Offenbarung

Das Leben... und der Tod



Das Leben

... und der Tod


6:30 Uhr. Wieder ein langweiliger Montag morgen. Ein neuer langweiliger Schultag. Der Radiowecker fing an zu spielen, und führte sie mit einem schönen klassischen Klavierstück, aus dem Reich der Träume.

Jawohl sie mochte klassische Musik, auch wenn das bei den meisten ihrer Mitschüler auf Unverständnis stieß.

Langsam öffnete sie ihre Augen, und die ersten schwachen Strahlen der Sonne streiften ihr Gesicht, auf dem sofort ein Lächeln erschien. Nocheinmal streckte sie sich, dann stand sie auf und schaute der Sonne beim aufgehen zu. Inzwischen hörte sie auch ihre Mutter in der Küche das Frühstück mach, die dabei ein Lied summte.

Gut gelaunt rannte sie die Treppe hinunter, wobei sie in ihrer Übermut immer 2 Stiegen auf einmal nahm und dabei fast die Katze übersehn hätte. Im letzen Moment sprang sie mit einem Sprung, den selbst die Katze nicht eleganter gemeistert hätte, über sie hinweg. Die Katze hielt es dabei nicht einmal für nötig auch nur einen Blick auf das fast 18 jährige Mädchen zu werfen, da dies fast jeden Tag geschah.

„Guten Morgen, Mama“ ,begrüßte Tanja ihre Mutter, „ was gibt’s zum Frühstück?“

„Das selbe wie immer“, lächelte diese, „Toast, Eier und Kaffee.“

Sie hatte sich damals, vor fast 18 Jahren, schon beinahe damit abgefunden nie Kinder bekommen zu können. Zu der Zeit war sie auch wieder allein. Doch dann, eines Tages, eröffnete ihr, ihr Arzt bei einem Kontrolltermin, dass sie schwanger sei. Sie zerbrach sich nicht lange den Kopf darüber, und freute sich einfach nur.

Und jetzt war ihr „kleines“ Mädchen schon so groß geworden, und machte gerade ihren Abschluss. Denn dank Tanjas großer Intelligenz hatte sie einige Klassen überspringen können.

Beide genossen das gemeinsame Frühstück, doch es blieb ihnen nie lange Zeit um sich ausgiebig zu Unterhalten. Tanja musste in die Schule und ihre Mutter zur Arbeit.

Tanja ging nicht gern zur Schule, sie langweilte sich immer nur. Die Lehrer konnten ihr nichts erzählen, was sie nicht eh schon wusste, aber woher dieses Wissen kam, konnte sie beim besten Willen nicht erklären. Sie genoss den Weg dorthin, lies sich die Sonne ins Gesicht scheinen, pflückte eine Blume – die in ihrer Hand noch schöner zu werden schien – und lächelte die Leute an die ihr entgegen kamen. Auf deren Gesichter unweigerlich auch ein Lächeln erschien. Und deren Aura sich dann in ein sanftes rosa-weiß verfärbte.

Jawohl, Tanja konnte sie sehen, die Gefühle der Menschen, die sich in deren Auren wiederspiegelten. Und sie konnte sie auch beeinflussen, nur ein kleines Lächeln oder ein sanfter Händedruck genügten, und die Menschen glücklicher zu machen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass jeder gern mit ihr zusammen war.

Doch etwas beunruhigte sie heute. Sie hatte ihn schon früher bemerkt. Den dunklen Schatten, der sie schon ein paar Tage verfolgte – und der unheimlicher Weise keine Aura besaß. Doch irgendwie hatte sie trotzdem keine Angst. Denn jedes Mal, wenn sie ihn aus den Augenwinkeln wahrnahm, kam er ihr seltsam bekannt vor. Und sie fühlte, dass sich bald etwas ändern würde; dass sich bald alles ändern würde.

„Hoffentlich zum Guten“, dachte sie bei sich, denn die Welt war schlecht und kaputt geworden. Fast überall wüteten Kriege, und Wut und Elend zeichneten die Welt.

Es gab nur noch wenige gutmütige Menschen.

Und eine von ihnen wartete vor der Schultür auf Tanja, und die Glocke läutete einen neuen einschläfernden Schultag ein.

Puhh, endlich läutete die Glocke zum Ende eines endlos scheinenden Schultags. Tanja hatte fast die ganze Zeit geschlafen, geträumt. Wieder mal.

Die Lehrer hatten es schon längst aufgegeben sie zu ermahnen, es nutzte ja doch nichts, und ihre Noten waren mehr als überdurchschnittlich.

In ihren Träumen sah sie, wie in fernen Ländern Kinder hungerten; Granaten explodierten; Wälder zerstört wurden und Tiere ausgerottet.

Sie hatte noch immer Tränen in den Augen, als sie mit Ihrer Freundin Angela das Schulgelände verlies.

Und da war er wieder! Der leblose Schatten, der sie verfolgte. Dann strich eine sanfte Brise durch ihr braunes, glattes Haar und der Schatten war verschwunden.

Angela bemerkte ihre Blicke: „Tanja was ist los? Ist da etwas?“ „Nein, nein“, beruhigte sie ihre Freundin schnell, „ da war nur ein Schatten.“

‚Nur ein Schatten. Wenn es nur so einfach wäre.’ Seufzte sie leise. Sie wusste, dass das Unabweichliche auf sie zukam. Seltsamerweise hatte sie keine Angst.

