Fanfic: Shinyu - Die Welt im Spiegel

nehm’ ich dir übel!“, antwortete Shinyu kalt darauf. „Oh oh“, war das Letzte, was die Schlange zischelte, als sie plötzlich anfing immer durchsichtiger zu werden. Nachdem sie nur noch eine Silhouette , ein Schattenbild ihrer selbst, war, löste sie sich ganz auf. Shinyu und Kami beobachteten das Geschehen aufgeregt und mit weit geweiteten Augen.
Das Einzige was von dem lila Reptil blieb, waren drei schimmernde Schuppen, die hell im Licht glitzerten. „Die könnten wir vielleicht noch gebrauchen“, sagte Shinyu und steckte sie in ihre Tasche. Doch noch bevor Kami sagen konnte ‚Ach, und wofür?’ fuhr Shinyu fort: „Lass uns wieder nach Sherrington Field gehen.“ „Ja, lass uns gehen!“, sagte Kami und nahm, als sie wieder aus dem Wald kamen, die Zügel von Nansensu in die Hände und sprang auf das Pferd. Als Shinyu auf Blödmann aufsprang, sah Kami, dass Shinyu sehr stark am rechten Arm blutete. „Äh, Shinyu, du blutest am Arm!“, sagte Kami und zeigte mit dem Finger auf ihren blutüberströmten Arm. „Hm?“, Shinyu hatte es gar nicht bemerk, „Das muss dieses Miststück von Schlange gewesen sein!“ Sie riss sich den linken Ärmel von ihrem T-Shirt ab und band ihn um die Wunde. Sofort färbte sich das Stück Stoff blutrot. „Du kannst nur hoffen, dass die Schlange nicht giftig ist!“, erwiderte Kami und schien mehr Angst als Shinyu zu haben, die sich allerdings nicht weiter darum kümmerte, sondern nur still auf Blödmann den Weg entlang zurück nach Sherrington Field ritt. Doch Kami und Nansensu blieben erst ein bisschen blöd stehen und sahen Shinyu hinterher, bis sie schließlich auch losritten und Shinyu und Blödmann rasch einholten. Als Shinyu an der Stelle vorbeikam, an der die Barriere eigentlich sein müsste, sah sie, dass die Barriere gänzlich weg war und auch von der Buddhastatue nichts mehr zu sehen war außer ein Brandfleck.
Der Weg bis nach Sherrington Field war nicht mehr sehr weit und der Pfad auf dem sie jetzt ritten bald zu Ende. Für Shinyu gab es einige Rätsel, was die Frau die sich in eine Schlange verwandelte anging „Warum bist du überhaupt aufgewacht? Die Schlangenfrau oder wie man auch immer eine Frau nennt, die sich in eine Schlange verwandelt, hat doch gesagt, dass man nicht einfach aufwacht von ihrem Bann, nur weil man von etwas getroffen wird!“ „Hebijohei“, antwortete Kami sofort. „Bitte was? Kannst du das auch so sagen, dass jemand wie ich das versteht?“, fragte Shinyu scharf. „Hebijohei nennt man die Frauen, die sich in Schlangen verwandeln“, war die Antwort, die von Kami kam. „Ach so?”, sagte Shinyu darauf kleinlaut. „Und auf deine Frage warum, habe ich leider überhaupt keine Ahnung“, fuhr Kami fort. Bildete sich Shinyu das nur ein oder war dort wirklichein helles, rot – gelbes Licht? Na ja, war ja auch egal. Blödmann und Nansensu galoppierten schnell bis ans Ende des Pfades und nun war es erst recht nicht mehr weit. Es ging wieder bergauf und Shinyu war sich jetzt sicher, dass das helle, rot – gelbe Licht genau dort war, wo die Stadt Sherrington Field lag. Es sah wunderschön aus, doch dann begriff Shinyu was eigentlich loswar. „Kami, schnell, die Stadt steht in Flammen!