Fanfic: Secretly
Untertitel: Kratos Aurion x Anna Irving
Kapitel: Gedanken
Secretly - A Kratos Aurion Fanfic
Prolog: Gedanken
***
Dem purpurroten Himmel weicht ein warmes Blau. Man sieht nun auch die letzten Vögel am Horizont schwinden.
Ich hebe meinen Kopf kurz an, blinzele aber, als ich ein paar Regentropfen spüre, die in mein Gesicht fallen. Es wird Regen geben.
“Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen. Ich denke, die Auserwählte hat keine Lust, im Regen weiterzulaufen.“
Die Angesprochene sieht mich an. Colette. Colette Brunel. Die neue Auserwählte der Welterneuerung. Allerdings.. ist sie etwas.. anders.
Sie nickt eifrig, wobei das lange blonde Haar ihr die Sicht verschleiert und sie zu Boden fällt. Das ist sie. Die etwas andere – tollpatschige – Auserwählte.
Mit keinerlei Mimik wende ich mich zu ihr um, tue ein paar Schritte, um ihr zu helfen, als mir plötzlich jemand zuvorkommt.
Dieser Jemand schenkt mir einen warnenden Blick – „Fass Colette ja nicht an!!“ – und hilft ihr an meiner Stelle auf. Diesen Blick kenne ich nur zu gut. Leider.. zu gut.
Kurz tritt ein seltsamer Ausdruck in mein Gesicht.
„Colette? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragt der junge Mann und lässt gerade Colettes Hand los. Die Stimme holt mich in die Realität zurück. Sofort verhärten sich meine Gesichtszüge wieder und ich laufe mit rascheren Schritten nach vorne.
„Wir sollten uns beeilen. Es sei denn, einige von uns sind regelrecht scharf darauf, tratschnass in ein Gasthaus zu kommen.“ Ich kann es nicht lassen und versetze Lloyd einen harten Blick.
Lloyd Irving. Der vorlaute, manchmal quengelnde, sechzehnjährige Junge.
Vielleicht mag er es falsch verstehen.
Darauf deute ich es zumindest als ich seine grummelnde Stimme leise hinter mir vernehme, wie er sich bei Genis beschwert.
„Dieser Typ ist so was von arrogant!! Was denkt der eigentlich, wer-„
Doch er kommt nicht zum weiterreden.
„Danke, das Kompliment gebe ich gerne zurück. ..Kleiner.“
Mit dem letzten Wort habe ich meine Genugtuung erreicht. Ich kann es wirklich nicht lassen.
Vielleicht versteht es keiner, manchmal verstehe ich es selbst nicht, doch ich bin nicht fähig meine Zuneigung besonders praktisch auszudrücken.
Mir jedoch reicht das im Moment gewonnene Gefühl der Dazugehörigkeit und mit einem inneren, kleinen Lächeln betrete ich das Gasthaus.
***
Nun starre ich an die Decke. Ist sehr interessant, das muss man schon sagen.
Eine dunkle Decke. Hmmh. Mal was neues als wenn ich nur meine Füße fixiere.
Meine Laune bessert sich jedoch keinen Deut, als ich die laut lachenden Stimmen zwei Zimmer nebenan höre. Nein, meine Laune wird nur noch mieser.
Was ist mit mir los? Nicht, dass es mich wundert, dass auch Ich mal nicht immer nur gleichgültig gesinnt bin, nein, das ist es nicht. Es ist.. etwas anderes.
Und das muss ich endlich unter Kontrolle kriegen.
Ich darf mich nicht jedes Mal, wenn Lloyd mir etwas näher kommt, seltsam verhalten. Meine Eingeweide verkrampfen sich jetzt noch schmerzlich, wenn ich nur daran denke.
Lloyd’s Blick von vorhin, wie er mich ansah, als ich Colette helfen wollte.. Nun ja, eigentlich ist das ja verständlich. Schließlich muss er seine kleine Freundin ja beschützen.
Schlagartig hebt sich dann meine Laune wie von selbst.
Wenigstens kann ich mich so am Leben halten.
Mit Gedanken an ihn. Mit einer Traumwelt in der wir zusammenleben. Mit ihr.
…
Ich bin schon fast dankbar, als mich das laute Gelächter wieder zurückholt.
Weg. Weg von meiner Fantasie muss ich..
Ich lausche aufmerksam als ich meinen Namen aus dem Gespräch der anderen heraushöre.
„..Kratos?“
„Yeah. Wir können ihn doch nicht einfach alleine da drüben in dem Zimmer lassen.“ Colettes Stimme.
„Warum nicht? Er scheint doch so super alleine klar zu kommen.“
“Oh Lloyd, nur weil ihr ein paar Kommunikationsschwierigkeiten untereinander habt, gilt das nicht für uns andere.“ Raines Stimme. Sie scheint etwas aggressiv gegenüber Lloyd zu sein.
„Ich kann ihn nicht ab! Die ganze Art, wie er sich gibt, einfach so.. arrogant!!“ Er scheint mürrisch zu sein.
Unwillkürlich stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen.
Arrogant bin ich also. Na, wenn ich arrogant bin, mein Lieber.. was bist dann du?
Laut lacht Raine auf.
„Er und arrogant? Nun, zu mir ist er immer ganz in Ordnung. Um Colette kümmert er sich gut, als Leibgarde. Und Genis tut er nichts, dort verhält er sich auch ganz normal.“
Genis scheint demnach aber nicht so zu denken – missverstanden räuspert er sich.
„Ja, Genis?“ Raines liebe Stimme scheint Genis auf einmal in Angst zu versetzen.
