Fanfic: Dämonendämmerung
bequemere Betten«, sagte der Herzog.
»Ihr habt gesagt, Ihr würdet uns freilassen!«, protestierte Dalump
Keedump. »Uns ein Schiff geben, mit dem wir nach Hause segeln können.«
»Alles zu seiner Zeit, mein kleiner Freund, alles zu seiner Zeit«,
entgegnete Kalas. »Ich brauche einen Feind, um dem gemeinen Volk die
Stärke der Allhearts zu demonstrieren. Dann kann ich ihm die Sicherheitsgarantien
geben, die es so sehnlichst wünscht. Unterstützt mich dabei, dann
werden schon bald die Vorkehrungen für eure Freilassung getroffen.«
Ein anderer Zwerg drängte sich nach vorne und stellte sich neben Dalump.
»Was, wenn wir nicht mitmachen?«, fragte er aufgeregt.
Herzog Kalas zückte blitzschnell sein Schwert und setzte es dem widerspenstigen
Kerl an die Kehle. »Dann eben nicht«, sagte Kalas ruhig und richtete
den Blick wieder auf Dalump. »Ich habe von Beginn an meine Absichten
offen dargelegt und bin immer aufrichtig zu Euch gewesen. Trefft Eure
Wahl, Dalump, und akzeptiert die Konsequenzen.«
Der Anführer der Pauris warf seinem vorlauten Stellvertreter einen
zornigen Blick zu.
»Ins Messer gelaufen«, bemerkte Herzog Kalas, was durchaus treffend
war angesichts der Tatsache, dass er noch immer sein Schwert in der
Hand hielt und die Bemerkung auch sonst voll ins Schwarze traf. Dalump
und sein Trupp waren ihm in dem Waldstück um Palmaris praktisch vor
die Füße gefallen, als sie einen Angriff auf die Stadt vorbereiteten.
Herzog Kalas war an keine Regeln gebunden, was sein Vorgehen bezüglich
der Pauris betraf. Er konnte sie in aller Öffentlichkeit auf Palmaris`
größtem Platz hinrichten und sie, von aller Welt vergessen, hier unten
in den Kerkern von Chasewind Manor verhungern lassen.
Dalumps wütender Blick wanderte zwischen Kalas und dem vorlauten Stellvertreter
hin und her. Dem Pauris-Anführer war anzusehen, dass er die beiden
am liebsten erwürgt hätte, um die wachsende Frustration herauszulassen,
die seine missliche Lage verursachte. »Tragt mir Euren elenden Plan
vor«, willigte er widerstrebend ein.
Herzog Kalas nickte und lächelte erneut.
Einige Tage nach seinem Besuch bei Dalump Keedump begab sich Herzog
Kalas frühmorgens auf den hinteren Balkon von Chasewind Manor. Nebelschwaden
und ein feiner Nieselregen hingen in der Luft. Es war ein grauer Tag,
doch zu Kalas` Freude war es für die Jahreszeit wieder unangemessen
warm geworden. Die Überreste der ersten Schneefälle schmolzen schnell
dahin, und dem Bericht zufolge, den Kalas am Vortag erhalten hatte,
zeigte sich auf den windgepeitschten Feldern im Westen wieder Gras.
Dieser Umstand sowie die Gewitterwolken, die sich im Westen zusammenzogen
und einen Sturm ankündigten, hatten den Herzog in seinem Entschluss
bestärkt, und aufgrund der wie erwartet schlechten Sichtverhältnisse
hätte er sich keinen besseren Morgen aussuchen können. Er hörte, wie
hinter ihm die Balkontür geöffnet wurde, wandte sich um und erblickte
König Danube Brock Ursal, der herauskam und sich zu ihm gesellte.
Der König war einige Jahre älter als sein Freund Kalas und um die Hüften
etwas rundlicher, doch sein Haar war noch immer dicht und schwarz,
und auch der Bart, den er neuerdings trug, wies keine Spuren von Grau
auf.
»Ich hoffe, binnen einer Woche in See zu stechen«, sagte Danube. Kalas
war nicht überrascht, denn Bretherford, der Herzog des Mirianik und
der Oberbefehlshaber der königlichen Flotte, hatte am Vorabend diesbezügliche
Andeutungen gemacht.
»Das Wetter müsste sich halten, bis Ihr Ursal erreicht«, ermutigte
Herzog Kalas seinen geliebten König, obwohl ihn dessen Absichten mit
Sorge erfüllten. Denn falls der Winter doch noch verfrüht hereinbrechen
sollte, während die Flotte sich noch in den nördlichen Gewässern des
Masurischen Flusses befand, konnte dies katastrophale Folgen haben.
»Das sagte Bretherford auch«, meinte Danube. »Aber ich mache mir mehr
Gedanken über die Lage, die ich hier hinterlasse, als über mein Reisewetter.«
Kalas sah den König gekränkt an.