“, rief sie panisch, als sie Blödmann noch einmal befahl, schneller zu laufen. Nansensu und Blödmann rasten den kleinen Weg auf dem Berg hinauf. Als sie auf der Spitze des Berges waren, sah Shinyu schon, dass fast die ganze Stadt brannte. Das war ja auch weiter nicht verwunderlich, denn fast die ganze Stadt war aus Holz. „Oh nein!“, Kami sprang vom Pferd herab und rannte durch die halbbrennenden Tore. Shinyu, die erst geschockt stehen geblieben war, rannte ihm hinterher. Die meisten Wohnhäuser brannten oder waren nur noch ein Häufchen brennende Trümmer. Einige Läden aus Stein trotzten dem Feuer und ihre Besitzer liefen nach draußen, um das Elend, das draußen auf den Straßen los war, anzusehen. Einige rannten panisch zum Brunnen um Wasser zum Löschen zu holen. Die Menschen, die noch nicht verbrannt waren oder vom Rauch erstickt, eilten aus ihren Häusern. Dann fiel Shinyu die Polizeibücherei ein. Es war das größte Gebäude, wenn das in Flammen stehen würde... Oh nein! Und das Schlimmste war, dass Keikan noch da drin war. Shinyu rannte ans Ende der Stadt, wo die Tore zum Feld mit den heiligen Blumen schon lichterloh in Flammen stand. Auch die Polizeibücherei war nicht unversehrt. Im Gegenteil es loderte in einem grünen Feuer. GRÜN? Und durch eben dieses grüne Feuer konnte Shinyu einen Gegenstand erkennen. Eine dunkelblaue Vase. Die Vase die vorhin, kurz nach Shinyus Eintreffen, von einem Händler namens Sagi geliefert worden war. Diese Vase die vorher voller Ketten war, stand seelenruhig und unversehrt dort in den Flammen, doch etwas fehlte an ihr. Genau! Die Ketten waren abgenommen worden! Shinyu jedoch kümmerte das nicht, sie hatte andere Sorgen. Große, andere Sorgen und schrie: „Schnell wir müssen Keikan und alle Anderen rausholen!“ Shinyu wollte hereinstürmen, doch Kami hielt sie am Arm fest. „Nein, bleib hier!! Es wäre zu gefährlich!“ „A- Aber ich muss doch... A -aber ich muss doch zu Keikan! K E I K A N!“, Shinyus Stimme wurde vor Tränen erstickt und als sie sah, wie die Bücherei in sich zusammenfiel, und nach wenigen Minuten nur noch flammende Trümmer war, presste Shinyu sich an Kami und fing an zu weinen. Doch auch ihre großen, kugelrunden Tränen ließen das große, flammende Inferno nicht erlischen.
Doch als Kami sie mit einem leichten Tipp auf die Schulter in die Realität zurück holte, wusste sie, dass sie weder Keikan, noch irgendjemand anderen aus diesen Gebäuden retten konnte. Sie wusste, dass das Einzige was sie noch tun konnte war mit Kami zusammen irgendwohin zu fliehen. In irgendein Dorf, wo sie erfahren konnte, wie sie wieder nach Hause konnte. Doch was sie jetzt wollte war weg von hier zu kommen. Sie wollte all das vergessen. Diese vielen Menschen die hier umgekommen waren. Doch eine bestimmte Person würde sie nie vergessen können. Keikan Tadashii würde immer einen Platz in ihrem Herzen haben. Doch die Heldin mit dem großen Herzen würde noch mehr durchstehen müssen. Zusammen mit ihrem Freund, der ein großes Geheimnis birgt.