„Ähm.. N-Natürlich, Schwesterchen! Kratos ist..“ Es scheint ihn Überwindung zu kosten. „..Kratos ist einer der nettesten Personen denen ich je begegnet bin!“
Au. Das würde nicht gut ausgehen.
Mein Verdacht bestätigt sich, als ein hohles Geräusch auftritt – ich tippe auf eine Kopfnuss von Raine – und Genis ein „Autsch“ entfährt.
„Übertreib’ nicht gleich so, Genis.“, fährt Raine ihn an. „Nun, zumindest..“ Mit Bedacht darauf, das Thema nicht zu verlassen, spricht sie weiter. „Kratos ist in Ordnung. Er ist nett, aber nicht aufdringlich. Er ist.. normal.“
Colettes Stimme, die sofort zustimmt, ist am lautesten darauf zu hören. Dann scheint das Gespräch über mich beendet zu sein. Jedenfalls ist einen Moment Stille.
Mein Blick wandert von der einen dunklen Ecke zu dem kleinen Fenster, an dem die Vorhänge in der Abendluft sanft flattern. Eine kühle Brise kommt hinein.
Kurz schließe ich die Augen und atme tief ein. Die Luft hat sich über die Jahrhunderte hinweg wirklich nicht verändert.
Es ist.. so schön ruhig. Ich könnte jetzt einschlafen. Aber irgendetwas sagt mir, dass ich noch wach bleiben soll. Ich habe das Gefühl als würde dies noch eine turbulente Nacht werden.
Das Gespräch setzt sich mit einer etwas lauteren, wütenden Stimme fort.
„Warum denkt ihr alle so über ihn!? Ist es euch etwa egal, wie er mich behandelt?!“
Lloyds Stimme.
Mit einem Mal reiße ich meine Augen auf. Noch gebannter lausche ich.
“Lloyd, es ist sicherlich keine Absi-„
“Keine Absicht, was, Colette? Ich hab mich immer zurückgehalten, aber er geht mir wirklich gegen den Strich! Ich habe ihm doch gar nichts getan, warum also fährt er mich dauernd so an!?“
Nun spricht Raine. Ich versuche, dieses widerliche Gefühl in mir los zu werden.
…
„Lloyd, hör jetzt auf damit!“, nun ist sie wirklich sauer. Warum auch immer. Aber das ist eben Raine. „Du hast noch nie darüber nachgedacht oder? Hast du es auch nur einmal bemerkt!?“
Nun war Lloyd still. Wenn ich könnte, würde ich schwören, dass Lloyd dieselbe Neugier spürt wie ich gerade.
Was hatte Lloyd denn nie bemerkt?
“Ach nein, auf einmal kriegt man nichts mehr raus, wie?“ Genugtuung liegt in Raines Stimme. „Lloyd, Kratos und du.. ihr seid euch ähnlich. ..Sehr ähnlich.“
Ihre Stimme nimmt einen sanfteren Ton an.
Wahrscheinlich ist Lloyd gefasster als ich, denn er spricht nach einer kurzen Stille wieder.
“In welchem.. Sinne?“
Seine Stimme klingt etwas seltsam. Ich kann daraus nicht definieren was in ihm gerade vorgeht. Wieder spricht Raine.
Würde sie so weiter machen, dann würde sie mich ganz schön aus der Bahn werfen.. Leise seufze ich. Meine Augen sind immer noch gebannt aufgerissen und ich sehe mit starrem Blick zur Decke.
Ich kann dieses Gefühl aber weiterhin unterdrücken. Und solange ich das kann, bin ich in Sicherheit.
In Sicherheit? Ja, vor mir selbst.
„Ich weiß es auch nicht.“ Meint Raine. „Aber ihr seid euch wirklich ähnlich. Kratos sieht dich manchmal an, und dieser Blick kann einem richtig wehtun.“
Lloyd will schon etwas sagen. „Aber-“, fängt er an, doch Raine stoppt ihn.
„Lass mich ausreden. Ich glaube nicht, dass du es verstehst, wie ich es meine mit >wehtun<, oder? Also lass mich ausreden. Kratos ist seltsam, da habt ihr Recht. Er gibt sich kaltherzig gegenüber uns, spricht nicht viel. Doch weißt du, was in diesen Blicken liegt, Lloyd? Was für ein Gefühl?“
Sie scheint auf eine Antwort von Lloyd zu warten. Dieser jedoch scheint aus irgendeinem Grund sehr wortkarg zu sein. Ich versuche das hektische Hämmern meines Herzens zu ignorieren und weiter zu lauschen.
„Ich kann es dir leider auch nicht sagen. Dieser Blick ist undefinierbar. Hmm, was ist denn Lloyd? ... Jetzt sag bloß nicht, du weißt nicht was „undefinierbar“ heißt?“
In Raines Stimme liegt jedoch keine Überraschung. Sie scheint es geahnt zu haben.
Genis meldet sich zu Wort.
„Undefinierbar bedeutet, dass man etwas nicht definieren kann. Nicht feststellen kann.“ Lloyd scheint immer noch nicht zu verstehen. „Oh, Lloyd! Das heißt, dass Raine nicht weiß was das für ein Gefühl in Kratos’ Augen sein soll. Mann, bist du doof..“
Lloyd scheint leicht verlegen, als er spricht.
„Toll, danke!“, raunzt er Genis an. Danach kehrt er wieder zum Thema zurück.
Zum Thema „Mein Blick“. Ich sollte vorsichtiger sein. Sehr viel vorsichtiger. Sollte ich ihm gegenüber kälter werden?
“Ich weiß nicht, was du dir da einbildest, Raine.“, kurz lacht er auf.
Ich bemerke, wie das Gefühl in mir immer schlimmer wird und sich tiefer