»Bruder Braumin ist fürchterlich, und doch scheint das Volk ihn zu
schätzen«, sagte Danube. »Und wenn diese Frau, Jilseponie, sich auf
Bruder Braumins und Bruder Francis` Seite stellt, werden sie bei der
Bevölkerung von Palmaris beträchtlichen Anklang finden. Ich will dich
daran erinnern, wie dieser Francis sich am Ende von Markwarts Herrschaft
beim Volk einschmeichelte, als er Bischof der Stadt war.«
Kalas wusste auf die Befürchtungen des Königs nichts zu entgegnen,
denn er und Danube hatten die Situation seit dem Tode Markwarts und
des Helden, Elbryan, an genau dieser Stelle viele Male ausführlich
besprochen.
»Dann hat Jilseponie Euer Angebot ausgeschlagen?«, fragte er stattdessen.
»Ich werde ein letztes Mal mit ihr reden«, entgegnete der König, »aber
ich bezweifle, dass sie es annehmen wird. Der alte Je`howith verbrachte
viel Zeit in St. Precious und berichtete mir, sie sei eine gebrochene
Frau ohne jede Ambition.«
Die bloße Erwähnung von Je`howith, dem Abt von Ursal, ließ Kalas eine
argwöhnische Miene ziehen. Es war am Hof kein Geheimnis, dass Je`howith
Jilseponie mehr hasste als jeder andere. Er war Markwarts Mann gewesen,
und sie und ihr toter Geliebter hatten Markwart umgebracht und damit
plötzlich seine sichere, kleine Kirchenwelt auf den Kopf gestellt.
Daraufhin hatte Je`howith König Danube gedrängt, die Frau in das Amt
einer Baroness hoch zu loben. In weltlichen Kreisen und dem König
unterstellt, käme ihr Einfluss auf die Kirche von außen, was Je`howith
als ungefährlicher erachtete, als wenn sie die Kirche von innen zu
beeinflussen versuchte.
»Abt Je`howith befürwortet Jilseponies Ernennung zur Baroness«, rief
Danube dem Herzog ins Gedächtnis.
»Am meisten würde er ihre Hinrichtung befürworten«, entgegnete Kalas.
Danube lachte über die Ironie des Ganzen. Pony und Elbryan wären tatsächlich
einmal beinahe hingerichtet worden, damals auf Geheiß von Vater Markwart.
Ihr Gespräch wurde von lauten Stimmen im Haus gestört.
»Nachricht über einen Pauri-Angriff an der Westmauer«, sagte Herzog
Kalas, ein listiges Grinsen im Gesicht.
»Du spielst ein gefährliches Spiel«, erwiderte der König, doch dann
nickte er, denn er wusste um die Notwendigkeit des falschen Spiels.
»Ich werde nicht zur Mauer gehen«, sagte er, obwohl er und Kalas dies
im Vorfeld ins Auge gefasst hatten. »Dadurch verringern wir das Risiko,
dass eine Verschwörung vermutet wird.«
Herzog Kalas starrte einen Moment nachdenklich ins Leere, dann nickte
er beipflichtend.
Ein weiterer Vertrauter des Königs - eine Hofdame namens Constance
Pemplebury, die von Kalas` Plan nichts wusste -, erschien aufgeregt
auf dem Balkon. »Rotkappen-Pauris!«, rief sie atemlos. »Sie greifen
am Westtor an!«
Kalas gab sich alarmiert. »Ich werde die Allhearts rufen«, sagte er
und eilte ins Haus.
Constance trat neben den König, der beiläufig einen Arm um sie legte
und sie auf die Wange küsste. »Keine Angst, liebste Constance«, sagte
er. »Herzog Kalas und seine Männer werden mit dem Angriff schon fertig.«
Constance nickte und schien sich etwas zu beruhigen. Sie kannte die
stolze Allheart-Brigade gut, hatte viele Male ihre Glanzleistungen
auf dem Schlachtfeld bewundert. Außerdem, wie sollte sie sich hier
oben auf dem Balkon des hochherrschaftlichen Chasewind Manor fürchten,
in den Armen des Mannes, den sie so anhimmelte?
Sie wurde von aufgeregten Rufen geweckt und hob den Kopf vom Kissen,
als ein Mönch an ihrem kleinen Zimmer vorbeieilte und rief: »Pauris!
Pauris am Westtor!«
Pony machte große Augen und sprang aus dem Bett. Dieser Tage gab es
kaum etwas, das sie aus ihrer Lethargie reißen konnte, aber der Ausruf
»Pauris!« brachte ihr Blut vor Zorn zum Kochen. Diese elenden, mörderischen
Zwerge! Binnen Sekunden zog sie sich an, stürmte aus dem Zimmer und
rannte durch die düsteren Gänge von St. Precious, bis sie die Brüder
Braumin Herde, Francis, Anders Castinagis und Marlboro Viscenti fand,
die sich in der großen Kapelle der Abtei versammelt hatten - in jener
Kapelle, in der sie vor Jahren Connor Bildeborough geheiratet hatte.
»Sind sie in der Stadt?«, fragte sie.
»Wir wissen es nicht«, sagte Francis, der sehr gefasst wirkte.