Fanfic: Die zerbrochene Perle

Kapitel: Das Wiedersehen

Kapitel 5: Das Wiedersehen

„Und wehe ihr macht ein trauriges Gesicht! Ich will euch alle fröhlich sehen!“, sagte Frau Higurashi streng zu den versammelten Leuten im Wohnzimmer.
Allesamt nickten sie. Kagomes Freundinnen Eri, Yuka und Ayumi, ebenso wie Hojo waren gekommen, um Kagome wieder zu Hause willkommen zu heissen. Nach langen Monaten in der Klinik, konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen. Nun standen ihr viele Stunden mit hartem Lauf-Training bevor. Jedoch hatte sie das schlimmste schon hinter sich. Sota und Grossvater freuten sich unheimlich darauf sie wiederzusehen.
„Gut, ich werde sie jetzt abholen.“, verkündete Kagomes Mutter und zog sich ihre Jacke an. Inzwischen war es schon Frühling geworden.

Eri und Ayumi liessen sich auf dem Sofa nieder, während Hojo und Yuka aus dem Fenster sahen. Sota schritt ungeduldig im Zimmer auf und ab und Grossvater hatte sich in die Küche begeben, um Getränke zu holen.
Plötzlich rief Hojo:
„Ich glaube sie kommen!“
Blitzschnell waren alle am Fenster versammelt. Aufgeregt liefen sie in den Flur und stellten sich in einer Reihe auf, so wie sie es geprobt hatten.
Die Haustür ging auf und alle riefen freudig:
„Willkommen zurück, Kagome!“
Doch sogleich verstummten sie alle, denn der Anblick war weniger freudig.
Eine betrübte Kagome sass im Rollstuhl und schaute sie mit leerem Blick an.
„Hallo...“, murmelte sie leise und ihre Mutter, die den Rollstuhl schob, brachte sie ins Haus. Ihr Gesicht sah genauso traurig aus.
„Was ist denn los?“, nuschelte Eri gewand an Yuka.
„Dumme Frage.“, zische sie zurück. „Kannst du dich denn kein bisschen in ihre Lage versetzen? Nach langer Zeit sieht sie ihr Zuhause wieder, doch alles ist anders... sie wird nicht mehr laufen können!“
Für einen Augenblick erkannte Eri Tränen in den Augen ihrer Freundin, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder auf Kagome gelenkt.
„Halt bitte an, Mama...“
Ihre Mutter folgte ihrem Wunsch und liess den Rollstuhl mitten im Gang stehen.
Kagomes Hände umklammerten die Lehnen mit aller Kraft. Langsam begann sich sich vom Stuhl abzustossen und kniff dabei die Augen zu.
„Kagome-chan!“, rief Ayumi entsetzt, doch die Angesprochene regierte nicht. Sie schien all ihre Gedanken auf das zu konzentrieren, was sie gerade tat. Mit aller Kraft stemmte sie sich hoch und stand wackelig auf den Beinen. Frau Higurashi konnte nicht anders und fing zu weinen an. Yuka tat es ihr gleich.
Doch bald verliessen Kagome ihre Kräfte und sie kippte nach vorne. Zum Glück waren Hojo und Grossvater rechtzeitig da, um sie aufzufangen. Sie bugsierten sie zurück in den Rollstuhl und traten einen Schritt zurück.
Die Brünette sagte kein Wort und zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren geschlossen und doch sah man Tränen in ihren Augenwinkeln.
Plötzlich legten sich Arme von hinten um sie.
„Nur nichts überstürzen, Nee-san.“
Es war Sota, der einzige, der recht gefasst aussah. Jedoch musste auch er sich stark zusammenreissen, um nicht loszuweinen.
„Du wirst es irgendwann schafften. Da bin ich mir sicher.“
Auch wenn Kagome diese Worte schon von vielen gehört hatte - bei Sota hatten sie eine starke Wirkung.
„Ich danke dir, Sota...“, flüsterte sie und legte langsam ihre Hand auf seine.
Sogar ein kleines Lächeln brachte sie zu Stande.

