Fanfic: Kais Leben im Internat

Untertitel: Glück oder Horror?

Kapitel: abendliches Spektakel

Gelangweilt schlurfte er durch die Gänge des Internates – es gab abolut nichts Neues mehr für ihn zu entdecken. Alles, was herrschte, war die gähnende Langweile und eine trostlose Stille, die nur ab und zu von dem lauten Gebrüll der Jüngeren unterbrochen wurde, die unten in der Halle mal wieder ihre Beyblades zum Starten brachten.
Es war wohl doch ein großer Fehler von ihm gewesen, zur Schule zurückzukehren, anstatt sich weiterhin dem Sport zu widmen- ein Fehler, den er jetzt nicht mehr ausbügeln konnte.
Er war gerade auf dem Weg zu seinem Zimmer, hatte die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben und den Discman aufgesetzt, als ein lauter Schrei ihn auffahren ließ. Schleunig drehte er sich in die Richtung, aus der der Krach gekommen war und konnte gerade noch ein blondhaariges Mädchen erkennen, das wenige Meter vor ihm die Treppenstufen in die nächste Etage herunter sprang- dicht gefolgt von 2 schimpfenden Lehrern und dem Hausmeister.
„Bleib stehen!“ konnte man Letzteren wütend brüllen hören „Bleib stehen, du verdammtes Gör.“
Interessiert verließ Kai die Absicht, sich ins Bett zu legen und den restlichen Abend einfach mit Schlafen zu verbringen, sondern folgte der, eben am ihm vorbeigestürmten, Meute mit ruhigen Schritten. Es war kein großes Können, zu wissen, wo sie sich gerade aufhielten - der Krach, den sie verbreiteten, war unüberhörbar und schallte durch sämtliche Steinmauern.
Unten in der Halle angekommen bemerkte er, dass auch die Blader, die dort trainierten, auf die Turbulenzen aufmerksam geworden waren.
Auch wenn es gegen seine Prinzipien verstieß, so gesellte sich der Russe neben Wyatt, den einzigen der Schüler, den er einigermaßen kannte und schaute ihn fragend von der Seite an.
„Was ist da los?“ wollte er wissen, versuchte dennoch, nicht allzu neugierig zu klingen- eher gestört.
„Oh, hey Kai“ wurde er zunächst überschwinglich begrüßt- der Kleine schien wohl noch immer nicht von seiner Bewunderung für den ehemaligen Teamkapitän der Bladebreaker abgelassen zu haben, denn seine Augen strahlten vor Freude, während er mit dem Älteren sprach „das ist die übliche Verfolgungsjagd- die findet hier jede Woche mindestens ein Mal statt.“
„Übliche Verfolgungsjagd?“ wiederholte der Russe skeptisch – in was für einem Irrenhaus war er denn da gelandet- „was meinst du damit?“
„Hast du das Mädchen gesehen?“ wollte der Braunhaarige wissen. Sein Nebenmann antwortete, indem er stumm nickte „Das ist Jamie - sie geht, wie du, in die oberste Klassenstufe und ist Schülersprecherin an dieser Schule…“ er stockte kurz und grinste leicht stolz „…allerdings stellt sie auch allerhand Schabernack an. Sie hält nicht viel von diesem Internat, musst du wissen.“
„Und wie kommt es dann, dass sie überhaupt hier ist?“
„Ihre Eltern haben sie schon vor langer Zeit hierher geschickt“ kam die Erzählung „Soweit ich weiß sind beide hohe Tiere bei der Staatskanzlei und haben super viel mit ihrem Beruf zu tun, sodass sie dachten, es wäre das Beste, ihre Tochter hierher zu schicken.“
„Das Beste…“ Kai schnaubte laut – es war niemals das Beste, sein Kind irgendwo anders groß ziehen zu lassen und wenn es unter der Obhut noch so gelehrter Professoren stand. Er selbst konnte davon ein Lied singen, musste sich dabei nur mal kurz an die Abtei erinnern.
„Du hast was von Schabernack erzählt“ griff er das Gespräch wieder auf „was stellt sie an?“
„Nichts Schlimmes, wenn du darauf hinaus willst“ der Kleinere winkte lächelnd ab „sie versucht nur einige- so wie sie es ausdrückt- Verbesserungen an unserem Internat vorzunehmen“ er lachte „Meine Güte, wenn ich so viele Gespräche mit Psychologen oder Lehrern auf mich nehmen müsste, nur damit ich ein paar Professoren auf der Nase herumtanzen kann- ich würde mich eher freiwillig erhängen.“
„Was für Verbesserungen meint sie?“ wollte der Russe unberührt wissen.
„Na ja. Sie setzt sich zum Beispiel sehr dafür ein, dass hier Gleichberechtigung herrscht – eine Zeit lang gab es hier echt diskriminierende Lehrer, die Jeden, der nicht aus Amerika stammt, so richtig nieder gemacht haben- das hat sich durch sie zum Glück geändert- sie hat einen heiden Tumult gemacht, bis Besagte schon fast freiwillig von ihrem Amt zurückgetreten sind“ erklärte er und überlegte kurz „und sie will schon seit Jahren besseres Kantinenessen haben, konnte sich aber bis jetzt nicht so richtig durchsetzen. Sie ist der festen Überzeugung, dass sich unsere Lehrer die besten Gerichte hinter die Kiemen werfen, während wir Schüler praktisch nur Abfälle bekommen.“
Ein, für den Älteren typisches, „Hn“ war zu hören, dann drehte er sich um und entfernte sich langsam von der Masse.
„Wohin willst du denn, Kai?“ – auf die laute Stimme Wyatts, die ihm penetrant hinterher schallte, achtete er nicht.
