Fanfic: Das, was du zurücklässt...
„Wann ist die Beerdigung?“
Seine Stimme klang seltsam leer.
Watanabe: „Nächste Woche. Ihr könnt gerne kommen. Mutter sagte immer sie würde euch zwei besonders mögen.“
Akanes Schluchzer wurden lauter.
Ranma: „Vielleicht sollten wir gehen. Komm, Akane. Erzählen wir zu Hause, was geschehen ist.“
Sie nickte nur stumm und ließ sich von ihm zur Haustür führen.
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Akane: „Wir sind wieder da.“
Sie hatte sich auf dem Weg zum Tendo Dojo wieder gefangen. Ranma hatte seinen Arm den ganzen Heimweg lang nicht von ihr zurückgezogen und auch jetzt hielt er sie. Es gab ihnen beiden ein zusätzliches Gefühl von Selbstbeherrschung.
Kasumi kam wie immer freudestrahlend angelaufen um die beiden zu begrüßen, doch als sie die Gesichter der beiden Verlobten erblickte, machte das Lächeln augenblicklich der Sorge Platz.
Kasumi: „Was ist denn passiert?“
Ranma sah hinunter zu dem Mädchen in seinen Armen. Akane starrte ihre Schwester mit glasigen Augen an, doch es schien als würde sie ins Leere blicken.
Sie würde es wohl nicht sagen können.
Ranma nahm einen tiefen Atemzug. Solch eine Nachricht zu überbringen und selbst davon betroffen zu sein war schwerer als jeder Kampf.
Ranma: „Kasumi, ist dir aufgefallen, dass die alte Frau Watanabe schon länger nicht mehr zu sehen war?“
Kasumi war von seiner Frage überrascht, doch sie durchforstete kurz die Ereignisse der letzten Wochen. Ihre Stirn legte sich in Denkfalten.
„Jetzt wo du es sagst, ich habe die gute alte Frau schon ein paar Tage nicht mehr gesehen. Manchmal treffe ich sie, wenn ich einkaufen gehe. Doch in letzter Zeit... Ich nahm an sie sei verreist.“
Ranma: „Akane und ich haben das auch bemerkt. Wir haben heute ihre Tochter besucht und uns nach ihrer Mutter erkundigt. Sie...“
„Sie ist tot.“
Akane war ihm leise weinend ins Wort gefallen. Sie hatte nun endgültig die Kontrolle über ihre Gefühle verloren. Unter Tränen fuhr sie fort.
„Sie ist vor zwei Wochen plötzlich krank geworden. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht, doch die Ärzte konnten nichts mehr machen. Frau Watanabe ist vor zwei Tagen gestorben... im Schlaf.“
Auch Kasumi traf diese Nachricht wie ein Schlag. Sie hatte die Frau schon als kleines Kind gekannt. So lange sie sich erinnern konnte war sie da gewesen.
Und nun sollte das nicht mehr so sein?
Tränen kullerten ihr, genau wie ihrer Schwester in den Armen ihres Verlobten, die Wangen entlang.
Eine tiefe Trauer befiel das sonst so fröhliche Gemüt der ältesten Tendo.
Mit großer Anstrengung wischte sie sich die nassen Zeugen ihres Kummers aus dem Gesicht und bat Ranma und Akane mit unsicherer Stimme im Wohnzimmer Platz zu nehmen.
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Zu dieser Tageszeit waren normalerweise alle Mitglieder der Tendos und Saotomes zu Hause. Mit Ausnahme von Nodoka, die gerade die Einkäufe erledigte, war das auch an diesem Tag so.
Während Akane wieder die Oberhand über ihre aufwallenden Emotionen erlangte, suchte Kasumi die anderen Mitglieder der Familien.
Nabiki war in ihrem Zimmer anzutreffen. Ohne aufzusehen war ein kurzes Nicken und ein zustimmendes „Ich komme gleich.“ alles, was sie auf die Bitte ihrer Schwester ins Wohnzimmer zu kommen erwiderte.
Die beiden Familienväter waren, wie nicht anders zu erwarten war, beim Go spielen.
Sie folgten Kasumis Bitte, doch nicht ohne noch schnell ein paar ‚geschickt verborgene’ Züge ohne das Wissen des anderen durchgeführt zu haben.
Die lockere Stimmung der drei Nichtsahnenden verschwand augenblicklich als sie die Gesichter Ranmas und Akanes sahen und auch Kasumi nicht ihr sonstige Heiterkeit aufbringen konnte.
Nabiki war diejenige, die sich als erstes eine Frage zu stellen getraute.
„Was ist denn los? Was schaut ihr denn so?“
Soun vermutete sofort das für ihn Schlimmste.
„Akane, Ranma... sagt mir nicht ihr habt eure Verlobung aufgelöst. Das könnt ihr mir nicht antun.“
Eine Fontäne Salzwasser untermauerte seine Verzweiflung ob dieser Aussichten.
Kasumi fuhr ihm, zur größten Überraschung aller, mit Ernst in der Stimme dazwischen.
„Sei bitte still, Vater!“
Bei diesen Worten steckte sogar Genma (in Pandaform) sein gerade hervorgeholtes Schild, mit dem er seinem Sohn ein paar schriftliche Rügen verpassen wollte, wieder weg.
Ranma nutzte die momentane Aufmerksamkeit der Anwesenden.
„Es ist etwas sehr... Unerwartetes passiert.“
Drei fragende Augenpaare richteten sich auf ihn. Doch wieder war es Akane, die die unglückselige Botschaft überbrachte.
„Die alte Frau Watanabe ist vor zwei Tagen gestorben.“
Die Reaktionen auf diese Nachricht waren recht unterschiedlich.
