Fanfic: Der Clan

Kapitel: Vorgeschichte - Ragnars Reise

Sogar den Tieren war kalt in einer solchen Nacht, dachte sich Ragnar. Abwesen berührte er seinen wölfischen Begleiter und kraulte Snowfoot hinter einem seiner weissen Ohren. Das Tier war zufrieden und schmiegte sich an ihn. Gemeinsam starrten der Wolf und der Arc-Häuptling auf den lautlos fallenden Schnee, der von dem schroffen Halbkreis des Eingangs zu Ragnars Höhle umrahmt wurde.
Eins hatte Ragnar , der Führer der Eiswolf-Clans in einem angenehmen Klima gelebt. Er hatte seinen Hammer im Sonnenlicht geschwungen und die Augen zusammenkneifen müssen, wenn das Licht sich im Metall brach und ihm rotes Menschenblut entgegenspritze. Einst hatte er sich mit seinem gesamten Volk verbündet gefühlt, nicht nur mit seinem Clan. Seite an Seite hatten sie gestanden, eine stolze Welle des Todes, die in Windeseile über die Hügel jagte und die Menschen hinwegfegte. Gemeinsam hatten sie an den Feuern gesessen , schallend gelacht und sich Geschichten über glorreiche Schlachten erzählt, während die Kinder neben der ersterbenden Glut dösten und von Heldentaten träumten.
Aber nun fror die Handvoll Dämonen, aus denen der Eiswolf-Clan noch bestand, allein in ihrem Exil in den Alterac-Bergen dieser fremden Welt. Ihre einzigen Freunde waren die grossen weissen Wölfe. Sie unterschieden sich stark von den riesigen schwarzen Wölfen, die Ragnars Volk einst geritten hatte, aber ein Wolf war ein Wolf, egal welche Farbe sein Fell hatte. Mit entschlossener Geduld und Draenors Kräften hatten sie die Tiere auf ihre Seite gebracht. Jetzt jagten Arc und Wolf gemeinsam und hielten sich in den langen schneereichen Nächten gegenseitig warm.
Ragnar drehte sich um, als ein leiser schluchzender Laut aus dem Inneren der Höhle ertönte. Sein hartes, von den Jahren der Sorge und des Zorns gezeichnetes Gesicht, wurde bei diesem Klang weicher. Seine kleine Tochter, die noch bis zum Namenstag ohne Namen war, hatte geweint, während sie gefüttert wurde.
Ragnar überliess Snowfoot der Betrachtung des Schnees und ging zurück in die innere Kammer. Felis hatte eine Brust entblöst damit das Kind daran saugen konnte, und hatte es gerade davon entfernt. Wahrscheinlich hatte es auch deswegen geweint. Felis streckte ihren Zeigefinger aus. Ihr scharfer Nagel, stiess sie tief in die Brust, bevor sie den kleinen Kopf ihres Kindes wieder an die Brust liess. Ihr Gesicht zeigte keine Anzeichen von Schmerz, allerdings zeichnete sich ganz deutlich die Güte und die Freude die sie ihrer Tochter entgegenbrachte. Nun nahm das Kind nicht nur die nahrhafte Muttermilch, sondern auch das Blut seiner Mutter auf. Dies war die richtige Nahrung für eine gesunde starke Kriegerin, die später als Tochter Ragnars an dessen Stelle als Häuptling des Eiswolf-Clans treten sollte.
Ragnars Herz war erfüllt mit Liebe für diese Frau - diese Kriegerin, die in Mut und List in nichts nachstand – und für die gesunde Tochter die sie ihm geboren hatte.
Doch dann breitete sich das Wissen in ihm aus, dass nun die Zeit gekommen war um zu Handeln. Er setzte sich und seufzte schwer.
Felis sah ihn an, und ihre leuchtend grünen Augen verengten sich. Sie kannte ihn nur zu gut. Er wollte ihr nichts von seiner plötzlichen Entscheidung sagen, auch wenn er wusste, dass sie richtig war. Doch nun hatte er keine Wahl.
„Wir haben nun ein Kind“ sagte er und seine Stimme drang dunkel aus seiner breiten Brust.
„Ja“ antwortete Felis voller Stolz. „Eine gute, starke Tochter, die den Eiswolf-Clan führen wird, wenn ihr Vater glorreich in seiner letzten Schlacht gefallen ist. Dereinst in vielen Jahren.“
„Ich trage die Verantwortung für ihre Zukunft“ fuhr der grosse Wolfsdämon fort, während er sich seine schwarzen Felle auf seiner blassen Haut zurechtzupfte. Er wusste er hatte nun ihre volle Aufmerksamkeit. In diesem Moment wurde Ragnar wieder einmal klar wie schön seine Gefährtin war, das Feuer in der Höhle schmeichelte ihrer zarten aber dennoch kräftigen Figur. Er wollte diesen Anblick in seinem Gedächtnis einbrennen, bevor er weiterredete. „Hätte ich mich nicht gegen Mog’Natal gewandt, würde unsere Tochter mit mehr Spielkameraden aufwachsen. Wir wären auch weiterhin geschätzte Mitglieder der Clans.“
Felis knurrte und zeigte ihrem Gefährten ihre Zähne um ihr Missfallen auszudrücken „Du wärest nicht der Gefährte, denn ich mir an meine Seite gewünscht hätte, hättest du nicht so gehandelt.“ Ihre Augen funkelten „Ragnar vom Eiswolf-Clan bleibt nicht stumm und sieht zu wie unser Volk zur Schlachtbank geführt wird wie die Schafe der Menschen. Nach allem was du erfahren hast, musstest du dich erheben, Liebster. Hättest du das nicht getan, hättest du nicht das Recht dich Häuptling nennen zu dürfen.“
Ragnar nickte ihren wahren Worten zu „Mog’Natal wollte nur seine Macht vermehren und missbraucht unser Volk schändlich für seine Zwecke.“
Er erinnerte sich wieder an den Schock und den unbändigen Zorn, als er vom Schattenrat und Mog’Natals Verrat erfahren hatte. Er versuchte die anderen von der drohenden Gefahr zu überzeugen. Man hatte sie benutzt wie Schachfiguren, um die Karsen zu vernichten, von denen er nun wusste, dass sie die Ausrottung nicht verdient hatten.
