Fanfic: Die Schatten der Vampyre
Kapitel: Erinnnerungen
Serafin saß mit angezogenen Beinen unter einem zusammen gestürzten Fenstersims. Es hatte noch heftiger zu regnen begonnen und sein Versteck bot nicht sehr viel Schutz vor dem Regen, deswegen zitterte er schon jetzt am ganzen Leib, aber noch immer verschwendete er keinen Gedanken daran.
Inzwischen hatte er das Blut an seinen Händen abgewaschen, aber das hatte seine Erinnerung nicht verscheucht. Seine ganzen Klamotten waren mit Blut gedrängt, was machte es da für einen Unterschied, ob es auch noch an seinen Händen klebte, oder nicht?
Aber er würde seine Erinnerung sowieso nie mehr los werden, das war ihm jetzt endgültig klar. Er musste sich ihr stellen. Aber... verdammt! Er wusste einfach nicht, wie. Geschweige denn, was er überhaupt tun sollte. Er konnte sich Tagelang hier verkriechen, aber was würde es ihm nützen?
Das einzige, das er mit Sicherheit wusste, war, dass er Celia nie wieder unter die Augen treten konnte. Nicht nach dem, was er getan hatte.
„Serafin!“ Celias Stimme hallte durch Serafins Gedanken. Als sein Blick sich langsam klärte, erkannte er, dass er sich in einer der vielen Seitengassen befand, die es in dieser Wohngegend zur Genüge gab. Aber er wusste nicht, wie er hierher gekommen war. Es war, als hörte seine Erinnerung einfach ab dem Zeitpunkt auf, an dem er aus Celias Haus getreten war und sich auf den Weg nach Hause gemacht hatte.
Serafin keuchte entsetzt, als sein Blick nach unten fiel. Was, zum Teufel, tat er hier?! Er saß in einer sich immer noch ausbreitenden Blutlache und drückte mit seinen Händen jemanden zu Boden. Einen jungen Mann, der sich schwächer werdend und mit röchelndem Atem gegen Serafins Griff wehrte.
Mit einem erstickten Schrei wich Serafin zurück. Die Kehle des Mannes, und ein Teil seiner Brust, waren aufgerissen. Zerfetzt.
Es war ein Wunder, das der Mann überhaupt noch lebte!
Aber was tat Serafin hier? Langsam sah er an sich hinunter und hätte schon wieder aufgeschrieen, hätte sein Entsetzen ihn nicht gelähmt. Von seinen Händen tropfte noch frisches Blut und auch ein Großteil seiner Klamotten hatte sich mit der dunkelroten Flüssigkeit vollgesogen.
„Serafin! ... Was ... was tust du da?“ Erst, als er erneut Celias zitternde Stimme hörte, erwachte er aus seiner Erstarrung. Er drehte den Kopf in ihre Richtung und sah genau das, was er erwartet hatte. Celia stand in einiger Entfernung und hatte ihre Hände leicht in seine Richtung gestreckt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und in ihnen stand solches Entsetzen geschrieben, dass Serafin, der sich ganz aufgerichtet hatte, und einen Schritt in ihre Richtung machen wollte, mitten in der Bewegung inne hielt.
Ihr Blick war starr auf Serafin gerichtet, und zum ersten mal wurde dieser sich der Tatsache bewusst, dass nicht nur seine Hände warm von dem Blut des Mannes waren. Mit dem Ärmel seines Pullis, der noch nicht ganz mit dem dunkelroten Blut des Mannes durchdrängt war, fuhr er sich über das Kinn. Als er dann seinen Blick senkte, ahnte er schon, was er sehen würde, was aber nichts an dem Entsetzen änderte, das ihn bei diesem Anblick noch stärker ergriff. Auf seinem Ärmel war eine blutige Spur zurück geblieben.
Serafin hob seinen Blick und sah zu Celia zurück. Aber sie sah ihn immer noch mit entsetztem Blick an. Dann irrte sein Blick weiter zu dem Körper des Mannes. Inzwischen hatte er seine letzten, röchelnden Atemzüge getan. Er war tot.
Und Serafin war Schuld daran. Ein einziger, erneuter Blick in Celias Augen genügte, um ihm zu sagen, dass Celia alles gesehen hatte. Er wusste nicht, was er getan hatte, aber ihr Entsetzen sagten ihm, dass er den Mann so zugerichtet hatte. Aber wie, und vor allem, warum? Serafin konnte sich noch immer an nichts erinnern.
