Fanfic: Gespräche

Kapitel: Und die Tür schliesst sich...

"Ich weiß nicht, was am Ende von mir übrig sein wird."

"Wovor genau hast du Angst? Wer weiß schon, was am Ende unseres Lebens passiert? Natürlich ist es vergänglich - alles vergeht irgendwann einmal. Selbst die Pyramiden werden irgendwann nicht mehr existieren. Aber was ist neu für dich? Deine momentane Einstellung oder meine Ansichten? Warum machst du dir solche Gedanken, was am Ende von dir übrig bleiben wird??"

"Oi.. als es in den letzten Tagen regnete, war ich ziemlich nachdenklich. Zuerst wieder wegen *gähn* dem Buddhismus; obwohl ich schon so viel darüber nachdachte, kam mir wieder fundamentale Beunruhigung, und dann lese ich noch "Die Toten Dichter", wo es u. a. um dieselbe Thematik geht; ich finde, ich lebe zu sehr für´s Morgen. Aber das tat ich jahrelang, darum ist es im Grunde nichts, was von heute auf morgen unerträglich werden würde, es ist nur ein Nebenaspekt! Es ist auch nicht so, dass ich mich einfach dazu entscheide; klar, ich könnte noch mal sitzen bleiben. Diese Möglichkeit auszuschließen ist tatsächlich meine Entscheidung. Ansonsten sehe ich nur ein. Die Schule gebe ich auf, weil ich sehe, dass die Niederlage unvermeidbar ist. Die Tür schloss sich langsam und unerbittlich; obwohl ich mich dadurch momentan sehr seltsam fühle, zog ich sie das letzte Stück selbst zu."

"Soll ich dir was sagen? Du hast nicht nur einfach so Angst. Du hast Angst vor der Angst des Unbekannten. Mal ganz ehrlich: hast du je WIRKLICH versucht, die Tür offen zu halten? Hast du je gesehen, was sich HINTER der Tür verbirgt? Ich glaube nämlich, dass du die Augen zwar nicht verschlossen hast, doch du hast dich nie getraut einen WIRKLICHEN Blick hineinzuwerfen. Denn hättest du gesehen, was sich hinter der Tür verbirgt, hättest du daraus die Kraft beziehen können, die Tür aufzustoßen. Denn nur durch einen Spalt kann man nichts erkennen. Und ich glaube ernsthaft, dass dich das Interesse nicht verlassen hat, es ist vielmehr deine Müdigkeit, die du dir vormachst um dir nicht mehr Mühe geben zu müssen."

"Danke, dass du dir solche Gedanken machst. Das Problem ist, dass man nicht einfach so erkennen kann, wie die Lage ist. Du solltest nicht meinen, dass ich nie gekämpft hätte. Du hast die Einstellung wie die meisten; im Grunde sagen mir immer alle, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur will. Aber ich kann nicht in Formeln denken; seltsam, so extrem war es früher gar nicht. Aber ich KANN es nicht, verstehst du?! Es ist schlicht unmöglich.
Was sieht man hinter der Tür? Damals wäre ich auch ohne Abi nach Japan gezogen. Ich tauchte durch unzählige Phasen des Zweifels und vertiefte meine Hoffnung daher immer mehr. Ich habe große Hoffnung, der offenbarste Weg war der der Schule und des Studiums. Diesen Weg kann ich nicht gehen. Aber ich gebe das Ziel an sich nicht auf, das ist ganz wichtig."

"Natürlich mache ich mir Gedanken um dich, das liegt in meiner Natur. Klar kann man die Lage selten erkennen, wenn man selbst mit drin steckt, das weiß ich. Ich habe aber nie behauptet, dass du nicht gekämpft hast; mir scheint nur, dass du zumindest diesen Weg aufgegeben hast. Ich habe die Einstellung wie die meisten? Na danke auch! -.- Man kann NICHT alles erreichen, auch wenn man es noch so sehr will, das wusste ich schon immer. Aber aufgegeben habe ich deswegen trotzdem nicht. Eine meiner Devisen lautet: probieren geht über studieren! Ich probier´s aus, falle ich auf die Schnauze, steh ich wieder auf und mach´s entweder besser oder lass es ein. Du kannst nicht in Formeln denken? Hey, dann sind wir ja schon zu zweit! Ausserdem mag ich keine Formeln und dran glauben tu ich eh nicht. Was man hinter der Tür sieht? Was erwartest du? Probier´s aus und stoss sie auf!"

