Fanfic: Star Wars

Meister«, sagte Obi-Wan.




»Was den Jungen angeht …«, begann Mace Windu.




»Meister … wenn Zeit dafür ist.«




»Natürlich«, nickte Mace. »Finde ihn. Dann werden wir uns unterhalten


… und ich möchte, dass er dabei ist und zuhört.«




»Selbstverständlich, Meister!« Obi-Wan gab sich keine Mühe, seine Eile


zu verbergen. Nur wenige vermochten ihre Sorgen oder Absichten vor


Mace Windu geheim zu halten.




Mace lächelte. »Er wird dir Weisheit bringen!«, rief er, während Obi-Wan


bereits den Gang entlanghastete und auf den Turbolift und den Ausgang


zuhielt, der zur Landerampe des Tempels führte.




Obi-Wan war über diese spöttische Bemerkung nicht im Mindesten verärgert.


Er stimmte ihr sogar weitgehend zu.




Weisheit oder Wahnsinn. Es gab einen Jedi schließlich wirklich der


Lächerlichkeit preis, wenn er ständig hinter einem aufsässigen Padawan


herrennen musste. Doch Anakin war kein gewöhnlicher Padawan. Der Junge


war Obi-Wan von seinem eigenem geliebten Meister Qui-Gon Jinn vermacht


worden.




Yoda hatte Obi-Wan die Lage vor ein paar Monaten, als sie in seiner


kleinen Unterkunft mit der niedrigen Decke über einem glimmenden Holzkohlefeuer


gesessen und Shoobrot und Wurr zubereitet hatten, mit wohl gesetzten


Worten dargelegt. Yoda hatte kurz davor gestanden, Coruscant in Angelegenheiten


zu verlassen, die Obi-Wan nichts angingen. Schließlich hatte er das


lange, kontemplative Schweigen mit den Worten beendet: »Einem sehr


interessanten Problem du dich stellst und wir alle uns mit dir, Obi-Wan


Kenobi.«




Obi-Wan, höflich wie immer, hatte den Kopf geneigt, als wüsste er von


keinem bestimmten Problem.




»Der Auserwählte, Qui-Gon uns allen gegeben hat … nicht bewiesen, voller


Furcht. Und du ihn retten musst. Und wenn du ihn rettest nicht …«




Yoda hatte danach zu Obi-Wan nichts über Anakin gesagt. Doch seine


Worte hallten jetzt, als Obi-Wan ein Express-Taxi zu den Außenbezirken


des Senatsdistrikts bestieg, in seinen Gedanken wider. Die Flugzeit


betrug ungeachtet zahlloser verzwickter Wende- und Ausweichmanöver,


um hunderten langsamerer und billigerer Verkehrsadern und Ebenen zu


entgehen, nur wenige Minuten.




Doch Obi-Wan machte sich große Sorgen, dass es nicht annähernd schnell


genug gehen würde.




Als Anakin auf die vorspringende Plattform unterhalb des Tunnels hinaustrat,


öffnete sich vor ihm die Abfallgrube. Die drei übrigen Teilnehmer


des nächsten Fluges drängelten nach, um auch etwas sehen zu können.


Der Blutcarver sprang dabei ziemlich grob mit Anakin um, der gehofft


hatte, sich seine Kräfte für den Flug aufsparen zu können.




Was hat der bloß?, fragte sich der Junge.




Die Grube war zwei Kilometer breit und von der Höhe des letzten Beschleunigerschilds


bis zu ihrem finsteren Grund drei Kilometer tief. Aus dem alten Versorgungstunnel


blickte man über den zweiten Beschleunigerschild hinweg. Anakin blinzelte


nach oben und sah die Unterseite des ersten Schilds, ein riesiges


konkaves Dach, das wie ein umgedrehtes Sieb in Shmis Küche auf Tatooine


aussah, von einem regelmäßigen Muster aus hunderten von Löchern durchbrochen


war. Allerdings hatte jedes der Löcher in diesem Sieb einen Durchmesser


von zehn Metern. Hunderte Lanzen aus Sonnenlicht fielen durch die


Öffnungen, durchbohrten die Dunkelheit und zeigten wie eine Sonnenuhr


die Zeit in der Welt hoch über dem Tunnel an. Es war früher Nachmittag.




Auf Coruscant gab es über fünftausend solcher Abfallgruben. Der Stadtplanet


produzierte jede Stunde eine Billion Tonnen Müll. Müll, der zu gefährlich


war, um wieder aufbereitet werden zu können - Fusionsschilde, ausgebrannte


Hyperantriebskerne und tausend andere Abfallprodukte dieser reichen,


hoch entwickelten Welt - wurde in die Grube des jeweiligen Distrikts


gebracht. Dort wurde er in großen Behältern versiegelt, die dann über


Magnetschienen zu einer riesigen kreisrunden Lafette unter dem tiefsten


Schild transportiert wurden. Alle fünf Sekunden wurde eine Fuhre Behälter


mittels chemischer Entladungen von der Lafette geblasen. Die Schilde


leiteten die Flugbahn der Behälter so um, dass sie durch die Löcher


flogen, verschafften ihnen mittels eines Traktorfeldes zusätzlichen


Schub und beförderten sie in streng kontrollierte Umlaufbahnen um


Coruscant.




