Fanfic: Angst
Kapitel: Angst
Ja, renn! Aber es wird dir nichts nützen. Wir finden dich trotzdem.
Kathleen rannte, wie sie noch nie im Leben gerannt war. Sie achtete nicht darauf, wo ihre Schritte sie hinführten. Das einzige was zählte, war, dass sie so schnell wie möglich weg von hier musste. Ganz egal wohin. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück. Hinter ihr waren nichts als Schatten. Aber genau das war es, was ihr Angst machte.
Noch vor zwei Stunden hätte sie über diese Gedanken gelacht. Angst vor Schatten, Angst vor der Dunkelheit. Aber bitte, das war lächerlich! Vor was sollte sie sich denn fürchten?
Ja, sie hätte gelacht. Aber jetzt wusste sie es besser. Die Angst vor der Dunkelheit war seit Beginn an in den Menschen verwurzelt. Und das nicht ohne Grund. Es gab Dinge in der Dunkelheit und den Schatten, die besser im Verborgenen bleiben sollten.
Kathleen stolperte. Gedankenschnell streckte sie ihre Arme vor den Körper, um ihren Sturz abzufangen und schürfte sich dabei die Hände am Asphalt der Straße auf. Aber es war nicht wichtig. Sie musste weiterrennen. Weiterrennen, bis sie weit weg war. In Sicherheit.
Aber gab es überhaupt einen Ort, an dem sie sicher war?
Keuchend sprang sie auf und hechtete weiter. Die Gegend, in der sie war, war verlassen, ein altes Industriegebiet, das vor langer Zeit aus unbekannten Gründen geschlossen worden war. Aber es war nicht mehr weit bis zur Hauptstraße. Und auf der Hauptstraße würde selbst jetzt, in der tiefsten Nacht, noch reger Betrieb herrschen. Sie konnte sogar schon den Lärm des Autoverkehrs hören.
Und tatsächlich, nach einigen weiteren Metern machte die Straße einen Bogen nach links und gab den Blick auf die hell erleuchtete Einkaufsstraße frei. Vereinzelt saßen sogar noch ein paar Leute in den bunten Cafés und unterhielten sich. Auf eines dieser Cafés steuerte Kathleen zu. Schwer atmend kam sie neben einem voll besetzten Tisch zum stehen. Die Jugendlichen sahen die gleichaltrige missbilligend an. Augenscheinlich fiel ihnen ihr schreckensbleiches Gesicht nicht auf.
„Ihr müsst mir helfen!“, brachte Kathleen hervor.
„Helfen?“, fragte einer der Jugendlichen. Die anderen lachten.
Merken sie denn nicht, was los ist? Kathleen sah wieder über die Schulter zurück. Im hellen Licht der Straßenlampen und des Cafés wirkten die Schatten weiter weg und lange nicht so bedrohlich, wie in dem verlassenen Industriegebiet. Aber Sie waren noch da, das konnte Kathleen ganz deutlich spüren. An der Grenze von Licht und Dunkelheit zogen sie ihre Kreise, lauerten ihr auf, warteten auf eine Gelegenheit, sie zu überwältigen.
„Verzieh dich!“, riefen einige der Jugendlichen. Ein anderer schubste sie vom Tisch weg.
Die Schatten schienen näher zu kommen.
Mit aufgerissenen Augen sah Kathleen zu den Jugendlichen zurück, aber sie hatte begriffen, dass sie von ihnen wohl keine Hilfe erwarten konnte. Sie fühlten die Bedrohung nicht. Sie saßen lässig am Tisch, schwatzten über dies und das und ließen es sich gut gehen. Genau das hatte sie selbst vor zwei Stunden auch getan. Fröhlich und unbekümmert. Sie hatte nicht ahnen können, was an diesem Abend noch auf sie zugekommen war.
Kathleen fuhr herum und rannte die Straße weiter runter. Hinter sich hörte sie die Jugendlichen tuscheln: „Was war das denn für eine Verrückte?“ Aber sie kümmerte sich nicht darum.
Sie hielt einen älteren Mann an, der ihr entgegenkam. Doch der sah sie nur mit zusammengezogenen Augenbrauen an, als sie versuchte, ihm zu erklären, dass sie in Gefahr war. Dann ging er einfach an ihr vorbei. Er hatte wohl gedacht, sie wolle ihn bloß zum Narren halten. Schnell sah sich Kathleen nach der nächsten Person um, die ihr helfen konnte. Mehr und mehr Leute hielt sie an, bat sie um Hilfe, flehte geradezu. Doch alle begegneten ihr mit Kopfschütteln, Misstrauen oder Verärgerung.
Schließlich ließ sie sich an eine Hauswand sinken, um wieder zu Atem zu kommen. Ihre anfängliche Verzweiflung war gleichgültiger Resignation gewichen. Sie würde selbst hier, auf der bei Tag und bei Nacht überfüllten Hauptstraße, keine Hilfe finden.
Nirgends ist man so einsam wie in einer Menschenmenge.
Aber noch hatte sie nicht ganz aufgegeben. Eine ihrer Freundinnen wohnte ganz in der Nähe. Celina würde ihr zuhören. Sie würde – musste – sie verstehen und ihr Flehen erhören.
