Fanfic: Der Orangenmord
steckt, wussten Sie sicherlich bereits. Nein, ich sollte den Grund für das seltsame Verhalten Ihres Vaters schnellstmöglich herausfinden, da Sie befürchteten, wenn er Fräulein Himo weiterhin tyrannisierte, würde sie von selbst kündigen und das Haus verlassen.“
„Sie haben Recht, genauso ist es gewesen“, seufzte er.
„Aber wenn Herr Atoyama und Fräulein Himo nicht der Täter sind, dann…“ Megure und alle anderen drehten sich erstaunt zu Frau Atoyama.
„Mutter?“, fragte Yaichi Atoyama ungläubig.
„Ach, Unsinn, ich war es nicht!“, widersprach diese energisch. „Sie haben nicht einen Beweis!“
„Oh, doch! Mehrere sogar.“ Conan machte eine Pause und begann dann: „Fangen wir doch bei der Tat an. Kommissar Takagi, wenn Sie sich auf dem Boden umschauen, dürften Sie ein Stück Orangenschale entdecken.“
Takagi bückte sich und hob die Schale auf. Pflichtbewusst überreichte er sie Megure.
„Lassen Sie mich nun den Tathergang rekonstruieren. Herr Atoyama Senior aß jeden Tag zwei Orangen, die er sch zusammen mit einem Teller für die Schalen und einem Teelöffel von Fräulein Himo bringen ließ.“
„Ein Teelöffel?“, wiederholte Megure ahnungslos. „Wieso ein Teelöffel?“
„Die Antwort darauf ist kinderleicht. Er hatte die Angewohnheit, mit dem Stielende des Löffels die Orangenschale zu durchstechen, um sie dann besser abschälen zu können. Frau Atoyama hatte das Gift an der inneren Falte des Taschentuches angebracht, da sie wusste, dass er das benutzte Ende des Löffels stets durch diese Falte zog, um ihn zu säubern. Wenn er dann mit dem vergifteten Löffel in die Schale stach, erwischte er automatisch auch etwas Fruchtfleisch, das er dann aß. So konnte das Gift in seinen Körper gelangen.“
„Sie vergessen etwas“, mischte sich Megure ein, „Das Opfer wischte ja ihrer Aussage den Löffel mit den Taschentuch ab, nachdem er die Orange geschält hatte.“
„Ich erwähnte anfangs, dass er zwei Orangen aß. Er wischte den Löffel ab, bevor er die Schale der zweiten damit einstach.“
„Ah, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.“
„Das macht mich aber noch lange nicht zur Mörderin!“, schrie Frau Atoyama.
„Da haben Sie Recht, aber ich werde gleich alles aufklären. Herr Atoyama brachte den Teller mit den Orangenschalen und den Löffel immer selbst hinunter in die Küche, wenn er fertig war. Wenn man jedoch einen Blick in den Mülleimer der Küche wirft, wird man Orangenschalen und fast eine ganze geschälte Orange im Müll finden.“
Inspektor Megure wies einen der Polizisten an, in die Küche zu gehen und nachzusehen.
Conan fuhr fort: „Das lässt mich zu der Schlussfolgerung kommen, dass er nicht mehr genug Zeit hatte, die zweite Orange zu aufzuessen. Weil er nämlich während dieser Henkersmahlzeit starb!“
Megure und einige andere horchten auf. „Aber wenn es wirklich so ist, wie Sie sagen, wie kam dann die Orange von hier oben in den Mülleimer?“
„Indem Frau Atoyama sie zuerst entsorgte, dann wieder hoch ins Arbeitszimmer ging und dann schrie. Inspektor Megure, würden Sie sich bitte Frau Atoyamas rechte Hand ansehen?“
Megure ging zu ihr und ergriff ihre rechte Hand, um sie näher zu betrachten. „Ihre Finger sind ganz gerötet!“
„Ja, allerdings. Das liegt daran, dass ihre Haut allergisch auf Zitrussäure reagiert. Sie wird damit in Kontakt gekommen sein, als sie die Orangenreste in den Müll warf. Der Ausschlag ist mir dadurch aufgefallen, dass Sie sich ständig die rechte Hand rieben, Frau Atoyama.“
„Finden Sie Ihre Erklärungen nicht auch recht fadenscheinig, Herr Mori?“, gab die Verdächtige zu bedenken.
„Keineswegs. Sie als seine Frau wussten, dass er den Löffel stets an diesem Taschentuch abwischte, das er in der Hosentasche mit sich führte. Er putzte sich damit nie die Nase, deswegen musste das Gift den Umweg über die Orange nehmen. Sie hätten natürlich auch gleich den Löffel mit Gift versetzen können, doch es boten sich herzlich wenig Gelegenheiten, um das ungestört zu tun.“
Der Polizist kam in das Arbeitszimmer zurück und gab Megure eine Plastiktüte mit den Orangenresten. Der Inspektor sah sie sich genau an. „Sie haben Recht! Da ist noch ungefähr ein Dreiviertel Orange übrig.“ Er wandte sich an den Polizisten. „Konnten Sie auch den Teller und den Löffel sicherstellen?“
„Den Teller ja, aber einen Löffel haben wir nicht gefunden. Wir könnten höchstens das Besteckfach untersuchen.“
„Das wird nicht nötig sein“, lenkte Conan ein. „Denn der Löffel befindet sich in diesem Zimmer hier.“
„Was reden Sie da?“, wollte Megure überrascht wissen.
