Fanfic: Dem Ziehl so nahe
Kapitel: CHAPTER 4
Wind kam auf und ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Die Sonne stand mittlerweile hoch oben am Himmel und sendete ihre Wärmespendenden Strahlen gen Erde.
Immer noch folgten die andern dem kleinen Fuchsdämon durch den Wald. Ohne Unterlass waren sie gelaufen.
Plötzlich hielt Shippou an und schnüffelte angestrengt in der Luft herum.
„Was ist los, Shippou?“ Miroku trat neben den kleinen Kitsune.
„Der Wind hat sich gedreht. Ich kann Inu-Yasha nicht mehr riechen.“
Sango und Kagome traten ebenfalls an Shippous Seite und betrachteten diesen.
„Er muss hier doch irgendwo sein!“ Kagomes besorgte Stimme ließ Miroku schmunzeln.
„Du scheinst dir ja wirklich große Sorgen um ihn zu machen.“ Er grinste.
„Hör schon auf Miroku…“ Sango ging in die Hocke. „Wie sieht’s aus Shippou? Immer noch nichts?“
Der Youkai ließ den Kopf hängen. „Nein.“
Miroku seufzte. „Sieht so aus, als kämen wir im Moment nicht weiter…“
Der Mönch ließ sich neben Shippou auf dem Boden nieder. Kiara schmiegte sich an seine Seite und genoss es, von ihm gestreichelt zu werden.
Die Taijiya zog die Augenbrauen hoch und sah ihn verwundert an. „Seit wann gibst du denn so schnell auf, Mönch?“
„Er MUSS hier irgendwo sein. Ich kann das Juwel spüren.“
„Du kannst das Juwel spüren? Dann muss er wirklich hier in der Nähe sein.“ Miroku erhob sich wieder, sehr zum Ärger von Kiara, die sogleich protestierte.
Kagome lief los, ohne auf die anderen zu achten. Sie musste ihn finden.
Verwundert sah ihr die restliche Truppe hinterher.
Sie hatte sich schon einige Meter von ihren Freunden entfernt, als sie plötzlich zum stehen kam.
<Das Juwel…es kommt näher. Inu-Yasha muss auf dem Weg hierher sein>
„Kagome was ist?“ Shippou sprang dem Mädchen auf die Schulter und schaute geradeaus. „Kommt da Inu-Yasha?“, fragte Sango, die die Augen zusammenkniff, um die Gestalt, die dort aus dem Wald kam, besser sehen zu können.
„Inu-Yasha!“, rief Kagome und stürmte auf den Hanyou zu der ziemlich geknickt und fertig aussah.
Dieser sah kurz auf und blieb stehen.
„Kagome?“ Seine Stimme war leise und kratze ein wenig.
Sie kam vor ihm zum stehen und sah ihn an.
Kurz erschrak sie sich, als sie bemerkte, dass der Halbdämon ziemlich mitgenommen und verwirrt aussah.
„Wo bist du gewesen! Wir haben uns Sorgen gemacht!“, schimpfte Shippou und wuselte um Inu-Yasha herum.
„Keh! Nerv mich nicht!“ Mit einem Tritt stieß der Halbdämon Shippou von sich.
Beleidigt sah der Kitsune ihn an und streckte ihm die Zunge raus.
Noch immer hatte Kagome kein Wort gesagt.
Jetzt allerdings hatte sie das Bedürfnis, dem Hanyou eine ordentliche Standpauke darüber zu halten, wie man mit Schwächeren umzugehen hat.
Grade wollte sie damit beginnen, als Inu-Yasha sie leicht zur Seite schob und an ihr vorbei ging. Er würdigte sie keines Blickes, was Kagome schaudern ließ.
Miroku und Sango sahen sich das Szenario an und sagten ebenfalls kein Wort, als Inu-Yasha an ihnen vorbei schritt.
Entgeistert und wie angewurzelt, stand Kagome nun da und nahm gar nicht war, dass Shippou an ihr herumzupfte.
