Fanfic: Shinyu - Die Welt im Spiegel

Fragezeichen. Und auf einmal, mit einem lauten Knall, explodierte die Statue und es regneten auf einmal viele kleine und vor allem bunte Papierschnipsel. Der Rauch, der vorher in der Figur war, stieg in lila und blau auf und wurde vom Wind fortgeblasen. Shinyu starrte erst verwundert auf die Stelle, wo vorher die Statue und jetzt ein riesiger Brandfleck war. Dann schnippte sie sich die Schnipsel aus den Haaren und ging jetzt wieder zur Barriere. „so, was auch immer du dahinter bist, und aus welchen gründen ich nicht rein darf, ich komme jetzt, klar?“, sagte Shinyu wieder ruhig, doch die Freundlichkeit war verflogen. Sie fasste mit der Hand gegen die Barriere und sofort bekam sie kleine Schläge, die Stromschlägen ähnlich waren. Sie presste ihre Hand stark gegen die Barriere und schließlich, als sie fast dran war aufzugeben, tat sich ein Riss in der “Wand“ auf. Shinyu drückte weiter, bis der Riss groß genug war, dass sie hindurchsteigen konnte. Sie schlüpfte durch den Riss, doch als sie grade aus weiterlaufen wollte, bemerkte sie, dass das Schutzschild noch weiterging. Doch Shinyu gab nicht auf und drückte erneut mit der Hand gegen die Wand. Doch nichts tat sich. Die Wand bekam keinen Sprung. Shinyu warf sich mit aller Gewalt dagegen. Und, als ob es nie einen Widerstand gegeben hätte, rutschte Shinyu einfach hindurch. Nein, sie rutschte nicht hindurch, sondern HINEIN. Sie war umgeben von einer warmen „Flüssigkeit“. Doch sie war nicht schön weich wie die zuvor beim Wunderfluss, sondern andauernd schnitten scharfe Klingen in ihre Haut. Shinyu versuchte zu schreien, doch aus ihrem Mund kam nur ein merkwürdiges Gurgeln, als wäre sie unter Wasser. Doch Shinyu wollte nicht aufgeben. Sie konnte nicht aufgeben, als sie Kamis Gesicht vor sich sah. Sie kämpfte sich durch das Schutzschild und mit jedem neuen Schnitt wuchs ihr Ärger, ihr Zorn, ihre Willenskraft, ihre Stärke, ihre Zuversicht und ihr Mut. Mit jedem Schritt kam ein neuer Schnitt, doch es war ihr egal. Ihre Kleidung war ganz zerfetzt, doch es war ihr egal. „Ich... will... nein... ich... muss... Kami... sehen!“, ächzte sie. Als sie sich weiter nach vorn kämpfte loderte ein Feuer in ihr. „Kami, ich rette dich!“ Es war kein Ächzen mehr, es war ein lauter Kampfschrei. Und so, als würde sie wirklich brennen, schien die Barriere, die so zähflüssig und schneidend war, zu verdunsten. Shinyu war, als ob sie ein Nebelschleier um sie legt. Sie wischte ihn mit einer Handbewegung fort und sah, dass sie auf einmal hinter der Barriere war. Die Barriere war hinter ihr wieder so fest geworden wie vorher, und kein blauer Nebelsteifen mehr. „Merkwürdig“, sagte Shinyu etwas überrascht. Ihre Wunden bluteten stark und das Blut benetzte schon bald das Gras, auf dem sie stand. Doch sie hatte keine Zeit um auszuruhen, sie musste Kami retten. „Warum muss dieser Idiot sich auch immer in Gefahr bringen? Und warum muss ausgerechnet ich ihn retten?“, seufzte sie mit schwacher Stimme. Shinyu tapste unbeholfen auf den verletzten Beinen über dem Weg. Dieser war nicht mehr golden, sondern hatte jetzt ein modriges Braun angenommen. Er war auch nicht mehr befestigt, es sah aus, als wären einfach ein paar Steine zu einer mäßig breiten Reihe aneinandergelegt. Die Bäume waren all verdorrt und nur schwarze Blumen blühten neben dem “Weg“. Von den Säulen waren nur noch kleine, weiße Steinhaufen übriggeblieben. Der Weg machte eine rechts Kurve und da sah Shinyu ein bekanntes Gesicht. „Blödmann! Wie schön dich wiederzufinden!