Fanfic: Best Friends-Best Killers
Kapitel: Im Falschen Tunnel
Kapitel1: Im Falschen Tunnel
Ina sah auf die Uhr. Eine halbe Stunde bis ein Uhr Mittag. Noch war alles still auf dem menschenleeren Korridor, an dessen Ende sie auf ihre beste Freundin wartete. Doch bald würde hier die Hölle los sein, das wusste sie aus eigener Erfahrung. Denn dann war der Vormittagsunterricht beendet und sämtliche Schüler würden rücksichtslos drängelnd und stoßend den Gang entlang stürmen, nur aus einem Grund: möglichst schnell in die Kantine zu kommen, zu essen und sich dann nach einer Stunde Pause in den Nachmittagsunterricht zu stürzen! Nur gut, dass sie sich wegen einer angeblichen Magenverstimmung eine halbe Stunde früher als gewöhnlich aus dem Unterricht geschlichen hatte. So würde sie wenigstens nicht Gefahr laufen erdrückt zu werden.
Dafür lehnte sie jetzt allein und gelangweilt an der Korridorwand und stand sich die Füße in den Bauch. Es konnte sich nur noch um höchstens fünfundzwanzig Minuten handeln, bis das erlösende Klingeln ertönte, aber Ina kam es vor, als tat sie seit Stunden nichts anderes, als an dieser viel zu kalten, grauen Wand zu stehen und auf Salvia zu warten.
Naja, dachte sie, was tut man nicht alles für seine Freunde!
Sie nutzte die Zeit, um die letzten vier Monate noch einmal revue passieren zu lassen, es war ja schließlich ziemlich viel geschehen!
Also, wie hatte alles angefangen? Ja genau, es war die Arbeit ihrer Eltern gewesen, die es ihnen unmöglich machte sich um Ina zu kümmern. Deswegen hatte ihr Vater ein Internat gesucht, das, wie er sagte, gut genug für seine Tochter war. Nach langem Suchen stieß er durch Zufall auf ein russisches Klosterinternat ungefähr 70 km von der nächsten größeren Stadt entfernt.
Und genau hier befand sie sich jetzt.
Es hatte eine Weile gedauert, bis Ina sich an die vorherrschende Düsternis (Das Kloster schaute nur mit einem Drittel aus der Erde, der Rest war unterirdisch angelegt!) gewöhnt hatte und von den anderen Schülern einigermaßen akzeptiert wurde. Auch die Unterrichtszeiten waren gewöhnungsbedürftig gewesen, aber seit sie mit Salvia, Tala (und Kai) besser zurecht kam, war sowieso alles besser geworden. Es dauerte nicht lange und die vier (eigentlich nur drei, weil Kai Ina noch nicht so recht über den Weg traute) waren unzertrennlich. Nur Kai passte es anscheinend nicht so recht, dass er seine Freunde jetzt mit ihr teilen musste, denn er sonderte sich immer etwas ab, wenn sie in seine Nähe kam. Ina war sich jedoch sicher auch dieses „Problem“ noch aus der Welt schaffen zu können! Es war eigentlich alles wie in einer ganz normalen Schule und doch war alles anders!
Sie hatte seit ihrer Ankunft und der Führung durch die Gänge so ihre eigenen Methoden entwickelt, um das Gebäude besser kennen zu lernen. So war sie z.B. nachts öfters heimlich auf Entdeckertour gegangen. Diese hatten manchmal sehr außergewöhnliche Ergebnisse, wie z.B. Geheimgänge und Türen, komische Zeichen an den Wänden, und, und, und. Aber noch nie war sie auf etwas wirklich Aufregendes gestoßen. Zumindest war das bis vor einer Woche so gewesen. Denn ihre letzte Tour hatte sie in die kleineren Häuser geführt, die um das Hauptgebäude standen. Und was sie dort vorfand, ließ sie schaudern: Schüler aus den höheren Klassen standen an kleinen Ständen und trainierten den Umgang mit Waffen aller Art! Ina war so schockiert und überrascht gewesen, dass sie es nicht gewagt hatte jemanden darauf anzusprechen. Nicht mal ihre Freunde. Das würde auch so bleiben, bis sie die Hintergründe und den Zweck kannte!
Sie hatte es zumindest so geplant.
„Hi du, wartest du schon lange?“, fragte eine Stimme neben ihr. Mit diesen Worten hatte Salvia sie ganz schön erschreckt, wie sich auch an der Reaktion von Ina zeigte. Diese war nämlich zusammengezuckt und konnte einen nicht ganz leisen Schrei nicht mehr unterdrücken.
„Sorry, das ich dich so aus deinen Tagträumen gerissen habe.“, entschuldigte sich Salvia deswegen sofort, aber nicht ohne den Anflug eines schadenfrohen Grinsens unterdrücken zu können.
„Wie kommst du denn schon so früh hierher? Es klingelt doch erst in zwanzig Minuten.“, fragte Ina sie nach einem prüfendem Blick auf ihre Armbanduhr.
„Nun ja, ich hab eben auch so meine Tricks! Offiziell muss ich beim Mittagessen kochen helfen, als Strafe für mein freches Mundwerk. Gut inoffiziell auch, aber das ist mir momentan egal. Ich hab nämlich Sven bestochen, dass er das für mich macht!“ klärte sie ihre Freundin, die gerade ziemlich dumm aus der Wäsche schaute auf, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Dann fügte sie noch hinzu:
“Wie sieht`s aus? Kommst du mit, oder soll ich dich abholen, wenn du mit träumen und blöd schauen fertig bist?“. Nun, nachdem Ina sich wieder im Griff hatte, fing auch sie leicht zu grinsen an, packte ihre Schultasche und hakte sich mit dem freien Arm bei Salvia ein, anstatt die Zeit mit reden zu verschwenden. Salvia hatte die Geste verstanden und zusammen schlenderten die beiden nebeneinander den Gang entlang in Richtung Kantine.