<Was soll das denn jetzt?>, fragte sie sich. <Wieso beachtet er mich nicht einmal?>
„He, Kagome. Was ist los? Was hast du denn?” Der besorgte Tonfall des Kitsune ließ Kagome aus ihrer Starre erwachen.
„N…nichts. Nichts Shippou, es ist alles in Ordnung.“ Sie drehte sich um und folgte Inu-Yasha, der auf dem Weg zurück ins Dorf war.
„Euer Streit muss aber ziemlich heftig gewesen sein, Kagome. Er sagt ja kein Wort. Er regt sich nicht einmal darüber auf das wir ihn gesucht haben“, flüsterte Miroku dem Mädchen zu.
Kagomes Gedanken überschlugen sich. Wieso in Gottes Namen war er ihr immer noch böse? Sie hatte sich große Sorgen gemacht, hatte ihn gesucht. Wäre einen Kampf eingegangen, um ihm zu helfen…
Natürlich war ihr klar, dass Dankbarkeit nicht gerade zu Inu-Yashas herausragendsten Charaktereigenschaften gehörte, aber er hatte sich nicht einmal, wie sonst üblich, darüber aufgeregt.
<Vielleicht>, dachte sie, <sollte ich so tun, als ich hätte ich vergessen, was gestern Nacht passiert ist…>
Das Mädchen nickte. Ja, das wäre vielleicht das Beste. Vielleicht sollte sie sich einfach ganz normal verhalten. Der Hanyou würde sich schon wieder beruhigen.
Als sie Inu-Yasha so ansah, der einigen Abstand von der Gruppe gewonnen hatte und seinen Weg, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen fortsetzte, fragte sie sich, ob er sich bereits entschieden hatte. Entschieden ein vollwertiger Youkai zu werden.
Immerhin war dies, wie er immer wieder sehr betont hatte, sein Wunsch gewesen. Deshalb, hatte er sich auf die Suche nach den Shikon-Splittern gemacht. Und das Juwel war ja nun wieder vollständig zusammengesetzt.
<Vielleicht ist das ja der Grund…Vielleicht braucht er mich jetzt nicht mehr und will mich einfach nur loswerden…>
Dieser Gedanke traf sie wie ein Blitz und ließ Wut in ihr aufsteigen. Sie biss die Zähne zusammen. Könnte das wirklich der Grund für Inu-Yashas seltsames Verhalten gewesen sein?
Wollte der Hanyou ihr ein für allemal klarmachen, dass sie nun für immer in ihre eigene Zeit zurückkehren sollte? Das er jetzt keine Verwendung mehr für sie hatte?
Nach all den Mühen die Kagome hatte auf sich nehmen müssen, nach all den Prüfungen und Tests, die sie verpasst hatte oder bei denen sie durchgefallen war, um in dieses so unwirkliche mittelalterliche Japan zu reisen und mit diesem undankbaren, egoistischen, störrischen und arroganten Hanyou neue Shikon-Splitter zu suchen und sich dabei jedes Mal in Gefahr zu begeben, erschien ihr das mehr als Ungerecht und hinterhältig.
<Falls das dein Problem sein sollte, Inu-Yasha…> Sie ballte die Fäuste <dann mach dich auf was gefasst! Ich lasse mich nicht ausnutzen!>
„Ähm, Kagome, alles in Ordnung?“
Kagome blickte auf und bemerkte, dass die anderen sie irgendwie komisch ansahen. Es dämmerte ihr auch gleich warum: Sie war gar nicht auf Mirokus Gespräch
eingegangen, sondern stehen geblieben. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen weiter gegangen waren und sie nun wie eine Statue, mit geballten Fäusten und einem wütenden Gesichtsausdruck dastand.
Irgendwie war ihr das peinlich von allen so angestarrt zu werden, von allen bis auf Inu-Yasha.
„Ich habe nur kurz nachgedacht“, winkte sie schnell ab und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf.
