Fanfic: Keep smile Seto Kaiba
Untertitel: Pralinen ohne Ende
Kapitel: Ein nicht ganz so normaler Morgen
Es schien wieder so ein Tag wie jeder andere auch zu werden. Schon der Morgen war planmäßig und hatte ohne Abweichungen vom normalen Ablauf begonnen. Pünktlich um 5 Uhr, wie an jedem Tag, saß Seto Kaiba in seinem Büro der Cooperation und verglich die aktuellen Daten mit seinen Berechnungen. Von Zeit zu Zeit flackerte der Bildschirm auf und das Gesicht Noahs erschien mit einem eher ungeduldigen Ausdruck. Seit sich Gozaburos Sohn wieder online in der Firma bewegen konnte und dies gewiss nicht wirklich Setos Zustimmung fand, war der Knabe noch schlechterer Laune als er ohnehin schon wegen der erneuten Niederlage gegen Yugi hatte. Doch er hatte seinen Stiefbruder auf Drängen Mokubas in das System gelassen und man hatte sich einigen können, wenn dies auch ein langes Hin und Her war. Als Noah erneut mit einigen Fakten Setos Geduld strapazierte, wandte sich dieser murrend ab und sah aus dem Fenster. Bald musste er sich wieder zu dem Kindergarten begeben, wie er so treffend seine Klassenkameraden nannte.
»Hast du mir zugehört, Seto?«, erklang hinter ihm die entnervte Stimme seines Bruders.
Seto fuhr herum und tat gelangweilt.
»Mein lieber Noah, ich habe dir sehr wohl zugehört, nur musst du bedenken, dass ich im Gegensatz zu dir noch einer anderen Verpflichtung nachkommen muss!«, brummte er ungehalten und wollte Noah wegschalten.
»Momentchen, soll das heißen, dass ich gar nichts mache?«, der Junge drückte verärgert sein Gesicht an den Bildschirm.
»Bitte, dann mach doch ohne mich weiter, aber komme nachher nicht heulend zu mir angerannt!«, sagte er beleidigt und der Bildschirm erlosch.
Seto verdrehte genervt die Augen und lehnte sich zurück. Wie jeden Tag endete auch dies in einer Diskussion, mit dem Fazit, dass Mokuba nachher in die Kellergeschosse der Firma ging und Noah wieder friedlich stimmen musste. Angewidert von dem Gedanken, seinem Stiefbruder ein Versprechen gegeben zu haben, blies Kaiba die Luft zwischen den Lippen hervor und wandte sich wieder den Fakten und Zahlen zu. Nie stimmte die Rechnung und das verärgerte ihn noch mehr. Mit einem wütenden Aufschrei schlug er die Faust auf den Tisch und sprang auf, doch ließ sich dann gleich wieder sinken. Es nütze nicht viel, sich darüber aufzuregen und es gab schließlich Mitarbeiter, die für ihn die Rechnungen abgleichen sollten, ja Mitarbeiter von so wenig Kompetenz, dass sich Seto mehr als einmal überlegt hatte, einige davon auf zu entlassen. Aber dann musste er sich wieder mit den Gewerkschaften etc. auseinander setzen und solcherlei Dinge konnte er momentan schlecht gebrauchen. Also entschied er sich selbst die Rechnungen zumachen und konzentrierte sich nebenbei auf die Aufzeichnungen über die japanische Geschichte. Unbedeutende Sachverhalten, die er schon als 13- jähriger kannte, aber seufzend nahm er dies hin und blätterte weiter.
Gegen 8 Uhr saß Seto noch immer gelangweilt in seinem Büro und sah auf die Daten, welche über seinen Computer liefen. Die Geschichte Japans war ihm recht schnell gleichgültig geworden, Kaiba hatte zu Arbeiten. Er brummte von Zeit zu Zeit auf und sah aus dem Fenster. Zu seinem Leidwesen schien die Sonne und lud regelrecht dazu ein, die Arbeit sein zu lassen, sich nach draußen zu setzen und sich eine Möglichkeit ausdenken, wie er Noah aus seinen System bannen konnte, Mokubas Idee von einem cypernethischen Körper in die Realität umzusetzen. Oder an einer Strategie zu arbeiten, endlich Yugi Muto in einem Duell vernichtend zuschlagen.
