Fanfic: Kais Leben im Internat

beobachtete sie. Er hätte zu gerne gewusst, was sie dieses Mal ausheckte. Wenn er Wyatts Worten Glauben schenken konnten, dann hatte sie sicher schon wieder etwas in petto, um das Internat auf ihre Art und Weise zu verändern- nur was, das war die Frage.
Ärgerlich schüttelte er den Kopf und zog die Gardinen mit einem Ruck vollständig zu. Was interessierte ihn das Vorhaben einer blöden Tussi, die er ohnehin nicht kannte? Es konnte ihm egal sein. Verdammt egal. Seit wann zerbrach er sich eigentlich den Kopf darüber, was andere Leute um ihn herum taten? Damit musste schnell wieder Schluss sei- es brachte ihm nur Probleme ein, sich in das Leben Anderer einzumischen- Probleme, die er nicht unbedingt haben musste oder gar wollte.
Wahrscheinlich hatte sie nur seine Aufmerksamkeit geweckt, weil sie endlich mal für Abwechslung in dieser tristen Einöde des Internates gesorgt hatte und das taten bei Gott nicht viele. Um genau zu sein: es tat gar keiner.
Nachdenklich schnappte er sich seinen Pyjama, der sorgfältig gefaltet auf dem kleinen Schreibtischstuhl lag, und zog sich um.
Er hätte niemals auch nur zu denken gewagt, dass ihm die Aktionen seines alten Teams einmal so fehlen würden. Hier in Amerika, fern ab von der Heimat seiner Freunde- ehemaligen Freunde- gab es für ihn nichts weiter, außer die Schule. Sein Tag verlief immer gleich. Aufstehen, zum Unterricht gehen, lernen und schlafen. Es gab niemanden, mit dem er sich wirklich gut verstand. Okay, es gab viele Fans von ihm, solche wie Wyatt, aber auch sie mied er gekonnt oder versuchte sie durch seine abweisende und kalte Haltung möglichst weit von sich fern zu halten. Sie erinnerten ihn nur stets wieder an seine Vergangenheit. An seine Zeit bei den Bladebreakers und seinen Dranzer - an genau die Sachen, die er nun nicht mehr besaß.
Er konnte das alles nicht vergessen, wenn ihn ständig wieder jemand daran erinnerte.
Und genau deshalb war er auch überall als Außenseiter verschrieen – als arroganter Schnösel, der sich anscheinend für etwas Besseres hielt und wohl nicht mehr ganz dicht in der Rübe war. In seinem Jahrgang mied ihn jeder, ohne dass er sich auch nur groß Anstrengen brauchte. Manchmal konnte er sehen, wie sie über ihn tuschelten, auch wenn er meist so tat, als würde er es nicht mitbekommen. Und ab und zu, ganz selten einmal, tat es ihm sogar weh. Zu sehen, dass ihn wohl niemand mehr so verstehen würde, wie Tyson und die Anderen, war doch ziemlich hart – selbst für ihn. Und ohne Dranzer an seiner Seite machte es ihn nur noch angreifbarer.
Er stellte seinen Wecker auf 5:45 Uhr. Der Unterricht begann zwar erst um 8 Uhr in der Frühe, doch konnte er meistens eh nicht länger schlafen. Irgendetwas weckte ihn immer – wenn es keine Alpträume waren, dann der Krach, der von irgendwoher in sein Zimmer drang. Er saß dann immer an seinem Schreibtisch und schaute der Sonne beim Aufgehen zu – ein Spektakel, welches er sich nur zu gerne ansah. In genau diesen Augenblicken versank er einfach in den wunderschönen, warmen Farben, die sich am Horizont in der Ferne abbildeten – es war die einzige Zeit des Tages, an der er mal nicht über irgendetwas nachgrübelte, in der er sich keine Sorgen machen brauchte sondern einfach nur träumen konnte.
Nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte lag er noch ein ganze Weile wach in seinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Die Hände hatte er hinter den Kopf gelegt, die Beine leicht angewinkelt.
Tyson saß bestimmt gerade mampfend vor seinem Fernseher und zog sich eine dieser beknackten Serien rein, die er immer so gerne gesehen hatte, Ray meditierte sicher – wenn nicht draußen in der Natur, dann in irgendeinem abgelegenen Raum, indem er seine Ruhe hatte und nicht gestört werden konnte. Max war sicherlich bei seinen Eltern. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie die drei gemeinsam am Stubentisch hockten und irgendein Kartenspiel spielten – das hatten sie immer nur zu gerne gemacht.
Wenn er nicht gerade dabei war, sich mit Tyson zu streiten, dann hampelte Daichi bestimmt gerade durch das Dickicht und malte sich aus, wie es wäre, einmal Weltmeister zu sein.
Und Kenny- Kenny, wie sollte es anders sein, saß mit 100%iger Sicherheit an seinem Laptop, analysierte Daten und versuchte neue Strategien zu entwickeln, die die Beyblades seiner Freunde noch effektiver machen konnten.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht rollte der Russe sich auf die Seite, schlang seine Arme fest um seinen Oberkörper und schloss die Augen. Oh ja, diese Erinnerungen taten weh- das taten sie jeden Abend, wenn er sich an seine alten Freunde erinnerte, doch er rief sie sich jedes Mal wieder ins Gedächtnis – die Angst war zu groß, dass er sie irgendwann einmal vergessen würde.
Es war bereits Mitternacht, als er endlich zur Ruhe kam und einschlief.
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