~*~

„Inu Yasha! Inu Yasha!“
Sango legte ihre Hand auf Mirokus Schulter und schüttelte beschwichtigend den Kopf.
„Das ist zwecklos. Auch, wenn er unser Rufen hören würde, würde er ganz sicher nicht zurück kommen.“
Da war was dran. Seufzend liess der Mönch das Rufen bleiben und liess sich im von Blättern übersäten Gras sinken. Sango setzte sich neben ihn und sah in den Himmel.
„Es wird langsam dunkel.“
Miroku nickte und dachte dann wieder an den Hundedämon.
„Seit Kagome nicht mehr da ist, ist er völlig abweisend und verlässt und manchmal sogar für Wochen.“, sagte er.
„Ich weiss... aber kannst du ihn denn nicht verstehen?“, erwiderte die Dämonenjägerin und sah leicht traurig zu Boden. Natürlich machte sie sich grosse Sorgen um den Hanyou, doch noch grössere machte sie sich um ihre Freundin Kagome.
„Doch, natürlich, aber was bringt es, wenn er vor uns wegläuft?“
„Er will doch nur alleine sein... ich jedenfalls nehme es ihm nicht übel. Wir kommen doch auch ganz gut alleine zurecht.“
Der Mann nickte stumm und sah dann, wie Sango zuvor, in den immer dunkler werdenden Himmel. Der erste Stern war am Himmel erschienen.
<Wie heisst es? Wenn der erste Stern am Himmel zu erkennen ist, dann darf man sich was wünschen...>
„Sieh mal, Sango.“, sagte er an sie gewand und deutete auf den Stern.
„Wünsch dir was.“
Ein leichtes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sie die Augen schloss und stumm ihren Wunsch dachte. Miroku tat es ihr gleich.
„Und?“, sagte er, nachdem sie beiden wieder ihre Augen geöffnete hatten. „Du hast dir sicher etwas für Kagome und Inu Yasha gewünscht.“
„Es klingt vielleicht egoistisch, aber nein, habe ich nicht...“, sagte sie und war froh, dass es nicht mehr sehr hell war, denn sonst hätte er jetzt ihre roten Wangen bemerkt.

~*~

<Mein Leben ist so leer geworden, ohne dich, Kagome...>
Betrübt starrte der goldäugige Hanyou ins Wasser und hätte schwören können, dass er darin Kagomes Spiegelbild gesehen hatte.
Mit geschlossenen Augen schüttelte er den Kopf. <Ich sehe schon Gespenster. Kagome ist nicht hier...>
Und doch ertappte er sich dabei, wie er einen Blick über seine Schulter warf...

Langsam schlenderte Inu Yasha durch den Wald. Er hatte die Lust daran verloren, nur ins Wasser zu starren. Eigentlich hatte er aber auch keine Lust durch den Wald zu laufen... Seit sie weg war, hatte er zu gar nichts mehr Lust.
Ohne es zu merken, hatten ihn seine Füsse zu der Lichtung getragen, an der all das Unglück seinen Lauf genommen hatte. Sofort blieb er stehen und starrte auf die Stelle, wo damals Kagome gestanden hatte. In diesem Moment fiel ihm etwas ein. Hatte sie hier nicht die Perle fallen lassen?
Er ging zu der Stelle hinüber und liess sich mit einem Knie auf den Boden sinken. Er entfernte die Blätter, die die besagte Stelle bedeckten und gleich darauf fand er, wonach er gesucht hatte.
Dort lagen sie; unberührt und so, wie man sie zurückgelassen hatte - die zahlreichen Splitter der Perle der Liebenden.
Ein kleines Lächeln machte sich auf seinen Lippen sichtbar, als er daran dachte, dass das hier sein Geschenk sein sollte. Etwas schöneres und passenderes hätte die Brünette wirklich nicht finden können.
Zögernd hob er einen Splitter auf plötzlich, als hätte ihn etwas gestochen, hob er den Kopf und starrte fassungslos in eine Richtung.
<Nein, das ist nicht möglich...> Doch seine Nase täuschte ihn nicht. Das hatte sie noch nie.
Schnell sammelte alle Splitter ein und achtete dabei darauf, dass er auch keinen vergass. Mit einem Satz hüpfte er los und sein Herz klopfte so aufgeregt, wie damals, als er ihr seine Liebe gestanden hatte.
<Kagome...?>

