Fanfic: LOSS OF MEMORIES - Am Rande der Dunkelheit
gleichzeitig vor umherwirbelnden, aufkommenden Blättern und winzigen Staubpartikeln.
„Sagt den Piloten, er soll den Motor abstellen“, bestimmte Seto barsch und machte mit einer Gestik seiner Hand klar, dass sein Wort keinen Widerspruch duldete. Sofort wurde seiner Aufforderung genüge getan, und dieser schimmernde Helikopter war stillgelegt. Zumindest für die kommenden Minuten, solange bis Mokuba, Seto ganz genau erklärte, was das alles für eine Bedeutung hatte, ihm von so einer wichtigen Besprechung abzuhalten.
„Was soll das, Mokuba? Ich muss dringend zu einem wichtigen Termin. Also sag mir endlich, was du willst?“ Mit scharfen, kalten Blicken musterte der ältere seinen jüngeren Bruder, Mokuba stand da, in seinen blautürkisenen und hell gerippten Pullover, der dunkelgrauen Hose, dem knallig gelben, ärmellosen, dicken Gilet und wusste nicht recht, was er jetzt antworten sollte, auf die barsche Frage seines siebzehnjährigen Bruders.
Doch dann erwiderte er energisch. „Ich wollte nur wissen wohin es so eilig geht? Seto? Du sagst mir doch sonst auch immer alles. Warum heute nicht? Wie lange wirst du wegbleiben? Kommst du heute wieder Heim?“
Als Kaiba wieder nicht antwortete wurde Mokuba nervös. Sein Herz donnerte in seinem Brustkorb, jedoch nicht nur wegen der rasanten Geschwindigkeit, mit der er über die Treppenstufen hinunter gerannt war, sondern aus dem Grund, weil er Angst davor hatte, dass sein Bruder ohne ein letztes, normales Wort, abfliegen würde.
„Jetzt sag doch endlich was, Seto!“ rief Mokuba fast schon flehend. „Wie kann ich dich später erreichen?“
„Komm doch Mal her, Mokuba“, sagte der Präsident des Imperiums, und nickte seinen Bruder beruhigend zu, er solle zu ihm schreiten. Zögernd nahm Kaiba den silbergrauen Schlüssel für die gesamte Kaiba Corporation aus seiner linken Hosentasche und behielt in wiegend in der Handfläche, während sein kleiner Bruder sich langsam näherte, und mit gebückter Gestalt zwischen dem Personal hindurchhuschte. Direkt vor Seto blieb er stehen.
Seto Kaiba sah hinter sich auf den wartenden Helikopter, unmittelbar danach zu seinen kleinen Bruder, der ihn fragend anblickte. „Ich muss nur kurz zu einer anderen Firma… sie liegt ausserhalb der Stadt. Es wird also sehr lange dauern, bis ich wieder zurück sein werde, deshalb fliege ich bereits jetzt“, meinte Seto mit ernster Miene.
Rasch streckte er die rechte Hand nach der rechten von Mokuba aus, ergriff diese mit sanftem Druck und legte ihr den Hauptschlüssel für die Kaiba Corp. hinein. Mokubas Augen funkelten und er sah fassungslos hinauf zu seinen grossen Bruder den er gerade einmal bis zum Bauchnabel reichte. Egal weswegen, Mokuba hatte immer zu seinen Bruder aufgesehen, es gab nichts, in dem er Seto nicht für den grössten und stärksten hielt.
„Pass derweilen auf das Unternehmen auf… Ich werde mich auf dich verlassen, kleiner Bruder. Also mach keine Dummheiten. Ausserdem möchte ich, dass du heute zuhause bleibst“, sagte der siebzehnjährige Präsident. Er sah musternd durch die Runde seines Personals und blickte dann in die Augen seines Wachmanns vor ihn.
Mit einen Nicken forderte er ihm auf, ihm zuzuhören. „Du bleibst hier bei Mokuba... und wehe es fehlt ihm auch nur ein Haar, wenn ich wiederkomme.“ Seine Augen glitten von diesem einen Wachmann ab, und trafen nun die gesamten Anwesenden. „Lasst euch nicht einfallen zu tun und lassen was ihr wollt. Alles was Mokuba sagt, ist am heutigen Tag an oberster Priorität“, meinte der Unternehmer schroff.
