Ein neuer Tag brach im Lande Gaze an. Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die dichte
Wolkendecke die schon seit Wochen den Himmel verschleierte und brachten einige Tautropfen
zum funkeln. Im Nebel der Morgendämmerung schlich eine schmächtige Gestalt umher. Unter
ihrem langen dunkelroten Haar konnte man deutlich ihre spitzen, katzenähnlichen Ohren sehen
und hinter ihr schwang ein langer dünner Schwanz: eine Neko. Um den Hals und an den Handgelenken
hatte das Katzenmädchen schwere, schwarze Ringe aus Irroxe Stahl hängen. Sie trug ein altes abgetragenes Leinenkleid und dunkelbraune Wildleder-Stiefel die ihr bis zu den Knien reichten.
Ihre Ohren zuckten als in der Nähe ein Geräusch aus den Büschen drang.
"Sie geben es also immer noch nicht auf", dachte sie grimmig.
Bedacht darauf ihre Verfolger nicht auf sie aufmerksam zu machen, flüchtete sie weiter in den dichten Wald. Dank des streifenähnlichen Musters, das die Haut sämtlicher Neko zierte, würde
man sie nicht so schnell in dem Gewirr aus Sträuchern und Bäumen ausmachen können. Gerade hatte
sie begonnen sich sicherer zu fühlen, als ganz in ihrer Nähe hastige Schritte zu hören waren -
hatte man sie etwa entdeckt? Sie begann wieder zu rennen und warf dabei eine Blick über ihre
Schulter, als sie mit Etwas zusammenstieß. Der Wucht des Aufpralls war so heftig, das sie
einen nahegelegenen Hang hinuntergeschleudert wurde. Während sie sich Überschlug, schoß
ein scharfer Schmerz durch ihren linken Fuß und noch bevor sie darüber nachdenken konnte ob er
gebrochen war, schlug sie mit dem Kopf gegen einen Stein und verlor das Bewusstsein.

Wohlige Dunkelheit umgab sie und gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit, als sie weit entfernt
eine Stimme vernahm. "Hey, wach auf!" Widerstrebend öffnete sie die Lider und starrte geradewegs
in ein Paar rostrote Augen über sich. Ihr Herz machte einen Sprung als ihr bewusst wurde, wessen
Augen das waren.
"Shirai?... Bist du das?...", murmelte sie.
"Oh, du bist endlich wach! Wie geht´s dir?", erkundigte sich die Gestalt über ihr, ohne auf
die Frage einzugehen.
Langsam drang Klarheit in ihren Kopf und die Wahrheit ertränkte ihre anfängliche Freude, als sie
bemerkte das sie sich getäuscht hatte. Abschätzend betrachtete sie ihren Gegenüber.
Auch er war ein Neko. Sie schätzte ihn ein bis zwei Jahre älter als sich selbst. Er hatte schwarze,leicht blau schimmernde, kurze Haare die ihm strähnig ins Gesicht fielen und ihn leicht verwegen aussehen ließen. Auf seinen Lippen lag ein schiefes Grinsen, welches eine Narbe die über seine rechte Wange verlief spannte. Seine Haut war dunkel und das Muster das sich darüberzog, im Gegensatz zu ihrem, wilder. Er hatte eine Weste aus Leinen an, die er offen trug, darunter eine, an den Knien bereits zerschundene, Hose deren Farbe bereits verblichen war und ein paar Stiefel aus Ziegenleder.
Oh nein, das war sicher nicht ihr Shirai!
Außer seinen Augen hatte er keinerlei Ähnlichkeit mit ihm.
Und sie wusste schließlich, dass er meilenweit von ihr entfernt war. Oh Shirai...
"Wer bist du?"
"Ich?", er grinste. "Ich bin Villiano! Villiano Capellone! Und du?"
Sie fixierte ihn kühl: "Das geht dich nichts an."
"Hey, immerhin hab ich mich um dich gekümmert als du bewusstlos warst! Da wirst du mir doch wohl
deinen Namen verraten?" "Nein." Er sah sie einen Moment stutzig an.
"Na, wenn du nicht willst", meinte er und ging ein paar Schritte in der kleine Höhle in der sie
sich befanden, auf und ab, ohne von ihr aus den Augen gelassen zu werden. Er dachte eine Weile nach, schließlich wandte er sich wieder an sie.
"Hm... kann es sein, dass du dieses Sklaven-Mädchen bist, nachdem sie schon seit Tagen suchen?", fragte Villiano und befand sich im nächsten Moment, zu seiner Überraschung auf dem Boden liegend wieder. Über ihm kniete die Neko, mit gelbglühenden, zu Schlitzen verengten Pupillen und hielt ihm ihre ausgefahrenen Krallen an die Kehle.
"Haben sie dich geschickt um mich wieder einzufangen?! Antworte!", fauchte sie.
"Ich gehe keine Pakte mit Menschen ein!", sagte er lächelnd,"Und jetzt nimm die Krallen weg!"
Ihre Augen glühten auf vor Hass und sie erwiderte verächtlich:"Du wärst nicht der Erste von Uns
der sein Volk an die Menschen verraten hat."
"Wie schon gesagt: Ich gehe keine Pakte mit Menschen ein! Wenn ich dich hätte ausliefern wollen, hätte ich das schon längst tuen können. So,"mit stechendem Blick ergriff er ihr
Handgelenk und drückte unsanft zu,"und jetzt nimm endlich deine Krallen weg!"
Widerwillig zog sie die Krallen ein und ließ ihn aufstehen.
"... wie geht es eigentlich deinem Fuß?"
Nachdenklich starrte sie gegen die Felßwand. "Geht so."
"Hm... wenn ich dir eine Schiene baue, müsstest du es doch bis nach Jissele schaffen, oder?"
Sie sah verwundert auf. "Ja, warum? Was soll ich dort?"
"Ich kenne dort jemanden der dir helfen kann die Canai loszuwerden,"sagte er und deutete auf
die Ringe die ihr an Hals und Handgelenken hingen.
"... warum willst du das tun?" Er antwortete mit einem schelmischen Grinsen:"Weil du süß bist!
Und ich mag es nicht wenn süße Miezen wie du, einen Sklaven-Ring mit sich rumtragen müssen!"
Wider Willen musste sie schmunzeln.
"... Ghiauna."
Er drehte sich um. "Was?"
"Mein Name, du wolltest ihn doch wissen.
Ich heiße Ghiauna Armadeo,"sagte sie und lächelte zum ersten Mal.

~ Ich habe die Story hier schon früher einmal hochgeladen, doch da ich jetzt einen neuen Nick habe, kommt sie eben nochmal ^^ Thx an alle die die diese Story lesen ~