Fanfic: Der Orangenmord

eingrenzen“, begann Kogoro, „Das sind dann Frau Atoyama, Herr Atoyama Junior und Frau Himo. Nur Sie hatten die Möglichkeit, das Taschentuch mit Gift zu versetzen.“
„Aber wieso sollte einer von uns meinen Vater umbringen?“, rief Atoyama wütend. „Wer hätte was von seinem Tod?“
Kogoro steckte die Hände in die Hosentaschen und senkte überlegen leicht den Kopf. „In erster Linie hätten Sie selbst davon profitiert. Nehmen wir mal an, Sie wussten, dass die Firmengeschäfte wirklich schlecht gehen, und sahen die einzige Chance, die Firma noch zu retten, indem Sie ihren Vater frühzeitig vom Chefsessel stießen.“
Megure wies Takagi an, Nachforschungen über die Finanzlage der Firma zu machen, und der junge Kommissar eilte auch gleich davon.
„Nun zu Ihnen, Fräulein Himo“, fuhr Kogoro fort, „Ohne Zweifel hatten auch Sie ein Motiv. Wie mir Herr Yaichi Atoyama vor dem Auffinden der Leiche erzählte, hat der Senior dieses Hauses Sie terrorisiert. Manche Menschen mit zartem Gemüt können da schon mal die Kontrolle über sich verlieren und jemanden ermorden.“
Fräulein Himo schluchzte laut auf, woraufhin Atoyama sie wieder in die Arme nahm und Kogoro strafend ansah. Der ließ sich jedoch nicht beirren und schaute zu Frau Atoyama, eine Schwarzhaarige mit einem eleganten roten Anzug. Sie stand an ein Bücherregal gelehnt da und starrte vor sich hin, während sie sich die rechte Hand nervös rieb.
„Frau Atoyama hatte kein ersichtliches Motiv, ihren Mann umzubringen“, stellte Kogoro fest.
Doch sie schüttelte den Kopf und lächelte bedauernd. „In unserer Ehe kriselte es in letzter Zeit ziemlich, wenn ich ehrlich sein muss.“
Kogoro nickte und sah dann nach unten. „Conan, du… CONAN?!“ Der Junge war verschwunden. „Wie ein Sack Flöhe, dieser Rotzbengel! Na, wenn ich den in die Finger bekomme…!“
Conan indes stand hinter dem Schreibtisch und blickte in die Schubladen. Er zog die zweite von oben auf und sah hinein. *Aha, na wenn das nicht schon mal interessant ist…* Nachdem er die Schublade wieder zurückgeschoben hatte, wollte er gerade wieder zu Kogoro und den Verdächtigen gehen, als ihm plötzlich etwas auf dem Boden auffiel. Er bückte sich und ob es auf. *Ein Stück Orangenschale? Und sieht noch relativ frisch aus…*
„Sie sagen also, Sie wollten Ihren Mann fragen, ob er gern einen Tee hätte, und wären deshalb in das Arbeitszimmer gekommen“, wiederholte Kogoro und notierte sich alles fleißig.
Conan nutzte die Chance und schlich sich an ihm vorbei. Er ging zu Fräulein Himo, die inzwischen etwas abseits allein stand. „Endschuldigen Sie?“
Sie sah ihn an und beugte sich ein Stück zu ihm hinunter. „Was ist denn, mein Kleiner?“
„Wer in diesem Haus isst denn alles Orangen?“
„Oh, das war nur Herr Atoyama. Frau Atoyama und Yaichi reagieren allergisch auf die Zitrussäure und ich habe nicht die nötige Geduld, um sie zu schälen.“
Conan setzte sein süßestes Kinderlächeln auf. „Ach, hat Herr Atoyama heute auch Orangen gegessen?“
Sie nickte. „Ja, er pflegte, jeden Tag zwei Stück davon zu essen. Ich habe sie ihm gegen halb Eins in sein Arbeitszimmer gebracht.“
„Nur die Orangen?“
„Du bist aber neugierig“, stellte sie ein wenig erheitert fest. „Nein, er bestand stets noch auf einen Teller und einen Teelöffel.“
*Ein Teelöffel? Wie isst man denn mit einem Löffel Orangen?* „Wozu hat er den Löffel gebraucht?“
„Das weiß ich leider nicht“, antwortete sie. „Auf jeden Fall war er immer unbenutzt, wenn er den Teller mit den Schalen und den Löffel unten in die Küche stellte.“
*Hm? Komisch…* „Danke sehr“, flötete er und flitzte aus dem Raum.
