Fanfic: Das Geheimnis der Blauen Feder
Untertitel: Der Überlebende
Kapitel: Der Überlebende
Kapitel 1:
Der Überlebende
Kisera ging auf eine Lichtung zu und fand wonach sie suchte. Endlich sah sie das Kraut, welches sie im Auftrag der Heilerin ihres Dorfes besorgen sollte.
Es war ein Kraut mit dem man besonders effektiv Schnitt- und Brandwunden behandeln konnte. Es hatte violettblaue Blätter, einen violetten Stängel und eine Blüte von demselben hellblauen Ton wie ihr Haar.
Sie hatte mehrere Tage gebraucht um alles zu finden was sie besorgen sollte.
Die Wurzeln für die Herstellung von Gegengiften, die Blätter eines Baumes für ein Mittel zur schnelleren Heilung von Knochenbrüchen, das violettblaue Kraut, riesige Blätter eines Baumes aus denen die Heilerin Verbände fertigte und ein spezielles Moos, womit man am besten Blutungen stillte, sollte sie der Heilerin bringen.
Sie ging auf die Stelle zu, wo das Kraut in rauen Mengen wuchs und bückte sich um es behutsam samt Wurzeln aus dem weichen Waldboden zu ziehen.
Das Mädchen flückte es und nahm ihren Rucksack ab, indem bereits die anderen Kräuter lagen und legte sie dazu. Dabei sah sie, das sich Tiere an ihrem Proviant zu schaffen gemacht hatten. Während Kisera die kleinen Nagetiere verfluchte, nahm sie den Geruch von Rauch war. Das erstaunte sie, denn es war Nachmittag und für diese Zeit nicht üblich, da in ihrem Dorf nur am Abend Feuer gemacht wurde, für die Zubereitung des Essens.
'Was ist da nur los?' fragte sie sich.
Ihr wurde flau im Magen, sie packte die Kräuter ein und rannte so schnell sie konnte, ungeachtet ihrer Erschöpfung, los...
Das Mädchen kam am frühem Abend, mit einem heftigen Stechen in der Brust, an.
Schon aus der Ferne hatte Kisera gesehen, dass etwas sehr Schlimmes mit ihrem Dorf geschehen war, allerdings konnte sie aus der Entfernung nichts Genaueres erkennen. Doch das was sie gesehen hat, hatte ihr einen so heftigen Schock versetzt, dass sie nicht bemerkte, wie sie in ein riesiges Dornengestrüpp hineinrannte. Sie merkte es erst als ihr die Dornen die Haut zerschnitten und ihre Kleidung zerrissen. Doch an diesem Punkt kehrt zu machen, hätte ihr vermutlich das Leben gekostet, weil die Dornenranken durch die sie eben noch gerannt war, hinter ihr schon wieder zusammengewachsen waren.
Nun hatte sie das ganze Ausmaß der Zerstörung vor sich. Die Zelte waren niedergebrannt und die Tiere geflohen. Doch das Schlimmste war, das der gesamte Boden mit Blut durchtränkt war und überall die reglosen Körper der Dorfbewohner herumlagen.
Voller Entsetzen ließ sie die Kräuter, die sie so mühevoll zusammen gesucht hatte, achtlos fallen und zog ihren Dolch, der ihr angesichts dieser Zerstörung total lächerlich vorkam, und lief los.
Sie lief mit Tränen in den Augen durch das Meer der Leichen und der Blutlachen und suchte nach einem Anzeichen von Leben, war aber trotzdem vorsichtig, da jene die ihr Dorf überfallen hatten, immer noch in der Nähe sein konnten. So lief sie durch das Dorf. Sie suchte und suchte bis nur noch der Bereich um ihr Zelt übrig blieb.
Im Gegensatz zu den anderen Zelten, die niedergebrannt waren, waren hier die Zelte nur umgeworfen.
Auch hier lagen mehrere Leichen, jedoch nicht ganz so viele wie an anderen Plätzen im Dorf.
