Fanfic: Charly

Kapitel: Charly - Prolog

Prolog
Das erste mal sah ich Charly, als ich wieder mal meiner Mutter im Krankenhaus helfen wollte. Ich kann gerade zur Tür herein, als ich einen Polizisten bemerkte. Das war ja nicht ungewöhnlich, denn es passierte oft das irgendwelche angeschossenen oder sonst wie verletzten Polizisten eingeliefert wurden. Aber neben dem Polizisten saß ein Junge in Handschellen. Seine langen schwarzen Haare waren voller Blut. Am Kopf schien er eine ziemlich schlimme Wunde zu haben, denn das Blut lief unaufhörlich und tropfte ihm, da er vorne übergebeugt saß, auf sein zerrissenes T-Shirt. Alles in einem.....er sah ziemlich schrecklich aus.
Ich ging auf den Polizisten zu, der gedankenverloren die Decke betrachtete, und fragte ihn, ob ich irgendwie helfen könnte.
„Ja, ich glaube schon. Könntest du nicht vielleicht irgendeinen Arzt holen?"
„Ich werde mal sehen ob sich was machen lässt."
Ich verschwand in dem Zimmer, in dem meine Mutter, Fr. Dr. Lübeck, immer zu sitzen pflegte, wenn keine Visite anstand. Sie saß auch diesmal hier und begrüßte mich freundlich.
„Guten Tag, mein Schatz, wie geht es?
„Ganz gut, Mom. Du, da ist ein Junge draußen. Wahrscheinlich Platzwunde, oder so etwas in der Art."
Ich fühlte mich wie eine Ärztin, doch bevor ich noch nachdenken konnte was 'Platzwunde' auf Lateinisch heißt, rauschte meine Mutter auch schon aus dem Zimmer und ich hinterher.
Der Junge saß immer noch da wie zuvor und der Polizist betrachtete wieder die Decke. Was der daran wohl so interessant fand? Meine Mutter schien sich diese Frage nicht zu stellen, denn sie ging gleich zu dem Jungen, der ebenso wie der Polizist erschrocken hochfuhr, sich aber besser zu beherrschen wusste.
Jetzt sah ich zum ersten mal das Gesicht des Jungen. Er hatte dunkle, traurig blickende Augen, wo man bei dem rechten nicht wusste, wo er gerade hinschaut. Eine kleine Narbe zog sich von der Stirn zur rechten Wange hin. Bei dem schien die rechte Gesichtshälfte ja ziemlich defekt zu sein. Meine Mutter schien ziemlich erschrocken zu sein.
„Wie ist das passiert?“ fragte sie den Polizisten.
„Er hat sich geprügelt.“ Antwortete der gleichgültig.
„Wie heißt er?“ fragte sie weiter.
„Charly.“
„Und weiter?“ meine Mutter wurde langsam ungeduldig.
„Was weiß ich?“sagte der Polizist genervt.
Meine Mutter schaute ihn erstaunt an und auch ich musste kein geistreiches Gesicht gemacht haben, doch keiner von uns beide fragte weiter.
„Wir werden erstmal seine Wunde auswaschen." Sagte sie dann zu mir gewandt. Doch bevor wir auch nur einen Schritt tun konnten, wurde die Durchgangstür mit solcher Wucht aufgerissen, dass man sich nur wundern konnte, warum diese nicht aus den Angeln flog. Und wer kam herein gestürzt, von acht Augen erschrocken betrachtet?
Natürlich ein Polizist!
Ärzte mal ausgenommen, Polizisten sind die hektischsten Menschen, die es gibt.
Der Junge (oder sollte jetzt besser sagen Charly) war der erste der wieder vor sich hinstarrte.
„Guten Tag, mein Name ist Hawley. Sind sie hier Ärztin?“
„Ja, Fr. Dr. Lübeck. Und das ist meine Tochter Mayra.“ Stellt Mutti uns vor.
„Ich hoffe er hat ihnen doch keinen Ärger gemacht?“ fragte er und deutete dabei auf Charly.
„Nein, ich kenne ihn ja erst seit fünf Minuten.“
„Das reicht für ihn um einen völlig aus der Fassung zu bringen. Na, haben wir uns mal wieder geprügelt?“ wandte sich Hawley mit spöttischem Ton an Charly.
„Wieso wir? Schließlich hab ich mich mit diesen Arschlöchern rumgeschlagen und nicht du!“ erwiederte dieser trotzig. „Entschuldigen sie bitte seine Ausducksweise. Er kann nicht anders.“ wandte sich Hawley meiner Mutter zu.
„Mäßige gefälligst deine Ausducksweise!“ herrschte er dann Charly an.
„Hören sie doch auf ihn anzuschreien, damit ändern sie ja schließlich auch nichts.“
Meine Mutter wusch Charly die Kopfwunde aus und Versorgte auch seine anderen Verletzungen. Charly ließ das alles willenlos über sich ergehen, aber man sah ihm an das es ihm nicht sonderlich gefiel.
Als er alles hinter sich hatte, sagte Hawley zu ihm: „So, und nun hau ab!“
Charly ließ sich das nicht zweimal sagen und verschwand.
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