Fräulein Himo sah ihm überrascht hinterher. „Was ist denn jetzt?“
~~~~~

Keuchend kam Conan unten in der Küche an. In einem so riesigen Haus die Küche zu finden war verdammt schwer und auch ziemlich kraftraubend. Er ging zur Arbeitsfläche und sah den Teller dort stehen. *Wie ich vermutet hatte.* Danach marschierte er zum Mülleimer und öffnete diesen. *Orangenreste, wie erwartet.*
Nun fehlte eigentlich nur noch der Löffel. Er warf noch einmal einen Blick auf die Arbeitsfläche, entdeckte ihn aber nicht. Auch auf dem Tisch oder dem Boden lag er nicht. Er sah sich in der gesamten Küche um, konnte ihn aber nicht finden. *Langsam fügt sich das Puzzle zusammen. Ich muss nur noch herausfinden, wozu das Opfer den Löffel brauchte.*
Er verließ die Küche wieder und stieg die Treppen in die erste Etage hinauf.
Als er im Arbeitszimmer ankam, stand gerade Takagi bei Kogoro und Megure und sagte: „Wir haben Informationen über den derzeitigen Firmenstand. Zwar läuft es im Moment geschäftlich eher mäßig, aber die Firmenlage ist dennoch alles andere als kritisch zu sehen.“
„Was Herrn Atoyamas Motiv entkräften würde“, fügte Kogoro hinzu und sah sich noch einmal im Raum um. Sein Blick blieb an einem Gegenstand auf dem Schreibtisch hängen. Er ging hin und hob das braune Fläschchen hoch. „Nasentropfen. War Herr Atoyama Senior zufällig erkältet?“
„Ja, mein Vater hatte sich eine leichte Grippe eingefangen“, bestätigte Yaichi.
Plötzlich schlug Kogoro die geballte Faust in die flache Hand und verkündete: „Ich habe den Fall gelöst.“
Conan sah mal wieder alle Felle davonschwimmen. Wenn Kogoro den Fall tatsächlich anhand der Fakten lösen würde, die er bisher hatte, dann würden seine Schlussfolgerungen falsch, falscher, am falschesten sein.
Alle hatten sich bereits zu Kogoro gedreht und sahen ihn gespannt an. Er hob nur lächelnd den Arm und deutete dann auf Fräulein Himo. „Sie sind die Mörderin, Fräulein Himo!“
Die junge Frau hielt den Atem an und blickte ihm entsetzt entgegen.
„Wenn ich recht in meiner Annahme gehe, haben Sie sich darum gekümmert, die schmutzigen Stofftaschentücher von Herrn Atoyama zu waschen und ihm diese frisch zurückzugeben“, erklärte Kogoro. „Es war daher denkbar einfach für Sie, eines der Taschentücher mit Zyankali zu versetzen, bevor Sie es ihm gaben. Dass Herr Atoyama erkältet war, nutzten Sie daher aus, um Ihren Plan in die Tat umzusetzen. Kein anderer hatte die Möglichkeit, an die Taschentücher zu gelangen, da diese direkt von Ihren in seine Hände überwechselten.“
„Nein, ich war es nicht!“, schrie sie verzweifelt.
Conan stellte sich direkt vor Kogoro, mit dem Rücken zu den anderen, und benutzte sein Narkosechronometer, um Kogoro zu betäuben. Der torkelte daraufhin ein Stück nach hinten und landete in einem alten Ledersessel. Dann schaffte Conan es, sich geschickt hinter dem Möbelstück zu verstecken, so dass keiner sah, wie er den Stimmentransposer einstellte.