„Na dann..“ Sango und Miroku drehten sich wieder um und gingen weiter.
Kagome seufzte kurz und war eigentlich ganz froh darüber, dass sie durch diese Unterbrechung, den Faden zu ihren eben noch ärgerlichen Gedanken verloren hatte.
Die Gruppe, allen voran Inu-Yasha, der irgendwie wie ein Reiseführer durchs mittelalterliche Japan wirkte, war nun am Waldrand angekommen und trat wieder der weiten Wiese entgegen, auf der der verwunschene Brunnen stand.
Der Hanyou setzte sich auf den Rand des Brunnens, nicht etwa um auf die anderen zu warten, die noch einige Meter entfernt waren, sondern um sich etwas von den Strapazen der letzten Nacht zu erholen. Er hatte kein Auge zugetan und dass es auch noch angefangen hatte zu regnen wie aus Eimern, hatte seine Situation nicht unbedingt angenehmer gemacht.
„Wie auch immer“, murmelte er vor sich hin.
Wahrscheinlich würden ihn, sobald die anderen auch hier waren, ein paar unangenehme Fragen zu seinem Verschwinden erwarten.
Und was sollte er dann darauf antworten? Etwa, dass er panische Angst wegen eines Traumes bekommen hatte? Das er Angst gehabt hatte, dass Kagome ihm das Juwel entriss und sich dann mit selbigen aus dem Staub machte?
Nein. Er musste sich etwas anderes überlegen.
Shippou riss ihn aus seinen Gedanken.
Er sah Inu-Yasha anklagend an. „Du bist irgendwie komischer als sonst.“
„Eh?“ Der Hanyou zuckte mit den Ohren. „Ich hab gesagt du sollst mich nicht nerven, Shippou!“
Der kleine Kitsune ließ sich von Inu-Yashas schroffen Umgangston nicht sonderlich einschüchtern und hackte weiter nach. „Du solltest dich wirklich etwas erkenntlicher zeigen, immerhin haben wir alle nach dir gesucht!“
Inu-Yasha funkelte den jungen Fuchsdämon böse an und ließ die Finger knacken.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, euch darum gebeten zu haben, du Nervensäge!“
Shippou seufzte. War ja klar, dass diese Unterhaltung so ausarten würde…
Kurz sprang er auf und verpasste dem Hanyou einen Klaps auf den Kopf. „Du bist stur wie ein Ochse. Meinst du, nur weil das Juwel jetzt wieder vollständig ist brauchst du uns nicht mehr?!“ Die Stimme des kleinen Youkai war zornig.
Inu-Yasha sah Shippou etwas verwundert an. Allerdings wich die Verwunderung in der nächsten Sekunde dem Ärger und er packte den kleinen Fuchs und verpasste ihm eine Beule. Sofort bereute dieser, dass er vergessen hatte, wie leicht zu reizen der Hanyou doch war und packte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. „Aua…“
„OSUWARI!!!“
Festgenagelt, wie immer wenn dieses Wort erklang, dass der Hanyou verständlicher Weise, auf den Tod nicht ausstehen konnte, lag er nun neben dem Brunnen auf dem Boden.
Mit wutentbranntem Gesicht sah er auf, genau in das Gesicht von Kagome, die sich über ihn gebeugt hatte.
„Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du ihn nicht schlagen sollst? Er ist viel kleiner als du und kann sich nicht wehren!“
Sango kicherte und Miroku schüttelte mitleidig und bedauernd den Kopf. „Der arme Kerl…“
Kagome triumphierte innerlich. In gewisser weise empfand sie ihre kleine Aktion als Genugtuung dafür, dass Inu-Yasha sie behandelt hatte, als wäre sie Luft. Und schließlich hatte sie sich ja vorgenommen, einfach so zu tun als wäre allen in Ordnung.
Es wäre schon höchst verdächtig gewesen, wenn sie sich nicht in die kleine Auseinandersetzung der beiden eingemischt hätte.
Inu-Yasha rappelte sich wieder