Fanfic: MR.Undercover
Kapitel: Boris und Sher'andil
Arcanum schnaubte traurig und sah sich sehnsüchtig nach Justin um.Schon seit drei Tagen hatte er sich nicht mehr blicken lassen.Der Quarter Horsehengst stieß ein schrilles Wieheren aus und begann dann quer über die Koppel zu traben, wobei er immer noch nach Justin rief.
Luna sah sich das Spektakel jetzt schon zweiundsiebzig Stunden an.Zwar sah sie Arcanum dabei nicht immer, doch zu hören war er umso besser.
Wenn Justin abends nach Hause kam, war er meist ganz schön KO.Das Training war viel härter, als er gedacht hätte.Arcanum vermisste seinen Freund einfach zu doll und Luna brach es das Herz, ihn so zu sehen.Auch sie vermisste Justin, er hatte sich kaum bei ihr gemeldet.Nur einmal angerufen.
Schließlich fasste sie einen Entschluss.Luna ging in die Garage, holte Arcanums Trense und ritt mit dem schicken Falben in die Stadt.Davon war der Hengst zwar nicht sehr angetan, aber immerhin besser als gar nichts.
Gelangweilt trottete er durch die Straßen der Innenstadt, ließ sich vom Verkehr nicht stören, hing seinen eigenen Gedanken nach.
Woran er wohl gerade denkt?, fragte sich Luna und klopfte ihm den Hals.Sie konnte seine Körperwärme spüren, die in ihr überging.Sie drückte ihre Beine sachte an und er fiel in einen leichten Trab.Die Leute auf der Straße guckten sie ziemlich blöd an.Es war zwar nicht selten, dass hier welche lang reiten, aber die meisten ritten immer mit Sattel und angemessenen Reitsachen.Doch für Luna reichten auch ausgewaschene Jeans, ein babyblaues Top und Turnschuhe.
Arcanum spürte, dass Luna hier etwas ganz besonderes wollte und er beschleunigte zu einem flotten Galopp.Er preschte durch die Straßen und sie kamen dem BEGA-Gebäude immer näher.Vor dem Haupteingang brachte sie Arcanum zum stehen, band ihn an einem Baum fest und verschwand dann in dem Gebäude.Arcanum sah ihr betroffen nach.Sie konnte ihn doch nicht einfach hier so stehen lassen? Doch der Hengst vergaß seine Vorwürfe bald, denn das Gras war hier einfach zu verlockend.
Gleich als sie das Gebäude betrat wurde Luna von zwei Männern in BEGA-Uniform aufgehalten.Sie verlangten einen Mitgliedsausweis, den sie jedoch nicht vorzeigen konnte.Luna erkannte die zwei Männer wieder.Es waren die, die sie damals schon versucht hatten aufzuhalten, als Tala seinen Kampf gegen Garland hatte.
Luna setzte ein Engelsgesicht auf. " Ich will doch nur meinen Freund abholen, ihr lasst mich doch, oder? ",fragte sie mit nachdruck.Da die beiden Männer eine vage Ahnung hatten, welche Kräfte in ihr schlummerten, ließen sie Luna passieren.
Als sie die Trainingsräume betrat, richteten sich viele Blicke auf sie.Zum einem, weil Luna nicht die vorgeschriebene BEGA Kleidung trug und zum anderen, weil sie ein Mädchen war und außer MingMing gab es hier keine weiteren weiblichen Mitglieder.Während sie durch den riesigen trainingssaal ging, hiel sie nach Justin ausschau.Doch von ihrem Freund war weit und breit nichts zu sehen.
" Kann ich dir vielleicht helfen? ",sprach sie ein Junge an und lächelte freundlich.
Luna überlegte kurz, ob sie ihm trauen könnte. " Ich suche Justin. ",sagte sie schließlich nach kurzem Überlegen.
" Oh. ",machte der Junge. " Der ist nicht in diesem Trainingsraum.Du gehst einfach durch die Tür dahinten und hälst dich links, dann einfach geradeaus weiter, bis zur nächsten Tür. ",erklärte er weiter.
Sie bdankte sich höflich und hielt sich dann an die Wegbeschreibung des Jungen.Nachdem sie die erste Tür geöffnet hatte, stand sie in einem strahlend-weißen Flur, mit unmengen Bildern an den Wänden.Luna folgte dem Flurgang weiter und stieß dann endlich auf Justin.Er stand mit dem Rücken zu ihr und unterhielt sich mit Garland, MingMing, Crusher, Mystel und Kai.Die sechs waren so in ihr Gespräch vertief, dass sie Luna gar nicht bemerkten.So leise wie möglich schlich sie sich an und hielt Justin dann von hinten die Augen zu.Das Gespräch verstummte.
" Hmmm.....Wer kann das wohl sein? ",fragte Justin in einer unwissenden Ironie.
" Rate doch einfach mal. ",hauchte sie an sein Ohr.
Ihre Hände lösten sich von seinen Augen und er drehte sich um.Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen und ließ ihr Herz schneller Schlagen.
" Wie bist du eigentlich hier reingekommen? Du hast doch gar keinen Ausweis. ",stuzte er plötzlich.
" Ich hab einfach gesagt, dass ich meinen Freund abholen möchte. ",erklärte sie ruhig.
" Und das haben die wirklich durch gehen lassen? ",mischte Mystel sich ein.
Zur Antwort nickte Luna nur kurz und wandte sich dann wieder an Justin. " Übrigens steht draußen noch jemand, der dich wahnsinnig vermisst. "
Der Angesprochene sah zur Uhr hoch.Er musste noch zehn Minuten bleiben.Das war immerhin eine Vorschrift, an die er sich halten musste und sagte ihr das auch.Luna verstand das und sagte in Gedanken zu Arcanum, dass er sich noch etwas gedulden müsste.
