Lonely this Christmas

Lonely this Christmas

Wütend stapft Yo durch den Schnee. Was sollte das nun schon wieder? Wo bitte gibt es um 18 Uhr an Heiligabend noch Mehl zu kaufen? Das hat sich Anna ja mal wieder toll überlegt! Langsam aber sicher beschleicht ihn das Gefühl, dass seine Verlobte ihn nun schon zum vierten Mal an diesem Tag losschickt, weil sie Weihnachten lieber allein sein will. „Tu ich ihr eben den Gefallen“, murmelt Yo in seinen Schal und läuft Richtung Friedhof, wo Amidamaru mit seinen Geisterfreunden feiert.

Im ehemaligen Gasthaus, dass jetzt das Heim von Anna und Yo ist, laufen die Vorbereitungen für das Fest auf Hochtouren. Während im Ofen der Nudelauflauf vor sich hin brutzelt, hängt Anna die letzten Kugeln an den Weihnachtsbaum. „Fertig!“ Zufrieden betrachtet sie ihr Werk. Die Dekoration ist wirklich schön geworden. Vor sich hin summend legt sie Yo’s Geschenk unter den Baum und deckt dann den Tisch. Als das Mädchen endlich fertig und ihr Verlobter noch immer nicht zurück ist, beginnt sie sich Sorgen zu machen. Ob er Wut hat, weil sie ihn weggeschickt hatte? Hoffentlich nicht. Nachdem sie sich einen Tee gekocht hat, setzt sich Anna ins Wohnzimmer um dort auf Yo zu warten, doch die Minuten vergehen und noch immer kehrt er nicht zurück.

