Fanfic: Unerwartet
Kapitel: Unerwartet
Autor: Kleine Rose
E-Mail: a.scharr@gmx.net
Song: Kein Zurück
Artist: Farin Urlaub
Teil: 1/2
Genre: Songfic, death
Pairing: angedeutetes Seto x Joey
Kommentar: Tja, ich dachte mir, ich lade hier mal wieder eine neue FF von mir hoch.
Wieder einmal beginnt ein neuer Tag in meinem erbärmlichen Leben. Der strenge Geruch von Alkohol findet seinen Weg zu mir und durch die kaputte Scheibe klingen Schreie des Schmerzens an mein Ohr. Es ist alles wie immer... Warum sollte es auch aufeinmal anders sein?
Ich schäle mich aus den bereits zerfetzten Klamotten und ziehe meine Schuluniform an, um lautlos mein „Zimmer“ zu verlassen. Unsere „Wohnung“ ähnelt eher einem eingefallen Haus, bei dem nur noch vereinzelnde Balken dafür Sorgen, dass nicht auch noch der Rest einstürzt. Ich verlasse das baufällige Gebäude, immer noch darauf bedacht keinen Laut von mir zu geben. Wenn ich eins in meinem Leben gelernt habe, dann ist es lautlos zu sein.
Wie jeden Tag gehe ich zu dem kleinen Teich im Stadtpark, um mich von dem Schmutz zu befreien. Der Luxus vom fließendem Wasser ist mir nicht vergönnt, selbst Strom gibt es in unserer „Wohnung“ nicht, aber daran hatte ich mich schnell gewöhnt.
Ich blicke traurig in den Himmel, lass die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht erhellen. Es wird Zeit für mich zur Schule zu gehen, sonst komme ich nur wieder zu spät. Aber was würde das schon machen? Sie erwarten es doch eh alle von mir...
Der Weg zur Schule erscheint mir länger als sonst. Überall stehen verliebte Pärchen rum, die sich am liebsten nie wieder voneinander lösen würden. Es stimmt mich traurig diese Leute zu sehen, kann ich mich selbst nur noch schwach an das Gefühl von Zärtlichkeit und Liebe erinnern.
Irgendwas sagt mir, dass der Tag Heute, trotz der Kälte und den vielen Wolken am Himmel, schön werden wird. Ich kann es nicht erklären, aber eigentlich ist es mir auch egal. Was soll schon an diesem Tag schön sein?
Endlich komme ich an der Schule an. Der Schulhof ist bereits leer und wär dies ein alter Westernfilm, würde ein einsamer Strohballen, vom leichten Wind getrieben, über den Hof rollen Stattdessen ist der Hausmeister bereits dabei das Tor zu schließen- Ich bin mal wieder zu spät dran. Ein Lächeln überfliegt mein Gesicht, als er mich sieht und das Tor für mich aufhält. „Na, wiedereinmal zu spät, Joey?“, grüßt er mich. Ich nicke nur, er erwartet eh nichts anderes als Antwort von mir...
Langsam laufe ich zu meinem jetzigen Unterrichtsraum. Warum sollte ich mich abhetzen? Ich komme doch sowieso schon zu spät...
Ich klopfe leise an die Tür, warte, dass man mir erlaubt einzutreten. Wütend öffnet mir die Lehrerin die Tür, hat bereits meine Strafaufgaben in der Hand. Wie immer lasse ich mir einen Grund für meinen Verspätung einfallen und darf mich mit den Aufgaben auf meinen Platz setzen.
~*~*~*~ Du stehst am Fenster
und du schaust hinaus ~*~*~*~
Die Schulglocke erklingt und reißt mich aus dem Schlaf. Verwirrt schaue ich mich um, begreife nicht, was es bedeutet. Meine Klassenkameraden stürmen aus dem Raum. Was ist denn los? Meine Freunde bleiben verwundert in der Tür stehen. „Joey, kommst du? Du bist doch sonst immer einer der ersten, der das Klassenzimmer verlässt.“ Ach ja, es ist Pause...
„Geht schon mal vor, ich komme gleich.“ Meine Stimme ich schlafgetrunken und nur mit Mühe kann ich die Augen offen halten.
Langsam erhebe ich mich und gehe zum Fenster. Yugi und die Anderen sitzen bereits an unserem Stammplatz unter einem alten Baum.