»Seto Kaiba, du träumst!«, ermahnte sich Seto selbst und sah abermals auf den Computer.
Die Rechnungen stimmten überhaupt nicht und er war entschlossen sich darüber nach der Schule Gedanken zu machen, als plötzlich von draußen furchtbarer Krach erklang. Kaiba schrak zusammen, schlug mit einer Hand auf die Tastatur und schon begann der Computer ratternd zu arbeiten. Er fluchte lauthals auf, fauchte gleich seinem Drachen und versuchte seinen Befehl rückgängig zu machen. Es dauerte eine Weile eher alles wieder ordnungsgemäß über den Bildschirm lief, es hätte nur noch Noahs hämisches Lachen gefehlt über die Inkompetenz seines Bruders. Murrend ballte Kaiba seine Hand zu einer Faust.
»ROLAND!«, schrie er entnervt in den Lautsprecher und tippe dabei nervös auf den Schreibtisch.
Hektisch betrat der hochgewachsene Mann das Büro, gleich wissend dass sein Vorgesetzter schlechter Laune war.
»Was kann ich für Sie tun, Seto Kaiba?«, brachte er atemlos hervor und versuchte eine stramme Haltung zu bewahren und sich seine Furcht nicht anmerken zulassen.
Seto murrte leise, hob eine Augenbraue und ging um seinen Schreibtisch herum. Seine Glieder waren gespannt und die Nackenhaare hatte sich gesträubt. Noch immer mit gefährlicher Ruhe trat er auf Roland zu und sah ihn mit eiskalten Blick an.
»Kannst du mir bitte erklären was der Lärm dort draußen soll? Ich habe hier zu arbeiten!«, sagte er und packte sein Gegenüber am Kragen.
»Nun, da ist ein Kind! Es verlangt zu Ihnen vorgelassen zu werden!«, stammelte seinerseits Roland und erbleichte.
Er wusste wohl, wie sehr es Seto Kaiba hasste bei der Arbeit gestört zu werden und dem Gesichtsausdruck nach, gab es wohl wieder Diskrepanzen zwischen den beiden Brüdern. Roland war wohl der Mensch, der diese Tatsache am eigenen Leib mehr als einmal zuspüren bekommen hatte.
Seto Kaiba duldete keinerlei Ausreden, er wollte Erfolge und je eher Noah Kaiba aus dem Netz verschwand um so eher würde sich seine Laune wieder bessern. Bisher waren die Wissenschaftler nicht einen Schritt weiter. Weder wie man eine Möglichkeit fand, Gozaburos Sohn zu entdigitalisieren, noch wie man Yugi in einem Duell schlagen konnte. Kaibaland war da nur ein minimaler Erfolg und trug nicht unbedingt zu verbesserten Laune seines Vorgesetzen bei, da sich auch hier noch immer Probleme ergaben.
»Aha, schick es weg!«, sagte Seto in einem eher überraschten Ton.
Er ließ von Roland ab, welcher erleichtert aufatmete und sich zum Gehen abwendete. Derweilen ließ sich Kaiba wieder hinter seinen Schreibtisch sinken und widmete sich den Daten, als schon mit einem lauten Knall die Tür vor Roland aufschwang und eine Schar schwarzgekleideter Männer hineinstürzte, welche hektisch und wild durcheinander riefen und in einem Gerangel nicht wahrnahmen was geschehen war. Seto räusperte sich lautstark und nun bemerkte das Knäuel aus Armen und Beine, wo sie waren, so richteten sie sich räuspern auf.
»Pardon, hallo, kann ich mal vorbei?!«, erklang eine weiche und zaghafte Stimme mit starkem französischen Akzent.
