Fanfic: Complete My Life

Glück. Der Film endete in diesen gefühlsvollen Bildern und leicht melancholischer Musik.

Der Film brachte die beiden in einer seltsamen Verlegenheit. Deshalb trennte sie sich voneinander, ohne viele Worte darüber verloren zu haben.

Ich will eine richtige Liebe. Eine, die wirklich mein Herz berühren und erschüttern kann. Eine, für sie es zu leben und sterben lohnt. Ich hatte fast alles in meinem Leben, habe vieles erlebt und viel gelacht, aber es gab nichts, was andauerte. Alles verging und es machte mir auch nichts aus. Aber es ist mir irgendwie leid. Das kann doch nicht alles vom Leben gewesen sein. Es gab so vieles, was ich nicht verstand. Ich will mich auf die Suche machen, Rätseln lösen und geheime Welten entdecken. Ich will mich auf ein Wunder einlassen, obwohl ich nicht an Wunder glaube. Aber nun will ich sie zu spüren bekommen. Ja, ich durste mich danach. Ich will ihr begegnen.

Sie überlegte, ob sie zum Telefon greifen wollte. Sie überlegte, ob sie ihm begegnen wollte. Dann aber dachte sie, wozu das Ganze gut war. Mochte sie ihn? Oder wollte sie nur seine Nähe spüren. Sie kannte ihn kaum. Er ging noch zur Schule. - Aha. Weil er noch bei seinen Eltern wohnte, trafen sie sich immer bei ihr. - Interessant. Er ist vielleicht so drei Jahre jünger als sie selbst. Aber das sagte ihr nichts. Sie spürte nichts.
Es war so schwierig einen Menschen richtig kennen zu lernen. Deshalb lehnte sie es grundsätzlich ab, mehr als nötig über einen anderen Menschen kennen zu lernen. Wer weiß, ob man sich noch einmal sieht. Wozu all diese unnötigen Informationen? Sie musste sich doch mehr als genug Gedenken machen, über ihr Leben, über ihre Vergangenheit...

Dann fasste sie den Entschluss und lud ihn zum Essen ein. Sie konnte gut kochen. Das kam daher, weil sie schon seit fünf Jahren einen eigenen Haushalt führte und sich um alles kümmern musste. Egal ob es um Einkaufen, Essen zubereiten, Ordnung halten oder Schmücken ging, sie war allein verantwortlich für all das, was hinter der Wohnungstür passierte. Am Anfang gab es ihr diese ungewöhnte Freiheit und Last auch viele Schwierigkeiten, denn z. B. wusste sie nur ein oder zwei einfache Gerichte zubereiten und ernährte sich deshalb auch aus Zeitgründen hauptsächlich von Schnellgerichten. Nach ein paar Monaten kannte sie diese Sorte von Essen alle in und auswendig und hatte auch keine Lust mehr auf Kuchen und Eis. Dann lernte sie doch nach und nach selbst kochen und die Wohnung einigermaßen sauber halten. Ich glaube, der Anblick ihrer unaufgeräumten Wohnung im Originalzustand würde bleibende psychologische Schäden hinterlassen... Also auf jeden Fall nicht ratsam für die neugierigen Besucher. Aber irgendwann merkte sie auch selbst (gemerkt hatte sie das natürlich schon lange, aber etwas dagegen tun...), dass es so nicht weitergehen kann... Jeden Tag in einem Dreckloch zu sitzen ist auch kein sonderlich erhabenes Gefühl... Also putzte sie so ungefähr einmal im Monat gründlich, damit sie auch Besuche empfangen konnte, ohne in einem Erdloch jämmerlich verkriechen zu müssen. Irgendwann ging es nicht mehr um Wollen oder nicht Wollen, sondern um Müssen bzw. do or die...

