Fanfic: Die Schatten der Vampyre
Kapitel: Die Geschichte der Vampyre
Da bin ich wieder!
@Sinless: Dein Wunsch sei mir Befehl... hab mal ein bisserl längeres Kapitel reingestellt.
Viel Spaß beim Lesen!
Als Serafin die Augen aufschlug, stach das helle Licht der Morgensonne in seine Augen. Er blinzelte ein paar mal, aber seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das grelle Sonnenlicht und es dauerte noch einmal Augenblicke, bevor er auf die Idee kam, den Arm vor sein Gesicht zu halten. Dann richtete er sich langsam auf. Das erste, was er bemerkte, war, dass er sich nicht mehr im Freien befand.
Als sich seine Augen dann doch an das Licht gewöhnt hatten, sah er sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war nicht besonders groß, aber seine Wände bestanden aus unverputztem Stein, fast wie in einer alten Burg. Das einzige Mobiliar war ein Holztisch und ein Schemel, auf dem jemand einen Stapel Klamotten zusammengelegt hatte. Serafin selbst saß auf einem großen und ziemlich bequemen Bett.
Serafin schlug die Decke zurück und bemerkte erst jetzt, dass ihm jemand seine Klamotten ausgezogen hatte. Mit schnellen Schritten war er bei dem Schemel und schlüpfte in die zurechtgelegte Kleidung, die aus einer schwarzen, eng anliegenden Hose und einem einfachen, graubraunen Kapuzenpullover bestand.
Dann sah er sich erneut um.
Wo war er hier? Und wie war er hierher gekommen?
Er wusste noch, dass ihn einer der beiden Männer irgendwo am Hals berührt hatte, aber dann hörte seine Erinnerung einfach auf. Vielleicht war er auch bewusstlos gewesen.
Serafin trat zum Fenster und sah hinaus. Er befand sich wohl wirklich in einer Burg, denn unter ihm erstreckte sich bis zum Boden eine alte Steinmauer.
Die Landschaft in einiger Entfernung war das erste, was er erkannte. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trügte, lag die Burg nördlich der Stadt. Dann musste das die alte Burg sein, die einmal einer alten Adelsfamilie gehört hatte. Damit hatte er zumindest die Frage geklärt, wo er sich befand.
Aber wie, zum Teufel, war er hier her gekommen?
Und warum war die Burg bewohnt? Die Adelsfamilie, der sie gehört hatte, existierte immer noch, lebte aber schon lange nicht mehr in diesem Teil des Landes.
Hinter ihm wurde die Tür geöffnet. Überrascht drehte er sich um. Fast erwartete er, dass es die beiden Männer waren, denen er in der Nacht begegnet war, aber stattdessen betrat eine junge Frau das Zimmer. Serafin schätzte ihr Alter auf ungefähr 20 Jahre, also nicht sehr viel älter als er selbst. Sie hatte helle, fast türkise Augen und ihre Aschblonden Haare fielen ihr bis zur Hüfte hinab. Ihre zerbrechlich anmutende Gestalt war nur in ein einfaches, dunkelrotes Kleid gehüllt.
„Du bist wach.“, bemerkte sie überflüssigerweise. „Das ist gut.“ Sie wandte sich wieder zum Gehen. „Folge mir.“ Mit diesen Worten war sie schon wieder nach draußen verschwunden.
Serafin sah ihr ein paar Sekunden lang unschlüssig nach, eilte ihr aber schließlich doch hinterher. Was hätte er auch sonst anderes tun sollen?
Der lange Gang, in den er hinausgetreten war, hatte genauso, wie das Zimmer, in dem Serafin aufgewacht war, steinerne Wände und obwohl durch die vereinzelten Fenster das Morgenlicht hineinfiel, herrschte in ihm dämmriges Zwielicht. In regelmäßigen Abständen hingen große Wandteppiche an der gegenüberliegenden Wand. Ein verschlungenes, entfernt an einen Drachen erinnerndes Symbol war auf jedem der Teppiche zu sehen.
In einigen Metern Entfernung mündete der Gang in eine große Halle. Als Serafin und seine Führerin die Halle erreichten, sah er sich staunend um. Es war ein riesiges Treppenhaus, von dem aus eine Treppe weiter nach oben führte und eine andere, die die junge Frau gerade betrat, nach unten. Bevor er auf die Treppe trat, drehte er sich einmal im Kreis. Er hatte nicht gedacht, dass die Burg so groß war.
Langsam stieg er die steinernen Stufen der Treppe hinunter. Die Geländer an beiden Seiten waren augenscheinlich aus Ebenholz gefertigt. Die feinen Schnitzereien, die als Verzierung dienten, sahen dem Symbol, das Serafin schon auf den Wandteppichen gesehen hatte, ziemlich ähnlich.
Am Fuß der Treppe angekommen, wandte sich seine Führerin nach links, wo eine zweiflügelige Tür in einen weiteren Raum führte. Serafin folgte ihr schweigend. Ein ungutes Gefühl keimte in ihm auf, während er der Tür immer näher kam.
Seine Führerin blieb stehen, stieß einen Flügel der Tür auf und bedeutete Serafin mit einer Geste, den Raum zu betreten. Zögernd trat er an ihr vorbei. Das seltsame Gefühl war jetzt fast unerträglich. Er musste sich überwinden, überhaupt noch weiter zu gehen.
Als die Tür hinter ihm wieder zu geschlagen wurde, fuhr er erschrocken zusammen.
Irgendwo vor ihm erklang ein Lachen.