Die Schar der Männer wurde geteilt und ein kleines Etwas fiel beinahe in den Raum. Das dunkelblonde Haar war kurz geschnitten und dennoch leicht zersaust, vermutlich von dem Gerangel. Unter zwei wohlgeformten und geschwungen Augenbrauen, blickten zwei große dunkle Augen mit verträumten Ausdruck verschmitzt hervor und strahlten förmlich, als sie Seto Kaiba erblickten. Die mit Sommersprossen übersäte Nase zeigte wie die Wangen eine leichte Roséverfärbung. Kaiba musterte den vor ihn stehenden Menschen. Ein Kind? Sein Wachleute versagten wegen so einem Rotzbengel, denn ohne Zweifel handelte es sich um einen Jungen. Er war von kleiner Statur, wohl etwas größer als Mokuba, aber von eher zierlicher Gestalt. Die Kleidung ließ doch zu wünschen übrig, die abgeschnittenen Hosenbeine und das viel zu große T-Shirt mit dem Aufdruck ’Vorsicht, bissig!’, die nun verkehrt herum aufgesetzte graue Baseballmütze und ebenso die ausgetretenen Turnschuhe. Schlagartig verdüsterte sich die Miene Kaibas und er wollte donnernd auffahren als… ja als der Bengel es wagte zu ihm zu gehen und ihm frech in das Gesicht zu grinsen.
»Et voila, da bin ich also!«, sagte er und lächelte breit.
Seto hob eine Augenbraue überrascht von soviel Dreistigkeit, als auch schon Roland zu dem Kind stürmte und es an der Schulter packte.
»Und nun gehst du auch wieder!«, sagte dieser und schob den Eindringling vor sich her.
»Moment!«, erklang die Stimme von Seto, welcher sich hinter seinem Schreibtisch aufgerichtet hatte und herum ging.
Roland fuhr erschrocken zusammen und wandte sich zögernd um.
»Sag mal wie bist du hier hereingekommen?«
Der Knabe befreite sich von Roland, klopfte sich die Schulter ab und streckte dem hochgewachsenen Mann die Zunge entgegen, ehe er sich Seto zuwandte.
»Moi? Ich bin durch die Tür et dann mit dem Fahrstuhl noch oben gefahren!«, antwortete er mit einer Selbstverständlichkeit in den Worten.
Stille drang durch den Raum, alles sahen mit offenen Kinnladen auf das Kind, im Angesicht dieser tollkühnen Antwort. Doch Kaibas Mund verzog sich zu einem Lächeln. Der Knabe hatte Mut und Witz. Was seine Wachleute betraf da würde er sich wohl später noch einmal darum kümmern müssen, seine Aufmerksamkeit galt vor erst dem Kind.
»Ah ja, ich verstehe! Und was wolltest du hier?«
Seto war nun gespannt auf die Antwort, ebenso seine Wachmänner.
»Moi? Ah oui... ich! Ja.... äh! Ich wollte.. was wollte ich gleich?«, sagte der Blondschopf und legte nachdenklich einen Finger an sein Kinn.
Kaiba hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. Roland bebte, er war bereit das freche Ding aus dem Büro zu tragen und in eine Erziehungsanstalt zu bringen, denn offensichtlich fehlte es dem Kind an jeglicher Manier.
»Ich... ich wollte... ich wollte dir nur diese Pralinen schenken!«, sagte das Kind nach einer Weile und reichte Seto eine kleine Schachtel.
Dieser traute seinen Ohren nicht zu glauben. Ein kleiner Knabe kam zu ihm in das Büro und bot ihm nichts weiter als Pralinen an? Sicherlich wieder ein Geschenk von seinen überschwänglichen Verehrerinnen. Enttäuscht winkte er ab und wandte sich um.
»Ich mag keine Pralinen!«
»Mais, die sind wirklich lecker!«, säuselte nun das Kind und zog ihn wieder zu sich herum.
Seto verharrte in seiner Bewegung, diese Hartnäckigkeit. Er sah den Knaben vor sich an.