Fanfic: Das Drachenreich
sollt den Brief zu ihm bringen.“
„Was?!“, fragte Alec ungläubig. „Ich dachte wir würden nach Minjar gehen und dort den Drachen helfen!“
Was hat das denn schon wieder zu bedeuten, fragte er bei sich. Warum waren wir dann überhaupt in der Versammlung?! Er wiederholte die Frage laut.
„Nun, “, sagte der König erneut. „Ich war der Meinung, ihr solltet euch anhören, was ich den Kriegern in der Versammlung mitgeteilt habe. Ich war mir sicher, dass ihr euch denken konntet, dass sich noch mehr dahinter verbirgt und mit dieser Vermutung lag ich nicht falsch!“
„Aber…haben die anderen, die der Versammlung beigewohnt haben, keinen Verdacht geschöpft? Ich meine sie sind doch nicht dumm!“
Etenor seufzte und sagte: „Sicher einige werden eine ähnliche Vermutung wie ihr aufgestellt haben, aber das ist in diesem Fall irrelevant. Diese Krieger sind darauf ausgebildet worden Befehle auszuführen ohne Fragen zu stellen. Sie würden nicht vor mich oder einen meiner Berater treten und meine Kompetenzen als König in Frage stellen, weil ich ihnen, ihrer Meinung nach, einen irrsinnigen Befehl gegeben habe. Damit würden sie ihren Eid brechen.“
Alec und Ryoe schwiegen.
„In Ordnung. Ich denke eure Fragen sind damit vorerst geklärt?“, fragte er kurz und fuhr fort: „Nun ich werde euch nun mein Wissen über denjenigen darlegen, der die Wilderer geschickt hat.“ Er machte eine kurze Pause und schloss die Augen.
„Der Mann, der unsere Freunde, die Drachen, bedroht ist ein mächtiger schwarzer Magier, der vor vielen Jahren auf dieser Welt erschien. Seine gesamte Geschichte zu erzählen würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen, die uns nicht zur Verfügung steht. Einiges kann ich euch aber über ihn berichten. Sein Name ist Nefas!“
Alec zuckte beim Klang des Namens ungewollt zusammen. Es war ein alter Begriff, welcher soviel wie „Das Böse“ bedeutete und Alec hatte das Gefühl, dass dieser Mann genau das war.
„Ich glaube ich muss nichts weiter dazu sagen, oder?“, fragte Etenor leise.
Ryoe schüttelte den Kopf. Man musste wirklich nicht mehr über ihn wissen. Der junge Mann schlug die Augen nieder, als der König ihn durchdringend ansah.
„Und weiter?“, sagte Ryoe und hob seinen Kopf nicht. „Was willst du von uns?“ Seine Höflichkeit ging durch die Aufregung in seinen Worten völlig unter.
Der König nahm den Brief von seinem Schreibtisch und hielt ihn den beiden jungen Männern vor die Nase. Das Pergament roch frisch.
„Nefas hat die Wilderer wahrscheinlich geschickt, um die Drachen auszurotten und bedroht damit die gesamte Gemeinschaft des 13. Königreichs! Ich möchte, dass ihr diesen Brief zu einem Freund bringt, er wird euch über euren weiteren Weg informieren. Eines kann ich euch aber sagen: Eure Aufgabe besteht nicht nur darin diesen Brief zu überbringen, ihr werdet sicher noch die Hallen unserer Zwergen- Freunde und die der Elfen betreten.“ Als der König geendet hatte schwirrten tausende von Fragen in Alecs Kopf herum. Er versuchte sie auf das Wichtigste zusammenzufassen.
„Nefas will die Drachen ausrotten? Aber auf so ungeschickte Weise? Ich meine diese Wilderer werden es doch niemals schaffen alle Drachen töten!!“
„Das stimmt. Es ist auch nur eine Vermutung. Wie gesagt die Wilderer sind nur eine Ablenkung und werden keinen großen Schaden anrichten. Sicher hat Nefas noch ein paar andere Tricks um uns ins Unheil zu stürzen. Vergiss nicht er ist ein mächtiger schwarzer Magier!“ nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Und mach dir nicht so viele Gedanken um die Wilderer. Meine Krieger werden das erledigen.“
Damit waren schon viele von Alecs Fragen geklärt, aber er wollte noch mehr wissen. Eine wichtige Frage brannte ihm noch auf der Zunge.