Genma nahm sie ziemlich gefasst auf, obwohl selbst seine sonst so ausdruckslosen Pandaaugen eine gewisse Traurigkeit aussandten.
Soun reagierte ähnlich wie Ranma. Zunächst gefror sein Körper in einer starren Position, dann jedoch löste er sich wieder, stützte seine Arme auf dem Tisch ab und vergrub sein Gesicht tief in seinen Händen.
Nabiki, die sonst in jeder Situation gefasst und beherrscht war, stand auf und ging auf die Veranda.
Wer die Kraft aufbrachte und zu ihr hinüber sah, bemerkte, dass sie leicht zitterte.
Sie kämpfte um Selbstbeherrschung und gegen die aufkommenden Tränen...
Ein paar Minuten verstrichen. Es herrschte absolute Stille.
Diese Zeit war auch nötig um die Gefühle einigermaßen wieder unter Kontrolle zu bringen.
Soun sprach als erster wieder ein Wort.
„Wie ist es geschehen?“
Ranma, der die Reaktionen der anderen beobachtet hatte und selbst einen inneren Kampf führte, antwortete ihm.
„Ihre Tochter sagte, Frau Watanabe wäre vor zwei Wochen krank geworden. Die Ärzte meinten es wäre wegen ihrem hohen Alter. Vorgestern ist sie dann friedlich im Schlaf gestorben.“
Nabiki hatte sich derweil wieder unter Kontrolle und setzte sich an den Tisch.
Doch ihre Stimme klang müde und traurig.
„Wann ist die Beerdigung?“
Akane richtete ihren Blick auf die Fragestellende.
„Nächste Woche. Frau Watanabe meinte, wir könnten gern zur Beerdigung ihrer Mutter kommen.“
Soun hob seinen Kopf und sah mit ernstem Gesicht in die Runde.
„Wir werden alle gehen.“
Niemand hatte dagegen etwas einzuwenden.
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Auch Nodoka, die die alte Frau trotz ihrer kurzen Bekanntschaft sehr gern gehabt hatte, nahm die Nachricht mit trauervollem Weinen auf.
Die folgende Woche kehrten ein ehrliches Lächeln und ein herzhaftes Lachen nicht wieder im Tendo Dojo ein.
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Der Tag der Beerdigung brachte einen kalten Morgen hervor.
Der Himmel war wolkenlos, doch es schien als ob die Strahlen der Sonne nicht zur Erde durchzudringen vermochten und der blaue Himmel war blass und trist.
Die Tendos und Saotomes versammelten sich vor dem Tor des Tendo-Anwesens.
Ihre Kleidung und ihr Ausdruck spiegelten ihre Stimmung nur zu deutlich wider.
In schwarzer Kleidung und mit traurigen Mienen machten sie sich in ihrer langsamen Prozession auf zum Haus der Watanabes.
Auf dem Weg dahin begegneten sie anderen Familien, die in diesem Viertel lebten. Einige kehrten aus der Richtung der Watanabes zurück, andere schlossen sich ihnen auf dem Marsch dahin an.
Und sie alle teilten an diesem Tag die gleichen Empfindungen.
Viele fanden sich nun im Haus der betroffenen Familie ein. Sie alle sprachen ihr ihren Beileid aus und nicht wenige machten bei der Urne der alten Frau halt, um für sie ein Gebet zu sprechen.
Ein Gebet für eine Frau, die sie alle gekannt und geliebt hatten.
Es wurde nicht sehr viel gesprochen. Es waren keine Worte nötig.
Sie alle hingen ihren Gedanken nach.
Gedanken an die Zeit, in der die gute Frau noch lebte, in der sie bei einem gelegentlichen Treffen immer zu einem Schwätzchen bereit gewesen war, in der sie den Kindern oft etwas Süßes zusteckte, in der sie für jeden immer ein Lächeln und aufmunternde Worte bereit hielt.
Auch die Tendos und die Saotomes gehörten zu diesen Leuten. Besonders die Tendos waren schwer getroffen.
Soun erinnerte sich an diesem Tag oft an die Zeit, in der er seine geliebte Frau verloren hatte.
Der Schmerz über diesen Verlust hatte ihn damals fast zerstört. Wären zu jener Zeit nicht Menschen wie die alte Watanabe gewesen, die ihn moralisch aufbauten und ihn unterstützten, wäre die Familie Tendo auseinander gebrochen.
Auch die drei Töchter des Hauses Tendo verband eine freundschaftliche Liebe zu der alten Dame. So lange sie sich erinnern konnten war sie da gewesen.
Sie hatten sie besucht, mit ihr gespielt, mit ihr gelacht.
Ranma hatte ähnliche Gedanken. Zwar kannte er Frau Watanabe nicht so lange wie die anderen, doch ihn verband die allmorgendliche Wässerungsroutine, die ihn immer wieder ereilt hatte, auf eine besondere Weise mit ihr.
Oft war er über diese Spezialbehandlung wütend gewesen und ebenso oft hatte er sich dann bei ihr beschwert.
Dass er so reagiert hatte tat ihm im Nachhinein oft Leid, denn im Grunde mochte er die Frau.
Sie erinnerte ihn mit ihrer liebenswürdigen Art an eine alte Frau aus der Nachbarschaft seiner Kindertage, die er immer als eine Art Großmutter angesehen hatte.
So viele schöne Erinnerungen... Das war das Einzige, was ihnen jetzt noch geblieben war. Das und ihr Angedenken an die alte Dame.
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Es war ein Morgen wie im Bilderbuch beschrieben.
Die Sonne strahlte aus einem fast wolkenlosen Himmel, die Vöglein zwitscherten melodisch zum Säuseln des Windes in den Bäumen und Sträuchern und die Luft war geschwängert von Blütenduft.
Zu dieser frühen Morgenstunde war in vielen