Fanfic: Eine richtige Liebesgeschichte
Kapitel: Wie alles anfing
Eine richtige Liebesgeschichte, die nicht traurig enden soll
Die will ich schreiben, mir fehlt aber das Wort
Liebe als Hoffnung, Liebe als Verrat
Wenn alle das bekommen könnte, was anfangs erhofft
Dann wäre Glück wohl ein Massengut
Worauf keiner mehr wirklich Acht gibt
Gefühle schwanken, Worte lügen
Gemeinsam versuchen wir uns etwas vorzutäuschen
Wir geben alle unser bestes, aber es gibt nur einen ersten Platz
Heute ein Sieg, morgen eine Niederlage
Auch wenn man nicht immer gewinnt
Muss man sich selbst zum Lachen bringen können
„Kommt, meine Freunde! Es ist Zeit für eine neue Geschichte!“
Alte Legenden besagen, dass zu jeder Seele genau eine andere hinzugehört. Seit unserer Geburt sind wir auf der Suche nach unserer verlorenen Hälfte, ohne die uns unser Leben nicht komplett erscheint.
Licht und Schatten, Freude und Trauer, Himmel und Erde. Es sind immer die Gegensätze, die uns auf unerklärlicher Weise faszinieren. Gegensätze ergänzen sich zu einer vollständigen Palette des Lebens. Man fängt an, über die eigene Grenzen hinaus zu wachsen und eine Brücke zu der bisher unbekannten Welt zu bauen.
Liebe verbindet und befreit die Menschen zugleich. Ohne den Schein der Liebe wäre das Leben trostlos. Unerreichbare Liebe ist immer noch schöner als das traurige Ende der sonnigen Tage. Wir brauchen Essen und Trinken um körperlich zu überleben, aber wir brauchen Liebe um unsere Seele zu erhalten. Dabei ist es unerheblich, ob es sich dabei um imaginäre oder reale Personen handelt. Wir haben dieses Bedürfnis, unsere Gefühle auf andere zu übertragen und wollen in dem Glauben leben, geliebt zu werden.
Unsere Hauptperson ist ein junges Mädchen, das in ein empfindliches Alter kommt und trotzdem nichts über die Liebe und ihre eigene Gefühle weiß... Welch ein Unglück! Sie glaubt nämlich fest daran, dass man nur durch harte Leistung und gnadenlose Selbstdisziplin zum Ziel kommt. Aber was ist denn eigentlich ihr Ziel? OK, sie will die Beste werden, egal wo sie sich befindet und zwingt sich zur Höhstleistung auf Knopfdruck. Man muss es ihr lassen, in manchen Bereichen hat sie auch wirklich Erfolg, vor allem in der Schule... Aber sie ist nicht glücklich darüber. Aus welchen Gründen auch immer, sie kann sich nicht über das Erreichte freuen.
Dann trifft sie auf einen Jungen, ein totaler Gegensatz zu ihr selbst. Er ist spontan, sehr sportlich, gesprächig und deshalb beliebt, hat ein selbstbewusstes sonniges Lächeln und lebt so, wie es ihm gefällt. Eigentlich ein Typ, auf den viele Mädchen stehen würden.
Was bringt dann die beiden so unterschiedlichen Charaktere zusammen? Das Mädchen strahlt eine so starke Selbstbeherrschung aus, dass einem schon fast unheimlich wird und durch eine Art von unwillkürlicher Respekt, aber auch Distanz erwidert wird. Sie ist eine Außenseiterin, Alleingängerin und zeigt der Welt ihre unergründliche Miene, was von diesem Jungen als eine innere Verzweifelung gedeutet wird. Er hat Mitleid mit ihr und will ihr helfen. Deshalb versucht er bei Gelegenheit ein Gespräch mit ihr, um ihre Gedanken zu interpretieren. Das Mädchen, wie die meisten ihrer Art, leidet an unbewusster Arroganz und Extravaganz. Sie deutet die Aufmerksamkeit des Jungen als Annäherungsversuche, fühlt sich geschmeichelt und ein Gefühl der amüsierten Verachtung steigt in ihr hoch. Es scheint ein interessantes Experiment zu sein. So spielt die werdende Frau ihre ausgedachte Rolle als das unwissende, hilfsbedürftige Kind. Der spontane junge Mann, der nie zu viel Zeit dazu verschwendet, über das wahre Gesicht solcher berechnenden Wesen zu rätseln, sieht sich schon bald in der Rolle als den Beschützer und Helfer an der Seite jener erfahrungsdurstigen Unschuldigkeit.
Es kommt so, wie es bei dieser Konstellation kommen muss: Sie schlafen miteinander und entdecken neue Gebiete, neues Wissen, neue Gefühle. Fast würden beide diese neue Vertrautheit und das gegenseitige Bedürfnis als Liebe bezeichnen. Aber man kann kein mehrstöckiges Haus errichten, wo die Grundlage fehlt. Es mangelt an gegenseitigem Vertrauen, an Respekt und Toleranz. Wo das Feuer brennt, herrscht keine Wärme. In Gegenteil, das ahnungslose und nicht mehr unschuldige Mädchen friert, weint, hat Angst. Aber als ihr Geliebter das hört, fragt er nur eiskalt und genervt zurück:
„Na und?!“
Der Zerstörungsprozess verläuft langsam aber sicher. Beide jungen Menschen wenden sich voneinander ab. Die Momente des lächerlich kurzen Glücks, die sie zusammen meistens im Bett erleben, können auch nicht die sich ansammelnden Demütigungen, Gefühlen der unterdrückten Wut und der Unzufriedenheit kompensieren. Dann kommt noch der lange, einsame Winter. Das Mädchen sitzt alleine in ihrem Zimmer und ruft den Menschen an, den sie zu lieben glaubt. Sie will einen Entschluss fassen und sich nicht mehr mit Ungewissheiten quälen. Dazu braucht sie Klarheit. Deshalb will es sie von dieser fast fremden Stimme am anderen Ende des Telefons wissen.
