Fanfic: Secretly

würde ich es mir nie verzeihen können.
Ich lege mich ganz in das Gras hinein, in der gleichen Stellung, wie ich auch in meinem Bett lag. Meine Hände werden kalt. Doch ich ignoriere es. Ich habe andere Sorgen.
Und diese Sorgen haben nun mein ganzes Selbst beeinflusst. Mein Selbst, für das ich mich nicht schäme. So vieles ist mir egal geworden, hat keine Bedeutung mehr für mich.
Früher zum Beispiel hätte ich mich über schönes Wetter gefreut. Heute freue ich mich über Regen.
Früher habe ich es gehasst, alleine zu sein. Heute kann ich Gesellschaft nicht mehr ohne Schmerzen ertragen.
Früher habe ich einen Grund gehabt, warum mein Leben lebenswert war.
Heute nicht mehr. Heute habe ich den Glauben an allem verloren.
Verschleiert blicke ich auf den vor mir liegenden Fluss und ich senke den Blick rasch. Ich habe den Glauben an allem verloren? Ich habe keinen Grund mehr, der mein Leben lebenswert macht?
Das erste stimmt vielleicht. Ich glaube an nichts mehr. Ich glaube nicht daran, dass beide Welten jemals in Frieden leben werden. Ich glaube nicht daran, dass Martel wiederkehren wird. Ich glaube nicht an Freundschaft. Nicht an Liebe. Glaube nicht an diese Dinge, ohne die ich einst nicht leben konnte.
Doch mit dem zweiten belüge ich mich. Ich lebe nun schon lange, zu lange für meinen Geschmack. Es war sehr, sehr lange her, da dachte ich, ich sei nur da, um Mithos zu beschützen. Um ihn zu unterstützen. Damit kam ich klar. Doch als sich dann vor ein paar Jahren, - vor achtzehn Jahren, um genauer zu sein – ein anderer Grund in mein Leben schlich, als der, an den ich fast ganze Viertausend Jahre glaubte, wollte ich es nicht akzeptieren.
Ich wollte es nicht akzeptieren, mir nicht eingestehen, dass eine Person, die ich das erste Mal traf, mir mehr wert geworden war, als diejenigen, die ich eine ganze Ewigkeit gekannt habe.
Doch mit all meinen Versuchen, diese Person zu ignorieren, sie zu vergessen, absichtlich schlecht zu behandeln, damit sie sich von selbst von mir abwendete, erreichte ich lediglich das Gegenteil.
Sie dachte, bei mir bleiben zu müssen.
Unwillkürlich stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen bei dem Gedanken. Es ist kein glückliches Lächeln. Kein trauriges.
Es ist unberührt.
Ich versinke nun ganz in meine Gedanken. Meine Augenlider, sowie mein ganzer Körper werden schwer. Ich bin müde. Ich brauche Schlaf.
Die Kälte krabbelt an mir hinauf, doch ich ignoriere es. Ich bin gut im ignorieren, das muss man mir schon lassen. Achtzehn Jahre ignoriere ich nun. Hmmh. Eine glänzende Leistung nach meiner Meinung.
Aber wenn ich eigentlich ehrlich bin, ist es nichts anderes als davonrennen. Davonrennen, vor diesen Jahren, die diesen ganzen Schmerz über mich gebracht haben. Vor diesen Jahren, vor denen ich wahrscheinlich immer flüchten werde.
Zum unzähligsten Male in dieser Nacht entweicht mir ein Seufzen.
Diese Jahre waren die schönsten, und die schlimmsten zugleich. Sie gaben mir Geborgenheit, Liebe und Zuneigung. Gleichzeitig ließen sie mein Herz erkalten, meine Seele sterben, mich an meinem Verstand zweifeln.
Ließen mich zu dem werden.. was ich heute bin.
Bei dem Gedanken wird mir die eisige Kälte hier draußen dann doch bewusst. Mich fröstelt es und ich stehe wankend auf. Mein Körper ist noch nicht ganz wieder da. Ich fühle mich seltsam schwer, fürchte, ich könnte gleich zu Boden fallen und einfach einschlafen.
Ich schleppe mich mühsam zu einem einzelnem, nahe liegenden Baum. Dort lasse ich mich dann mit dem Rücken an der Rinde nieder und schnaufe schon etwas.
Was ist los mit mir? Warum ist mein Köper auf einmal so.. geschwächt?
Das kann doch nicht sein. Mich können doch ein paar Gedanken nicht dermaßen aus der Bahn werfen, dass ich gleich so empfinde, oder?
Oder?
Leise seufze ich. Ich fange schon wieder an, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Schon wieder? Ja, schon wieder. Seit damals. Seit ich Lloyd traf. Seit ich Anna’s .. Grab gesehen habe. Von da an habe ich nicht eine Nacht richtig geschlafen.
Es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich dachte tagelang, nächtelang darüber nach, ob er es wirklich sein konnte. Der, den ich einst verlor.
…
Meine Augenlider senken sich und ich sehe trübe zu Boden. Die Kälte nagt an mir schlimmer als zuvor.
Ich will schlafen. Aber wenn ich jetzt schlafe, werde ich träumen. Und ich will das nicht.
Ich will nicht von den Geschehnissen damals’ träumen. Es reicht, dass ich sie in meinen Gedanken habe.
In meinen Erinnerungen.
Ich spüre nur noch, wie der Kälte Taubheit weicht und meine Augen zufallen.
***
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