„Sie haben richtig gehört, Inspektor. Der Löffel ist hier und zwar in der Anzugtasche von Frau Atoyama. Sie wusste, dass es gefährlich war, den Löffel in der Küche zu lassen, denn dann bestand die Gefahr, dass Fräulein Himo damit in Berührung kam und so auch so Tode kommen konnte, wenn sie dann etwas aß. Damit wäre der schöne Verdacht dahin. Deshalb steckte sie den Löffel schnell ein. Ich sah, wie sie vorhin vor sich hin starrte. Ohne Zweifel überlegte sie, wie sie das Beweisstück schnell loswerden konnte, doch da sie noch nicht den Raum seitdem verlassen hat, muss sie das Beweisstück noch bei sich tragen.“
Takagi, der neben Frau Atoyama stand, griff in ihre Anzugtaschen und zog schließlich den Löffel daraus hervor.
„Gestehen Sie, Frau Atoyama, Sie haben Ihren Mann umgebracht!“
Sie riss die Augen auf, stand dann einen Moment wie gelähmt da und sank schließlich resigniert auf die Knie. „Sie haben mich überführt.“
Atoyama Junior konnte es nicht fassen. „Aber, Mutter! Warum, warum nur?“
Frau Atoyama begann schwach zu lächeln. „Ich wollte mich von deinem Vater scheiden lassen, Yaichi. Diese Ehe engte mich so sehr ein, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken. Und diese junge, frische Liebe, die ich einst für ihn verspürt habe, war nichts mehr weiter als eine leere Hülle. Aber dein Vater konnte das nicht ertragen und sperrte sich gegen eine Scheidung. Ich wollte mein Recht nicht vor Gericht einklagen, weil ich wusste, dass es dem Ruf der Firma und somit deiner Zukunft schaden würde. Als er sich erkältete, sah ich meine Chance gekommen. Ihn umzubringen war die einzige Lösung. Fräulein Himo, es tut mir Leid, dass ich den Verdacht auf Sie lenken wollte. Wäre ich eine bessere Mutter gewesen, hätte ich erkannt, was man Sohn für Sie empfindet, und mir einen anderen Plan ausgedacht.“
„Mit allem haben Sie Recht, außer mit einer Sache“, meldete Conan sich wieder zu Wort.
Erschrocken sah sie auf. „Wie?“
„Er wollte sich vielleicht nicht scheiden lassen, aber er hatte es dennoch vor. Kommissar Takagi, würden Sie bitte die braune Mappe aus der obersten Schreibtischschublade nehmen?“
Takagi kam der Aufforderung sofort nach, legte die Mappe auf den Tisch und öffnete sie. „Das sind ja Scheidungspapiere!“
„Richtig. Er liebte Sie noch, Frau Atoyama, doch er wollte Sie nicht gefangen halten. Es fiel ihm schwer, den Gedanken zu ertragen, Sie zu verlieren. Deswegen benahm er sich in letzter Zeit auch so barsch und unfreundlich anderen gegenüber. Sie hätten die Freiheit haben können, doch jetzt wandern Sie nur von einem Gefängnis in ein anderes.“
Frau Atoyama begann zu schluchzen und brach dann in bittere Tränen aus.
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„Onkelchen, aufwachen!“ Conan rüttelte ihn und Kogoro wachte endlich auf.
„Conan, was ist denn los?“
Der Junge grinste schief. „Toll, wie du den Mordfall gelöst hast!“
Kogoro kratzte sich schläfrig im Nacken. „Ja, ich bin nun mal der Größte.“ Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und sprang entsetzt auf. „So spät schon? Wir müssen Ran doch noch abholen! Oje, sie wird uns töten!“ Schnell packte er Conans Arm und rannte mit ihm aus dem Zimmer.
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In der Tat war Ran nicht besonders glücklich, als sie sie in der Eiseskälte vom Parkplatz vor dem Einkaufszentrum abholten. Sie sagte den ganzen Abend kein Wort und weigerte sich außerdem, das Abendessen zu machen.
Am nächsten Morgen war sie schon wieder besserer Laune und zusammen mit Conan verließ sie das Büro, um in die Schule zu gehen.
„Schau mal, Ran!“, sagte Conan und deutete auf ein Päckchen, das auf der Türschwelle lag.
Ran hob es auf und bemerkte ein Kärtchen daran, auf dem ihr Name stand. Sie klappte es auf und las, was darin stand:
Aber erst zu Weihnachten öffnen, meine Schöne! – Shinichi
Ein breites Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit und Conan meinte, so etwas wie Tränen in ihren Augen zu sehen. Dann nahm sie glücklich seine Kinderhand und sie gingen gemeinsam zur Schule.