500 Meter weiter und fünf Stunden später beschließt dieser dann doch nach Hause zu gehen. Zum einen hat er keine Lust mehr mit den Geistern abzuhängen und zum Anderen friert er wie ein Schneider. Leise öffnet er die Tür, um Anna nicht auf sich aufmerksam zu machen, und schleicht in die Küche. Dort steht noch immer der mittlerweile kalt gewordene Nudelauflauf zwischen zwei fast völlig herunter gebrannten Kerzen auf dem liebevoll gedeckten Tisch. °Ach Anna! Diesmal habe ich dir wirklich Unrecht getan!° Apropos Anna, wo ist sie eigentlich?
Vorsichtig lugt Yo ins Wohnzimmer. Der Anblick der sich ihm bietet ist unheimlich schön, zugleich aber auch wahnsinnig traurig: Seine Verlobte liegt mit dem Rücken zur Küchentür auf dem Boden vor einem herrlichen, strahlenden Weihnachtsbaum und schläft. Der elektrische Schein der Lichterkette lässt sie wie verzaubert aussehen. Leise holt Yo sein Geschenk für Anna von oben und legt es zu dem anderen unter den Baum. Anschließend weckt er seine Verlobte, indem er sie sanft anstubst.
Verschlafen richtet diese sich auf und weiß zunächst nicht wo sie ist. Zärtlich schlingt Yo ihr von hinten die Arme um den Bauch. „Es tut mir Leid, Anna“, flüstert er ihr ins Ohr, „Fröhliche Weihnachten.“ Sie lächelt. °Endlich bist du da!° Zögernd schmiegt sich die Blonde an ihren Verlobten. „Bist du es wirklich? Oder ist das nur ein Traum?“, fragt sie vorsichtig, wobei sie sich zu ihm umdreht und ihn fragend anschaut. Doch Yo hat keine Lust zu reden, stattdessen legt er seine Lippen auf die ihren. Überrascht kann Anna nicht schnell genug reagieren um den Kuss zu erwidern. Schelmisch lächelt sie ihn an: „Ich fürchte, davon muss ich mich selbst überzeugen.“ Schon spürt Yo ihre Lippen noch einmal auf seinen und in ihm breitet sich ein wohliges Kribbeln aus. Behutsam zieht er seine Verlobte an sich und beginnt ihren Kuss zu erwidern.
Als sie sich voneinander lösen, weiß keiner so recht, was er sagen soll. Irgendwie waren ihre Gefühle außer Kontrolle geraten. °Warum habe ich Anna geküsst? Seit wann empfinde ich so für sie?°, fragt sich Yo. Plötzlich ist aus seinem Bauch ein lautes Knurren zu hören. „Du hast recht, Yo“, sagt Anna schmunzelnd, „Ich hab auch Hunger.“
In der Küche erwärmt er den Auflauf wieder, während sie neue Kerzen aus dem Schrank holt. Beim Essen findet sich auch schnell Gesprächsstoff und so plaudern sie bald ganz angeregt. °Ich wusste nicht, dass sie auch anders sein kann. Auf eine seltsame Art und Weise gefällt mir diese Seite an ihr, obwohl ich sie nie vermutet hätte!° Liebevoll schaut Yo sie an. Als das Essen beendet ist, fängt Anna an, den Aufwasch zu machen. Überrascht sieht der junge Schamane sie an: „Anna?! Seit wann wäschst du auf?!“ Leicht genervt dreht sie sich zu ihm um. „Glaubst du etwa ich hätte noch nie in meinem Leben Hausarbeit gemacht?“ Mit diesen Worten widmet sich die Itako wieder dem Geschirr.
Yo beobachtet jede ihrer Bewegungen und spürt schon wieder den Wunsch sie im Arm zu halten. Er verschwindet deshalb lieber ins Wohnzimmer. Schließlich soll Anna nicht denken, dass er sie mit aller Macht ins Bett kriegen will. Will er das eigentlich? Irgendwie schon. Verdammt, was ist heute nur los mit ihm? Er ist doch sonst nicht so. Ob es an der Atmosphäre liegt? Oder ...
Weiter kommt der Schwarzhaarige nicht, den seine Verlobte hat den Abwasch mittlerweile beendet und setzt sich nun neben ihn. In den Händen hält sie ein kleines Päckchen. „Fröhliche Weihnachten, Yo.“ Sie reicht ihm das Geschenk und er wickelt es neugierig aus. Zum Vorschein kommt die neue CD von „Every Bob“, auf die er schon so lange scharf ist. Dankend lächelt er sie an und angelt sein Weihnachtsgeschenk für Anna unter dem Baum hervor. Behutsam öffnet seine Verlobte die Schleife und hebt den Deckel der Schachtel an. Sofort strömt ein herrlicher Duft in den Raum. Neben einer Tüte Plätzchen befindet sich noch eine weiter kleinere Schachtel in der größeren. Als Anna sie öffnet und erkennt, was es ist, stockt ihr der Atem. „Fröhliche Weihnachten, Anna.“ Sie kann es nicht glauben und sieht immer wieder fassungslos von der Schachtel zu ihrem Verlobten und zurück. „Gefällt er dir? Ich dachte, wenn wir schon verlobt sind, dann ...“ Vorsichtig nimmt er den schmalen goldenen Ring aus der Schachtel und steckt ihn auf ihren rechten Ringfinger. „... dann sollten wir uns auch öffentlich dazu bekennen.“ Yo merkt, dass Anna noch immer nicht ganz realisiert hat, was soeben passiert ist. Die Überraschung ist ihm wirklich gelungen. Plötzlich verändert sich ihr Gesichtsausdruck zu einem strahlenden Lächeln und sie fällt ihm um den Hals. „Danke, Yo.“ Sofort beginnt sein Herz schneller zu schlagen. Zärtlich zieht er sie auf seinen Schoß und küsst sie auf die Nasenspitze. „Ich hatte gehofft, dass es dir gefällt.“ Sanft fährt Yo durch Annas Haar. „Ich liebe dich, Anna. Mehr als alles andere.“ Ein leichter rötlicher Schimmer legt sich auf ihre Wangen. Behutsam legt sie ihre Lippen auf seine und erspart sich so eine Antwort. Sie verschmelzen zu einem innigen Kuss und beide spüren deutlich die Leidenschaft des Anderen.
Fast scheint es, als hätten sie sich all die Jahre zurückgehalten aus Angst zurückgewiesen zu werden. Immer wieder küssen sie sich und trennen sich nur um Luft holen zu können. Dabei fährt Anna mit ihren Händen unter Yo’s Pullover und streicht ihm liebevoll über die bloße Haut. Der lässt sich langsam nach hinten fallen und zieht seine Liebste mit sich. Wohlig seufzend schmiegt sie sich enger an ihn und schließt genießend die Augen. Wenige Sekunden später ist sie eingeschlafen.
Vorsichtig befreit sich Yo von ihr, steht auf und nimmt sie wieder auf seine Arme. Leise geht er in ihr Zimmer und legt sie auf den Futon. Gerade will er aus dem Raum treten, als er hört wie seine Verlobte leise nach ihm ruft. Also läuft er wieder zurück, legt sich mit zu ihr und nimmt sie in die Arme. Kurze Zeit später ist auch er im Land der Träume...

THE END
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