„Komm schon, Kami, wir müssen hier weg! Bevor die Flammen uns einkreisen!“, sagte sie plötzlich und zog Kami m Arm hinter sich her. Doch es war schon zu spät. Als die Straße immer enger wurde, und dort all die zusammengestürzten Häuser aneinander ausbrannten, wurden sie von einem Flammenring umkreist. „Oh nein!“, Kami hielt sich schützend die Hand vor den Mund, denn dicker, schwarzer Rauch qualmte auf. Auch Shinyu spähte nach einem Ausweg, doch sie fand keinen. Nicht eine Nische, keine kleine Lücke im Ring der Flammen. Der Flammenring wurde größer und kam ihnen immer näher. „Kami, wir müssen da durch! Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!“, sagte Shinyu etwas panisch und zugleich ein ganz klein bisschen ängstlich, doch sie versuchte ihre Angst zu überspielen. „Wie jetzt? Du willst da durch?“, fragte Kami und zeigte mit der Hand auf den Feuerkreis. „Jap, genau das will ich“, antwortete Shinyu jetzt viel selbstsicherer und keine Spur Angst war mehr in ihrer Stimme. „Dann werde ich dir folgen! Ein starker Mann an deiner Seite kann schließlich nicht schaden!“, erwiderte Kami zuversichtlich. „Stimmt. Aber wo kriege ich so jemanden her? Und falls du dich damit meinst, dann schadet ein starker Mann schon“, sagte Shinyu darauf. Normalerweise würde sie es jetzt mit einem Lachen abwinken, doch ihr war nicht nach Lachen zumute. Sie legte schützend ihre Arme vors Gesicht, bereit durch das Feuer zu rennen. Kami stand neben ihr, ebenfalls die Arme vor dem Gesicht. „Bist du bereit?“, sagte Shinyu. Ihre Stimme war voller Zuversicht und Vertrauen, dadurch versuchte sie, ihre Angst zu überspielen, trotzdem zitterte ihre Stimme etwas. Kami schien ihre Angst zu spüren und lächelte ihr zu: „ Ich weiß, dass wir das schaffen können, jetzt komm.“ Er fasste sie ans Handgelenk. Shinyu sah errötend auf ihr Handgelenk, allerdings hatte nicht sehr viel Zeit für. Denn Kami sprang durch die Flammenwand, die sich vor ihnen aufbäumte und immer größer wurde. Eine gewaltige Hitze umgab die beiden, und kaum waren sie hinein gesprungen, waren sie auch schon wieder draußen. Kami und Shinyu waren überall rot von dem Feuer geworden, doch an einer einzigen Stelle, nur an einer Stelle war Shinyu noch genauso blass wie zuvor. Und das war ihr Handgelenk, dass Kami immer noch umklammert hielt. „Ähm, d-du kannst... Du kannst mich jetzt loslassen“, sagte Shinyu immer noch etwas rot, was nicht weiter auffiel, weil ja eh ihre ganze Haut gerötet war und ihr Gesicht voller Ruß. „Oh, äh, wir sollten irgendwo hingehen, wo das Feuer noch nicht war, beziehungsweise wo es nicht so schnell hinkommt“, erwiderte Kami, der übrigens genauso rot geworden war und zog schnell seine Hand weg. „Na toll, aber wohin?“, fragte Shinyu mit einer Spur Panik. Bei dem Anblick der steigenden Flammenmeere hinter ihnen und dem zischenden Flammen vor ihnen fuhr sie rasch fort: „Auf jeden Fall weg von hier!“ Diesmal packte sie Kami am Arm und rannte mit ihm zu den Toren. Dicker schwarzer Rauch strömte aus den Wohnhäusern und Läden. Als Shinyu, die großen goldverzierten Tore sah, die jetzt so kläglich nieder brannten, gingen Shinyu viele Dinge durch den Kopf. Die Tore, durch die Shinyu vor nur knapp eineinhalb Stunden zum ersten mal die Stadt betreten hatte, wo Fushin sie misstrauisch beäugt hatte, wie sie mit Keikan in die Stadt eintraf... Bei dem Gedanken an Keikan versetzte es ihr einen Stich in ihr Herz. Auf einmal fiel ihr etwas auf: „ Ähm, Kami ich will jetzt ja wirklich nicht sagen, dass es deine Schuld oder die von irgendjemand anderes ist, aber... Wo sind Nansensu und Blödmann?“ Sie hatte ein schlechtes Gewissen.
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