Rechts vor ihr raschelte etwas. Sie drehte sich blitzschnell um und sah gerade noch wie ein Zelt, das sehr wackelig gestanden hatte, umfiel.
Sie atmete auf. Sie hatte schon befürchtet das plötzlich eine Bestie auf sie zuspringen würde.
Neben ihr stach etwas in den Boden. Sie erschrak, beruhigte sich aber gleich wieder, als sie sah das es nur der Dolch gewesen war, den sie in der Hand gehalten hatte. Er musste ihr vor lauter Kraftlosigkeit aus der Hand gefallen sein.
Sie bückte sich um ihn aus dem Boden zu ziehen und sah das jemand, in einiger Entfernung, sich bewegte. Es war nur ein kurzer Atemzug des Menschen und doch ein Lebenszeichen. Sie fuhr so schnell herum, dass es weh tat und lief, über die reglosen Leiber springend, los.
Sie bückte sich und drehte den Dorfbewohner so um, dass sie in das Gesicht schauen konnte.
Es war Sakuro. Er war, genau wie sie ein Waise und 15 Jahre alt.
Sein rabenschwarzes Haar, war durch verkrustetes Blut ganz hart geworden, seine Kleidung zerrissen und sein Körper mit Schnittwunden übersät.
Sie war überglücklich, jemand lebend gefunden zu haben, aber es wunderte sie, das er trotz solcher schweren Wunden noch lebte.
Hinter ihr raschelte es wieder, aber sie hörte es nicht.
Die Bestie die lautlos hervortrat war mäßig verwundet, aber sehr erschöpft. Sie hatte nur ein paar, aber tiefe, Wunden. Sie sah aus wie eine Kreuzung zwischen Mensch und Bär. Die Arme, die Beine und die Hüfte waren die eines Bären. Der Rest jedoch der eines Menschen.
Sakuro schlug langsam seine grüngrauen Augen auf und sah die Bestie hinter Kiseras Rücken zum Schlag ausholte. Er stieß sie von sich, damit sie nicht von den rasiermesserscharfen Klauen getroffen wurde.
Sie landete völlig verwirrt auf dem Rücken und sah gerade noch wie er von dem Wesen verwundet wurde, jedoch aber sofort auf die Beine sprang, nach einem Speer griff und ihn in den Hals des Tieres rammte. Das Untier fiel tot zur Seite.
Er ließ den Speer los und fiel, nun noch schwerer verwundet um.
Kisera sprang auf, lief zu Sakuro und fing ihm gerade noch auf.
Ihr liefen die Tränen in Strömen an den Wangen hinab, doch sie wusste was sie zu tun hatte.
Sie legte seinen Kopf auf den Boden und rannte los. Erst zu einem Zelt, baute es auf, legte den Stoff eines zweiten Zeltes in das Erste und zog Sakuro darauf.
Sie stand auf und lief zurück zu der Stelle, wo sie die Heilmittel fallen gelassen hatte nahm sie und rannte zurück zu ihm. Sie setzte sich hin und begann mit dem Moos die Blutungen zu stillen.
Nachdem sie das erledigt hatte, lief sie zu dem Zelt der Heilerin, das zum Glück auch nicht niedergebrannt war. Das Mädchen stellte es, mehr schlecht als recht, wieder auf und ging hinein.
Im Zelt waren die meisten Gegenstände durch den Umfall des Zelts heruntergefallen und einige Schüsseln zerbrochen. Sie suchte alle Heilmittel zusammen die sie brauchte und legte sie in eine unversehrte Schüssel.
Jetzt fehlte ihr zum Verarzten nur noch Wasser. Dass holte sie aus dem Brunnen im Zentrum des Dorfes, lief zurück zu ihm und begann mit dem Verarzten.
Nachdem sie in langer Arbeit Sakuros Wunden versorgt hatte, war sie so erschöpft, durch ihre eigenen Verletzungen, dass sie direkt neben ihm einschlief.
