Fanfic: kleine Nachtmusik
Kapitel: Schtummer Schrei nach Frieden
Ich. Bin. Ein Polizist.
Die rechte Hand des Gesetzes.
Gott der Gerechtigkeit.
Die Straße ist mein Himmelreich.
Regiere, wie es mir gefällt.
Wer sich nicht anpasst, wird bestraft.
Wer sich widersetzt, landet im Knast.
Meine Lebensphilosophie.
Keiner stellt sich mir in den Weg.
Ein neuer Tag, neuer Abschaum.
Wurde gestern mit einem Fall beauftragt.
In einer dreckig gelegenen Gegend fanden sie die Leiche eines Mädchens.
Hübsches Geschöpf.
Zu schade zum Sterben.
Doch tot.
Verschwendung.
Eine dieser Drogensüchtigen.
Leblose Augen, am Boden verblutet, das Gesicht völlig aufgeschlagen.
Nackt und kalt.
Trugen sie raus, roch nicht gut.
Der Boden war voller Blut.
Mich schreckt sowas nicht ab.
Ich kenne es nicht anders.
Bin ein Polizist.
Einer von den harten Jungs.
Habe ihren Freund gekriegt.
Mieser Abschaum,
widerlicher Trinker.
Verunreiniger meiner Straßen.
Ich verachte diese nutzlosen Subjekte.
Dulde sie nicht in meiner Gegend.
Hat alles abgestritten, der Mistkerl.
Sagte, sie sei ihm zugelaufen,
war bereits so zugerichtet, als er sie bei sich aufnahm.
Stand doch unter Drogen, das hübsche Ding.
Wollte ihr doch nur helfen.
Ich glaube ihm nicht.
Habe sowas wie den täglich vor meinen Augen.
Alles Wölfe im Schafspelz.
Keine Existenz, immer auf der Suche nach Ärger.
Markieren den miesen Macho
und fangen unter Druck an zu flennen.
Erbärmlich.
Am liebsten würde ich ihm seine Visage polieren.
Streitet es nach wie vor ab,
sagt,
sei doch seine große Liebe gewesen,
hätte ihr nichts antun können.
Und seine Spuren auf ihrem Körper,
die sind versehentlich dort gelandet.
Hatte nur helfen wollen,
sie stand doch unter Drogen, das hilflose Geschöpf.
War natürlich glaubwürdig, dieser nutzlose Trinker.
Wird nicht verurteilt, der Staat lässt ihn nicht büßen.
Viel zu emotional, die Tour.
Kann es deshalb nicht gewesen sein.
Aber meiner Hand der Gerechtigkeit wird er nicht entgehen.
Strafe muss sein.
Richte ihn zu, diesen Mistkerl.
Ich glaube ihm nicht.
Bin ein Polizist,
von Gott gesandt zu richten.
Meine Straße.
Meine Gesetzte.
Meine Regeln.
Wer sich nicht daran hält, bekommt was er verdient.
Jetzt ist seine Zeit zu flehen.
Lasse ihn büßen.
Fühlst du den Schmerz des Engels,
dem du die Flügel brachst?
Alles Abschaum.
Minderwertige Subjekte.
Dienstschluss.
Der König kehrt in seine Burg zurück.
Seh in den Spiegel.
Wer ist dieser Mensch?
Schwache Seele.
Einsam, gebrechlich.
Ich sehe ihm so ähnlich,
meinem Vater.
Habe alles von ihm geerbt.
Auch die Gabe zu richten.
Seine Fäuste sind zu meinen geworden.
Benutze sie, wie er es an meiner Mutter getan hat.
Und an mir.
Bin erbärmlich.
Wertlos.
Bin wie er.
Deprimierende Feststellungen am Ende eines langen Tages.
Mein Vater.
Ich werde ihn besuchen.
Oder ihn besuchen lassen.
Von einem Mann mit einer schweren Waffe,
die dem alten Herrn den Weg weisen wird.
Hasse die Nächte.
Hasse mein Leben.
Ein neuer Auftrag.
Darf keine Schwäche zeigen.
Bin ein Polizist.
Der Herrscher über die Straße.
Bin das Heer,
bin der Richter.
Beschützer der Gottlosen.
