Fanfic: Brieffreunde
Kapitel: ...
Ashley kam aufgeregt von der Schule heim. Sie wusste, heute würde wieder ein Brief für sie bei der Post dabei sein. Zu Hause angelangt, rannte sie so schnell wie möglich die Treppen hoch um in ihr Zimmer zu kommen. Und wirklich, auf ihrem Schreibtisch lag da ein an sie adressierter Brief. Aufgeregt nahm sie ihn und öffnete ihn säuberlich. Mit leicht zitternden Händen nahm sie sorgfältig den Brief aus dem Umschlag, faltete ihn langsam auseinander, schmiss sich auf ihr Bett und las ihn.
Als sie in etwa der Mitte des Briefes war, trat ihre Mutter ins Zimmer.
„Schatz, ich rufe schon seit 10 Minuten nach dir, aber du scheinst ja auf deinen Ohren zu sitzen.“
Sagte ihre Mutter etwas ärgerlich.
„Nur noch 5 Minuten Mum, dann komm ich zum Essen runter, versprochen.“
Ashleys Mutter sah den Brief und seufzte.
„Soviel wie ihr euch beide schreibt wird es wohl mehr als 5 Minuten dauern. Komm bitte jetzt mit, das Essen wird sonst kalt. Den Brief kannst du schließlich auch noch später lesen.“
„Mama.. nur noch…“
„Nein Schatz, keine Widerrede. Du kommst jetzt sofort mit. Du weißt doch das dein Vater nicht eher mit dem Essen anfängt bis alle am Tisch sitzen.“
Fiel sie ihrer Tochter ins Wort.
Ashley brubbelte etwas unverständliches vor sich hin, legte den Brief widerwillig beiseite und folgte ihre Mutter nach unten.
Alle setzten sich hin und Ashley und ihr Vater begannen zu essen. Derweil fütterte ihre Mutter ihren Bruder Josh.
Josh war jetzt 1 ½ Jahre alt und Ashley, die schon 17 ist, hatte eigentlich gedacht sie würde ein Einzelkind bleiben. Sie hatte sich schon richtig an den Gedanken gewöhnt, doch nun trat Josh vor anderthalb Jahren in ihr Leben. Anfangs war sie schon ziemlich eifersüchtig auf ihren kleinen Bruder gewesen, da er so umkümmert wurde, aber jetzt liebt sie ihn und ist stolz ihn zu haben. Da Ashley sich viel um ihn kümmern musste, weil ihre Eltern essen gehen wollten oder sonstiges, war der Dank dafür das ‚Ashley’ Joshs erstes Wort war. Genauer genommen sagte Josh eher so etwas wie „Ashey“, aber sie konnte darauf schließen, dass er sie damit meinte, da er oft Probleme hatte eine ‚L’ zu sprechen. Diese gemeinsame Zeit hat die beiden sehr zusammengeschweißt.
Es herrschte eine ganze Weile Stille, nur das Besteck klimperte und Josh schmatzte vor sich hin.
Schließlich brach Ashley das Schweigen.
„Mum?“
Fragte sie vorsichtig.
„Ja mein Schatz?“
„Es sind ja in 3 Wochen Sommerferien und ich hab überlegt ob ich nicht vielleicht ins Ausland fliegen könnte für 2 Wochen.“
Sie sah schon den Ausdruck ihrer Mutter und wie ihr Blick zu Ashleys Vater wanderte, darum setzte sie noch nach.
„Och bitte bitte Mum. Alle aus meiner Klasse fahren irgendwo ins Ausland und ich will meine ganzen Sommerferien nicht hier zu Hause verbringen.“
Sie sah ihre Mutter eindringlich an.
Diese holte nur tief Luft und sagte dann endlich.
„Nagut… aber, ich will nicht, dass du alleine fährst. Vielleicht hat jemand aus deiner Klasse Lust. Aber.. wir sollten vielleicht auch deinen Vater um seine Meinung bitten.“
Der hebte den Kopf, sah abwechselnd von seiner Frau, zu seiner Tochter und dann wieder zu seiner Frau und sagte.
