Fanfic: Letzter Brief
Kapitel: Das Mädchen
Hätte Sheila gewusst, was sie in ein paar Stunden für Probleme hätte, wäre sie wahrscheinlich niemals mit ihrem Hund spazieren gegangen. Sie holte ihre Hündin Laika …Laika, ein seltsamer Name, den die hübsche Collie Hündin schon damals gehabt hatte, als sie sie im Tierheim fanden. Sie war wie ein Juwel gewesen, das man aus versehen weggeschmissen hatte, und das nun zwischen Müll lag. Die klugen dunklen Augen, waren Sheila oft ein Trost, wenn sie allein war. Sheila war 16 Jahre alt und von hoch gewachsener Statur. Sie war hübsch, aber sie fiel nicht auf. Ein Gesicht, welches man sofort wieder vergaß. Sheila machte die Tür auf und ging langsam raus. Ihr Collie trottete teilnahmslos neben ihr her. Sonst raste Laika sofort los, doch jetzt schien es, als müsse sie sich überwinden überhaupt raus zu gehen. Kein Wunder, dachte Sheila, ihre halblangen, hellblauen Haare vielen ihr ins Gesicht, bei so einem Wetter, wie heute. Es war unangenehm kalt und Nebel fetzten lagen über dem Boden. Ein eisiger Regen machte es auch nicht leichter. Sheila senkte ihren Kopf und achtete darauf, dass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Sie wusste nicht wieso, aber hier draußen hatte sie immer das Gefühl beobachtest zu werden. Als ob sich etwas um ihr Herz legte und zusammenzog. „Laika“, die Hündin gab ihr wenigstens ein wenig Sicherheit „Laika, komm endlich! Laika“ Zu viele Leute schauten sie an. Sie fiel auf! Ganz gegen ihre gewohnte Art, kam die Hündin nicht sofort angerannt um ihre Herrin mit großen Augen anzuschauen. Mit einem leisen Fluch rannte Sheila in die Richtung in der sie Laika das letzte Mal gesehen hatte. Ihre großen braunen Augen sahen sich ängstlich um. Wo war Laika. Unten am Flussufer hörte sie ein leises Kläffen, welches sie ganz klar als Laikas erkennen konnte. Mit einem letzten Sprint kam sie am Flussufer an. Laika stand an einem Ast, den sie mühsam ans Ufer zog und schien immer wieder ein paar seltsame weiße Stofffetzen anzubellen. „Laika, was soll dass?“ Die gut erzogene Hündin machte sonst nie solche Sachen, na gut, ab und zu kam sie mit einem Stöckchen an, aber mehr auch nicht. Außerdem holte sie sonst keine Äste aus dem Wasser. „Laika, schau dir doch dein Fe….“ Weiter kam sie nicht, sie war mittlerweile näher an die junge Hündin gekommen und erkannte nun, dass, diese Stofffetzen in Wahrheit ein in weiße Kleider gehüllte Körper war. Ein Mädchen, dessen Kleid sich mit dem Ast verhangen hatte. Sie war in etwa so alt wie Sheila, jedoch von einprägender Schönheit. Ihr violettes Haar schien im Wasser zu schweben und wurde von der Strömung mitgetragen. Früher war ihr Kleid wohl aus weißer Seide gewesen, und wurde um die Hüften von einem Silbernen Gürtel gehalten, in dessen Mitte ein großer Amethyst thronte. Der Amethyst war vom gleichen hellen violett, wie ihr Haar, welches wohl einst mal eine schöne Frisur zusammenhielt. Ohne Zweifel, sie gehörte nicht hierher. Endlich riss sich Sheila von dem seltsamen Anblick auf und half ihrem Collie das Mädchen ans Ufer zu ziehen. Was mache ich nur? Wenn sie tot ist wird man mich verdächtigen. Sie ist ihrem Äußeren nach eine Social, eine von den ganz reichen, die sich niemals mit einer Livitas abgeben würde. Sheilas Mutter hatte ihr erzählt, dass früher die meisten homogensis gleich waren, dass es in ihrer Jugend keine verschiedenen Klassen gab. Sheila war eine Livitas, sie war schon so geboren, eingeboren in ein System das darauf basierte, dass es streng getrennte Klassen, nein Rassen gab. Man konnte sich zwar hocharbeiten, hoch heiraten, genauso, wie man durch Diebstähle runter in eine untere Klasse geschickt werden konnte. Die Socials waren die reichsten. Sie hatten das