Stunde um Stunde sammelten Müllraumer im Orbit die Behälter ein und


transportierten sie zur Endlagerung auf abgelegene Monde. Einige der


gefährlichsten Ladungen wurden allerdings in die große blassgelbe


Sonne geschossen, wo sie verschwanden wie Staubkörner in einem Vulkan.




Das Ganze war ein präziser und notwendiger Vorgang, der Tag für Tag


und Jahr für Jahr mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks durchgeführt


wurde.




Vielleicht vor einem Jahrhundert war irgendwer auf die Idee gekommen,


die Abfallgruben in eine illegale Sportanlage zu verwandeln, wo ehrgeizige,


zähe junge Burschen aus den weniger noblen Vierteln von Coruscant


tief unter der glitzernden Stadt ihren Mut unter Beweis stellen konnten.


Diese Sportart hatte rasch eine erstaunliche Popularität bei jenen


Piratensendern erreicht, die in den Luxuswohnungen der Oberschicht


in den bis zu den Sternen reichenden Türmen, die überall auf der Zentralwelt


in den Himmel ragten, für Unterhaltung sorgten. Es geriet so viel


Geld in Umlauf, dass so mancher Beamter der Abfallbehörde dazu bewogen


werden konnte, ein Auge zuzudrücken, solange die Wettbewerbsteilnehmer


die Einzigen blieben, die ein echtes Risiko eingingen.




Ein Müllbehälter, der durch einen der Beschleunigerschilde katapultiert


wurde, konnte leicht ein Dutzend Rennflieger erschlagen, ohne dabei


selbst Schaden zu nehmen. Der letzte Schild würde den Kurs des Behälters


mit dem nötigen Extraschub korrigieren, um die Abdrift durch ein paar


kleine Leben auszugleichen.




Anakin konzentrierte sich nur noch auf das flackernde Sprungsignal


an der Tunneldecke. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst,


die Augen weit aufgerissen, auf den Wangen glitzerten ein paar Schweißtropfen.


Es war heiß in dem Tunnel. Er hörte das Dröhnen der Müllbehälter,


sah sie als silberne Punkte durch die Öffnungen in dem Schild der


nächst höheren Ebene schießen, wo sie blaue Schlieren ionisierter


Luft hinter sich her zogen.




Die Luft über der Grube roch wie ein defekter Werkstattgenerator; sie


war stickig vom Ozon und dem Geruch nach verbranntem Gummi, den die


immer neuen Entladungen hinterließen.




Jetzt kam der Tunnelmeister zum Ausgang gewirbelt, um die nächste Gruppe


anzufeuern.




»Ruhm und Schicksal!«, rief das Naplousean begeistert und schlug aufmunternd


auf den Haltegurt zwischen Anakins Flügeln. Anakin blieb weiter konzentriert


und versuchte herauszufinden, wie die Luftströmungen auf dieser Ebene


verliefen, wo sich die Auf- und Abwinde häuften, die sich zwischen


den Schilden bildeten und dort im Kreis rasten. Dort, wo die Windböen


am stärksten und gefährlichsten waren, würde die Ozonkonzentration


am größten sein. Und auf jede Ladung Müllbehälter, die nach einem


zuvor festgelegten Muster durch die Schilde geschossen kam, folgte


auf einem genau vorherbestimmten Kurs aus einer ganzen Serie alternativer


Flugbahnen kurz darauf unweigerlich die nächste Fuhre.




Kein Problem. Als würde man durch ein Unwetter aus stählernen Regentropfen


fliegen.




Anakins Konkurrenten rangelten um den besten Platz auf der Plattform


und nahmen ihre Startpositionen am Rande des Tunnels ein. Der Blutcarver


versetzte Anakin einen Stoß mit seinem rechten Flügel, der an den


Spitzen mit einer Steuerdüse ausgestattet war. Anakin schob die Flügelspitze


zur Seite und konzentrierte sich.




Der naplouseanische Tunnelmeister hob eines seiner fadendünnen Glieder,


dessen Spitze sich vor Vorfreude fortwährend kräuselte und wieder


streckte.




Der Blutcarver stand links von Anakin und kniff die Augen zu schmalen


Schlitzen zusammen. Seine mit winzigen Sinnesporen übersäten Nasenlappen


pulsierten, blähten sich und prüften die Luft.




Das Naplousean gab ein lautes meckerndes Geräusch von sich - seine


Version eines Fluchs - und ermahnte die Kontrahenten, noch zu warten.


Ein fliegender Wartungsdroide überprüfte diese Ebene. Von ihrer Warte


aus wirkte der Droide wie ein schwebender Punkt, ein winziger Fleck,


der summend seine Bahn um das weite Rund der Grube zog und dabei in


dem Dröhnen und Rauschen der Müllbehälter kleine musikalische Akzente


setzte.




Manager konnte man bestechen, Droiden jedoch nicht. Sie würden daher


warten müssen, bis dieser hier zur nächsten Ebene hinabgesunken war.
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