Ein paar Mal irrte sein Blick noch zwischen dem Toten und Celia hin und her, bevor er herumfuhr und davon rannte. Tränen waren in seine Augen gestiegen.
Er konnte so etwas einfach nicht getan haben!
Serafin vergrub den Kopf in seinen Armen und versuchte mit aller Macht, seine Erinnerung zurück zu drängen. Es gelang ihm, aber nicht ganz. Das Entsetzen, dass er empfunden hatte, blieb.
Und das verzweifelte Gefühl der Hilflosigkeit. Er wusste noch immer nicht, wie, oder warum, er den jungen Mann so zugerichtet hatte, aber er hatte es getan, und das genügte.
Was sollte er jetzt tun?
Irgendwo polterte etwas zu Boden. Mit einem Ruck hob Serafin den Kopf und sah sich um. Erst ein paar Sekunden später wurde ihm klar, dass er sich lächerlich benahm. Er musste sich das Geräusch eingebildet haben. Das Rauschen des Regens machte es unmöglich, irgendetwas anderes zu hören. Zumindest sollte es so sein.
Was nichts daran änderte, dass er die Schritte hörte, die auf einmal näher kamen.
Mit einem Mal hatte er seine anderen Probleme vergessen. Fast automatisch hielt Serafin den Atem an und lauschte.
Und zur gleichen Zeit hörte er die Stimmen.
Es war, als würde sein Gehör mit jeder Sekunde besser werden, denn schon im nächsten Augenblick verstand er, was sie sagten.
„Irgendwo hier muss der Junge sein.“, sagte eine der beiden Stimmen. Die andere antwortete: „Ja, ich spüre ihn auch...“
Im nächsten Moment tauchte ein Schatten neben Serafins Versteck auf. Erschrocken wich er in die entgegengesetzte Richtung davon. Aber er kam nicht weit. Starke, sehnige Hände packten ihn, und rissen ihn in die Höhe. Als Serafin aufsah, blickte er in zwei dunkle, misstrauische Augen. „Ist er das?“, fragte der Mann. Ein anderer tauchte neben ihm auf. „Ja.“
„Was wollt ihr von mir?“, flüsterte Serafin.
Aber der Mann, der ihn fest hielt, ignorierte ihn. „Sieh dir seine Klamotten an.“, sagte er. „Das versteht Kain also unter Erwachen. Der Junge hat zum ersten Mal Blut getrunken...“
Serafin schaffte es, sich los zu reisen. Er blickte zwischen den beiden Männern hin und her. Der, der ihn festgehalten hatte, war in einen langen Mantel gehüllt, hatte schulterlange, vom Regen strähnige Haare, und musterte Serafin mit einer Mischung aus Neugier, Spott und einem kleinen Rest Misstrauen. Der andere war hochgewachsen, hatte kurzgeschnittenes Haar und trug nur eine kurze Lederjacke. Auf die Worte seines Freundes reagierte er mit einem dünnen Lächeln. Dann meinte er an Serafin gewandt: „Du wirst uns begleiten.“
Serafin wich zurück. „Begleiten? Aber ... Was wollt ihr von mir?“
„Wahrscheinlich kann er sich noch nicht mal daran erinnern.“, überlegte der andere weiter.
„Erinnern?“ Serafin wich weiter zurück. „Woran erinnern? Wer ... wer seid ihr?“
„Wir...“, antwortete der in dem langen Mantel betont. „sind Vampyre. Genauso, wie du einer bist.“
„Vampyre? ... Ihr ... ihr seid doch verrückt!“ Serafin fuhr mit einem Ruck herum und wollte fliehen, aber der andere Mann vertrat ihm den Weg. Mit einer fast beiläufigen Bewegung hielt er ihn an der Schulter fest. „Du spürst es doch, nicht wahr?“ Seine Stimme hatte einen Ton, der Serafin einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Vampire? Das war Lächerlich! So etwas gab es nicht!
Mit einer heftigen Bewegung riss er sich los und wich einen Schritt zurück. „Lasst mich in Ruhe!“, rief er, aber noch bevor er sich ganz umgewandt hatte, war ein Schatten neben ihm, berührte fast sanft eine Stelle an seinem Hals und fing ihn auf, als er mit einem leisen seufzen zusammenbrach.
Das war's schon wieder. Wenn ihr mir ein paar Kommis da lasst, stell ich schnell das nächste Kappi on, geschrieben hab ich es nämlich schon...
bis bald, das Kay-Viech