„Liebst du mich eigentlich?“
Sie sagt noch viele Worte, aber nur diese eine Frage ist für sie von wirklichem Interesse. Die Antwort enttäuscht mit Sicherheit alle, die sie hören. Eine unzusammenhängende, sinnlose Aufeinanderfolge von Worten, die nicht das geringste Gefühl zum Leben erwecken können, außer Wut. Das Mädchen hasst diese Stimme und deren Besitzer. So sehr, dass ihre rechte Hand unmerklich aber bewusst die Taste mit dem roten Telefonsymbol drückt und das wortreiche, aber bedeutungslose Gespräch beendet. Sie verspürt das heftige Bedürfnis, jemandem die Kehle zuzudrücken und weiß genau, wer am besten in Frage kommt. Zum ersten Mal in ihrem Leben fängt sie an, über das Geschehene nachzudenken und sich zu wundern, warum alles so gekommen ist.
Als erstes stellt sie fest, dass in diesem Spiel verloren hat. Sie hat leichtsinnig, aus purer Langweile heraus gehandelt und diese Beziehung ins Leben gerufen. Ihr Herz hat sie immer davor gewarnt, erst jetzt erkennt sie diese verborgenen Botschaften. Zum Beispiel dass sie sich so unglücklich gefühlt hat, als er solche Worte über die Lippen hervorbrachte:
„Nun kenne ich dich. Wenn du nicht von sich aus so viel von dir preisgegeben hättest, würde ich es mir zum Ziel machen, all deine Geheimnisse herauszufinden. Aber nun hast du mir diese Arbeit erspart und dich selbst verraten. Du besitzest keine Würde.“
Waren diese Worte nicht Signal genug? Wie blind und hilflos muss ein Mensch sein, um solche deutlichen Zeichen zu übersehen?
„Für ihn war ich nur eine Unterhaltung anderer Art.“, denkt sie traurig zurück. „Ich glaubte endlich einen Menschen gefunden zu haben, der sich für meine Probleme interessierte, mir zuhörte und mir schließlich zur Seite stehen würde. Was bin ich doch naiv.“
„Warum vertraute ich ihm, obwohl er es nicht verdiente?“
„Warum spielte ich mit Gefühlen, schließlich und am meisten mit meinen eigenen?“
Die Wintertage sind kalt und das einsame Mädchen fängt an, ein übertriebenes, ausschweifendes Leben zu führen. Manchmal glaubt sie, dem Tode nahe zu sein und hat keine Angst. Ihr Herz friert, sie beschäftigt sich selbst mit den albernsten Sachen, die ihr nur einfallen. Oft schläft sie wegen völliger Erschöpfung auf dem Sofa oder Bett ein, ohne sich auszuziehen. Sie lacht viel mit den Menschen um sich herum. So viel, dass ihr Atem fast versagt und der Herzschlag aussetzt. Wenn sie endlich wieder alleine ist, fließen Tränen, genau so viel und heftig wie die Lachanfälle.
So ganz alleine und verzweifelt, machtlos und von Schmerzen gepeinigt entdeckt sie als ihr letzter Rettungsring den Glaube an das Schöne im Leben. Es mag absurd klingen, aber je mehr man verliert, desto mehr Dinge lernt man zu schätzen. Auch die, die man vor einiger Zeit bedenkenlos verschmäht hat, wie z.B. Freundschaft und kleine menschliche Zuneigungen in jeder Form. Bei manchen romantischen Filmen oder Musikstücken steigen Tränen in die Augen, aber man schämt sich nicht mehr dafür. Das Schöne und Liebevolle im Leben bewegen unsere Gefühle. Warum sollte man diese natürliche Neigung unterdrücken?
Das junge, eingebildete Mädchen macht einen schmerzvollen Wandlungsprozess durch. Sie lernt, auf ihr Herz zu hören und die dadurch entstandenen möglichen Nachteile in einem erträglichen Umfang zu halten. Sie zwingt sich nicht mehr zu irgendetwas. Stattdessen wiegt sie die verschiedenen Möglichkeiten ab und sucht sich die angenehmste heraus. Auf dieser eigensinnigen Weise versucht sie einen behutsamen Umgang mit sich selbst. Denn nie wieder will sie gegen ihren eigenen Willen, gegen ihre innere Stimme handeln.
Sie will an ihrem eigenen Glauben festhalten und malt sich aus, wie ihr perfektes Glück aussehen könnte. Obwohl sie weiß, dass es vielleicht nie Wirklichkeit werden kann, macht die Vorstellung sie auf einer seltsamen Weise glücklich.
„Ich bin eine Träumerin.“, dachte sie. „Solche Menschen habe ich früher immer verachtet.“
Aber nun lebt sie von ihren wiedererweckten Träumen und Illusionen. Sie glaubt fest daran, dass sie eines Tages ihr wirkliches Glück finden wird. Obwohl sie in der Nacht manchmal noch weinen muss und meistens lange nicht einschlafen kann, genießt sie das Leben und jeden einzelnen Tag, den sie erleben darf. Ihren früheren Schatten verbannt sie in die hintersten Winkel ihres Gedächtnisses.
„Eines Tages werde ich meine Liebe treffen. Denjenigen, der für mich bestimmt ist. Bis dahin werde ich nicht aufhören zu suchen und mich selbst nicht aufgeben.“
In der dunklen Nacht lächelt sie, während die anderen schlafen. Ihre Augen glitzern, als könnten sie durch die Zimmerdecke hindurch auf den Sternenhimmel blicken.