"Probieren geht über studieren? Na also: doch nicht den Weg des Studiums gehen, haha! Aber ich finde, du widersprichst dir: du sagst, dass du siehst, dass man seine Grenzen hat, trotzdem sagst du ich soll sie überwinden. Oder nein, du sagst, ich soll es trotzdem weiter versuchen; bis man mich nicht mehr lässt. Es geht Jahre so. Ich kämpfte und wuchs am Ende doch nicht über mich hinaus. Ich half anderen, die dasselbe versuchten und sah sie scheitern. Ich kehre heute um, wenn ich eine Sackgasse erkenne, um nicht mehr Zeit zu verschwenden und mache mich daran, einen anderen Weg zu suchen."

"Das ist ja auch nicht falsch; ich meine, Sackgasse ist Sackgasse. Aber hast du wirklich alle Möglichkeiten bedacht und voll ausgeschöpft? Denk noch mal drüber nach! Denn nur weil du andre hast scheitern sehen, heisst das nicht, dass auch du letztendlich scheitern musst."

"Natürlich: über andre muss man nicht zwangsläufig auf sich selbst schließen.
Es erstaunt mich, dass du diesen Entschluss so völlig falsch findest.
Erinnerst du dich an das komische Zeug, dass ich über die Rastlosigkeit erzählte? Zwar meine ich heute, dass Regungslosigkeit nicht das Ziel sein kann, sondern es auch eine sinnvolle, bedachte Rastlosigkeit gibt..
Jetzt muss ich dir sagen, dass es nichts mehr zu diskutieren gibt. Ich tue, was ich tue, aus zwei Gründen: ich muss. Und ich will.
Du kennst leider nicht die ganze Lage. Du siehst nicht meine Mutter, du hörst sie nicht. Sie lebt immer mehr in ihrer statt in der realen Welt. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Ich ziehe zurück und setze die Schule irgendwie fort. Die absolute Wiederaufnahme der Vergangenheit. Rückkehr kann auch Fortschritt sein? Bis an einen bestimmten Punkt ja. Doch dann würde ich zerbrechen. Ich glaube, dann wirklich depressiv zu werden.
Die andre Möglichkeit ist, mit einem guten Realschulabschluss eine Ausbildung zu finden. In Kombination mit dem Apartment eine Grundlage für mein Leben zu bilden. Von dort aus würde ich weiter sehen.
Angst vor dem unbekannten?
Ich empfange das unbekannte mit offenen Armen um aus dem Kreis zu springen, in dem ich mich bewege. Erst sah ich es, dann entschied ich mich dazu. Und jetzt geht schon gar nicht mehr anders.

....

Ein paar Tage später findet Person A einen Brief in ihrem Fach. Person B kam schon länger nicht mehr zur Schule..

"Ich frage mich, ob du mich nun verachtest?
Es würde mich nicht überraschen. Aber ich finde, das ich mich nicht in allem widerspreche. Tatsächlich handle ich im Grunde nach dem Prinzip meiner Überzeugungen. Hach.. na ja.. aber was rede ich? Du wirst wohl der Mensch sein, der mir wohl am wenigsten noch irgendetwas glauben wird, was ich sage.
Aber danke, dass du zugehört hast.

Ich möchte nie mehr meinen, zu wissen,
irgendjemandem sagen zu können,
wie er zu leben hat.

Gomen."

Auf der Rückseite eben dieses Briefes stand dann geschrieben:

"Sorry, dass ich noch ein paar wehleidige Zeilen hinzufüge.
Hm, ich weiß nicht, ob wir uns noch sehen. Kann gut sein, andererseits bringe ich kaum noch die Kraft noch, ich die Schule zu gehen; ich hätte nicht erwartet, so schnell fallen zu können. Die anderen scheinen Verzweiflung zu riechen, auf einmal sprechen mich alle an oder lachen mich aus. Ich kann es dir nicht übel nehmen, wenn du mich auch meiden willst.
Wie auch immer. Trotz, gerade wegen diesem Tiefpunkt werde ich vielleicht weiter dazulernen.
Falls es ansonsten keine Gelegenheit mehr gibt:
Leb wohl."

.....
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