Fanfic: Neko
Oberteil, das ebenso wie der lange Rock der an den Seiten je einen langen Schlitz hatte, violett war.
"Oh Lunetta, lass sie nicht tot sein!,"bat Villiano mit einem Blick gen Himmel, bevor er sich neben Ghiauna niederließ die bereits neben der Neko kniete und sanft ihren Kopf anhob. Vorsichtig strich sie ihr die Haare aus dem Gesicht, wodurch eine
Platzwunde an ihrer Stirn sichtbar wurde.
"Sie lebt. Ich kann ihren Puls spüren."
Wie zur Bestätigung holte die Neko zögernd Luft. Zitternd öffneten sich ihre Lider.
"Wer... wer seid ihr...?"
"Das ist Ghiauna Armadeo,"antwortete Villiano lächelnd,"und ich bin Villiano. Villiano Capellone. Und du?"
Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen und schwieg.
"Keine Sorge, du kannst uns vertrauen. Wir beißen nicht,"er warf Ghiauna einen Seitenblick zu,"zumindest nicht immer..."
"... Ryu... nur Ryu,"fügte sie mit dem Anflug eines Grinsens hinzu, das allerdings gleich wieder verschwand.
"Sie... sie haben sie mitgenommen... Nagusame, meine Schwester... ich muss sie zurückholen."
"Wer sind "sie"?," fragte Ghiauna.
"Sklaventreiber... werdet ihr mir helfen?"
Sie nickten Beide zur Bestätigung.
"Sag uns wo sie sind, du bleibst solange hier."
"Das werde ich nicht, sie ist meine Schwester und ich... komme mit um sie zu befreien!" Wankend kam sie auf die Beine und lief sogleich los. "Folgt mir, sie können nicht weit sein!"
Schon bald nahm Ghiauna den Geruch und die Schritte von Menschen war.
Sie packte ihren Stab fester und beschleunigte ihre Schritte. An der nächsten Wegbiegung kamen sie in Sicht - es waren fünf Männer, wovon einer ein zappelndes Bündel in einem Sack nachschleifte.
"Verdammte Menschen, wieviele von uns wollt ihr noch weiterverhökern?!,"schrie sie zornig und rannte auf die Männer zu, wobei sie dem Nächsten den Stab gegen den Kehlkopf schleuderte. Röchelnd brach dieser zusammen und griff sich panisch an die Stelle wo seine Luftröhre eingedrückt worden war.
"Du hast doch gar keine Ahnung wovon du sprichst, Katzenweib!,"rief einer der Männer und zog einen Dolch aus dem Gürtel. "Kommt Männer, sie ist allein, diesen Fang lassen wir uns nicht entgehen!"
Doch schon im nächsten Moment brach er zusammen und fasste sich schreiend an die Oberschenkel, aus denen Villiano lässig seine Silenquedea zog.
"An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher."
Mit einem grimmigen Lächeln nickte Ghiauna ihm zu und donnerte dem Mann ihren Stab ins Genick.
"Das hättest du nicht tun müssen, er war außer Gefecht!,"sagte Villiano und deutete auf die Leiche zu ihren Füßen.
Sie bedachte ihn nur mit einem einzigen kalten Blick. "Der Feind war unachtsam und ich habe meine Chance genutzt. Menschen verdienen keine Gnade." Sie wandte sich an Ryu die gerade versuchte den Knoten am Sack zu öffnen:"Wo sind die anderen drei?"
"In den Wald geflüchtet - ah, endlich offen!"
"Alles in Ordnung mit dir, bist du verletzt?", fragte Ghiauna und beugte sich zu dem zerzausten Etwas das aus dem Sack gekrochen kam. Doch schon im nächsten Moment gefror ihr das Lächeln auf dem Gesicht, denn vor ihr saß keine Neko, sondern -
"Ein Mensch?!"
Verwirrt starrte sie das Mädchen an das vor ihr auf dem Waldboden saß und sie aus großen himmelblauen Augen anschaute... sie konnte sich nicht erklären was, doch die Augen erschienen ihr auf eine gewisse Weise seltsam falsch. Langes blondes Haar fiel ihr über die Schultern und sie trug ein einfaches grünkariertes Kleid.
"Ein Mensch?!,"widerholte Ghiauna und Wut kochte in ihr auf."Ein Mädchen! Wir haben hier ein dreckiges Menschenmädchen gerettet?!" Ihre Pupillen verengten sich zu Schlitzen und ihre Augen glühten gelb auf, als sie ihren Vollmetallstab hob, bereit um dem Mädchen den Schädel zu zertrümmern.
"Hör auf Ghiauna, Nagusame ist kein Mensch!", rief Ryu und hielt schützend den Arm vor sie.
"Willst du mir etwa weißmachen sie wäre eine Neko?!"
"Nun... nein, das ist sie auch nicht. Aber sie ist auch kein Mensch..."
"Wie meinst du das, sie ist weder Mensch, noch Neko?"
"So meint sie es,"sagte Nagusame und klemmte sich eine Haarsträhne hinter ein Ohr - ein spitzes Katzenohr!
Ungläubig blickte Ghiauna sie an. "Ohren? Du... du hast Katzenohren?"
"Und einen Schwanz."
"Aber... du hast keine Maserung, keine Krallen... du siehst aus wie ein Mensch, wie kann das sein?"
Nun mischte sich auch Villiano wieder ins Gespräch ein.