Fröhlich plaudernd gingen die 2 Freundinnen noch ins Café und unterhielten sich über Lehrer, Jungs und die Liebe. Na, worüber Mädchen sich halt so unterhalten.

Doch langsam wurde es spät und sie mussten nach Hause gehen, denn die Aufgaben gehörten schließlich auch noch gemacht.

Für Tanja eine Kleinigkeit, die nicht viel Zeit in Anspruch nahm, und so war sie schon nach einer viertel Stunde mit allem fertig. „Und jetzt gönne ich mir eine heiße Dusche,“ sage sie zum faulen Kater, der bei ihr auf dem Schreibtisch lag, „na, kommst du mit?“ Sie lächelte den Kater schelmisch an, der nur ein kleines Pfauchen von sich gab. „Gut, dann geh ich alleine!“

Als sie aus der Dusche kam und vor dem Spiegel stand, sah sie im beschlagenen Spiegel eine schwarze Gestalt hinter sich. Es war ein junger Mann, ungefähr so alt wie sie selbst. Sein schwarzes, strähniges Haar reichte ihm bis zu den Schultern und seine roten Augen stachen unheimlich aus seinem bleichen Gesicht hervor. Seine Kleidung war komplett schwarz und über der Hose trug er etwas ähnliches wie einen langen Lendenschurz.

Er stand ganz ruhig hinter ihr und stütze sich auf ein großes, schwarzes Schwert, welches auch zu einem Ritter gepasst hätte.

„Wer bist du?“ hauchte Tanja und drehte sich um. Doch hinter ihr war niemand. ‚Hab ich mir das alles nur eingebildet??’ Sie drehte sich wieder zum Spiegel, um sich die Haare zu machen und was sie sah lies sich den Atem anhalten. Auf dem Spiegel stand etwas geschrieben: SANUS, ANGE D’ENFER

„Engel der Hölle“, las Tanja leise, doch ohne Angst, was sie sich selbst nicht erklären konnte.

Und wie in Trance ging sie schlafen und erlebte das erste Mal seit Langem eine traumlose Nacht.

Der nächste Morgen begann wie immer: der Radiowecker fing an zu spielen, die Morgensonne liebkoste ihr Gesicht und sie hörte ihre Mutter das Frühstück machen. Und dennoch war alles anders.

Kein freudiges Lächeln war heute auf ihrem Gesicht zu sehen, sondern Entschlossenheit und Stärke lagen in ihrem Blick. Und langsam schritt sie die Treppe hinunter, was den Kater vor Überraschung aufblicken lies. Sie frühstückte noch in aller Ruhe mit ihrer Mutter - die von ihre plötzlichen Veränderung ziemlich verstört war - und ging dann zur Tür.

Doch bevor sie endgültig ging, drehte sie sich noch einmal um, lächelte ihr Mutter entschuldigend an und sagte in einem seltsamen Tonfall: „Leb wohl!“

Da wusste sie, dass nicht mehr nach Hause kommen würde und ihr wurde schwer ums Herz, denn sie wusste genauso gut, dass sie nichts daran ändern konnte.

Als sich Tanja dann auf den Weg machte, umspielte wieder ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Zu schön war der Tag um ernst zu sein. Sie genoss den Duft der Blumen, den Gesang der Vögel und den Wind, der ihr Gesicht streichelte. Ihr war aber auch bewusst, dass ER ihr folgte.

Der Schultag zog sich diesmal nicht so sehr wie sonst dahin. Tanja genoss das zusammen sein mit ihren Freunden. Sogar mehr als sonst, denn SEIN Blicke ruhte die ganze Zeit auf ihr, ihren Freunden zuliebe ließ sie ich aber nichts anmerken. Die Zeit verflog und es wurde Mittag. Tanja ging in den Schulhof um die wärmende Sonne zu genießen. Plötzlich löste sich der dunkel Schatten aus seinem Versteck und SANUS trat auf sie zu.

Kurz vor ihr blieb er stehen, sie konnte tief in seine roten Augen sehen und es schien als würde das Feuer der Hölle darin brennen. Um sie herum waren alle stehen geblieben und starrten den Unheimlichen an.

Sanus kniete sich, sich auf sein Schwert stützend hin, und verneigte ehrfurchtvoll sein Haupt. „Eure Hoheit Gaia, es ist soweit.“ „Ich bin hier um Euer Schicksal zu erfüllen.“ Er blickte auf, und in seinen Augen zeigte sich doch tatsächlich etwas wie Trauer. „Bitte verzeiht mir,was ich tun muss!“ Mit diesen Worten stand er auf und stach Tanja, die noch immer wie angewurzelt dastand, mit seinem Schwert mitten ins Herz.

Sie hatte die Augen weit aufgerissen, als sie nach hinten fiel. Sie hörte noch die Schreie der Menschen um sie herum, dann wurde es schwarz um sie. Seltsamerweise hatte sie keine Schmerzen und dort wo eine große Wunde sein sollte, war nichts zu sehen. Trotzdem schlug ihr Herz immer langsamer, ihr Atem wurde immer flacher, bis er ganz aussetzte.

Als der Krankenwagen endlich kam, konnten die Sanitäter nur noch ihren Tod feststellen. Alle Wiederbelebungsversuche scheiterten. Und der junge Mann war verschwunden. ER war wieder zu einem Schatten geworden.

In diesem Moment als sie starb, fing die Erde an zu beben, kein Land blieb davon verschon. Die Pflanzen fingen an zu welken und die Tiere verschwanden spurlos. Die Welt war trostlos geworden.
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