Fanfic: Cousinen
schauen doch alle Kleinkinder und Jungendlichen zu dieser. Wie es scheint, sind diese Jungs die Schläger der Gegend von Osaka. Doch niemals hat Rei eigentlich Furcht gekannt und das schon gar nicht bei überreifen Milchbubis.
„Kleine, was mischt du dich da ein? Siehst du nicht, dass sich alle vor uns fürchten? Das nicht Grundlos…“, musternd betrachtet der 16-Jährige die Blondhaarige, bis sich ein Grinsen seinen Weg bahnt, „Obwohl… Du siehst gar nicht so übel aus. Wir könnten uns auch mit dir vergnügen.“
Was er mit dieser Aussage meint, ist wohl vollkommen klar, doch auf solche Anmachen würde die Blondine wohl niemals anspringen. Lediglich zieht sie ihre Augenbrauen hoch, skeptisch.
„Du, sorry, aber ich stehe nicht auf Loser.“, einige der Kinder können bei dieser Aussage doch nicht ihr Lachen unterdrücken, doch als die Älteren diese böse anblicken, verstummt doch jeder und wieder herrscht vollkommene Stille. Sie mussten ja ’ne Menge Leute verprügelt haben, um solches Ansehen erlangt zu haben…
„Du sagst also, du würdest nicht auf >Loser< stehen? Tja, aber hier sind ja keine, also mach dir keine Gedanken, Süße. Ich kann’s dir schon richtig besorgen, wenn du willst.“, der Schönling tritt auf das Mädchen zu und greift nach ihrem Handgelenk, ziehend diese an seinen Leib. Nur skeptischer wirkt der Blick der 14-Jährigen, schließlich war sie solche Taten gar nicht so sehr gewohnt. In Tokio war sie eigentlich recht gefürchtet und die meisten wagen es nicht mal, sie falsch anzugucken, aber dieser Knabe fasst sie sogar an…? Man muss wohl auf alles gefasst sein, wie es scheint.
„Fass mich nicht an…!“, die Mimik des Weibes scheint doch kühl, bis Boshaft, als sie in die grünen Augen des Jünglings blickt, der immer noch so grinste, siegessicher. Doch an sich ist es klar, dass ihm dieses Grinsen bald, sogar sehr bald, vergehen würde. Reika war niemals für ihre Sanftheit bekannt gewesen. Körperkontakt vermied sie in den meisten Fällen, bei Kate war es eine von wenigen Ausnahmen…
„Was denn? Hast du etwa Angst, Kleines? Keine Sorge, ich werde ganz sanft ran gehen.“
Ja, einen solchen Spruch hatte sie eigentlich erwarten können, denn so lief es doch immer ab. Coole Sprüche und ein weites Mundwerk, doch letztendlich ist alles heiße Luft, was die junge Blondine beweisen würde.
„Angst? Ja, in der Tat… Angst, dass ich dich umbringen müsste, mir daran die Finger schmutzig mache und nachher im Gefängnis lande.“, als der Knabe gerade die Hand heben wollte, wahrscheinlich um sie zu schlagen, erhob Reika die ihre ebenso, rasch greift sie gröblich dessen Handgelenk, „Ich wiederhole mich nur ungern, aber lass mich gefälligst los!“
Doch reagieren kann der Jüngling nicht mal, als sie ihm die Hand umdreht und ihn mit recht viel Kraft zu Boden schleudert. Dem recht lauten Knacken und Knallen kann man doch deutlich lauschen… Die Wahrscheinlichkeit, dass einige Rippen gebrochen sind, bleibt nicht aus, doch wen interessiert es? Reika schon mal nicht…
Mit eiskalten Augen tritt sie den restlichen Drein näher, während der eine die Brünette endlich loslässt, die ganz erstaunt zu der blonden Schönheit blickt, hatte sie ihr solche Taten und Worte nicht zugetraut? Man könnte vermuten, dass sich nun auch noch die kläglichen Restbestände mit ihr anlegen würden, doch dies war nicht der Fall. Zwei der Jungen schnappen sich den Verletzten und schon sind sie schneller weg, als man >Haut ab< sagen kann. Somit schreitet die Blondine auf die Braunhaarige zu, die Augen ruhen doch auf den hübschen Engel des Eises…
„Ist alles okay bei dir?“, langsam hockt sich Reika vor das verdutzt Mädchen, das rasch nickt: „Ja, dank dir, geht es mir gut, Reika-sama.“
>Sama<? Nie hätte das junge Ding mal erwartet, eine solche Endung zu bekommen, besonders weil sie eine Respektform gar nicht verdient, aber ihr ist klar, dass sich das Mädchen wohl nichts einreden lassen wird. Also bahnt sich ein sanftes und zurückhaltendes Lächeln den Weg über sonst reglose Lippen: „Gut… Das freut mich… Du kannst mich Rei nennen.“
„Rei? Au ja! Rei ist ein wunderschöner Name! Reika zwar genauso, aber was soll’s…“, lachend klammert sich die Brünette an die Ältere, die nun selbst leichte Verwunderung zeigt, ehe sie wieder ihre Arme um den Leib des Kindes legt. Doch die Blicke der anderen stören sie doch ein wenig, wieso muss auch jeder Mensch immer so neugierig starren, wenn etwas geschehen ist? Es ist ja nicht so, als würde bei jedem Ereignis gleich die Welt untergehen…!