Anderthalb Tage später erwachte sie wegen dem Knurren ihres Magens. Sie setzte sich auf. Sakuro lag immer noch unverändert neben ihr nur das sie sah das sein Atem regelmäßig ging. Das beruhigte sie.
Sie stand auf, stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus, da der Schorf wieder aufgerissen war und fiel wieder um. Sie versuchte es erneut und schaffte es, mehr schlecht als recht, stehen zu bleiben.
Kisera trat aus dem Zelt heraus und wurde von gleißendem Sonnenlicht geblendet.
Nach einiger Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und sie sah sich um.
Währenddessen kamen in ihr die Erinnerungen hoch und sie spürte abermals Tränen in den Augen.
Sie stand in der frischen Morgenluft und weinte stumm, während ihr immer wieder der Gedanke im Kopf rumspuckte: ‘Werde ich je darüber hinwegkommen?’
In der Luft hing so ein starker Verwesungsgestank, dass ihr speiübel wurde. Doch da sie nichts im Magen hatte, kümmerte sie das nicht weiter.
Sie lief mit einem Ärmel vor Mund und Nase durch das Dorf in die Richtung, wo das Vorratszelt lag.
Das Zelt war zum Glück nur an den Rändern ein bisschen angekohlt und ansonsten, bis auf die Tatsache das es umgestürzt war, unversehrt.
Sie ging um das angekohlte Zelt herum und suchte nach einer Stelle wo sie leicht in das Zelt gelangen konnte, da sie ihre letzten Kraftreserven vielleicht noch benötigen würde.
Sie fand eine geeignete Stelle, schnitt ein großes Stück Stoff aus dem Zelt und kroch hinein.
Innen roch es stickig und abgestanden, wie eine Mischung aus dem Geruch von totem Tier, verbranntem Fleisch und verfaultem Obst.
Sie kroch im Zelt herum und suchte genug Nahrung für 2 Personen, die eine Weile reichen müsste, zusammen und packte alles ein.
Kisera kroch wieder unter dem Zelt hervor und trug das Essen zu dem Zelt in dem Sakuro lag.
Sie ging schnell und sah ihn schon aus einiger Entfernung, was angesichts der umgefallenen und verbrannten Zelten und den am Boden liegenden Körper keine große Kunst war.
Er stand da, völlig regungslos. Stumme Tränen rannen seine Wangen hinab. Der Junge hatte sich auf einen Speer gestützt. Sein Blick schweifte über die niedergebrannten, zertrampelten und umgestoßenen Zelte und über die verdreckten Körper der ehemaligen Dorfbewohner. In seinen Augen lag unendlicher Schmerz und tiefe Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Das Mädchen lief auf ihn zu, legte die Lebensmittel beiseite und trat neben ihn.
"Sakuro?", fragte sie mit vorsichtiger Stimme.
Er wandte ihr sein Gesicht zu und sagte mit leiser, kaum hörbarer Stimme: "Bitte sag mir, das es nur hier so aussieht...."
Sie antwortete nicht und wandte den das Gesicht ab. Diese Geste sagte mehr als tausend Worte. Sie stellte sich vor Sakuro und umarmte ihn. Sie wollte ihm Halt geben, ihm sagen das alle gut wird, ihn trösten, den Schmerz und die Verzweiflung ausradieren.....aber sie fand keine Worte um dies zu sagen.
Sie standen lange so da, bis Kisera sich von ihm löste und bedeutete er solle ihr in das Zelt folgen. Das Mädchen drückte ihn mit sanfter Gewalt auf das provisorische Lager und setzte sich neben ihn.
"Hier." Sie reichte ihm ein trockenes Stück Fleisch aus dem mit Essen gefülltem Lumpen. Sie aßen schweigend, während jeder den eigenen Gedanken nachhing.
"Wie soll es jetzt nur weitergehen? Wie nur?