Im Laufe der Jahre hatte sie wenigstens ihren Haushalt mehr oder weniger im Griff. Ihr Schulleben unterlag zeitweise starke Schwankungen, normalisierte sich aber allmählich. Dennoch musste sie sehr vieles aufholen, nämlich aus den Zeiten, als sie in zwei Schulhalbjahren so gut wie keine Hausaufgaben erledigte, geschweige lernte. Damals schwänzte sie auch ungefähr die Hälfte des stattfindenden Unterrichts und in der Hälfte, bei der sie anwesend war, hörte sie auf Grund unaufhaltsamer sinnloser Langweile auch so gut wie nie zu. Deshalb wunderte sie sich auch nicht darüber, dass ihre Noten „glänzend“ ausfiel, nämlich mit einem Durchschnitt viel weit unter der minimalen Leistungsgrenze.

Ja, damals war man so jung und unwissend... Man kümmerte sich nicht so richtig um die Konsequenzen des eigenen Handelns und ließ sich einfach nur von den jeweiligen Gemütern treiben. Sie musste sitzen bleiben, was für sie einen derartigen Tritt in den Hintern bedeutete, dass ich sich doch vornahm, sich endlich etwas mehr nicht nur der Schule wegen zu bemühen.

Nun war sie um ein paar Jahre älter geworden und hoffentlich auch etwas weniger lächerlich... Aber trotzdem konnte man bei ihr nicht von einer tiefen Lebensweisheit sprechen. Ihr unruhiges, unstetes, unberechenbares Gemüt bestimmte noch allzu oft ihr Handeln. Aber auf Grund vieler schmerzvoller, bitterer Erfahrungen will sie nie wieder all die schweren Fehler ihres noch relativ kurzen Lebens wiederholen. Das war doch schon ein guter Ansatz...

Wie auch immer, zurück zum Thema. Sie kochte eine Speise mit verschiedenen Meeresfrüchten und hielt dafür auch etwas Alkoholisches parat. Dann hörte sie das Klingeln und machte die Tür auf. Thomas stand lächelnd vor ihr und hatte sogar etwas Blumen mitgebracht. Sie waren gelb, vielleicht Rosen oder Tulpen. Das Mädchen steckte die zarten Blüten hastig in eine Vase, ohne sie genauer zu betrachten.

Dann aßen sie das ziemlich gelungene Mahl bei Kerzenlicht. Die vielen Bilder an den Wänden, die im Halbschatten gehüllt sind, umzingelte sie. Thomas hatte das Gefühl, dass das alles nicht wirklich war, dass hier, in diesem Raum andere Gesetze galten als irgendwo da draußen.

Als sie mit den Essen fertig waren und das Geschirr abgeräumt hatten, schauten sie zunächst noch eine DVD an. Es war aber ein Film über eine Reihe mysteriöser Vorfälle, die alle einen gemeinsamen, höhst grauenhaften Hintergrund hatten. Das sollten sie Hauptpersonen nun an ihren eigenen Leiben erfahren...
Es war bereits ziemlich spät, als sie mit den Film fertig waren. Thomas war es nicht ganz geheuer. Aber er blieb dennoch diese Nacht bei dem „namenlosen Mädchen“ und hatte mit einem leichten Schaudern entdeckt, wie eiskalt ihre Hände doch waren.

Sie waren kalt. Sowohl ihr Körper, als auch ihre Augen. Ich bemerkte zum ersten Mal so überdeutlich, wie wenig ich sie doch kannte. In meiner Vorstellung könnte sie fast eine Mörderin sein, kaltblütig und egoistisch, rachesüchtig. Aber sie tat nichts, was auch den geringsten Anschein darauf gab. Deshalb verunsicherte sie mich. Ich war es mir nicht gewöhnt, mit Menschen umzugehen, die ihre Gefühle so dermaßen gut mit einem ausdruckslosen Gesicht und schleierhaften Augen überdecken konnten. Ich glaubte fast, ich hätte Angst vor ihr.