„Ah, jetzt geht es wieder los!“, verkündete Megure glücklich. „Gleich wird er alles aufklären.“
Conan begann zu sprechen: „So, wie ich es gerade gesagt habe, zumindest stellt sich der Fall für einen Laien dar.“
„Was wollen Sie uns damit sagen, Herr Mori?“, fragte der Inspektor, verwirrt von der Widersprüchlichkeit, die in den Aussagen des Detektivs lag.
„Damit will ich sagen, dass es so aussehen sollte, als wäre Fräulein Himo die Täterin. Wie Sie gesehen haben, kommt man recht schnell auf diesen Verdacht. Jedoch gibt es etwas, das sie entlastet.“
„Was soll das denn sein?“
„Ich möchte Sie bitten, in die zweite Schublade von oben des Schreibtisches zu gucken.“
Takagi ging zum Schreibtisch und öffnete das Fach. „Hier sind Stofftaschentücher drin.“
„Holen Sie sie bitte heraus und legen sie eines davon auf den Schreibtisch. Dann legen sie das vergiftete Taschentuch daneben!“
Takagi tat es und legte die Plastiktüte mit dem Taschentuch dazu.
„Was fällt Ihnen auf, wenn Sie die Taschentücher miteinander vergleichen?“
Der Kommissar sah sie sich an und erkannte dann, was Conan meinte. „Das frische Taschentuch ist glatt gebügelt und zu einem Rechteck gelegt und das andere hat hier und da ein paar Knitterfalten und ist zu einem Quadrat zusammengelegt.“
„Ganz recht erkannt. Das lässt mich zu der Erkenntnis kommen, das das vergiftete Taschentuch nicht von Fräulein Himo gebracht wurde.“
„Aber genauso gut hätte sie den Verdacht von sich ablenken wolle, indem sie dieses eine anders faltete“, warf Megure ein.
„Das ist eher unwahrscheinlich“, widersprach Conan mit Kogoros Stimme. „Sie hätte nicht riskieren können, dass Herr Atoyama dadurch Verdacht schöpft, dass dieses Taschentuch sich so sehr von den anderen unterscheidet.“
„Ja, aber woher sollte das Taschentuch denn sonst gekommen sein?“
„Die Antwort darauf ist denkbar einfach. Manche Menschen haben immer ein und dasselbe Taschenmesser in der Hosentasche und andere handhaben das so mit einem Taschentuch. Das vergiftete Taschentuch hatte sich in seiner Hosentasche befunden, bevor er es benutzte. Daher ist es auch so zerknittert. Ich bin mir sicher, dass Sie Reste des Giftes in einer der beiden Hosentaschen nachweisen können werden.“
„Also können wir Fräulein Himo aus dem Verdächtigenkreis ausschließen“, stellte Megure fest. „Bleiben nur noch Herr und Frau Atoyama.“
„Kommen wir nun zu Herrn Atoyama Junior. Auch er ist es nicht der Mörder.“
„Und was macht Sie da so sicher? Er hätte genauso einfach an das Taschentuch kommen können wie Frau Atoyama.“
„Das stimmt, aber hätte er den Mord wirklich begangen, hätte er die Sache so gedreht, dass Fräulein Himo nicht in Verdacht gerät. Denn soweit mich meine Menschenkenntnis nicht täuscht, ist er in sie verliebt.“
Yaichi senkte den Blick und wurde rot, als Fräulein Himo verwundert zu ihm hinüberblickte. „Einem großen Meisterdetektiv wie Ihnen entgeht wohl nichts, was?“
„Ich merkte es daran, wie Sie sie umarmten, als Inspektor Megure die Verdächtigen befragte. Und ich nehme auch an, dass Sie mich wegen Fräulein Himo zu sich bestellt haben. Dass die Firma nicht in Schwierigkeiten
Suche
Profil
Gast
Style