„Von mir aus, wenn es nicht zu teuer sein sollte.“
Und schon aß er weiter.
„Danke für deinen Beitrag Schatz.“
Sagte Ashleys Mutter ironisch.
Es nervte sie schon lange, dass er sich an so etwas nicht recht beteiligte.
Ashley hingegen freute sich riesig, darum stand sie auf, umarmte ihren Vater, gab ihm einen Kuss auf die Wange und das gleiche tat sie auch bei ihrer Mutter.
Josh beobachtete das Schauspiel und fing, als Ashley sich gerade wieder hinsetzen wollte, an zu weinen.
„Oh… tut mir Leid Bruderherz, du natürlich auch.
Also ging sie auch zu ihm und gab ihm einen besonders großen Schmatzer auf die Wange. Daraufhin hörte er auf und lachte wieder.
Schließlich fragte ihre Mutter.
„Wo willst du denn überhaupt hin? Wir müssten ja dann auch bald buchen. Und hast du dir schon überlegt wen du mitnimmst?“
Fröhlich antwortete sie.
„Hmm.. also ich hab gehört das Bulgarien sehr schön sein soll. Und wie der Zufall es so will hab ich oben in meinem Zimmer auch einen Ferienkatalog.“
Ein schelmisches Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit.
Ihre Mutter wusste deshalb sofort, dass es Ashley nicht erst jetzt beim Essen eingefallen ist, sondern sie es schon die ganze Zeit vorhatte.
„Ach ja und mitnehmen würde ich Rachel. Das hättest du dir aber eigentlich denken können Mum.. sie ist schließlich meine beste Freundin.“
Erwiderte Ashley.
„Ja.. natürlich.. aber es hätte genauso gut sein können, dass sie auch schon wegfährt. Also gut, dann gehen wir morgen früh gleich ins Reisebüro. Am besten rufst du Rachel auch gleich an und sagst ihr bescheid, dann können wir zusammen dorthin.“
Ashley nickte freudig, stellte ihren Teller in den Geschirrspüler und sagte.
„Ich geh dann mal wieder auf mein Zimmer.“
Und schon eilte sie in ihr Zimmer.
Eigentlich wollte sie nun endlich ihren Brief zu Ende lesen, aber sie sah ein, dass es erst einmal wichtiger war ihre Freundin anzurufen und ihr diese freudige Nachricht zu übermitteln. Sie griff zum Telefonhörer und wählte Rachels Nummer.
„Hy Rachel! Ich bin’s Ash.“
„Hy! Was gibt’s?“
„Das mit unserer Reise die wir geplant hatten. Meine Eltern sind einverstanden und wir würden gleich morgen früh ins Reisebüro gehen. Ist das ok?“
„Das ist ja großartig.“
Freute sich Rachel.
„Ja also das ist kein Problem. Ihr könnt mich doch abholen oder?!“
„Ja, natürlich.“
Rachel wollte mit Ashley noch über so viele Dinge reden, doch Ashley drängelte ein wenig damit sie ihren Brief weiterlesen konnte.
Und so brach das Gespräch nach 5 Minuten ab.
Sobald Ashley den Telefonhörer aufgelegt hatte, hechtete sie auch schon zu ihrem Bett.
Voller Spannung vertiefte sie sich wieder vollkommen in ihren Brief.
Die Briefe die sie wöchentlich immer so sehnsüchtig erwartet, waren von ihrem Brieffreund.
Sie hatte ihn in einem Chat kennen gelernt und fand ihn sofort sympathisch. Sein Name war Matt und er war 2 Jahre älter als Ashley. Er beschrieb sich ihr mit kurzen dunkelblonden Haaren und braunen Augen. Seine Größe tippte er auf 1,82m, wusste es aber nicht ganz genau da er sich schon lange nicht mehr hat messen lassen. Da er nur auf bestimmte Zeit Internet hatte, schlug er ihr vor doch eine Brieffreundschaft anzufangen. Sie war sofort dafür und so schreiben sie sich schon seit 3 Monaten hin und her. In dieser Zeit konnte sie Matt schon gut kennen lernen. Sie will es sich zwar noch nicht ganz eingestehen, aber ein wenig hat sie sich in ihn verliebt. Fotos haben beide bisher noch keine voneinander gesehen, Ashley war bisher immer dagegen, warum wollte sie ihm allerdings nicht verraten.