~*~

Völlig erschöpft liess sich die brünette Miko mit ein wenig Hilfe von ihrer Mutter auf ihrem Bett sinken.
„Danke, Mama...“, nuschelte sie und wischte sich den Schweiss von der Stirn.
Frau Higurashi antwortete mit einem Lächeln.
„Wie war die Krankengymnastik?“
Kagome seufzte und lehnte sich zurück. Ihr Blick fiel auf den neben ihrem Bett stehenden Rollstuhl.
„Anstrengend.“
„Deine Trainerin sagt aber, dass du Fortschritte machst.“, fuhr ihre Mutter lächelnd fort. „Das freut mich wirklich.“
Man sah ihr die Erleichterung an. Kagome war froh, dass sie ihre Mutter nicht andauernd traurig sah. Sie wusste, dass es sie glücklich machte, wenn sie sich beim Lauf-Training anstrengte.
Ihr Blick wanderte zum Fenster und sie spürte, wie sich die Frau neben ihr auf das Bett setzte.
Das Herz der Braunhaarigen begann schnell zu schlagen, als sie an ihren Plan dachte. Ja, heute war der Tag gekommen, an dem sie wieder zurück wollte... Nicht für immer, aber sie wollte ihn sehen.
„Mama?“
„Ja, Schatz?“
„Fährst du mich in den Hof? Ich würde gerne frische Luft schnappen.“, schwindelte sie ihre Mutter an. Ihr war nicht ganz wohl dabei, aber es ging nun mal nicht anders.
„Aber natürlich.“, erwiderte die Ältere und stand auf, um Kagomes Rollstuhl die Treppen hinunterzutragen.

Mit ihrer Hilfe schaffte es Kagome auch die Treppen hinunter. Leicht ausser Puste liess sie sich in ihren ständigen Begleiter - ihren Rollstuhl - nieder und wurde dann von Frau Higurashi aus dem Haus geschoben.
„Ich danke dir, Mama. Jetzt komme ich alleine klar.“, sagte sie lächelnd zu ihrer Mutter.
Dieser nickte nur und schloss dann die Haustür.
Als Kagome sich sicher war, dass sie wieder im Haus verschwunden war, öffnete sie ihre Handfläche, in der sie die ganze Zeit etwas krampfhaft festgehalten hatte. Es war der Splitter von damals. Sie hatte ihn nicht weggeworfen. Ganz im Gegenteil... sie hatte ihn wie den allergrössten Schatz behandelt. Immerhin hatte sie Inu Yasha sein Geschenk noch immer nicht gegeben... Das wollte sie heute tun.
Vorsichtig legte sie den Splitter in ihren Schoss und legte ihre Hände an die Räder. Mit einem kräftigen Ruck drückte sie sie von sich weg und setzte somit den Rollstuhl in Bewegung.
Kurz von der Stufen hinunter zum Knochenfressenden Brunnen, hielt sie an.
<Ab hier geht es nicht mehr so wie üblich weiter...>
Insgeheim hatte sie nur für diesen Moment laufen geübt. Nicht für sich, nicht für ihre Mutter, sondern für ihn... für Inu Yasha. Der Drang ihn wiedersehen zu wollen, wuchs mit jeder Sekunde, die sie den Brunnen anstarrte.
<Bald, Inu Yasha... noch ein wenig Geduld.>
Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, stiess sie sich ab und stand plötzlich auf ihren eigenen Beinen.
Die Braunäugige kniff ein Auge zusammen
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