Fanfic: Dem Ziehl so nahe

Kapitel: CHAPTER 2

Keuchend erwachte Inu-Yasha aus seinem Schlaf. Er zitterte am ganzen Leib und war Schweißgebadet. Völlig verwirrt schaute er sich um. <Wo bin ich hier?> Sein Atem ging stoßweise und unregelmäßig. Sein Herz pochte wie verrückt und er dachte, es würde ihm jeden Moment aus der Brust springen.
Als er erkannte, dass er in Kaedes Hütte war, beruhigte er sich ein wenig. Er sah sich um, sah Miroku, Sango, Kaede, Shippou und Kagome, die friedlich schliefen.
<Nur ein Traum…> Kurz schossen ihm die Bilder seines Traumes durch den Kopf und er dachte für einen kurzen Moment, den Schmerz in seiner Brust, der durch den Pfeil in seinen Traum verursacht worden war, spüren zu können.
Erst jetzt bemerkte er, dass seine rechte Hand schmerzte. Sie schmerzte, weil er sie krampfhaft zur Faust geballt hatte. Er öffnet seine Hand und sah…das Juwel. Das Juwel, das ihm in seinem Traum entrissen worden war
Er seufzte und lehnte seinen Kopf gegen die Hauswand, an der er lehnte. „Nur ein
Traum…“, flüsterte er beinahe ängstlich. Er war immer noch mitgenommen. Aus dem Augenwinkel sah er Kagome, die mit Shippou, eingerollt in ihrem Schlafsack lag und schlief. Er betrachtete sie und dachte daran, wie sie in seinem Traum ausgesehen hatte. Ihre Augen, die so kalt und erbarmungslos aussahen, wie die frisch geschliffene Klinge eines Dolches. Er dachte daran, wie sie ihm das Juwel weggenommen hatte. <Aber…> Wieder seufzte er. <Kikyou war auch dort> Aus Kagome war in seinem Traum plötzlich Kikyou geworden, die mit dem Juwel verschwand und dann den Pfeil auf ihn schoss.
Seine Brust fing bei dem Gedanken wieder an zu schmerzen. <Verdammt…Was sollte das bedeuten…>
Kagome regte sich. Der Hanyou sah sie immer noch an.
Das Mädchen blinzelte und verschwommen sah sie Inu-Yashas Gesicht, das sie auf seltsame Weise anstarrte.
Sie gähnte kurz und öffnete ihre Augen ganz.
Inu-Yasha wendete seinen Blick nicht ab. Er suchte in ihren Augen, nach dieser Kälte die er in dieser schrecklichen Illusion bei ihr gesehen hatte, hoffte allerdings inständig darauf, dass dem nicht so war. Und es bestätigte sich.
Kagome sah aus wie immer. Zwar etwas verschlafen, aber ansonsten nicht ungewöhnlich.
Erleichterung machte sich in dem Jungen breit.
„Was hast du Inu-Yasha?“, fragte sie und gähnte abermals. Sie richtete sich auf, sodass sie jetzt saß.
Er schüttelte den Kopf und wandte sich von ihr ab. „Nichts.“
Kagome verdrehte die Augen. Es war doch immer das gleiche mit ihm. „Willst du das Juwel gar nicht mehr loslassen?“, fragte sie etwas amüsiert, als sie bemerkte, dass Inu-Yasha es immer noch in seiner Hand hielt.
Diese Bemerkung ließ Inu-Yasha schaudern und setzte seinen Verstand aus.
Blitzschnell war er aufgesprungen und stand nun wie eine Feder gespannt da.
Kagome zog die Augenbrauen hoch und sah ihn verwundert an. „Sag mal, hab ich was Falsches gesagt?“
Inu-Yasha ballte die Fäuste. Sein Gesichtsausdruck war der, den er immer gehabt hatte, wenn er mit einem Youkai um einen oder mehrere Shikon-Splitter gekämpft hatte. Seine Fäuste begannen zu zittern und er sah Kagome mit einem Blick an, dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief.
„Du wirst es mir nicht wegnehmen!“ Seine Stimme bebte vor Wut. „Es gehört mir!“
Kagome stand auf, schaute ihn nun nicht mehr verwundert, sondern besorgt an. Sie ging einen Schritt auf Inu-Yasha zu, der zurück wich.
„Inu-Yasha…was sollte ich dir denn wegnehmen?“ Sie sprach mit ruhiger Stimme und
hoffte, dass der Hanyou sich wieder beruhigen würde. Sie hatte ihn noch nie so aufgebracht erlebt.
„Komm mir bloß nicht zu nahe!“, brüllte er und stürmte aus der Hütte.
Völlig perplex stand Kagome nun da. <Was sollte das denn werden?>, fragte sie sich und konnte sich Inu-Yashas Verhalten nicht erklären. Sie hatte ihm doch nichts getan…Warum war er plötzlich so wütend auf sie?
„Was ist denn los?“
Kagome drehte sich um, als sie Mirokus verschlafene Stimme hörte. „Und wo ist Inu-Yasha?“
Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch die Wörter wollten nicht hinauskommen. Sie holte einmal tief Luft, setzte sich neben dem schlafenden Shippou auf den Schlafsack und versuchte erneut zu antworten.
„Ich…ich weiß es nicht…er ist plötzlich…einfach losgestürmt…“ Das Mädchen blickte starr auf den Boden. Inu-Yasha hatte ihr tatsächlich Angst gemacht. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er sie jeden Moment angreifen würde.
Miroku schüttelte verständnislos den Kopf. „Aus dem soll mal jemand schlau werden…“ Er schloss seine Augen und schlief wieder ein.
Kagome allerdings dachte gar nicht mehr ans Schlafen. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Sie war zwar Inu-Yashas forschen Umgangston gewohnt, aber das eben war etwas ganz anderes. Der Hanyou hatte sich von ihr bedroht gefühlt.
Er hatte sie angesehen, als wolle er sie in Stücke reißen. Als wollte er sie mit seinen Klauen in ihre Einzelteile zerlegen. Er hatte sie angesehen…wie einen Feind…
<Inu-Yasha was ist mit dir?>
Diese Frage kreiste in ihrem Kopf herum, ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Stunden später hatte sie Inu-Yashas Gesichtsausdruck noch nicht vergessen. Er war ihr so präsent, als würde der Hanyou noch immer vor ihr stehen.
Sie hatte zuerst überlegt, ihm hinterher zulaufen, verwarf diese Idee aber sogleich wieder, da sie deutlich zu hören bekommen hatte, dass er ihre Gesellschaft im Moment als einen Dorn im Auge empfand. Immerhin war er vor ihr geflohen. Ihm hinterher zulaufen hätte nichts gebracht.
Langsam wurden ihre Augen schwer. Die Müdigkeit kehrte zurück und erinnerte sie daran, wie müde sie eigentlich war. „Was ist nur mit dir…“, murmelte sie und gab sich dann dem Schlaf hin.

