Fanfic: Saiyuki
„Jep!“ Sie landete geräuschlos vor ihrer Komplizin auf dem Boden, „Fündig geworden?“, strahlte sie.
„Da hinten liegt ein Sanzo – Priester, er ist schwer verwundet, und …“, und sie holte tief Luft, „er hat zwei Sutren dabei!!“
Suki starrte sie an. „Ich hoffe du warst so schlau sie mitgehen zu lassen???“
„Nein, ich wollte erst deine Meinung hören.“
„Gut, meine Meinung ist: setz deinen Arsch in Bewegung und beschaff uns die Dinger!!“
„Okay.“, Rieko nickte entschlossen, „Ich geh sie holen, du organisierst uns ne Fluchtmöglichkeit. Du hast fünf Minuten. Los!“
Beide nickten sich kurz zu und verschwanden erneut in unterschiedliche Richtungen.
Rieko spurtete leise den Korridor entlang. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die echten Pfleger merken würden, dass hier etwas faul war und der Sanzo würde nicht ewig schlafen. Sie packte den Schiebegriff der Tür fest und zog sie leise auf. Der Raum lag unverändert da. Links der Schrank, geradeaus das Fenster und davor das Lager. Der Sanzo hatte sich nicht bewegt. Sie atmete tief ein und öffnete die Tür etwas weiter. Sie war sich sicher, dass er aufwachen würde, sobald sie die Sutren berührte; sie musste verdammt schnell sein und verdammt viel Glück haben. Die Tür lies sie offen, denn war sie einmal auf der Flucht, blieb keine Zeit mehr, auch nicht für Türen. Sie näherte sich dem fein säuberlich gestapelten Haufen Habseligkeiten, die neben dem Priester auf der Erde lagen. Die roten Kordeln der Sutren lugten unter den Ordenskleidern hervor. Sie schloss die Augen und sammelte ruhig ihre Kräfte. Sie musste schneller sein, als ein Mensch sein konnte, um dem Zauber zu entkommen, den ihr der Priester hinterher schicken würde. Konzentration, dachte sie, Konzentration. Sie ballte die Hände zu Fäusten und sah dem jungen Sanzo ins Gesicht. Er konnte nicht viel älter sein als sie selbst, Mitte zwanzig vielleicht. Es war untypisch, dass junge Mönche so schnell in das Amt des Sanzos berufen wurden. Dieser hier musste außergewöhnlich gut sein. Ihr Blick wanderte von seinen Wunden hinauf in sein Gesicht. Hübsch, dachte sie, wirklich gut aussehend…aber nachdem sie ihn bestohlen hatte, würde er wohl nicht viel Wert darauf legen sie näher kennen zu lernen. Sie schüttelte diese Gedanken ab, warf einen letzten prüfenden Blick auf den attraktiven Priester und schnappte mit der Geschwindigkeit eines Blitzes nach den Sutren. Wie erwartet riss dies den Sanzo aus seinen Träumen, doch Rieko war schneller aus dem Raum, als er nach seiner Pistole greifen konnte.
„Hakkai!! Gojo!!“, schrie er hinter ihr her, doch bevor die Gerufenen auftauchen konnten, war Rieko längst wieder im Hinterzimmer, durch das Fenster und somit über alle Berge.
„Yeah!!“, schrieen beide enthusiastisch und vielen einander um den Hals.
„Ja, verdammt, wir haben’s geschafft!!“
„Wir sind eben die besten!!“, jubilierte Rieko.
„Und? Wessen Idee war’s?? Na??“
„Ja. Deine.“, Rieko verdrehte genervt die Augen. Manchmal hatte sie das Gefühl im Kindergarten zu sein. Beide lehnten sich zurück und ließen sich gemütlich von der Händlerkarawane Richtung Osten tragen. Suki war so geistesgegenwärtig, durch geschickte Tauschgeschäfte den Sakehändler dazu zu bringen sie in seinem Geländewagen mit zunehmen. Der Wagen war recht schnell und bewegte sich dank eines neuen Z 5 Motors problemlos durch den Sand. Die Wüste hatten sie schon fast hinter sich, obwohl sie erst seit knapp einem halben Tag unterwegs waren.
„Sind wir erstmal in Yakone, dann kann nichts mehr schief gehen. Ko erwartet uns dort morgen Abend.“, teilte Suki ihrer besten Freundin mit, zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und schlief kurz darauf ein. Rieko beobachtete die Umgebung missmutig. Das war alles viel zu einfach gewesen. Ein Sanzo lies sich nicht so einfach austricksen, auch von ihr nicht, auch nicht wenn er dem Tod näher war als dem Leben. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht und was das schlimmste war: sie hatte keinen Schimmer was es war.
„Schaffen wir es bis zur Dämmerung bis Yakone, Meister?“, fragte sie den Fahrer. „Bis Yakone nicht, aber die Wüste lassen wir gleich hinter uns.“
Sie lehnte sich wieder zurück. Wenn sie diese verdammten Sutren nur endlich los wären.
Sanzo hatte es geschafft sich aufzurichten und bis zur Tür zu wanken.
„Hakkai!“, ächzte er, als ihm dieser entgegenkam, ihn stützte und ins Bett zurück verfrachtete.
„Was ist denn hier los??“, rief Goku, der ebenfalls in der Tür erschienen war.