recht, sich alle anderen Rassen zu diensten zu machen, und das einmalige Recht, Geld zu haben, viel Geld, mehr als nur die paar Silber münzen die eine Livitas besitzen durfte. Sheila war in einer der untersten Klassen. Die Chancen in eine höhere klasse zu kommen waren minimal. Dazu brauchte man Beziehungen. Es war seltsam, die schöne Gestalt einer Social in der abgerissenen Gegend zu sehen in der die Livitas lebten. Shit, die denken noch, dass ich sie entführen wollte, und dann auch noch mit Laika. Laika sah nicht aus, als ob sie einer livita gehören könnte. So anmutige Gestalten und so ein seidig glänzendes Fell sah man sonst nur bei höherem Adel. Als sie den ast mit dem Mädchen ans Land zogen fiel Sheila auf, dass ihre Hündin, bei dem Mädchen seltsam anhänglich zu sein schien. Ein kleiner Stachel der Eifersucht durchfuhr ihre Brust. Ihre Hündin war zu niemandem anhänglich! Laika gehörte ihr ganz allein! Sie beide waren Einzelgänger, die nur sich hatten „Also, was machen wir nun? Hier liegen lassen können wir sie schlecht, meine Fingerabdrücke sind ja überall auf ihr. Dann denken die Polices noch ich hätte sie, nein das war unmöglich, die würden nicht viel fragen, sondern mich sofort, erschießen, oder noch schlimmeres machen, ich bin ja eine Livitas, also ist mein Leben nicht mehr wert, als das einer Fliege.“
Sheila legte ihre Hand auf die Stirn der Social, und musste fast lächeln. Ihre gebräunte, von allen Wettern gekennzeichnete Hand auf der makellosen weißen Haut, die das Mädchen fast durchsichtig erschienen ließ. Doch unter ihrer Hand spürte sie nur eisige Kälte. Ob sie wohl schon Tod ist? Dieser Gedanke ließ sich nicht aus ihren Gehirn entfernen. Doch als sie mit ihrer Hand weiter runter glitt, spürte sie den schwachen Atem der jungen Frau. Für einen Moment lang kam ihr ein ungewöhnlicher Gedanke. Sie könnte sich an allen rächen, was die Socials ihr angetan hatten und vor allem was sie ihrer Mutter angetan hatten. Sheila sah noch mal alles vor sich: Ihre schöne Mutter mit einem Tick dunkleren Haaren und hellblauen Augen, viele hatten sie für ihre Schwester gehalten. Und dann, eines Tages kam sie völlig verwirrt von der Arbeit. Ihr Haar knoten hatte sich gelöst und die kurzen blauen haare waren zerzaust. Ihr Keuchender Atem „Versteck dich … mein Chef… sie kommen!“ Als Sheila sie später, als sie aus ihrem Versteck wieder herauskam, fand, waren ihre Augen weit aufgerissen, die Polices, von ihrem Chef geschickt, hatten sie abgestochen, wie ein Schwein. Sheila war die einzige, die um sie trauerte. Sie vergrub die Mutter, so wie man es früher getan hatte, und warf noch ein paar Kornblumen auf ihr Grab. Kornblumen, weil sie die gleiche Farbe hatten wie die Augen ihrer Mutter.
Die Bilder, die in ihrer Fantasie auftauchten, verdrängte Sheila rasch wieder. Jetzt durfte dieses Mädchen nicht sterben! Zu ihr nach hause? Zu riskant, Sheila schüttelte es schon bei dem Gedanken, wenn sie irgendjemand sehen würde. Sie zog ihren Umhang aus. Der kalte Wind ließ sie zwar frösteln aber der lange Umhang verbarg die teuren Kleider Des Mädchens. Nun bemerkte Sheila, das das Mädchen nicht nur einen silbernen Gürtel, sondern auch dazu passende Ohrringe, eine Kette und ein Diadem trug. Um ihren Oberarm war auch noch ein reif von der Selben silbernen Farbe und demselben hellen Amethysten. Das Diadem war zu leicht erkennbar, deshalb streifte Sheila es ab. Wenn sie die Kapuze ihres Mantels etwas weiter ins Gesicht, der jungen Frau zog würde man die helle Haut nicht sehen und wenn sie sie jetzt trug, würde sie notfalls sagen, es wäre ihre Schwester, die an der pest, die zurzeit wieder in den Armen Teilen dieser Stadt umging, erkrankt wäre. Dann fragten die Leute nicht weiter. Bloß wohin mit ihr?