Langsam näherte Ashley sich den letzten Zeilen des Briefes, welche mit ‚Freu mich auf Antwort! Bis dann Matt’ endeten. Doch sie entdeckte noch ein P.S. auf der Rückseite des Briefes.
‚Ich weiß ja, dass du das eigentlich nicht willst, aber ich hab dir trotzdem mal ein Foto von mir beigelegt. Dann weißt du wenigstens mal wie der Typ mit dem du dir hier schreibst aussieht.’ Daneben war ein kleiner zwinkernder Smiley gemalt.
„Ein Foto?“
Sie erschrak, schaute sich jedoch noch einmal alle Seiten an.
„Aber hier ist doch überhaupt kein Foto.“
Verwundet darüber sah sie sich in ihrem doch ziemlich großen Zimmer um. Dann entdeckte sie den Briefumschlag den sie auf dem Schreibtisch zurückgelassen hatte.
Langsam stand Ashley auf und ging zum Schreibtisch hinüber. Als sie den Briefumschlag nehmen wollte, merkte sie erst wie sie am ganzen Körper zu zittern begann.
„I-ich kann das nicht… andererseits wird er bestimmt erwarten, dass ich ihm schreibe wie ich ihn finde. Was mach ich denn jetzt?!“
Verzweifelt sah sie sich ein weiteres Mal in ihrem Zimmer um.
„Scheinbar führt kein Weg daran vorbei. Ok Ashley.. du schaffst das.. es ist doch bloß ein Foto.“
Sich selber Mut zusprechend, schaute sie in den Umschlag.
„Mist.. da ist tatsächlich auch noch was drin.“
Immer noch zitternd nahm sie das Foto verkehrt herum heraus.
Sie atmete tief durch und drehte das Foto um, jedoch kniff sie dabei die Augen zusammen.
Entschlossen sich jetzt doch zu trauen, atmete sie noch einmal tief durch und öffnete langsam ihre Augen. In diesem Moment ging die Tür auf und ihre Mutter steckte den Kopf durch die Tür.
Ashley drehte sich zu ihr um und ließ blitzschnell das Foto hinter ihrem Rücken verschwinden.
„Mum!“
Piepste sie.
„Was ich noch sagen wollte, … versteckst du irgendwas hinter deinem Rücken?“
Misstrauisch musterte sie ihre Tochter.
„Was?! Aber nein.. was sollte ich denn da verstecken?!“
Das Foto ließ sie in ihre hintere Hosentasche verschwinden und streckte dann ihre Hände vor.
„Siehst du, ich hab nix.“
Lächelte sie ihre Mutter unsicher an.
„Was wolltest du doch gleich?“
„Ähm, ich wollte dich fragen ob wir denn schon einmal einen Reisepass für dich haben ausstellen lassen?!“
Ashley grübelte kurz.
„Ja, natürlich. Letztes Jahr waren wir doch von einer Klassenfahrt aus im Ausland.“
Sie zog ihn aus ihrer Schreibtischschublade. Da Ashley sehr ordentlich war, fand sie ihre Sachen schnell wieder.
„Gut, danke. Das war’s schon.“
Schon fiel die Tür wieder ins Schloss.
„Puh…“
Sie holte das Foto wieder aus ihrer Hosentasche.
„Okay… aber jetzt!“
Bevor sie es sich wieder anders überlegte drehte sie das Foto endlich um und warf einen Blick drauf. Sie sah es sich näher an und wurde rot im Gesicht.
‚Als er sich beschrieben hatte fand ich ja schon das er bestimmt gut aussieht, aber das er dann gleich so gut aussieht, hätte ich nun nicht erwartet.’
Ashley setzte sich an ihren Schreibtisch, vor sich legte sie das Foto und himmelte es an.
„Schade