Fanfic: New Powerschool 8
Kapitel: New Powerschool 8
Benedikt Julian Behnke
Der Eichenwald von Valance
Es wehte ein kühles Lüftchen durch den herbstlichen Wald und wohlgeformte Blätter tanzten bunt im Wind. Wirbelnde Kreise zogen sich so aus Laub über den Boden und in den Kronen der Bäume explodierte die gewaltige Farbenpracht in Braun-, Gelb- und Rottönen. Schon gefror die kalte, leicht winterliche Luft und umschloss die feingemusterten Stämme und deren Rinden. Der Himmel war von Wolken verzogen, grau und farblos. Manche Bäume hatten sogar schon ganz ihre Blätter verschenkt und standen nur noch kahl und leblos da. Raureif hing an den verdorrten Blättern, welche den Waldboden wie einen Teppich bedeckten, weiche Rundungen schmückten diese, denn es waren Eichenblätter. Eicheln waren ebenfalls am Boden zerstreut und wurden von Eichhörnchen geborgen, doch waren die meisten unter das Laub geraten, da sie als erstes gefallen waren.
Das erneute Rascheln des Laubes, verriet Shar, dass schon wieder ein Tier vor ihm auf der Flucht war, obwohl er gar nicht vor hatte, es zu jagen oder gar zu verletzen. Nein, etwas anderes führte ihn in diesen Wald, der an manchen Stellen von dichtem, getrockneten Gebüsch übersäht war und nur spärlich gab es größere Lichtungen. Der Weg war von zwei Furchen tief im Boden gekennzeichnet, die, wie es aussah, wenig befahren wurden. Er hatte den Auftrag den Spuren des Wagens tief in den Wald hinein zu folgen und dort das Lager der Fahrenden auszumachen. Fahrende waren geächtete Leute, die nur gelegentlich arbeiteten und meist von Bauern oder Händlern Stahlen. Unter ihnen herrschte ein eigenes Gesetz, ein Gesetz, welches erlaubte, dass der Man über seine Familie wie über ein Stück Brot verfügen konnte. Er konnte es verkaufen, tauschen oder nur Stückweise vergeben.
Auf jeden Fall hatte er, Shar Eszentir, den Auftrag, sie zu Verfolgen und ihren momentanen Standort der Föderation der drei Länder mitzuteilen. Auch die Föderation war etwas für sich, ein Bündnis zwischen Elfen, Zwergen und Menschen, dass sich strickt an ihre Eigenen Gesetze hielt und überallhin kleine Truppen aussandte, um auch den letzten Rest des Landes zu kontrollieren.
Aber das tat jetzt alles nichts zur Sache, denn er half der Föderation jetzt nur, um schnell an Geld zu gelangen, denn er brauchte dies unbedingt, da es sehr schlecht um seine Familie stand. Als Schmied hatte er lange und hart gearbeitet, um ein nahezu perfektes Schwert herzustellen, dieses hatte er nun pressentierfreudig auf den breiten Rücken geschnallt und wartete nur darauf, es endlich einsetzen zu können.
Shar war ein ruhiger, lustiger Typ, mit einem buschigen, kleinen Bart, der seinen breiten Mund umrandete. Sein Gesicht war von Wind und Wetter gegerbt, die Augen schielten listig und zielsicher. Er war einer von denen, die man Halbelfen nannte. Sein Vater war einst ein Zwergenkönig gewesen, wurde aber dann auf brutale Art und Weise wegen irgendeiner geheimen Sache von einem Wesen, was unwillkürlich aus den Schatten aufzutauchen schien, umgebracht. Seine Mutter, eine Elfenfrau vom Stoß der Elfen, einer Organisation von Elfen, die eine Nachfolgertruppe für Könige darstellten, brachte ihn dann auf der Flucht vor den Schattenwesen nach Valance, zu ihrem Bruder, dem Gastwirt.
Sein Vater, der Zwerg, hatte ihm die Anfänge der Schmiedekunst erlernt und so bekam Shar nun Arbeit als Schmied.
Seine Haare waren dunkelblond und wirr, halbkreisförmige Locken die ihm wie eine Haube auf dem Kopf klebten. Als Bekleidung trug er einen grünen Waldläuferumhang, der ihm über die Schultern gehangen war. Darunter hatte er sich in ein graublaues Wollhemd gezwängt und an seinem breiten Schmiedegürtel baumelte ein Hammer und eine Axt, die jeder Zwerg bei sich tragen sollte. Er tat dies, obwohl er kein rechter war.
Mit der Hand strich er durch die Furchen im Boden, betastete die Frische der Spur des Wagens und lauschte in den Wind. Ihm wurden leise Geräusche aus Nordosten gewahr, die sich als Rattern und Rumpeln einstufen ließen. Hier waren Blätter auf die Untere, die hellere Seite gewendet und nicht einmal nass. Dies bedeutete, dass man sie vor kurzem umgestoßen oder umgeschoben hatte, da es in der Nacht einen heftigen Guss getan hatte und niemand, außer den Fahrenden hier durchgekommen war, denn die Föderationssoldaten hatten den Wald umstellt.
Die Vögel, welche nicht in den warmen Süden aufgebrochen waren, stimmten jetzt in der kühlen Luft des Morgens ein leises Lied an. Shar zog sich hinter einige raue, dünne, aber sehr hohe Eichen zurück und versuchte seinen Tritt auf ein Minimalmaß an Lautstärke zu senken, da er darauf bedacht war, möglichst leise in ihr Lager zu kommen. Er setzte seinen Fuß ausschließlich umgekippte, noch fest erscheinende Stämme, die schon dunkel angelaufen waren, da sich das Holz mit Wasser vollgesogen hatte, moosbedeckte Steine, oder Stellen feuchten, nicht vertrockneten Laubes.