Sie müsste so Anfang Zwanzig gewesen sein. Ich wusste nicht einmal, was sie sonst in der Zeit, wo wir uns nicht trafen, eigentlich machte. Studierte sie? Arbeitete sie? Oder hatte sie noch andere Männer? Sie hatte zwei große Bücherregale in der Wohnung stehen, wo viele Schulbücher, aber auch Romane und Lexika standen. Sie dürfte also nicht allzu ungebildet sein. Aber trotzdem konnte ich sie nicht fassen, weder verstehen noch einordnen. Vielleicht lag das daran, dass ich noch nicht allzu viel Lebenserfahrung gesammelt hatte, dass ich ihr einfach nicht wirklich gewachsen war in solchen Bereichen. Wie konnte man einen Menschen verstehen man so gut wie keine gemeinsame Erlebnisse oder Gespräche fand?

Auch beim Höhepunkt der Leidenschaft blieb sie kaum bemerkbar. Sie schloss einfach ihre Augen und umfasste mich. Aber ich wusste, in dem Moment, als sie ihren Mund ein wenig öffnete, gab ich ihr genau die ersehnte Antwort auf ihr Verlangen. Manchmal verglich ich das mit meiner früheren Freundin. Sie stöhnte immer halb zufrieden, halb flehend auf, was mir ein oberflächliches Selbstvertrauen verlieh. Aber mit der Zeit drohte ich auch diese nicht wirklich traurigen Erinnerungen aus meinem Gedächtnis zu verlieren und wusste nicht wirklich, wie das denn geschehen konnte.

Sie sagte, sie wäre zu einsam. Deshalb wäre sie auch so kalt, um sich vor den Menschen zu schützen. Ihre Unnahbarkeit war wie eine Mauer gegen die Außenwelt, nur um ihr zerbrechliches Traumschloss vor barbarischen Angreifern fernzuhalten. Ich verstand ihre Gedanken nicht so recht, aber zumindest hatte ich eine ziemlich bildliche Vorstellung davon, auch wenn ich das Bild nicht interpretieren konnte.

Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte sie, ob wir unsere Beziehung doch ein wenig länger fortführen konnten. Denn ich wollte nicht, dass es unser letzter gemeinsamer Abend gewesen ist.

Sie schwieg für eine Weile und schaute mich nicht an. Ich wurde immer unruhiger und diese Unruhe in meinem Inneren verunsicherte mich noch dazu. Hatte ich etwa etwas Falsches gesagt und ihr eine unmögliche Forderung gestellt? Ärgert sie sich nun über mich, weil ich nun unsere ursprüngliche Vereinbarung zu brechen versuchte? Aber warum sollte sie sich denn so schnell von mir trennen wollen, wenn sie doch – wie sie selbst bereits sagte – so einsam war?

„Liebst du mich?“, fragte sie plötzlich unerwartet. Ich glaubte in diesem Moment die Spur von einem ziemlich ironischen Lächeln an ihrem Mundwinkeln zu entdecken.

Ich hatte mir vorgenommen ihn nie wieder zu sehen. Es war vorbei, er war bereits glücklich mit jemandem anders. Es gab keinen Platz mehr für mich. Ich konnte nicht weiter bleiben. Ich konnte nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Ich musste damit alleine fertig werden.

Es tat so weh. Mein Herz war viel zu müde, meine Gedanken waren ziellos und leer. Wie gerne würde ich wieder in die Vergessenheit zurückfallen. Ich war nicht gut genug für die Liebe. Das wurde mir wieder einmal vor meinen Augen so schmerzhaft klar gemacht. Ich gehörte in die zweitklassige, nein drittklassige Liga. Niemand von den glücklichen Menschen könnte meine jetzigen Gefühle verstehen.

Ich stand hier und war wieder dabei, einen wichtigen Menschen aus meinem Leben zu verlieren. Ich sah mir dabei nur zu und konnte nichts dagegen machen, mich nicht einmal dagegen wehren. Warum war alles so gekommen. Ich kann die Welt nicht
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