„Kate? Lass uns woanders hingehen, okay…?“, fragend wirkt der Blick der Jüngeren, die schließlich langsam nickt. Vorsichtig löst sich die Größere und tritt voran. Rasch läuft die Kleinere neben sie und greift nach der blassen zierlichen Hand, mit der sie ebn noch den Jungen niederstreckte. Wenn auch zögernd, so umfasst sie dennoch die kleinere Hand des Mädchens.
Nach kurzem Fußmarsch erreichen sie den kleinen ruhigen Stadtpark Osakas. Eigentlich hatte Reika niemals verstanden, warum dieser immer so Menschenleer ist, aber warum groß drüber nachdenken? Vielleicht arbeiten die Leute in Osaka einfach zuviel und können die Parkanlage einfach aus Zeitmangel nicht richtig nutzen. Gut gepflegt ist er auf alle Fälle.
Beide Mädchen setzen sich schließlich auf eine der schönen hölzernen Bänke, der Blick des blonden Weibes richtet sich kurzzeitig in den Himmel, als sie jedoch spürt, wie das Kind den Druck auf ihre Hand verstärkt, blickt sie zu dieser: „Stimmt etwas nicht?“
Schon fast erschrocken wendet die Brünette ihren Blick ebenso der Älteren zu: „Nun ja… Ich spüre, dass du ein furchtbares Schicksal hinter dir hast, Rei-chan. Ich spüre, dass du es niemals leicht hattest…“
Woher konnte das Mädchen dies wissen? Sie treffen sich nun schließlich erst zum zweiten Mal und nun sagt die Braunhaarige ihr, dass sie weiß, dass ihr Schicksal schrecklich sei? Dann ist die 13-Jährige wohl schlauer, als manch Erwachsener, aber dies war ja nie besonders schwer…
„Ja, dass stimmt. Mein Vater hasst mich und sieht mich aus Enttäuschung der Familie an, meine Mutter ist bereits seit Jahren tot und nur mein ältester Bruder widmet mir Aufmerksamkeit.“, es war schon fraglich, warum Rei so offen und ehrlich sagte, was Sache ist, aber Tatsache ist, dass sie es nun mal getan hat. Vielleicht liegt es an der Brünette…
Schon fast beruhigend beginnt die Kleinere eine Melodie zu summen, Rei ist sich nicht ganz sicher, vermutet allerdings, dass es ein altes japanisches Schlaflied ist. Auf komische Weise scheint es sogar die Blondine zu beruhigen, auch wenn so etwas ebenso eine Seltenheit ist. Langsam und behutsam legt sie ihr Haupt, auf den Schoß der Jüngeren, schließend die eisblauen kühlen Augen. Zärtlich beginnt die 13-Jährige durch das blonde, lange und glänzende Haar zu streichen, durchfahrend und erforschend… Kaum zu fassen, wie angenehm eine solche Nähe sein kann, wenn es nur bei der richtigen Person ist. Sollten sie sich noch so kurz kennen, Reika kommt es vor, als wären es schon Ewigkeiten.