Preventing Armageddon
ändern. Das Unerträglichste jedoch war, dass sie es überleben würde – und daran zweifelte sie keine Sekunde.
Eine Mann mit schwarzen, handbreit in alle Richtungen abstehenden Haaren trat in ihr Blickfeld. Kiyoshi. Sein Gesicht hatte in den tagelangen Strapazen sein Farbe verloren und das namenlose Entsetzen in seinen blauen Augen sprach Bände. In seinen Armen hing ein lebloses Bündel.
Mit müden Bewegungen lud er es abseits des Ganges auf dem steinernen Fußboden ab und bettete die Hände des Toten auf seiner Brust. Ayame war ihm wankend gefolgt. Hinter ihrem versteinerten Antlitz regte sich eine abgrundtiefe Verzweiflung. Ihr Niederknien wurde mehr zu einem Fallen, doch sie achtete nicht weiter darauf. Liebevoll strich sie die nassen, wirren Strähnen aus dem Gesicht, dem jedes Leben entflohen war. Seine einst bläulich schimmernden Züge waren durch aufgeplatzte Eiterbeulen und hervortretende, tiefrote Adern bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Blick ihrer Augen wurde glasig und tief in ihrem Innern zersprang etwas berstend in Abermillionen kleine Splitter. Es war aus. Wie sollte sie jetzt noch weiter leben können? Nichts hatte mehr einen Sinn!
Bebend zog sie seinen kalten Körper eng an sich und wiegte ihn apathisch vor und zurück. Gefangen in der immer gleichen Bewegung verlor Zeit jegliche Bedeutung und Ayame jeglichen Bezug.[/i]
Schweißnass und schwer atmend schrak sie aus dem Traum hoch. Ihre schreckensgeweiteten Augen blickten fahrig in die Runde. Sie war allein. Allmählich begann ihr Verstand wieder zu arbeiten und drängte die Bilder zurück in die dunkle Welt der Albträume, aus der sie gekommen waren. Warum sollte sie auch nicht allein sein? Unter anderen Umständen hätte sie über ihre Gedanken den Kopf geschüttelt, aber im Moment waren die Gespenster der Nacht noch viel zu nah.
„Wieder,“ hallte es in ihrem Kopf. Ayame konnte sich an keinen erholsamen Schlaf mehr erinnern, seit damals... Müde fuhr sie sich mit den Fingern durch das ungeordnete Haar und strich es glatt. Die in den Träumen wiederkehrenden Erinnerungen zerrten an ihren Nerven und machten ihr das Leben noch schwerer. Sie wusste nicht, warum sie noch immer in ihrem Kopf herumspukten – nach so vielen Monaten. Sie wusste nur, dass sie es nicht viel länger ertragen konnte.
Unwillig streckte Ayame ihre Glieder, wickelte ihren Schwanz um die Hüfte und machte sich schlurfenden Schrittes auf den Weg zur nächsten Quelle. Mit der mehr und mehr schwindenden Dämmerung ließ auch das betäubende Gefühl in ihrem Kopf nach. Das eiskalte Wasser tat sein Übriges und holte sie vollständig in die Welt der Lebenden zurück.