Jamie - anscheinend gab es doch noch Leute, die für ihre eigene Meinung und ihr Recht rebellierten- ob Sieg oder Niederlage spielte dabei keine Rolle. Er hatte schon angenommen, dieses Phänomen wäre ausgestorben. Meistens gab es schließlich nur noch die grobe Obrigkeit, die einem sagte, was zu tun war und dabei keine Widerrede duldete- und was noch schlimmer war- niemand machte sich erst die Mühe, diese Widerreden eigentlich erst zu verzetteln. Die Mehrheit ließ sich lieber unterdrücken. Er zählte auch zu ihr. Umsonst schaute er nicht so gleichgültig durch die Weltgeschichte. Es brachte ihm nur nichts mehr, sich für andere Dinge, andere Geschehnisse oder andere Menschen zu interessieren – er konnte eh nichts an Tatsachen ändern – wozu sollte er sich dann mit den Lebenswegen Anderer befassen?
Den Blick gen Boden gerichtet ging er gemächlich zurück in die 2 Etage, dorthin, wo sich sein Zimmer befand, als ihm Hausmeister Mc.Kennith, schnaubend wie ein Walross, entgegen kam. Sein wassermelonenähnlicher Schädel war hoch gerötet und nicht nur Schweißperlen, sondern ganze Schweißbäche liefen ihm von der Stirn das Gesicht entlang und tropften zu Boden. Seine rundliche Statur war wohl wirklich nicht für solche Ausdauerläufe gemacht, wie er sie eben hatte durchstehen müssen.
Schweigend lief Kai weiter, sehr darauf bedacht, dem älteren und vor allem stinkenden Mann keine Beachtung zu schenken, und konnte im Vorbeigehen noch die Worte „’Computerchips’, ‚Göre’ und ‚wenn ich die in die Finger bekomme’“ aus dessen krächzender Stimme vernehmen.
Ein kleines Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Sie hatten Jamie anscheinend noch nicht gefunden. Das Mädchen war gut- aber irgendwann würde auch sie aufgeben müssen- sie konnte schließlich nicht ewig flüchten. Was hatte sie gleich noch mal an sich genommen? Computerchips? Keine schlechte Idee- damit war erst einmal das gesamte Netzwerk des Internates lahm gelegt. Es gab sicher viele Leute, die ne Menge dafür tun würden, um diese Chips wieder in die Hände zu bekommen- kein ungeschickter Schachzug also.
Als er sein Zimmer betrat und das Licht einschaltete, fiel ihm sofort wieder sein leeres Beyblade ins Auge, das unangetastet in der Kiste auf dem Schreibtisch ruhte. Dranzer wahr schon lange verschwunden- er wusste weder wohin, noch ob er jemals wieder zu ihm zurückkehren würde- bekannt war ihm nur, warum ihn das Bitbeast verlassen hatte- seine Abdankung vom Beybladen war sichtlich nicht nur Tyson und den Anderen seines ehemaligen Teams missfallen. Er hatte sich selbst und den Phoenix bitter verraten- der Verlust von Letzterem sollte also seine Strafe dafür sein.
Seufzend lief er auf das Gerät zu und verstaute es schleunig unter seinem Bett. Er konnte und wollte diesen Anblick einfach nicht mehr ertragen. Dranzer war an seiner Seite gewesen seit er denken konnte und wahrscheinlich sein bester Freund gewesen- nun hatte er niemanden mehr. Weder sein Bitbeast noch sein Team- er war alleine- stand wieder ganz am Anfang.
Ein gewaltiger Schmerz machte sich in seiner Brust breit, als er daran dachte, in Zukunft wieder ganz auf sich gestellt zu sein, ohne Leute, die ihn in seinem Tun und Handeln unterstützten. Er hatte jeden verraten, der sich ihm jemals auch nur einen Millimeter genähert hatte- vielleicht war er ja einfach dazu verdammt, alle vor den Kopf zu stoßen und sein Leben alleine zu verbringen – er musste sich damit abfinden, nur dass dies verdammt weh tat.
Wie in Trance lief er zum Fenster und zog die Gardinen zu, als er plötzlich auf die schemenhaften Konturen einer Person aufmerksam wurde, die dort auf dem Rasen des Internatparkes hockte – nur wenige Meter vor ihm. Es herrschte zwar eine stockdustere Nacht, doch spendete der Mond gerade so viel Licht, dass der Russe erkennen konnte, dass es sich bei der Fremden um ein Mädchen handeln musste. Sie trug die typische Internatskluft – einen knielangen Rock und die weite Jacke mit dem Emblem auf der Rückseite, nur ihre Haare waren nicht, wie vorschriftsmäßig, zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden, sondern fielen ihr ungebändigt über die Schultern.
Er brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, dass es sich bei der Person wohl um Jamie handeln musste. Die meisten Mädchen lagen um diese Uhrzeit schon längst in ihren Betten oder waren zumindest in ihren Zimmern verschwunden, um sich dort wohl noch stundenlang über Make-Up, Jungs oder ähnlichen Firlefanz zu unerhalten. Der Großteil von ihnen hielt nicht viel vom Beybladen- sie verabscheuten das Spiel geradezu- die Gefahr, dass sie sich im Affekt dreckig machen konnten war für sie viel zu groß. Gut zwei Drittel betrieb da lieber rythmische Sportgymnastik, das in seinen Augen nur ein sinnloses „Durch die Gegend rennen und mit einem Band um sich Schmeißen“ war. Alle 2 Wochen brach sich mindestens eine von ihnen den Fuß oder verstauchte ihn zumindest beim Sportkurs…
Für einen Moment lang blieb er wie angewurzelt stehen und
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