Aber obwohl der Raum fast vollständig mit dem Licht der Morgensonne durchflutet war, war niemand zu sehen, als Serafins Blick durch den Raum irrte.
In der Mitte stand ein langer Tisch, an dem bestimmt bis zu 20 Leute Platz gefunden hätten, und an der den Fenstern gegenüber liegenden Wand hing ein großes Gemälde, das irgend einen alten König, nach seiner Kleidung zu urteilen aus dem 15. Jahrhundert, darstellte. Auf dem langen Mantel, den er trug, war das verschlungene Symbol wieder zu erkennen.
Schließlich blieb Serafins Blick an einem besonders massiven Schatten in einer Ecke hängen.
Erneut ertönte das Lachen – und eine Gestalt löste sich aus den Schatten.
„Deine Sinne sind besser ausgeprägt, als ich dachte.“, sagte sie. Serafin erkannte jetzt einen hageren Mann mittleren Alters, der, obwohl er mittlerweile im Licht der Sonne stand, nur schwer zu erkennen war. Er trug ausnahmslos dunkle Kleidung. Sein schwarz-braunes Haar war kurzgeschnitten, seine Augen nicht unfreundlich. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Wer bist du?“, fragte Serafin mit zitternder Stimme. Das ungute Gefühl ging eindeutig von dem Mann aus. „Du kannst mich Kain nennen.“ Er musterte Serafin eindringlich. „Du spürst es, nicht wahr?“
„Ich verstehe nicht...“ Kain unterbrach ihn. „Ich denke, du weißt, was ich meine. Ein ungutes Gefühl, das man mit dem Gefühl, beobachtet zu werden, vergleichen könnte, nur dass es ungleich stärker ist.“ Serafin fühlte sich immer unwohler in der Gesellschaft dieses Mannes. Es war seltsam – er fühlte genau das, was Kain beschrieben hatte. Trotzdem schwieg er verbissen.
Aber Kain schien das als Antwort zu genügen, denn er lächelte wieder. „Ich weiß, es ist unangenehm, aber keine Sorge, du wirst dich schnell daran gewöhnen.“ Er kam ein paar Schritte auf ihn zu.
„Was ... wollen sie von mir?“ Serafin wich vor Kain zurück.
„Was ich von dir will?“ Kain lachte. „Dir erklären, warum du dieses Gefühl hast, warum du hier bist, aber vor allem, was du bist.“
Plötzlich musste Serafin an die vergangene Nacht zurück denken. Was hatten die beiden Männer gesagt? „Wenn sie mir sagen wollen, dass ich ein Vampir sein soll – das ist lächerlich!“ „So? Ist es das?“ Kain klang fast amüsiert, angesichts Serafins Worten. „Aber warum hast du dann letzte Nacht einen Menschen umgebracht?“
Wieder blitzten Erinnerungen in Serafin auf. Eine blutüberströmte Leiche... Die zerfetzte Brust...
„Ich... habe nicht...“, stotterte Serafin. Dann rief er: „Sie sind doch verrückt!“
„Bin ich das?“ Kains Tonfall war immer noch amüsiert. Er schien genau mit dieser Reaktion gerechnet zu haben. „Dann, Serafin, sag mir, was hast du gestern Abend getan?“
Serafin schwieg. Ja. Was hatte er getan?
Eine Flut von Bildern strömte auf ihn ein. Er versuchte, sie wieder zu verdrängen, aber es gelang ihm nicht.
Das Blut an seinen Händen... Die aufgerissene Kehle des Mannes...
Der süßliche Geschmack von Blut auf seinen Lippen...
Serafin schüttelte den Kopf. Nein! Er hatte nicht... Nein, es konnte einfach nicht so sein...
„Wehr dich nicht gegen deine Erinnerungen.“, sagte Kain leise. „Lass sie auf dich einwirken. Und dann sag mir, was du jetzt, im nachhinein, fühlst.“
Fast ohne sein Zutun tat Serafin, was Kain sagte. Wie schon einmal trafen ihn die Bilder mit harter Wucht.
Aber etwas war anders. Das Entsetzen, das er gefühlt hatte, war verschwunden. An der Stelle, an der es gewesen war, war jetzt ... nichts. Mehr zu sich selbst, als um Kain zu antworten, flüsterte Serafin: „Ich fühle nichts.“ Das entsetzte ihn fast mehr, als es gestern die Erinnerung an seine Tat getan hatte. Es war, als wäre ihm das, was er getan hatte, plötzlich egal, ein kleiner Teil seines Bewusstseins sagte ihm sogar, es wäre notwendig gewesen. Und ganz egal, an was er dachte, nichts konnte diese Erkenntnis ändern.
Er fühlte nichts.
Jetzt, als er an den Tot des Mannes zurück dachte, empfand er ... nichts.
Das einzige, das wie das Echo des einstigen Entsetzens in ihm nachhallte, war Celias Gesicht...
„Celia?“
Celia schrak hoch, als die Stimme ihrer Mutter durch ihre Gedanken hallte. Sie saß jetzt zusammengekauert auf ihrem Bett.
„Celia! Warum machst du die Tür denn nicht auf?“
Sie seufzte leise. Obwohl sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, hatte sie ihrer Mutter nicht erzählt, was passiert war. Stattdessen hatte sie sich die ganze Zeit in ihrem Zimmer eingeschlossen. Sie war innerlich jetzt wieder ganz ruhig. Sie wusste nicht, ob sie schon damit fertig geworden war, was sie am vergangenen Tag gesehen hatte – was wohl sehr unwahrscheinlich war – aber sie wagte auch nicht, sich das Geschehene noch einmal in Erinnerung zu rufen. Sie