Als sie keine fünf Minuten später vor Celinas Tür stand und sie samt dem ganzen Haus aus dem Bett klingelte, fühlte sie sich trotzdem kein bisschen sicherer. Celina sah von oben aus dem Fenster und öffnete beim Anblick ihrer völlig aufgelösten Freundin die Tür.
Kathleen stolperte in den Hausflur. Sie kannte das Haus. Alles hier war ihr so vertraut, wie kaum ein anderer Ort. Aber es half nichts. Sie hatte gedacht, hier ein klein wenig ausruhen zu können. Aber sie war hier nicht in Sicherheit, das spürte sie überdeutlich. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie wäre weitergerannt. Dann hätten Sie sie zwar früher oder später auch gefangen, aber hier saß sie gewissermaßen in der Falle.
Sie verscheuchte die düsteren Gedanken, als Celina plötzlich vor ihr stand. Die blondhaarige blickte Kathleen besorgt an. Sie sah ihrer Freundin an, das etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Kathleen wollte sie umarmen, aber es war mehr so, dass sie in den Armen ihrer Freundin zusammenbrach. Erschöpft begann sie zu schluchzen. Tränen der Verzweiflung suchten sich ihren Weg über ihr Gesicht.
„Was ist denn los?“, fragte Celina und führte sie in ihre Wohnung. Dort bugsierte sie sie auf einen Stuhl in der Küche und setzte sich ihr gegenüber, ließ ihre Freundin dabei aber keinen Augenblick aus den Augen. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, begann Kathleen zu erzählen. Sie erzählte alles, von dem Zeitpunkt an, als sie mit ihrem Freund in eine dunkle Straße des verlassenen Industriegebiets gelaufen war, um ein wenig alleine zu sein, bis dahin, als sie ohne ihren Freund hatte flüchten müssen.
„Ich habe ihn zurückgelassen.“, schluchzte sie. „Ich habe ihn einfach zurückgelassen!“
„Nein! Du konntest nichts anderes tun.“, versuchte Celina, sie zu beruhigen. Aber in ihren Augen konnte Kathleen lesen, dass ihre Freundin nicht sicher war, ob sie ihr die Geschichte glauben sollte, oder nicht.
Aber es war ohnehin zu spät.
Die Jagd ist vorbei.
Kathleen fuhr hoch. „Was ist?“, fragte Celina. „Sie sind da...“, antwortete ihre Freundin. „Sie...? Wer ist hier, Kathy?“
Kathleen sah sich angsterfüllt im Zimmer um. Das Licht, dass den Raum gerade noch erhellt hatte, schien zu flackern, dann erlosch es schließlich ganz.
„Was?“, hörte sie Celina sagen. „Ein Stromausfall...?“
Nein, ein Stromausfall war das ganz sicher nicht. Das waren Sie.
Die Dunkelheit hatte Kathleen eingeholt. Und jetzt konnte sie nicht mehr flüchten.
Irgendwo im Raum polterte etwas. Kathleen schrak zusammen. Sie konnte noch immer nichts als wogende Schatten erkennen. „Celina?“, fragte sie unsicher. Aber sie bekam keine Antwort.
Sie sank wieder auf den Stuhl. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Noch einmal rief sie ihre Freundin. „Celina!“ Aber sie wusste, dass sie keine Antwort mehr erhalten würde.
Es war vorbei. Der Kampf war verloren.
Das Licht ging flackernd wieder an. Kathleen sah auf. Der Raum war leer. Sie war allein. Celina war verschwunden.
Aber Sie waren noch da.
Doch sie taten nichts.
Mehrere Minuten lang saß Kathleen auf dem Stuhl, unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Warum, fragte sie stumm.
Und als hätten Sie ihre Gedanken gelesen, antworteten Sie.
Weil du unser Geheimnis kennst.
Kathleen sah auf. Vor ihr stand ein junger Mann mit dunklen Augen und schwarzem Haar. Aber seine Umrisse waren nicht klar zu erkennen. Sie schienen zu wogen und zu wabern, wie die Schatten selbst. Er lächelte – und entblößte dabei seine spitzen und ungewöhnlich langen Eckzähne.
Das Mädchen betrachtete das Wesen vor sich. Obwohl es von einer Aura der Gefahr umgeben wurde, so war es doch nicht böse. „Was seid Ihr?“, fragte sie leise.
Wir hatten schon viele Namen, antwortete der Mann vor ihr. Seine Lippen bewegten sich dabei nicht. Unsere Art ist so Alt, wie die Welt selbst. Wir existierten schon lange vor den ersten Menschen. Aber das spielt keine Rolle. Alles, was du wissen musst, ist, dass wir Raubtiere sind. Solange wir im Verborgenen bleiben können, vermeiden wir es, Menschen zu jagen. Aber du hast uns keine andere Wahl gelassen.
„Weil ich euer Geheimnis entdeckt habe.“, vermutete Kathleen. „Das Geheimnis eurer Existenz.“
Ja, bestätigte das Wesen vor ihr stumm.
Dann wurde es um Kathy herum dunkel.
Na denn, wie findet ihr es? Es war eigentlich nur so ein Gedankengang. Am Anfang hat mir das Ende noch nicht so gefallen, und es gefällt mir bis jetzt nicht so richtig. Man weiß nicht, ob Kathy noch lebt oder nicht. Tja, um ehrlich zu sein weiß ich es auch nicht. Wie gesagt, war nur so ein Gedankengang. Schreibt mir ein paar Kommis, ja?
Eure Kay