“, rief sie glücklich. Blödmann das Pferd stand ruhig auf einer Wiese und kaute Gras. „Los, wir müssen zu Kami!“, sagte Shinyu und schwang sich auf Blödmann. Dieser galoppierte auch gleich los und war viel schneller als die torkelnde Shinyu, die durch ihre viele Wunden sehr langsam war. Das Wiehern eines Pferdes drang Shinyus Ohr. „Das war Nansensu! Ich bin mir ganz sicher“, rief sie und Blödmann legte noch einen Gang zu. Als es um eine Kurve ging, konnte Shinyu schon erkennen, dass dieser Pfad bald zu Ende war, denn nicht viel weiter hinten konnte sie schon die Felswand des Berges sehen. Blödmann ging etwas langsamer, weil er schon ganz außer Atem war. Vor der Felswand war ein kleiner, ausnahmsweise grüner Wald, vor dem Nansensu stand. Shinyu sprang von dem Pferd ab und rannte, so weit es möglich war, zu Nansensu. „Nansensu, ist Kami da drin?“, fragte Shinyu aufgeregt und besorgt zugleich. Nansensu schlug mit dem linken Vorderbein auf die Stein, was anscheinend ja heißen sollte. „Danke Nansensu! Ich geh da allein rein. Nansensu, du hast ja sowieso zu viel Angst und Blödmann beschützt dich einfach...“ Shinyus Wunden taten nicht mehr allzu weh und sie rannte in den Wald. Der Weg hatte wieder eine andere Farbe. Er war aus weißem Marmor und führte tief in den Wald. Sie war nur höchstens drei Minuten gerannt, schon sah sie eine kleine, gepflasterte Lichtung. Das einzige was dort stand, waren ein Tisch und eine kleine weiße Bank. Auf dieser Bank saß, na wer wohl, Kami. Doch wer war die Frau neben ihm? Sie hatte langes, schwarzes Haar, einen langen Kimono. Ihr Gesicht war zierlich und einen Hauch rosa. Kami schien so, als wäre er in Trance. Er nahm nichts mehr war, seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht war der Frau, die neben ihm saß zugewandt. „Makeru watashi no Miryoku! Makeru watashi no Miryoku!”, murmelte diese die ganze Zeit mit geschlossenen Augen vor sich hin und hatte die Hände zusammengefaltet in den Schoß gelegt. Shinyu schlich leise, um ja nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, an den Bäumen entlang, um zu Kami zu gelangen. Der Weg zu ihm war lang, und als sie noch nicht einmal auf die gepflasterte Lichtung kam, stolperte sie über einen Stein und fiel auf den Weg. Die Frau schreckte auf: „Wer ist da?“ Ihre Stimme war nicht glockenhell, wie man vielleicht vermuten könnte, es war mehr ein heiseres Zischen. Doch noch bevor sie ihre gelben Augen, die zu zwei Schlitzen verengt waren auf die Stelle auf der Shinyu lag richten konnte, hatte Shinyu sich schon in den Wald hinter zwei Bäumen gerollt. „Ich scheine mich geirrt zu haben... Makeru watashi no Miryoku!”, zischte sie weiter. „Puh...“ Shinyu wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. „Ich weiß jetzt, dass sie ein sehr gutes Gehör hat... Das heißt dann ja wohl, dass ich sie irgendwie umbringen muss...Aber wie?!“, dachte Shinyu verzweifelt. „Es wird Zeit zu essen!“, sagte die Frau und schien Kami verspeisen zu wollen. „Was mach ich denn jetzt?