„Die Sutren…“, murmelte Sanzo, „Sie hat sie mitgenommen. Verdammtes Miststück!“
„WAS???“, schrie Goku auf, „Die Sutren??? Beide???“
„Wo ist Gojo?“, fragte Hakkai ernst. Goku sah ihn treudoof an und auch Sanzo antwortete nicht.
„Ich geh ihn suchen.“ Hakkai wandte sich zur Tür.
„Vergiss die verdammte Kakerlake und hilf mir in den Wagen! Wir müssen sie verfolgen!“, presste Sanzo über seine Lippen. Hakkai lächelte milde.
„Weder du noch ich würden das nächste Schlagloch überleben, Sanzo, dass weißt du. Wir können sie auch morgen noch verfolgen. Ich bin zu schwach um euch zu heilen, uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten.“
„Dann geh ich alleine! Aus dem Weg!“, zischte er ihn an, aber Hakkai lies sich nicht beirren und brachte ihn ein zweites Mal zurück zum Lager.
„Wassn hier los?!“, brummelte jemand von der Tür aus.
„Gojo! Wo hast du gesteckt? Jemand hat die Sutren gestohlen!“
„Eine von den Pflegerinnen.“, knirschte Sanzo zermürbt. Gojo wankte zum Bett und lies sich neben Sanzo plumpsen.
„Verdammte Schnalle, mir hat sie Betäubungsmittel gegeben!“, fluchte er leise vor sich hin, während er versuchte die Schläfrigkeit abzuschütteln.
„Was?! Bei dir war sie auch?!“, fragte Sanzo ungläubig.
„Und du hast nicht gemerkt, dass sie dir Schlafmittel gegeben hat?!“, hakte Hakkai nach.
„Idiot.“, bemerkte Sanzo.
„Halt’s Maul, blöder Pfaffe! Wer lässt sich hier die Sutren unterm Hintern wegklauen??“ Schweigen folgte.
„Ich war zu sehr von ihren grünen Haaren abgelenkt.“, brummelte Gojo.
„Grün?“, Sanzo horchte auf, „Dann waren es zwei, meine hatte braune Haare.“
„Dann war es also ein Team. Ich frage mich, wer die schon wieder auf uns angesetzt hat. Woher wissen die, dass wir zwei Sutren haben?“
„Die gehören bestimmt zu Kogaijis Leuten. Wenn sie grüne Haare hatte, dann war sie auch ein Dämon, wie wir.“, stellte Goku fest.
„Nein“, Sanzo schüttelte den Kopf, „die andere war ein Mensch. Ganz sicher.“
„Im Moment können wir nichts tun außer warten.“, grummelte Gojo, der in seinen Westentaschen kramte.
„Das kotzt mich an!!!“, brauste Sanzo auf.
„Und mich erst, die Schnalle hat meine Zigaretten geklaut!!“, schrie Gojo auf.
„Wisst ihr was?“, fragte Goku matt.
„Schon klar.“, stöhnte Sanzo, „Wir gehen was essen. Vielleicht kann uns der Wirt was über die beiden verraten.“
„Die eine grüne, die andere braune Haare? Ja, das waren Okijin Suki und Tan Rieko. Heute Morgen hat die Polizei eine Warnung ausgegeben, dass in der Nachbarstadt geplündert worden sei. Vorher kannte ich die beiden auch nicht. Da vorne hängt ein Steckbrief, sind sie das?“, fragte der Wirt und deutete mit einer dicken Hand auf ein Plakat neben der Theke. Gojo und Sanzo nickten stumm.
„Was sind das für Frauen?“
Der Wirt machte eine abschätzige Handbewegung. „Zu allem bereit, zu nichts zu gebrauchen.“, sagte er, „Trickbetrüger und Diebe.“
„Danke sehr.“, sagte Hakkai artig und verbeugte sich.
„Keine Ursache.“
Die vier Invaliden setzten sich in eine Ecke des fast leeren Wirtshauses ohne zu wissen, dass am Vorabend genau hier schon die beiden Damen gesessen hatten, über die sie jetzt nach Herzenslust herzogen.
„Was sollten zwei Trickbetrüger mit einem Sutra wollen?“, fragte Gojo düster. Keiner antwortete.
„Naja, sie scheinen ja auch ganz plausible Diebinnen zu sein, nicht wahr?“, fragte Hakkai liebenswert.
„Die Frage ist doch eher: Wer ist ihr Auftraggeber?“
„Mir scheißegal. Wenn ich sie kriege knall ich sie ab.“, knurrte Sanzo und lud seine Pistole nach.
„Also wie immer.“, grinste Hakkai.
„Wenn du sie kriegst, pfff, wie denn du stinkender Großkotz?! Willst du ihnen hinterherhinken und sie dann mit Druckkompressen totschmeißen?“
„Halts Maul und kümmer dich um deinen Dreck.“, fauchte Sanzo energisch zurück. „Morgen früh fahren wir weiter. Die Händler haben gesagt, dass sie mit dem Sake Verkäufer nach Yakone weiter gezogen sind. Dort schnappen wir sie uns.“
„WO IST MEINE SUPPE HIN?!“, kreischte Goku, der bis jetzt an die Decke gestarrt hatte, dazwischen.
„ICH HAB SIE NICHT GEGESSEN; GLOTZ NICH SO BLÖD; DUMMER AFFE!!“, kreischte Gojo zurück, nachdem Goku ihm schon mal präventiv an den Haaren gezogen hatte.
„Die kotzen mich echt megamäßig an.“, knurrte Sanzo, stand auf und verlies das Lokal.