*
Nach einer zehnminütigen „Wanderung“ durch irgendwelche Gänge, erreichten sie die Kantine, warfen einen suchenden Blick in die Runde und fanden auch sofort wonach sie suchten: Kai und Tala saßen Tee trinkend und angeregt über irgendetwas diskutierend in der linken hintersten Ecke des Raumes. Die Jungs schienen sie nicht bemerkt zu haben, jedenfalls unterbrachen sie ihre Unterhaltung nicht, als Ina und Salvia sich einen Weg durch das Durcheinander aus Tischen und Stühlen (auf die Jungs zu) bahnten. Kai wollte gerade lauthals gegen Talas Behauptung protestieren, als Ina ihm mit einem freundlichen
„Hi, wie geht`s? Wartet ihr schon lange?“ das Wort abschnitt. Das brachte ihr jedoch einen bösen, zugleich aber auch erschrockenen Blick ein. Er hatte sie anscheinend wirklich nicht kommen gehört, und nicht nur so getan als wäre sie Luft, wie er es in letzter Zeit immer häufiger tat. Als Ina erkannte, dass sie von Kai keine Antwort bekommen würde, wandte sie sich mit der gleichen Frage an Tala.
„Nein, wir sind auch erst vor ungefähr zehn Minuten hier gewesen. Wieso fragst du?“, war die Antwort.
„Ach, weil es den Anschein hatte, als würdet ihr schon eine ganze Weile streiten.“, gab sie zurück und fügte ganz beiläufig noch hinzu „Worüber eigentlich?“. Es vergingen einige Sekunden, bis er wieder antwortete:
“Ach, das ist jetzt nicht so wichtig. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt auf den Weg machen, sonst wird das mit dem freien Nachmittag nichts. Es ist schon ein Uhr, was heißt, dass bald die ersten Schüler hier auftauchen und dann wird`s echt kritisch, um nicht zu sagen.....“
„Ist ja schon gut. Sag`s halt gleich, wenn du nicht darüber reden willst!“, unterbrach Ina ihn etwas bockig. Ich weiß sowieso, dass es um mich ging, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie sah traurig von Kai zu Tala und wieder zurück, dann auf den Boden. Sie konnte nicht verstehen, dass Kai und Tala Geheimnisse vor ihr hatten. Sie hatte ihnen doch nichts getan. Vor allem nicht bei Tala, mit dem sie sich in letzter Zeit immer besser verstanden hatte. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht verstehen. Salvia hatte die ganze Zeit dagestanden und von einem zum anderen geschaut, doch jetzt ergriff sie die Initiative:
“Ich finde, wir sollten jetzt wirklich gehen! Ich höre schon die Ersten den Gang entlang kommen!“, sagte sie in einem etwas energischen Ton. Sie sah noch einmal von einem zum anderen, ging dann um den Tisch herum und öffnete die in der Wand versteckten Geheimtür, die Ina auf einer ihrer heimlichen Erkundungstouren durch das Kloster gefunden hatte. Nun setzten sich auch die anderen drei in Bewegung und folgten Salvia.
Es war stockdunkel. Ina konnte nicht mal ihre eigene Hand vor Augen sehen. Und je länger sie liefen desto mulmiger wurde es ihr. Sie selbst war diesen Gang schon etliche Male entlang gegangen, doch noch nie hatte es so lange gedauert, wie dieses Mal. Irgendetwas stimmte nicht. Quatsch, dachte sie und versuchte die schlechten Gedanken zu verdrängen. Es lag sicher nur daran, dass sie heute nicht alleine war, redete sie sich ein. Was heißt, sie versuchte es wenigstens, scheiterte aber kläglich. Und als dann Kai auch noch ärgerlich fragte, wie lange es denn noch dauere, wurde aus dem flauen Gefühl bittere Gewissheit. Aber was, was war nur schief gelaufen? Und dann traf Ina die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht: sie waren im falschen Gang! Der Gang, den Ina entdeckt hatte, begann nicht in der linken sondern in der rechten hinteren Ecke der Kantine. Sie hätte sich ohrfeigen können für diesen Fehler.
Plötzlich blieb Kai, der vor ihr ging stehen, sodass sie ihn einfach über den Haufen lief.
„Was... was ist denn los? Warum bleibst du stehen?“, fragte sie ihn. Ein giftiger Blick und ein aufgeregtes Gemurmel, das sie nicht verstand, waren die Antwort. Ina sah sich um und stellte -in wie weit es die hier vorherrschende Dunkelheit zuließ- fest, dass nicht nur Kai sondern auch Tala und Salvia stehen geblieben waren, um angestrengt in die Stille zu horchen. Sie spitzte nun ebenfalls die Ohren. Und tatsächlich, sie konnte ein leises Geräusch in der Ferne hören, dass ihr auf sonderbare Weise bekannt vor kam. Es war ziemlich kurz und regelmäßig.
„Was ist das? Das war doch letztes Mal nicht, oder?“, fragte Tala in die Runde.
Ina schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und versuchte das Ängstliche aus ihrer Stimme zu verbannen, als sie antwortete:
“Nein, Tala, das war letztes Mal nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir heute den falschen Gang entlang gelaufen sind! Wir haben den in der linken Ecke erwischt, hätten aber eigentlich den in der rechten nehmen müssen! Sorry!“, sie wollte fortfahren, aber in diesem Moment unterbrach Kai sie mit einer gehörigen Portion Ärger in der Stimme:
„Sag mal bist du