Ein Schatten raste durch den Wald. Seine Gestalt war bei dieser Geschwindigkeit kaum wahrzunehmen. Der kalte Wind peitschte ihm ins Gesicht, als wollte er ihn zwingen, stehen zu bleiben.
Es war finster in diesem Wald. Die Dunkelheit hatte die Bäume, Büsche und anderen Pflanzen verschluckt und würde sie erst bei Tagesanbruch wieder freigeben.
Er lief weiter, immer weiter, ohne irgendein Ziel, dass er erreichen wollte. Nur weg, von diesem Dorf, weg von der Hütte…weg von IHR.
<Sie wird ihn nicht bekommen! Das Juwel gehört mir! Niemand wird es mir wieder wegnehmen…>
Seine Lungen schmerzten vor Anstrengung und seine Beine wurden schwer. Er hatte keine Ahnung wie lange er nun schon durch diesen Wald lief und wo er überhaupt war, aber das war ihm sowieso egal. Das Shikon no Tama befand sich bei ihm und das war im Moment das Wichtigste.
Inu-Yasha musste scharf abbremsen und kam vor einem Abgrund zu stehen. Fast wäre er hinuntergestürzt.
Seine Füße brannten wie Feuer und seine Lunge schrie bei jedem Atemzug auf. Er nahm seine Schmerzen gar nicht wahr und starrte in die Dunkelheit hinaus. Am Horizont konnte er einen schmalen, rot leuchtenden Schimmer erkennen. Es sah fast so aus, als hätte jemand mit seinem Schwert, den Himmel in zwei geteilt.
<Die Sonne geht bald auf>
Er ließ sich nieder und spürte die kalte, nasse Erde unter sich. „Es war doch nur ein
Traum“, sagte er und schüttelte den Kopf, als wollte er Klarheit in seine Gedanken bringen, die wieder wie wild und durcheinander in seinem Kopf umhertanzten.
„Ich…ich bin davongelaufen…“
Sein Verstand kehrte allmählich zurück. Jetzt begriff er erst was eigentlich passiert war.
„Ich hatte Angst, dass sie mir es wegnimmt…“ Wieder betrachtete er das Juwel, dass er immer noch sicher in seiner Hand hielt.
Er war tatsächlich vor ihr geflohen. Er hatte tatsächlich…Angst gehabt.
<Was macht dieses Ding mit mir…>

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