“ Shinyu geriet in Panik. Sie zog ohne zu Wissen warum ihren Schuh aus und schleuderte ihn ins Gesicht der Frau. Sie rannte auf den Marmorweg und schrie: „Hey Schlampe! Ich hab ne Frage: Wie kann man so hässlich sein?!“ Die Frau packte den Schuh, der sich anscheinend tief in ihr Gesicht gegraben hatte, und schleuderte ihn tief in den Wald. „WAS?“, zischte sie bedrohlich. Der Schuh hatte eine tiefe Wunde hinterlassen, doch die Frau kümmerte sich nicht darum und sagte scharf: „Wie kann das sein? Eine Frau, hier? Doch es ist egal, denn niemand wird mich je aufhalten können! Ich bin unsterblich! Um mich zu töten muss ein Mann sagen ich sei hässlich, doch das wird nie passieren. Und Mädchen, das nehme ich dir übel! Dafür wirst du bezahlen!!“ Sie zeigte mit ihrem Finger auf die tiefe Wunde die ihr halbes Gesicht verunstaltet hatte. Sie legte den Kopf in den Nacken und rief: „Hebi!“ (Hebi = Schlange) Ihre Haut pellte vom Körper ab und darunter hervor kam eine schuppige, lila Haut. „Igitt! Was bist du denn? Du... du bist ja so.... Du bist ja so eine Schande für alle Schlangen!“, stieß Shinyu hervor, als die Frau, die vorher so schön war, sich ganz in eine große, lila Schlange verwandelt hatte. Das Reptil streckte bedrohlich ihre Zunge heraus, um Shinyu zu wittern, denn bekanntlich haben Schlangen schlechte Augen. Sie richtete ihren Leib auf. Ihre Zähne blitzten gefährlich im Schein der untergehenden Sonne und die Augen waren zornig zu zwei Schlitzen verengt. „Noch kein Mensch hat mich dazu gebracht, mich in eine Schlange zu verwandeln, zumindest keiner, der nicht meinem Bann unterliegt. Natürlich fresse ich alle Männer, die meinem Bann unterliegen, als Schlange“, fauchte sie. Während die Schlange redete, zog Shinyu schnell den zweiten Schuh aus, und warf ihn an der Schlange vorbei. „Pah, zielen war noch nie deine Stärke, stimmt’ s?“, höhnte die Schlange und brachte so was wie ein Lachen hervor. Das klang äußerst seltsam, wenn eine Schlange lachte. „Ich habe ja auch gar nicht auf dich gezielt!“ , grinste Shinyu hämisch. Die Augen des Kriechtiers weiteten sich schnell, als sie begriff, auf wen Shinyu eigentlich gezielt hatte. „Aua“, Kami, der durch den Treffer des Schuhs wachgeworden war, rieb sich den Kopf. Seine Augen wurden groß vor Staunen, als er das Kriechtier vor sich sah. „So, du bist aufgewacht... Wie kann das sein? Niemand wacht so einfach von meinem Bann auf...!“, zischelte die Schlange überrascht und zugleich erbost. „Wie ich sehe, hast du auch gemerkt, dass unsere Schönheit, die hier den Männern den Kopf verdreht und sie dann auffrisst, eigentlich eine Schlange ist“, sagte Shinyu, mit der Absicht, dass Kami sagte, dass sie, die Schlange, hässlich sei. Doch Kami war im Moment zu erstaunt, um etwas zu sagen. Shinyu sah ihn verzweifelt an, er solle doch nur endlich sagen, das diese Frau hässlich ist. Das Kriechtier nutzte die Gelegenheit und schlug mit weit geöffnetem Maul und ihren gewaltigen Zähnen nach Shinyu aus. Doch Shinyu konnte sich noch schnell nach links ducken. Etwas streifte ihren rechten Arm, doch es schien nichts Besonderes am Arm zu sein. Er war halt ohne Schaden davongekommen. Kami fing sich wieder und sagte plötzlich: „WAS? Dieses hässliche Reptil soll die Frau sein, die so viel hübscher ist als du?“ „Ja, das ist sie, und Kami, das
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