Und auch die Reise in dieses Land, das alles war die Entscheidung des Schattenrats und nicht die der Arcs. Und alles nur für Mog’Natals Machtgier. Wie viele der stolzen Dämonen waren im Kampf für ihn gefallen, für so etwas Leeres. Ragnar schauderte.
„Ich sprach gegen ihn und man verbannte uns ins Exil. Mich und alle die mir glaubten. Es ist eine Schande.“
„Mog’Natals Schande“ unterbrach in Felis „ Dein Volk ist nun frei, Ragnar. Dieser Ort ist erbarmungslos, doch wir haben die Eiswölfe als Gefährten, unser Volk ehrt und erhält die alten Traditionen und unsere Kinder werden als freie Wesen geboren und leben.
Ragnar senkte sein Haupt „Sie verdienen mehr. Alle hier verdienen mehr und ich werde es ihnen geben.“
Er richtete sich auf, zu seiner ganzen riesigen Gestalt. Sein gewaltiger Schatten fiel über Frau und Kind. Felis’ erschütterter Blick und die nervösen Bewegungen ihres weiss, schwarz gestreiften Schweifes verrieten, dass sie bereits wusste was er sagen wollte. Trotzdem musste es ausgesprochen werden, um zum unwiderruflichen Schwur zu werden.
„Es gab einige die auf mich hörten, auch wenn sie immer noch zweifelten. Ich werde zurückkehren und sie überzeugen, und sie werden ihr Volk in den Kampf führen. Wir werden nicht länger die Sklaven der Hexer sein. Wir werden nicht verloren oder vergessen sein, in Schlachten die nur ihnen dienten. Dies schwöre ich - ich Ragnar Rok, Häuptling des Eiswolf-Clans!“
Er legt seine Kopf zurück und öffnete seinen mit Reisszähnen bestückten Mund, beinahe unmöglich weit. Er rollte mit den Augen als ein ohrenbetäubender, tiefer und wutentbrannter Schrei seine Kehle verliess.
Das Baby fing an zu weinen und selbst Felis zuckte zusammen. Der Schrei des Schwurs, er wusste auch wenn der Schnee den Schrei dämpfte, würden ihn alle angehörigen des Clans hören und sich vor seiner Höhle versammeln, um den Grund des Schreies zu erfahren. Und dann würden auch sie schreien.
„Du wirst nicht allein gehen Liebster“ sagte Felis. Ihre sanfte Stimme stand im krassen Gegensatz zu dem ohrenbetäubendem Lärm von Ragnars Schrei des Schwurs. „Wir werden mit dir kommen.“
„Ich verbiete es!“
Mit einer Geschwindigkeit die selbst Ragnar überrascht, stand Felis plötzlich vor ihm. Nur einen Herzschlag später blinzelte Ragnar, als ihn ein Schmerz durchfuhr und Blut über sein Gesicht lief. Sie hatte ihm einen tiefen Kratzer in seine Wangen gerissen. „Ich bin Felis, die Tochter von Rhakish, dem Sohn von Otan! Niemand verbietet mir, meinem Gefährten zu folgen, nicht einmal Ragnar selbst. Ich bleibe bei dir und werde sterben wenn es sein muss. Pah!“ wütend spuckte sie auf den Boden.
In diesem Moment als, Ragnar sich das Blut von seiner Wange wischte, quoll sein Herz beinahe über vor Liebe, die er für dieses Wesen empfand. Hatte es jemals einen glücklicheren Mann gegeben? Er konnte es sich nicht vorstellen.
Obwohl Orson Darkscythe und sein Clan im Exil gelandet wären, hätte Mog’Natal davon erfahren, hiesse der grosse Kriegsherr Ragnar und seine Familie in seinem Feldlager Willkommen. Den Wolf betrachtete er allerdings mit Misstrauen, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte.
Die Nacht schien Darkscythe selbst ein wenig kühl, weshalb er sich auch amüsierte, als seine Gäste ein Teil ihrer schwarzen Felle auszogen und sich über die Hitze beschwerten. Die Sümpfe waren eben etwas ganz anderes als die eisigen Berge Alcerasts.
Ragnar hatte einen guten Zeitpunkt für seinen heimlichen Besuch gewählt. „Es tut mir leid, dass ich deinen Clan in Gefahr bringe“ waren seine ersten Worte.
Darkscythe winkte ab „Der Tod soll kommen wenn er will, wir werden ihn ehrenvoll empfangen.“
Er gab seinen Gästen Essen und Trunk. Auch die heranwachsende kleine Dämonin leckte gierig die klebrige Flüssigkeit von den Fingern ihrer Mutter.
„Eine gute starke Tochter“ nickte Darkscythe.
„Ja“ lächelte Ragnar „Sie wird eine guten Anführerin für meinen Clan. Doch ich bin leider nicht gekommen damit du meine Tochter bewundern kannst. Ich will dir von Mog’Natals Machenschaften berichten. Hör zu und fälle dein eigenes Urteil alter Freund“
Leise damit die Wachen nichts hörten, begann Ragnar
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