Fanfic: Saiyuki

Untertitel: - The Next Sequel

Kapitel: Get Going

»Get going« – Kapitel 56

Suki drehte die große Schriftrolle gedankenverloren in den Händen. Die roten, feinen Kordeln waren verstaubt und das Papier längst vergilbt. Sand rieselte bei jeder Drehung leise auf ihren Schoß und bildete eine kleine Düne. Rieko ihr gegenüber hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte müde die Zimmerdecke an, wo sich der Rauch der Zigaretten sammelte und blaue Kreise zog. Um sie herum wurde fröhlich gequatscht, getrunken und gegessen, das Wirtshaus erlebte Hochkonjunktur.
„Was zum Teufel soll an diesem scheiß Sutra so toll sein?? Das fällt doch schon fast auseinander.“
Suki steckte es missmutig zurück in ihre Manteltasche und stierte über den Tisch mit den inzwischen leeren Schalen und Tellern zu ihrer Kumpanin. „Zahlen!“, rief diese dem vorüber eilenden Kellner zu, der kurz nickte und wieder verschwand.
„Was weiß ich.“
Beide verfielen wieder in Schweigen und warteten.
„Das macht dann 34, 50, bitte.“ Der Kellner verneigte sich höflich und reichte Suki die Rechnung. Missmutig kramte sie in ihren Taschen und zog einige verfärbte Münzen hervor.
„Da.“
„Vielen Dank, die Damen!“ Er verneigte sich erneut und beeilte sich Land zu gewinnen. Die beiden in lange, dunkle und momentan sehr sandige Mäntel gehüllten Frauen blieben sitzen und starrten einander finster an.
„Was glotzt du so blöd?!“, rief Rieko nach einer Weile und beide brachen unfreiwillig in Gelächter aus.
„Lass uns gehen.“, schlug Suki vor und stand auf, die Hand schützend an ihrer Manteltasche. Sie warfen sich die Kapuzen über und traten hinaus in die angenehm kühle Nachtluft.
„Wenn Ko nicht bald auftaucht und uns einen ordentlichen Preis für diesen Wisch Papier macht, verhungern wir noch! Wir sind absolut blank!“, flüsterte Suki Rieko zu, als beide sachte mit der Dunkelheit verschmolzen und wie Schatten durch die leeren Straßen gingen.
„Wie meinst du das?!“, zischte Rieko wütend, „Gestern hast du noch gesagt, wir würden noch gut über die Runden kommen!!“
„Ja, wir sind ja auch gut über die Runden gekommen. Bis heute. Und jetzt sind wir pleite, verdammt noch mal.“
„Super. Typisch du.“
„Willst du schon wieder Streit???“, maulte Suki und schubste ihre Begleiterin unsanft gegen einen Stapel Obstkisten, den ein Händler hatte stehen lassen.
„Aua!! Noch so n Ding und es knallt!“
„Uhhh!“, spottete Suki und lies sich in den Sand fallen, „Ich hab solche Angst.“
„Oh man.“, brummte Rieko, drehte sich um und lief weiter ohne auf Sukis Proteste zu hören. Es verstrichen einige Minuten, bevor wieder eine der beiden sprach. Mittlerweile hatten sie die Stadt verlassen und stapften durch den kühlen Sand der sich vor ihnen erstreckenden Wüste. Der Mond war hinter einigen Wolken hervor getreten und tauchte die Szene in kaltes, weißes Licht.
„Lass uns hier bleiben.“ Suki setzte sich müde auf die Düne, die sie gerade erklommen hatten, „Wir müssen was tun.“, bemerkte sie leise. Als Antwort kam ein entmutigtes Grunzen.
„Ich habe mir da was überlegt. Pass auf, der Plan ist idiotensicher.“
„Na hoffen wir’s, sonst muss ich wieder alleine losziehen.“
„Halt die Klappe und hör zu. Morgen früh gehen wir in die Stadt zurück. Dort kennt uns noch keiner und wir haben freie Hand. Es gibt dort einen reichen Arzt. Er hat viele Patienten, er kann sich unmöglich um alle gleichzeitig kümmern…“, und ein boshaftes Grinsen stahl sich über ihr Gesicht.
„Du willst nicht wirklich…?!“
„Oh doch, und ob. Wir schleichen uns da morgen als Pflegerinnen rein und räumen ihm die Bude aus. Geld, Gold und wer weiß was da sonst noch drin ist, das wird ein ziemlich großer Coup. Was sagst du?“
„Oh man.“ Schweigen. Aus der Ferne war ein aufheulender Automotor zu hören, dann trat wieder absolute Stille ein.
„Den Wagen kannste morgen wegschmeißen. Sand ist der Tod dieser alten Z 3 Motoren. Idioten.“ Rieko ließ sich nach hinten umfallen und sah auf in den bewölkten Himmel. „Also gut. Das ist zwar ein total bescheuerter Plan und er wird niemals funktionieren, aber wir haben keine Wahl.“
„Richtig.“
„Oh man.“