Er liebte diese Jahreszeit, denn der Herbst war das Jahr der bunten Tage und außerdem war er im Herbst geboren.
Als er gerade durch eine Hecke brach, eröffnete sich vor ihm eine Gestalt in einer roten Uniform, die aber nur als Schemen zu erkennen war und hinter einem grasigen Hang in den Tannen verschwand. Shar kniete sich, kaum etwas von der gestalt wahrgenommen, auf den Boden und befühlte diesen nach Spuren, wobei sein Blick jedoch den Tannen unten am Hang galt. Nachdem er mit den Fingern an einem gebrochenen Zweig entlang gefahren war, fühlte er sich bestätigt.
„Fahrende...“, zischte er tonlos in den Wind, richtete sich wieder auf und stolperte vorsichtig den mit langem, dürren Gras besetzten Hang hinunter. Nachdem er sich erneut umgeblickt hatte, wagte er einen Blick durch die Tannenzweige, die trotz dieser Jahreszeit noch grün und saftig waren. Er berührte die Zweige nur so sacht, dass er nicht einmal die Nadelspitzen spürte, die einem sich sonst immer in die Handflächen bohrten. Er hatte die Gelassenheit und Kenntnis der Zwerge mit der Leichtfüßigkeit der Elfen vereint und spielte sich somit einen leichten Vorteil heraus, der, wie es schien, den ganzen nächsten Tag an ihm haften bleiben würde.
Durch das wirre Geäst erspähte er zwei Wachen mit Schattenhaften Umrissen, die stramm und still vor dem Gebüsch standen, ihre Blicke dem Lager und der Wagenburg der Fahrenden zugewandt. Eigentlich wäre sein Job jetzt schon getan, doch er zauderte noch eine Weile, überlegte, ob es vielleicht doch die Falsche Entscheidung sein würde die Diebe an die Föderation zu verraten.
Letztendlich kam er zu dem Schluss, dass er gar nichts tun würde, bis auf eine bestimmte Sache. Er würde hinaus aus dem Wald gehen, dem befehlshabenden Offizier die falsche Stelle im Wald nennen, den Lohn kassieren und verschwinden.
Plötzlich spürte er die Spitze eines eiskalten Speeres auf seinem Rücken. Mist, dachte er sich selbst stark tadelnd, der Kerl von vorhin hat mich verraten. Hätte wohl doch besser aufpassen sollen!
Vorsichtig drehte er sich mit erhobenen Händen um, starrte in grimmige Gesichter und schluckte einmal heftig. Die Leute hatte wirre Haare, wildwuchernde Bärte, dunkle Augen und gestählte Muskeln.
„Wer bist du, Fremde?“, raunte einer von ihnen fragend, nickte ihm zu und drückte den Speer fester gegen seine Brust.
„Mein Name ist... Ich heiße Shar Eszentir. Und bin hier, um euch zu warnen!“
Seine Stimme war nur ein ängstliches, ersticktes Stottern, seine Züge waren verwirrt und unsicher.
„Hah! Typisch Südländer, ihr müsst eure Nasen immer überall hineinstecken!“, murrte der größere, gefährlicher aussehende Wachposten und spuckte grimmig auf den belaubten Waldboden. „Wovor willst du uns warnen?“, sein Gesicht kam näher und Eszentir musste wieder Schlucken. Der Angstschweiß stand ihm unübersichtlich auf der Stirn.
Auf einmal mischte sich der andere, kleinere ein:
„Weißt du überhaupt, was man mit Verrätern oder ungebetenen Gästen macht?“
Die Stimme war fast nur ein Nuscheln und seine schulterlangen, hellbraunen Haare wurden kurz von einem aus den Wolken kommenden Sonnenstrahl angestrahlt, so, dass ein goldener Schimmer entstand. Er war eindeutig jünger und gepflegter, als der andere, dunkelhaarige Kerl mit den vielen Narben und kerben auf der stark behaarten Haut.
Der Halbelf schüttelte entgeistert den Kopf und der Speerträger wiederholte seine Frage mit rauer Stimme, die jetzt so laut war, dass sie sogar das zwitschern der noch verblieben Vögel übertönte:
„Vor was willst du uns warnen, Junge!“
Der stiernackige Kerl schniefte und wischte sich die triefende Nase mit dem Unterarm.
„Du bist dir doch im klaren, was dir blüht, wenn du uns belügst?“, schaltete sich der gutaussehende wieder ein und hob mahnend den Finger. Abschaumerregend wendete der dreckige Man seinen Kopf zu dem kleinen und fuhr ihn spuckend und rotzend an:
„Jetzt halt endlich mal die Schnauze! Ich übernehme die Befragung des Gefangenen!“, schnell war er wieder bei Shar, „Und? Was is nu?”
Nach einer Weile, die von Schrecken und tiefer Erwartung gepeitscht wurde und Shar kein einziges Wort vor Entsetzen heraus bringen konnte, erlöste ihn der große mit einem vernünftigen Vorschlag:
„Na ja, du willst wohl nichts sagen, hä? Am besten bringen wir dich zum Chef, der wird entscheiden, was mit dir passiert!“
Betrübt lies sich der Junge schmied abführen, nachdem man seine Hände gefesselt und ihm die Waffen abgenommen hatte.
Die Wagenburg der Fahrenden war bunt und verrückt, denn ihre Hauptfarben waren rot und grün und diese Farben trugen sie einfach überall, auf den Wagen oder gar als Kleidung. Die Männer besaßen große, rote Hüte und lange Mäntel, mit welchen jeder von