" Hast du heute schon mit Bomber gearbeitet? ",erkundigte er sich, um ein gespräch anzufangen, damit die Zeit schneller verging.
Luna seufzte und verdrehte kurz die Augen. " Ja hab ich.Heute morgen und es war die Hölle.Er hat gebuckelt, getreten und gebissen wie ein Weltmeister und dann wenige Minuten später war er wieder Lammfromm. "
" Wer ist denn Bomber? ",fragte MingMing neugierig, weil sie sich unbedingt am Gespräch beteiligen wollte.
" Eines unserer Pferde.Der Schlimmste von allen, um genau zu sein. ",antwortete Luna trocken.
" Komm mal mit, ich muss dir was zeigen. ",unterbrach Justin die Unterhaltung der beiden Mädchen und zog Luna einige Meter hinter sich.Er blieb vor einem Gemälde stehen und deutete mit einem Kopfnicken darauf. " An wem erinnert dich das Bild? "
Auf dem Gemälde war ein Pferd zu sehen, dass eine rote Stofftrense trug.Luna bekam einen kurzen Schreck.
" Da-d....das sieht ja aus wie Sher'andil. ",stotterte sie und strich kurz mit den Fingern über das Bild.
" Genau das hab ich auch gedacht. ",stimmte Justin zu. " Komisch, oder? "
" Ja.Ich wusste gar nicht, dass es von Sher'andil solche Gemälde gibt.Vor allem, weil das Bild schon so alt aussieht. " Luna hatte volkommen recht, dass Portrait des Hengstes sah wirklich ziemlich alt aus.An einigen Stellen verloren die Farben sogar schon ihre kräftigen Töne.
" Weiß einer von euch, woher Boris dieses Bild hat? ",fragte sie an Garland und die anderen gewandt.
Doch niemand wusste es.Luna betrachtete das Bild weiter.
" Frag doch Boris am besten selber.Da drüben ist sein Büro. ",schlug Crusher vor.
In diesem Moment schwang auch die Tür auf und Boris erschien.Er staunte nicht schlecht, als er Luna hier sah, die wie gebannt auf das Bild an der Wand starrte.
" Hübsches Bild, nicht wahr? ",sprach er das junge Mädchen an.
" Woher haben sie ein Bild von Sher'andil? ",fragte Luna gleich drauf los.
Die Gesichtsfarbe von Boris änderte sich schlagartig und er stammelte unsicher herum.Kai zog erstaunt die Augenbrauen hoch, so hatte er Boris nochnie erlebt.
" Lasst mich euch eine kleine Geschichte erzählen. ",begann Boris dann und lehnte sich locker an die Wand. " Es war vor ungefähr dreiundzwanzig Jahren in Russland.Der Winter war besonders hart und an diesem Abend schneite es wie verrückt.Die Abtei gab es gerade mal sieben Monate zu diesem Zeitpunkt.Meine jüngere Schwester, sie betreute dort die kleineren Kinder, und ich saßen gerade in der Küche und tranken Tee.Plötzlich klingelte jemand an der Haustür sturm.Meine Schwester und ich sahen uns an und gingen dann gemeinsam zur Eingangshalle.Ich öffnete die Tür und vor uns stand ein junger Mann, ein bisschen älter als ihr,mit einem einjährigen Hengstfohlen.Er bat uns um ein Quartier für sich und dem Pferd.Ich erlaubte ihn zu bleiben, so lange er wollte. " Boris machte eine kurze Pause um Luft zu holen.
" Der junge Mann, sein Name war Noah, blieb noch eine gewisse Zeit lang.Und in diesem Zeitraum hatten er und meine Schwester sich ineinander verliebt.Auch hatte Ilenka ihr Herz an den jungen Hengst Sher'andil verloren.Ich war gegen ihre Liebe gewesen und hab Noah samt den jungen Hengst vom Hof geschmissen.Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass Ilenke ein Kind von Noah erwartete.Eines nachts ist sie dann einfach abgehauen und mit Noah durch gebrannt.Ein Jahr lang hörte ich nichts von ihr...",Boris vertummte kurz in seiner Erzählung um sich erstmal wieder zu sammeln, dann fuhr er fort: " Eines Tages bekam ich dann einen Brief.In ihm stand, dass meine Schwester bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam, Sher'andil hat sie tot getrampelt.Natürlich bestand ich dann auf meinen Neffen, den sie kurz davor bekommen hatte, doch es wurde mir nicht gewehrt.Also ordnete ich ein Bild von Sher'andil an, damit ich den Mörder meiner Schwester immer vor Augen hab. ",beendete er seine Erzählung.
Seine Zuhörer waren von der Geschichte total geschockt.Luna dachte zuerst, dass er sich das alles nur ausdachte, doch bei dieser Erzählung lag so viel trauer und Ehrlichkeit in seinen augen, dass sie ihn einfach glauben musste.Aber eines wurmte sie trotzdem noch an der ganzen Sache: " Aber, Sher'andil war immer so lieb.Er hätte keiner Fliege was zu leide tun können. "
" Woher kennst du Sher'andil überhaupt? ",fragte Boris, denn das beschäftigte ihn schon seitdem luna den namen des Hengstes ausgesprochen hatte.
" Na ja. ",druckste Luna kurz rum. " Sher'andil ist immerhin Diablos Vater und er war eine zeitlang auf der Farm meiner Großeltern. "
" Ich wusste gar nicht, dass Sher'andil sich weiter vererbt hat. ",dachte Boris laut.
" Diablo ist sein einzigster Nachkomme.