Simon

Der Fluch von Jusenkyo

Prolog: Ein wahrer Fan

Traumtänzerchen:

*nimmt heimlich ein Buch aus dem Regal*

*blättert darin*

*grinst*

*setzt sich damit an den Computer und beginnt zu tippen*

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Liebes Tagebuch,

Eigentlich begann diese Geschichte - wie alle aufregenden und abenteuerlichen Geschichten - an einem ganz gewöhnlichen Tag. Ich war gerade am Trainieren, und meine Schwestern waren irgendwo im Haus beschäftigt, als ich die Stimme meines Vaters hörte.

"HEEEEEY! KOMMT ALLE MAL HER! ES IST WICHTIG!"

Ich ignorierte ihn und zertrümmerte ein paar Steine. War mir doch egal, was er wollte, das würde ja wohl noch warten können. Aber dieses Mal sollte es mir nicht gelingen, mich zu konzentrieren, denn meine Schwester, die jüngere, kam und brachte mich dazu, mich doch ins Haus zu bewegen. Ich unterbrach mein Training und kam mit. Auf der Terasse saß mein Vater, mit einer Postkarte in der Hand. Die Bildseite stellte einen Bambus essenden Panda dar. Irgendwie kam mir diese Szene sehr bekannt vor, ebenso wie das Bild. Ein Dejavú vielleicht?

"Ich habe große Neuigkeiten.", unterbrach mein Vater meinen Gedankengang. "Diese Karte kam gerade aus China."

Hier drehte er die Karte um. Einige asiatische Schriftzeichen waren darauf abgebildet und darunter begann der europäische Text. Ich wusste auf einmal worum es ging und in den Augen meiner kleinen Schwestern sah ich, das sogar diese Grundschulkinder es begriffen. Ich schaltete meinen Gameboy aus, auf dem ich gerade noch ein Kampfspiel gespielt hatte und starrte auf das Ranma ½ - Logo, dass im rechten, oberen Eck stand. Mein Vater seufzte, reichte mir die Karte und sagte mit zittriger Stimme nur drei Worte: "Du hast gewonnen!".

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Ich heiße Simon Berens und bin 20 Jahre alt. Ich wohne in einer Neubausiedlunng außerhalb von Nürnberg, zusammen mit meinen Eltern, meinen kleinen Schwestern Anja und Sabine und meiner Katze Shampoo. Ich liebe Computerspiele, Anime und Manga und am meisten vergöttere ich Ranma 1/2", das Kult-Manga von Rumiko Takahashi. Mein ganzes Zimmer ist tapeziert mit Postern der verschiedenen Charaktere, mein Bettzeug bildet das Tendo-Dojo ab und vom Teppich strahlt mich ein überlebensgroßer P-chan an. Ich habe Ranma-T-shirts, Ranma-Hosen, eine Ranma - Nachttischlanpe und habe meine Katze nach der blauharigen Amazone benannt. Kurz um, ich bin ein Ranmaniak, wie ich mich selbst zu nennen pflege.

Ich hatte Ranma zufällig kennen gelernt, als ich noch 14 war und beim zappen zufällig auf die Folge "Romeo und Julia" stieß. Die Zeichnungen und die Story gefielen mir dermaßen, dass ich täglich weiterkuckte und mir nach und nach alle Manga kaufte. Ich habe mir extra einen CD-Brenner zugelegt, damit ich die Anime, die ich mir aus dem Internet herunterlade, speichern und immer wieder ansehen kann. Eines Tages (ich wahr 16 Jahre alt) fand ich in einer Jugendzeitschrift ein Preisausschreiben für Ranma-Fans. Die Hersteller warben damit, die verwunschenen Jusenkyo-Quellen ausfindig gemacht zu haben und der Hauptpreis war eine Reise zu diesem legendären Trainingsgelände für die ganze Familie. Allerdings musste ein Erwachsener das Preisausschreiben unterzeichnen, also hatte ich es ausgefüllt - was mir mit meinen Kenntnissen kein Problem war - und nach langen Diskussionen war es mir gelungen, meinen Vater dazu zu überreden, seinen Kratzer von einer Unterschrift darunter zu pflanzen. Ich hatte nichts erwartet, aber nun hatte ich diese Karte in der Hand und war völlig verstört. Es war der Hauptpreis, oder besser gesagt, eine Benachrichtigung, dass ich ihn gewonnen hatte. Ich würde nach China fahren, ins Bayankala-Masief und die verwunschenen Quellen sehen. Mir war klar, dass es nur eine Attraktion war, ohne Magie und mit ein paar frisch ausgegrabenen Quellen, aber aufregend war es trotzdem - die chinesische Atmosphäre, das (natürlich nachgebaute) Amazonendorf und schon allein der Flug nach Asien. Es würde fantastisch sein.