„Aber Sir,…“, wollte einer der Angestellten aus der hinteren Reihe protestieren, aber Kaiba hielt stoppend seine linke Hand in die Luft, sodass das Metall um sein Handgelenk in der Sonne funkelte. Mit einer zornigen Miene bestrafte er den kaum achtzehnjährigen Mann, der für das Unternehmen den Wert als Wissenschaftler einnahm, mit einem eisigen, arroganten Blick. Der Mann beugte demütig seinen Kopf nach unten und sah auf die Strasse.
„Solltest du dich nicht an meine Worte halten, wird das ziemlich harte Konsequenzen nach sich ziehen. Ich habe heute schlechte Laune, also bring mich besser nicht zur Weissglut. Mach besser was man dir Aufträgt, oder ich sorge dafür, dass du in diesem Land keine Arbeit mehr finden wirst. Ich habe gesagt, dass alles was Mokuba zu euch sagt, heute an erster Stelle steht, und das war mein letztes Wort“, sprach er angespannt.
Ein stummes, demütiges Nicken war vom nun vollzählig versammelten Personal zu erkennen.
Mokuba lächelte zufrieden, als er einen schüchternen Blick in die Masse wagte, die sich gespalten hatte, um den Mann bloss zu stellen, der Kaibas Anweisungen anscheinend nicht ganz folge leisten wollte. Obwohl der kleine Fizepräsident nicht so kalt und arrogant wie sein Bruder war, hatte er das Gefühl, dass sein Bruder in diesem Moment richtig gehandelt hatte, auch wenn er sich mehr so anhörte, wie damals sein Adoptivvater.
Mokuba steckte rasch den Schlüssel in die linke Tasche und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wünsche dir einen angenehmen Flug…“ Dann senkte er den lächelnden Blick und atmete tief durch. „Bitte mach mir einen gefallen und komm gut zurück. Ich werde dich vermissen“, sagte der kleine mit Nachdruck.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Seto zuversichtlich und drehte sich um. Unmittelbar danach, hielt er inne, nahm einen vierzigteiligen Kartenstapel aus der Jackentasche und wandte sich erneut zu Mokuba um.
Erwartungsvoll sah der kleine Junge seinen grossen Bruder an, und liess die Arme neben den Körper gleiten.
Kaiba sah seinen Bruder eingehend an, mischte seine Karten, bis er zu einer ganz bestimmten kam und zog sie vorsichtig aus dem Stapel heraus. Mit einem zufriedenen Ausdruck in den Augen, streckte er die Karte Mokuba entgegen. Die wunderschönen Augen des Jungen begannen zu leuchten, als er erkannte, um welche Karte es sich handelte. Es war der weisse Drache mit eiskaltem Blick, der ihren Zusammenhalt symbolisierte. Jene Karte die sich Kaiba bereits als Kind wünschte, und von der er selbst behauptete, dass sie die wertvollste sei.
„Pass gut auf diese Karte auf“, sagte Kaiba eindringlich. „Wenn ich zurückkomme, gibst du sie mir wieder.“
Mokuba nickte lächelnd und steckte die Karte in das gelbe Gilet ein. „Wird gemacht“, lächelte er noch.
Seto wandte sich ab, ging schweren Schrittes auf den Helikopter zu, der besetzt war von einem Piloten und den Co-Piloten, und stieg ein. Keine Sekunde später hatte er sich das Verbindungsgerät zu den beiden, in sein Ohr gesteckt, da startete der Helikopter auch schon und flog der grellen, rotgelben Sonne entgegen.
Mokuba sah dem Vogel noch einige Minuten still hinterher. Trotz der Versprechung von Seto hatte Mokuba eine schlimme Vorahnung, ein ungutes, flaues Gefühl das sich stetig in seinem Magen breit machte und ihm bis zum Anschlag ausfüllte. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass etwas Schreckliches passieren würde. Etwas, dass keine Wache, kein Mensch verhindern könnte. Das Schicksal war eben unausweichlich. Sorgen machten sich in ihm breit, und so wie er sich dabei ertappte, den Worten seines Bruders nicht geglaubt zu haben, schüttelte er diesen Gedanken beiseite, und forderte die Angestellten dazu auf, endlich wieder an die vorhandene Arbeit zu gehen. Schliesslich sollte alles so verlaufen, wie kurz zuvor auch.
Der von Seto beauftragte Wachmann namens Roland, wich Mokuba nicht von der Seite, verharrte neben ihm, ohne sich einmal zu bewegen. Ruhig stand er da, und starrte den kleinen, zwölfjährigen Jungen auf dem Kopf.
Mokuba würde seinen Bruder würdevoll vertreten... Das versprach er hoch und heilig... Mit leib und Seele...