Prostituierte, kleine Drogenabhängige.
Meine Stadt ist voll von ihnen.
Wissen nicht was sie tun.
Sind zu jung.
Werden ihre Strafe noch erfahren.
Irgendwann.
Säubere die Welt von Unrat.
Schmeiße den Dreck aus meiner Stadt.
Bin ein Polizist.
Stehe über euch allen.
Dulde keine Lügen, keine Ausflüchte.
Habe immer recht.
Gnadenlos,
abgehärtet,
ich bin Gott.....
Gottgleicher Engel mit gebrochenen Flügeln.
Ich denke oft an meine Mutter.
Sie war eine wunderschöne Frau.
Hatte blasse Haut und dunkle, lange Haaren.
Ich mochte ihren Geruch am morgen,
der sich mit dem Duft von süßen Pfannkuchen vermischte,
wenn sie in der Küche stand und das Frühstück machte.
Er hatte sie nicht verdient.
Sie war zu gut für ihn.
Zu liebenswürdig.
Sie war die netteste Person,
die ich in meinem Leben traf.
Zu nett.
Das wurde ihr zum Verhängnis.
Am schlimmsten waren die Nächte,
in denen sie sich stritten.
Lauthals.
Dann schlug er sie, wenn sie sich wehrte.
Und sei es nur durch Worte.
Er brachte ihr bei,
was Gerechtigkeit ist.
Nun habe ich seine Gabe übernommen.
Erinnerungen wie Seifenblasen.
Doch manchmal zerplatzen sie nicht so schnell.
Ich sehe mich als kleinen Jungen,
hinter der Tür meines Kinderzimmers sitzend.
Lauschend.
Angsterfüllt.
Ich höre Mutter weinen.
Höre ihn schreien.
Höre ihn zu ihr sagen:
Du weißt, was passiert, wenn du dich mir widersetzt.
Mutter weiß es,
ich weiß es ebenso.
Und genau das macht mir so furchtbare Angst.
Jede Nacht.
Und wenn sie bat,
wenn sie flehte,
dann schlug er auf sie ein,
bis sie schwieg.
Und dann hörte ich nur ihr leises wimmern,
wenn er die Tür zu meinem Zimmer öffnete.
Hinein trat.
Sich meinem Bett näherte.
Angsterfüllte Kinderaugen,
umgeben von bunten Spielsachen in der Nacht.
Alptraumhafte Bilder,
die mich bis heute in den Schlaf verfolgen.
Mich an meiner Arbeit hindern.
Darf keine Schwäche zeigen.
Muss stark sein.
Muss vergessen können.
Doch es ist so schwer.
Zerschlagene Kinderträume.
Und der Wunsch nach Ruhe.
Der Wunsch, einmal ungestört lachen zu können.
Nicht mehr geschlagen zu werden.
Bin zu hasserfüllt,
zu angsterfüllt.
Im Spiegel das Gesicht meiner Mutter.
So jung.
So voller Leid.
Ich würde ihr gerne helfen,
ihr Tränen trocknen
und mit ihr gemeinsam vergessen.
Sehe sein Gesicht neben dem ihren.
Wie er sich beugt,
wie er ausholt.
Geplatzte Kinderträume.
Unerfüllte Sehnsüchte.
Ich habe Angst.
So furchtbare Angst.
Warum tust du mir so weh?
Warum?
Meine Hände zittern, als ich einen Entschluss fasse.
Gehe zum Telefon und wähle eine Nummer.
Habe sie ihm Schlaf schon oft gewählt,
muss mich nicht einmal konzentrieren.
Meine Finger gleiten über die Tasten des Telefons.
Ich fühle mich frei, fühle mich leicht.
Am anderen Ende meldet sich eine Stimme.
Die Stimme des Mannes, der Vater einen Besuch abstatten wird.
Auf meinen Wunsch.
Endlich vergessen können.
Ich bin ein Polizist.
Sorge für Gerechtigkeit.
Entferne den Unrat aus meiner Stadt.
Bin stark, bin geboren, um zu herrschen.
Um zu richten.
Gebe die Adresse durch.
Der Mann am anderen Ende sagt
Drei Tage.
In drei Tagen.
Überweise das Geld.
Er wird mir nie wieder wehtun.