgab. Ihr Gehirn brauchte dagegen ein paar Momente länger, um die Entdeckung zu verarbeiten. Ein Sprung beziehungsweise Fall, aus dem wievielten Stock auch immer, blieb ihr also erspart. Unter den gegenwärtigen Umständen wäre diese Variante ihrer Gesundheit auch nicht besonders förderlich gewesen…
Erstaunt über die so schnell erschienene Lösung, betrat sie den großen Balkon und schloss die Tür wieder hinter sich. Unter dem freien Himmel klärten sich die dunklen Wolken um ihre Gedanken zunehmend auf und ließen sie wieder zu sich selbst finden.
Ayame sank auf ihre Knie, faltete ihre Beine unter ihrem schmerzenden Körper und legte ihre unverletzte Hand mit dem Handrücken nach unten in ihren Schoß. Erleichtert schlossen sich ihre Augen fast von selbst und das bewusste Denken schaltete sich ab. Eine tiefe, nichtsdestotrotz auf Heilung konzentrierte Meditation ergriff von ihrem Geist und Körper Besitz.
Einzig ihr Unterbewusstsein verfolgte den Lauf des Halbmondes bis hinter den Horizont und bewunderte, wie die ersten, schüchternen Sonnenstrahlen die Parkanlage unter ihr durchfluteten.
Ayame’s empfindliche Ohren nahmen ein ungewohntes Geräusch wahr. Ihr sechster Sinn begann augenblicklich zu arbeiten und machte ohne Mühe die Quelle des Lautes aus.
„Bulma sucht dich schon überall. In deiner Haut will ich nicht stecken, wenn sie dich hier findet!“
Ein eindeutig ärgerlicher Gesichtsausdruck wendete sich der hochgewachsenen, lila-haarigen Gestalt zu, die lässig und mit einem amüsierten Grinsen im Türrahmen lehnte.