"Ich glaube ich habe schonmal davon gehört: Neko die zur Hälfte Menschen sind. Daher die Ähnlichkeit. Ein Elternteil von dir muss ein Mensch gewesen sein."
"Ja,"bestätigte Ryu," nachdem mein Vater starb, verliebte sich meine Mutter in einen Menschen und was dabei herauskam seht ihr hier."
"Vor ein paar Jahren ist Mama in den Wald gegangen, aber sie ist nicht mehr zurückgekommen."
"Und seitdem suchen wir sie, bloß - aaargh!"
Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff sie sich an die Platzwunde und fiel vornüber auf die Knie.
"Ryu!"
Villiano griff in einen Beutel mit Verbandszeug den er umhängen hatte und wollte sich daran machen die Wunde zu versorgen, doch Nagusame hielt ihn zurück.
"Das mache ich schon."
Sie kniete sich neben Ryu, schloss die Augen und legte die Hände auf die Platzwunde. Zuerst geschah garnichts, doch dann begann ganz leise die Luft um sie herum zu summen. Der Ton schwoll an, bis man deutlich ein immerwiederkehrendes Klingen hörte. Um Nagusame sammelte sich langsam ein Licht. Strahlend grün. Wohltuend. Lebendig. Niedergetrampelte Grashalme und verzeinzelte Blumen richteten sich in dem Licht zitternd wieder auf.
"VITA!"
Die Worte hallten zwischen den Bäumen wider. Mit einem Mal kam ein warmer Wind auf und mit ihm ging das Licht auf Ryu über. Es erstrahlte ein letztes Mal gleißend hell und verschwand schließlich.
Über der Platzwunde hatte sich eine neue Schicht Haut gebildet - sie war geheilt!
"Du beherrschst die Kunst des Heilens! Eine seltene Gabe."
Nagusame nickte nur stumm und schaute wieder zu Ghiauna auf und mit einem Mal wurde ihr bewusst was an ihren Augen so falsch aussah - sie waren puppillenlos! Durch und durch blau, aber puppillenlos.
Wie mochte sie wohl mit diesen Augen sehen?...
"... ich sehe die Welt anders als ihr. Mit anderen Augen,"flüsterte Nagusame, als habe sie ihre Gedanken gelesen.
Plötzlich sprang Ryu auf die Füße, rieb sich kurz die Stelle an der die Platzwunde gewesen war und verpasste ihr eine saftige Kopfnuss.
"Aaauuuaaaa!!!"
"Idiot, hättest du vorhin besser aufgepasst dann wären wir nicht überfallen worden, dann hätten wir uns das alles sparen können! Aber du Dussel musst ja laut singend durch den Wald schlendern!"
Nagusame warf ihr einen schmollenden Blick zu bevor sie sagte: "Es war aber ein schönes Lied! "Wenn die Tage kürzer werden und der Wind von Norden weeeht. Wenn das Lachen verklungen ist und du am Fenster steeehst. Wenn die Zeiger lauter schlagen und es rinnt durch deine Haaahaaand...!""
"Halt doch die Klappe!,"rief Ryu und gab ihr eine weitere Kopfnuss.
"... Ueeeeeh!!! Hör doch auf mich zu hauen!"
Sie klammerte sich an Ghiauna und blickte hilfesuchend zu ihr und Villiano auf, die das Ganze bisher schweigend beobachtet hatten und jetz leicht verdutzt dastanden.
"Sagt ihr sie soll aufhören mich zu hauen!"
"Sagt ihr sie soll aufhören zu singen!"
"Ich kann singen wann ich will!"
"Dann kann ich dich auch hauen wann ich will! Und wenn du nochmal anfängst töte ich dich!"
"... machst du eh nicht, du hast mich nämlich lieb, sonst hättest du mich nicht gerettet!"
"Bild dir bloß nichts ein! Da war ich nicht ganz richtig im Kopf, ich hab ja vorher auch auf den Kopf geschlagen bekommen!"
"... doch natürlich hast du mich lieb!"
"Hab ich nicht! Ich hasse dich! Und jetzt halt endlich die Klappe!"
Zögernd neigte Villiano den Kopf zu Ghiauna und flüsterte:
"Meinst du nicht wir sollten sie unterbrechen bevor das noch ausartet?"
"Nein. Shirai hat immer gesagt das man Geschwister streiten lassen soll, denn...-"
Nagusame spitzte die Ohren.
"Wer ist Shirai?"
"Mann frag nicht dauernd nach Sachen die dich nichts angehen!,"rief Ryu, doch es klang nicht sehr überzeugend.
Aber - vor allem zu Villiano´s Überraschung - lächelte Ghiauna. Ein glückliches Lächeln.
"Shirai. Mein geliebter Shirai mit den roten Augen. Er ist der größte Kämpfer in Mangolth."
"Uiii und du liebst ihn oder was?"
Ihr Lächeln wurde breiter. "Ja."
"Ich will euch ja jetzt nicht unterbrechen, aber...,"Ryu kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Naja wir wissen im Moment nicht genau wohin, wir haben uns nämlich im Wald verlaufen,"sie durchbohrte Nagusame mit ihrem Blick," Alles deine Schuld!... Naja, aber können wir ein Stück mit euch laufen?"
"Aber immer doch, nicht Ghiauna?"
Villiano grinste sie kurz von der Seite an und in diesem Moment war es als würde die Welt kurz still stehen.
War das eben... Shirai?...
Sie nickte zustimmend. "Ja, sicher."