„Ich weiß nicht, ob ich das Recht dazu habe zu fragen, aber warum haben die Elfen und Zwerge noch nichts unternommen? Sie müssen doch die Wilderer auch längst bemerkt haben!“
„Das frage ich mich auch!“, warf Ryoe schnell ein. „Die Elfen sind doch viel scharfsinniger als wir!“
Etenor lächelte leicht und antwortete: „Ihr müsst noch viel lernen, Alec, Ryoe. Ja die Elfen sind scharfsinniger als wir Menschen, aber dennoch, das Gebiet in dem die Wilderer aufgetaucht sind fällt nicht unter ihre Verwaltung. Die Menschen sind dafür zuständig, deshalb werden sie solange die Lage noch nicht allzu kritisch ist, nicht eingreifen.“
Das Gefühl in die Heimat der Elfen und Zwerge zu reisen, beunruhigte Alec ein wenig. Er hatte schon viele Elfenlorde getroffen, hatte aber nie ihre Hallen besucht. Man erzählte sich Geschichten darüber, aber das meiste war maßlos übertrieben. Nur die, die wirklich schon einmal dort waren, können erzählen wie es in der Heimat der Elfen und Zwerge aussieht, aber keiner von ihnen verliert mehr als ein paar Worte darüber. Wahrscheinlich ist es ein stilles Versprechen zwischen den Völkern nichts über die Heimat der anderen zu erzählen.
„Damit habe ich nun eigentlich alles gesagt, was ich euch sagen wollte. Mehr Informationen kann ich euch leider nicht geben. Wir wissen selbst noch nicht so viel! Wenn ihr mehr erfahren wollt müsst ihr meinen Freund fragen, dem ihr den Brief bringen sollt. Er wohnt in Grafrath.“
„Grafrath…!?“, keuchte Ryoe. Das war so weit weg! Grafrath lag am Grafton-See und um dahin zu gelangen, musste man erst die Ebenen von Balaghat und den Fluss Ecrins überqueren und dann einen sicheren Pass über das Catena-Gebirge finden.
„Wenn du schon bei Grafrath so mürrisch dreinblickst, wie willst du dann erst nach El Ghor oder Zadar kommen?“, fragte der König amüsiert.
„Ach, ich war nur…überrascht…“, gab Ryoe leise zurück und lehnte sich, die Arme verschränkt, in seinen Stuhl.
„Und wie gelangen wir nach Grafrath? Sollen wir fliegen?“, fragte Alec. Schließlich hatten sie sich noch keine Gedanken über die Reise gemacht.
„Nein, nein!“, begann der König. „Das ist viel zu gefährlich! Ihr würdet auffallen und wärt ein gefundenes Fressen für die Bogenschützen unserer Feinde!“
„Wir sollen zu Fuß reisen?“, fragte Ryoe der seine Sprache wieder gefunden hatte. „Und Neo?!“
„Den nehmt ihr natürlich mit! Er ist doch auch zu Fuß gut unterwegs.“, lachte der König.
„Was ist mit Schatten?“, fragte Alec. „Soll ich ihn mitnehmen?“
„Wenn du das willst, kannst du ihn gerne mitnehmen. Es ist immer gut einen weiteren Gefährten an seiner Seite zu haben.“
„Die Frage ist nur, ob Schatten uns überhaupt begleiten will…“, sagte Ryoe trotzig.
„Das kann man wohl sagen.“, fügte Alec hinzu. „Er hat seinen eigenen Kopf!“
„Nun denn.“, gab der König zu hören. „Ryoe du darfst gehen und alles für die Reise vorbereiten und du Alec bleibst noch einen Moment hier!“
Die beiden jungen Männer sahen sich stutzig an und Ryoe zuckte mit den Schultern.
„Na gut, dann gehe ich schon mal und bereite alles vor.“ Es wurmte ihn ein wenig, dass Etenor Alec mehr verraten wollte als ihm, aber er war nun mal nicht der Sohn des Königs.
Ryoe stand von seinem Stuhl auf und verließ schnellen Schrittes das Zimmer ohne ein weiteres Wort zu sagen. Als die Tür hinter ihm schloss sagte Alec: „Und warum bin ich nun noch hier? Eine Moralpredigt? Oder etwas anderes in der Art? Was war das vorhin übrigens für eine Rede vor der versammelten Kriegerschaft? Eine seltsame Einleitung wenn du mich fragst…“
„Jetzt löcherst du mich auf einmal mit Fragen, mein Sohn!“, sagte Etenor und stand auf um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. „Meine Rede hatte nur das Ziel die Krieger zu überreden. Oder glaubst du etwa sie hätten diesen Auftrag ohne den nötigen Ansporn angenommen? Die Menschen sind träge geworden, seit es keine Kriege mehr gibt! Mit der Geschichte, die jedes Kind kennt, habe ich nur den Grundstein gelegt.“
„Und warum bin ich nun hier?“, fragte der Junge ungeduldig.
„Nun…Ich habe etwas für dich, mein Sohn.“
Zu diesem Zeitpunkt wusste Alec noch nicht, dass dieses Geschenk sein Leben entscheidend prägen würde…