Der nächste Morgen brach so bewölkt an wie der letzte Abend geendet hatte. Rieko und Suki, die sich die Nacht mit Mah Jongg um die Ohren geschlagen hatten, schlichen unauffällig auf die Rückseite des Zielobjektes zu. „Wir müssen total verrückt sein.“, nuschelte Rieko und pirschte hinter Suki her, die sich gerade eng gegen die Hauswand drückte und gekonnt das Fenster aus den Angeln hob. Beide zogen sich rasch mit einer eleganten Bewegung ins Innere des Hauses. Während Suki das Fenster wieder in seinen Ursprungszustand versetzte sah sich Rieko in den im Zimmer befindlichen Schränken um.
„Wie wär’s mit denen hier?“, fragte sie grinsend und hielt Suki einen der weißen Kittel hin.

Minuten später traten aus dem Hinterzimmer des Behandlungsraumes zwei Pflegerinnen in weißen, langen Kitteln heraus. Die eine, kleinere, warf ihr langes braunes Haar zurück, richtete ihren Ausschnitt, blitzte die andere noch einmal warnend aus stahlblauen Augen an und schritt dann in den linken Korridor davon. Die andere, größere, löste das Haarband aus ihren strahlend grünen Haaren, wuschelte einmal professionell durch ihre Locken und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.