Nachdem sich mein Vater halbwegs beruhigt hatte und meine Schwestern aufgehört hatten, um mich herum zu hopsen und zu brüllen "Wir fahren nach China! Wir fahren nach China!" , obwohl wir fliegen würden, zog ich mich erstmal in mein Zimmer zurück, schaltete "The Final Countdown" von Europe an und warf mich rücklings aufs Bett. Während der Klassiker durch mein Zimmer dröhnte starrte ich an die Decke und ließ dieses angenehme Triumphgefühl ganz in mir aufgehen. Ich würde nach China fliegen. Die Sommerferien waren noch zwei Wochen hin. Ich würde nach China fliegen. Ferien in China. Das an sich war schon etwas. Aber dann auch noch eine Art Live-Inszenierung von Ranma ½ dazu? Das war schon beinahe zu gut um wahr zu sein. Als die letzten Töne des Liedes verklungen waren und mein CD-Spieler sich summend ausgeschaltet hatte, stand ich auf und ging ins Bad. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete mich im Spiegel.

Seltsam doch, dass ich so wenig Erfolg bei den Mädchen habe. Ein idiotischer Gedanke, arogant, dumm und überhaupt nicht passend zur Situation. Aber auch mein fantastischer Gewinn konnte mein normales Leben nicht verdrängen. Das Gesicht des schmächtigen, hellhäutigen Jungen mit dem schwarzen Pagenschnitt und den braunen Augen sah mich ernst und ein bisschen nachdenklich an. Nein. Ich war nicht beliebt. Obwohl ich nicht unsportlich war, nicht häßlich, kein Dummkopf und kein Schleimer oder Streber, war ich bei meinen Schulkameraden und in der Badminton - Mannschaft mehr geduldet als akzeptiert. Ich war durchaus nicht derjenige, über den man andauernd Witze machte oder der geärgert oder gar verprügelt wurde - ich war einfach nicht wichtig. Ich saß in der Klasse, aß mein Pausenbrot und spielte Badminton. Ich war nirgends besonders gut und nirgends besonders schlecht. Ich fiel nie auf, aber war auch nicht völlig in mich zurückgezogen. Ich war...so normal, wie man nur sein konnte und dieses normale Leben hing mir so zum Halse heraus, dass ich mich selbst nicht mehr mochte. Das einzige auffallende an mir war meine fast krankhafte Leidenschaft für diesen Ranma. Vielleicht kam diese Leidenschaft gerade aus meinem Bedürfniss, einmal jemand anderes zu sein, mir einfach einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gießen zu können und schon befreit zu sein von allen Normalitäten. Ich träumte sogar regelmäßig davon, mich in ein Ferkel, eine Katze, eine Ente, einen Panda, einen Gott, ein Mädchen oder irgend etwas anderes verwandeln zu können und einmal hatte ich so realistisch geträumt, dass ich mir tatsächlich mitten in der Nacht den Kopf unter kalte Wasser gesteckt hatte in der Hoffnung, mich zu verändern. Aber das war nicht eingetroffen. Es hatte nicht geklappt - natürlich nicht. Und wenn ich so darüber nachdachte, wenn ich einmal ernsthaft und sachlich darüber nachgrübelte, würde es auch gar nicht zu mir passen.

Ranma, Ryoga, Shampoo oder Mousse waren Kampfsportler und hatten obendrein ganz ausergewöhnliche Charakter. Ich....war zu normal. Mit fünfzehn hatte ich mal versucht, Karate zu machen, aber mein Meister hatte mich schnell aus der Gruppe entlassen mit der Erklärung "Ich wäre nicht enthousiastisch genug". Wieder eine Bestätigung: Keine Aufregung - Simon, du bist LANGWEILIG!

Ich seufzte und ging wieder nach unten. Auf dem Küchentisch lag mein Gameboy, aber jetzt hatte ich keine Lust, irgendeinen muskelbepackten Wrestler in den Abenteuer-Jungel zu schicken. Ich wollte mich bewegen. Ich ging nach drausen über die Terasse, auf welcher mein Vater immer noch mit meinen Schwestern über China fantasierte und holte mein Rad aus der Garage. Es war ein älteres Model mit breitem Sattel und Gepäckträger. Eigentlich schon ein bisschen zu klein für mich, und nichts besoneres - natürlich nicht - aber ich konnte noch damit fahren. Ich schwang mich in den Sattel und radelte los. Bis zu den Ferien würde ich wohl genug damit zu tun haben, nicht andauernd an die Reise nach Jusenkyo zu denken.

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Te be continued

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Simon:

*hinter dem Traumtänzerchen steht*

*entgeistert auf den Bildschirm starr*

BIST DU IRRE GEWORDEN?

*ihm das Buch entreiss*

MEIN TAGEBUCH!

Traumtänzerchen:

Na, ich bitte dich, was ist denn dabei, Nina?

Simon:

NENN MICH NICHT SO!

Traumtänzerchen:

Reg dich nicht auf. Weisst du, ich will nur deutlich machen, wie schlimm das ist, was du erlebt hast...

Simon:

*das Traumtänzerchen mit dem Tagebuch schlagend*

DU wirst gleich was erleben. Du gefällst mir ja. Mein Tagebuch. Komm her! So bleib doch stehen. Ich sorge dafür, dass du etwas erlebst, worüber du schreiben kannst, WENN du dann noch schreiben kannst. BLEIB STEHEN!

Traumtänzerchen:

*vor ihm her durchs Haus rennend*

AU! AU! AU! AU! AU!

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[b]TO BE CONTINUED[/b}
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