Fanfic: ~Legenden~

Kapitel: Kapitel02

Die Stimme

Jeder Schritt den sie machten, war ein Fortschritt oder ein Rückschritt. Aber es war für sie nicht wichtig. Sie lebten ja. Es waren nur Schritte. Schritte, die sie nach Hause führten. Nach Hause. Dieses Wort gab allen ein sicheres Gefühl. Ein Gefühl der Geborgenheit, die sie nicht missen wollten. Genau diese Schritte hallten wider in diesem Dorf. Wie ein ferner Nachklang, langsam sterbend. Immer leiser, tiefer. Es verlor sich. Dieselben Schritte, die sie zu ihrer Geborgenheit führten. Niemand vernahm es. Es waren ja ihre Schritte. Und nun standen sie da. Und schauten in ihr Heim, dass nur aus Trümmern bestand. Trümmern der Vergangenheit, aber auch der Zukunft. Blind treten sie ein mit einem Gefühl der Zufriedenheit. Blind treten sie heraus, unzufrieden und begierig. Begierig nach mehr. Mehr als alle anderen. Und sie wussten, wo diese Gier gestillt werden konnte. Die gleichen Schritte, die sie nach Hause führten, brachten sie nun zur Stimme. Die Stimme, die ihr Innerstes wieder beruhigte. Die Stimme, die ihnen ihre Ruhe zurück gab. Diese Stimme war nicht im Dorf. Sie war nicht eingeschlossen. Sie war in der Nähe des Wassers. Dem Element, dem die wahre Reinheit nachgesagt wurde. Und doch war es genau dieses Element, dass diabolisch, langsam fließend, seine Vergangenheit wegspült, die selbst unergründlich, dunkel alle Zeiten in sich vereinte.

Doch diese Stimme, ergriffen von diesem Element, fand gerade dort ihren Seelenfrieden. Doch nun musste sich sich wieder erheben. Ein Teil schrie laut, doch der andere Teil blieb ruhig, gehorsam. Bereit alles zu tun, was verlangt wurde, um sich zu schützen. Es gab kein entkommen. Sie bestimmten ihren Widerhall. Sie bestimmten, wann sie verstummte.

---Und nun standen sie wieder da, fordern. Doch wussten nicht, was sie fordern. Es war einfach, den Befehl zu geben, jedoch fiel es schwer, zu ergründen, was sie befehlen. Diese Stimme sollte es klären. Diese Stimme war das Seelenheil, dass sie suchten, ihre Gier zu befriedigen. Erwartunsvoll sahen sie zu, wie sich die Worte aus dieser Stimme formten. Die Worte, die alle Wünsche erfüllen sollte. "Gewährt", hallte es überall hin. Ungezwungen in alle Richtungen. Frei.

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Doch nun musste diese Stimme folgen. Zu dem Ort, wo es seine Freiheit verlieren würde. Zu dem Ort, wo es für immer verstummen sollte. Dunkel, kalt, abweisend. Die Stimme zitterte. Eine Vorahnung übermannte sie, wie eine Woge dunklen Wassers. Blicke, die diese Stimme ansahen, ihr ein Gesicht gaben. Blicke jener, die ihre Stimme hören wollten. Die Stimme kam aus einem kleinen Mund, mit vollen Lippen, passend zum rundlichen, weichen Gesicht, deren Augen dunkel waren, verlassen von jeglicher Hoffnung. Dünne Augenbrauen verliehen ihrem Gesicht, dass von ihrer kleinen Stupsnase verniedlicht wurde, einen konträren, erwachsenen Ausdruck, geprägt von Angst.

Die rotbraunen Haare fielen in schweißnassen Strähnen in ihr Gesicht, klebten an ihren Wangen, an der jegliche Farbe verblichen war.

Und nun warteten alle, dass sie erneut ihre Stimme erklingen lässt. Doch das Wort, dass sie formen sollte, kam nicht über ihre Lippen.

Längst war ihre Stimme verstummt. Denn hier war sie nicht frei.

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