Suki atmete tief durch und öffnete energisch die erstbeste Tür. Mit einem freundlichen Lächeln betrat sie den Raum und stellte fest, dass sie in einem Krankenzimmer, nicht etwa in den Privaträumen des Arztes gelandet war. Was soll’s, dachte sie, es gibt auch reiche Patienten.
„Guten morgen, wie geht es uns heute?“, fragte sie und drehte sich strahlend zum Krankenbett um. Zu ihrer Überraschung war das Lager zerwühlt aber verlassen. Sie drehte sich wieder um und sah vor sich ein paar blutrote Augen belustigt funkeln. Lange ebenfalls rote Haare fielen ihm lässig ins Gesicht.
„Guten Morgen.“ Er grinste verschmitzt, zog an seiner Zigarette und blies den Rauch durch die Nasenlöcher. Suki schaltete schnell.
„Also wirklich!“, sagte sie so entrüstet wie möglich, um etwas Zeit zu schinden. Wie zum Teufel verhielt sich eine Pflegerin in so einer Situation?! Sie sah ihn einmal prüfend von oben bis unten an, bemüht mit dem Blick nicht an seinen Bauchmuskeln hängen zu bleiben, und stemmte beide Hände in die Seite.
„So.“, fauchte sie ihn an, „Das ist ein Krankenzimmer und kein Hotel!“
Sie schnappte ihm blitzschnell die Zigarette aus der Hand, versenkte sie in einem der halb vollen Wassergläser auf dem Tisch und packte ihn fest am Oberarm.
„Kranke gehören ins Bett, wir verarzten dich doch hier nicht stundenlang, damit du am nächsten Tag schon mit der Kippe im Mund hier rumhampelst! Mach das du ins Bett kommst!“
Der junge Mann sah sie mit einer Mischung aus Ärger und Schreck an.
„HAST DU WAS AUF DEN OHREN, DU PENNER?!“
„Ähhhh…“
Jetzt hatte sie es geschafft. So hätte eine Pflegerin niemals, wirklich niemals reagiert. Sie entschied die Lautstärke wieder etwas herunterzufahren, klappte pikiert den Mund zu, richtete sich zu voller Größe auf und schob ihn entschieden auf das Bett zu. „Die Richtung stimmt schon mal, Süße.“, stellte Gojo grinsend fest und machte eine eindeutige Handbewegung. Suki funkelte ihn entrüstet an, dachte sich dann blitzschnell doch, dass sie seine Vorlieben zu ihrem Vorteil auslegen könnte und änderte ihren fassungslosen Gesichtsausdruck in ein charmantes Lächeln um.
„Das machen wir später…Zuerst wirst du verarztet!“, sagte sie und schob ihn grob weiter.
„Lass das!“, maulte er sie an und drückte dagegen. In diesem Kräftemessen blieben sie für ein paar Sekunden starr stehen, bis er aufgeben musste, da seine Wunden wieder begannen sich zu regen.
„Geht doch!“, grinste sie und zog Zettel und Stift vom Nachttisch zu sich.
„Soso, einen gebrochenen Arm haben wir also? Nun, mein lieber Sha dann wolln wir mal.“
„Was…?!“
„Ich glaube du hast deine Medizin heute noch nicht genommen, oder?“, flötete sie, lies den Kittel von den Schultern fallen und setzte sich zu ihm aufs Bett, wobei ihr kurzer Rock erstaunlich viel Haut zeigte.
„Mal sehn…“, murmelte sie, beugte sich vor und legte ihm die Hand auf die Stirn, als wollte sie Fieber messen, wobei Gojo einen recht guten Einblick in ihr Top gewann. „Ja, ich fühle mich wirklich noch nicht so gut.“
Er grinste und zog sie näher zu sich.
„Erst die Medizin, dann das Vergnügen!“, flüsterte sie ihm ins Ohr und reichte ihm ein Glas mit milchigem Inhalt. Er trank es in einem Zug aus und lehnte sich im Bett zurück.
„Du bist auch ein Dämon, oder? Wo ist dein Magie Kontroller?“, fragte sie, als sie sich weiter zu ihm vorbeugte.
„Wo ist denn deiner?“, konterte er mit einem süffisanten Grinsen.
„Den zeig ich dir gleich.“, schnurrte sie und schob seine Hand weiter an ihrem Bein hinauf. Gojo blinzelte verwirrt. Eigentlich hätte ihn das jetzt hell wach werden lassen sollen, aber im Gegenteil: Seine Lider wurden immer schwerer, sein Kopf sank ihm auf die Brust und bevor er etwas tun konnte außer heiser zu krächzen viel er in tiefen, künstlichen Schlaf. Suki hielt den Atem an. Tat wer nur so, oder wirkte das Betäubungsmittel wirklich schon? Sie zog ihn vorsichtig an den Fühlern und, als keine Reaktion kam, sprang sie auf und begann, seine Sachen zu durchsuchen. Sie fand Zigaretten, Kleingeld und einen schweren Morgenstern. Sie packte den Kleinkram in ihre Taschen und zog schnell ihren Kittel wieder an, als hinter ihr die Tür aufgerissen wurde. Mit einem treffsicheren Sprung verschwand sie auf dem hohen Schrank neben der Tür, kam jedoch schnell wieder herunter, als sie sah, wer der Besucher war. Rieko stand atemlos in der Tür.
„Suki?“, flüsterte sie.
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