~*~*~*~ Und draußen scheint die Sonne,
doch in dir herrscht tiefe Nacht ~*~*~*~
Jeder läuft mit kurzen Sachen rum, selbst Herr Takashi, unser Weltkundelehrer, der sonst immer einen Anzug trägt, hat sich entschlossen ein Muskelshirt und eine kurze Hose zu tragen. Mein Blick schweift zum Schultor ab, durch das gerade die Antarktis als Person läuft.
Schwitzt du nicht unter deinem Mantel? Alleine im Schatten sind 32°C und die Sonne scheint unerbittlich weiter- Heizt die Erde auf. Ich wünschte, ich könnte genauso fröhlich draußen rumtoben, doch in mir herrscht tiefste Finsternis.
~*~*~*~ Wenn nicht ein letzter Rest von Zweifel in dir wär
hättest du schon längst den letzten Schritt gemacht ~*~*~*~
Schon oft habe ich mich gefragt, welchen Sinn mein Leben überhaupt noch hat. Nie finde ich eine Antwort, verfalle nur noch mehr den Schatten. Was hält mich noch hier? Alleine die Angst lässt mich nicht tun, was ich doch schon längst wollt’.
~*~*~*~ Niemand da der dich versteht
und weiß, was in dir vor sich geht ~*~*~*~
Yugi will ständig für mich da sein, immer erzählt er, ich kann mit meinem Problemen jederzeit zu ihm kommen. Einst glaubte ihm diese Worte wirklich, doch immer wenn ich ihn wirklich brauchte war er nicht zu erreichen. Jetzt behalte ich meine Probleme für mich, setzte eine meiner vielen Masken auf. Tränen seht ihr nicht. Wie auch? Es gibt sie nicht- Ich kann nicht mehr weinen! Mein Körper ist ausgetrocknet, hat alle Tränen schon vor langer Zeit verbraucht.
~*~*~*~ Geh durch die Straßen und du siehst: um dich herum, da tobt das Leben
doch in dir tobt nur der Tod ~*~*~*~
Nachmittags, wenn ich von der Schule nach Hause komme und durch die überfüllten Straßen gehe, fängt meine Maske an zu bröckeln. Jedes mal wird mir bewusst, wie einsam ich bin. Die vielen Kinder die dann lachend um mich sind und mit ihren Eltern was unternehmen. Wann habe ich etwas gemeinsam mit meinen Eltern getan? Doch ich schweige, denn man erwartet es von mir.
~*~*~*~ Du würdest alle für einen Notausgang aus diesem Leben geben
oder für ein Rettungsboot ~*~*~*~
Mehrmals kam mir der Gedanke einfach von zu Hause wegzulaufen, doch ich komme einfach nicht lange alleine klar. Mit meiner Kraft am Ende, halb verhungert und verdurstet würde ich mich nach Tagen wieder nach „Hause“ schleppen und mein Vater....er würde mich Todschlagen, in seinem Zorn es noch nicht mal mitbekommen. Am nächsten Morgen würde er von mir erwarten, dass ich die Wunden verstecke, ihm Frühstück mache und wieder seinen Alkohol kaufe. Was auch sonst? Für was anderes bin ich doch nicht fähig...
Wo ist hier die Tür, über der in leuchtenden Schrift „Exit“ steht? Wo ist das Boot, dass uns vor dem ertrinken retten soll, wenn das Schiff untergeht? Ich kann es nicht finden...dabei gehe ich gerade unter...
~*~*~*~ Du weißt nicht mehr wohin mit dir
du willst überall sein, bloß nicht hier ~*~*~*~
Warum kann nicht einfach ein Prinz auf seinem Schimmel hergeritten kommen und mich mit sich nehmen? Warum kann es nicht einfach wie in den Märchen sein, in denen man mit dem Finger schnipst und plötzlich ist man ganz woanders? Warum kann es nicht so sein? Ich will nicht hier sein...überall nur nicht hier...
~*~*~*~ nie wieder Liebeskummer,
nie wieder allein ~*~*~*~
Ich habe es satt abends allein auf meinem Bett zu liegen und traurig die Decke anzustarren. Warum kannst du dich nicht auch einfach in mich verlieben?
Ohne es mitbekommen zu haben, bin ich dir die ganze Zeit mit meinem Blick gefolgt. Du lehnst an der Hauswand, dein Blick kalt wie immer, in deinen Fingern eine Zigarettenstummel. Seit wann rauchst du denn?
Aber was geht mich das eigentlich an? Du wirst doch eh nie mir gehören. Dieser Schmerz in meinem Herzen...ich will ihn nicht mehr spüren...nie wieder möchte ich alleine sein, möchte dich endlich in meinem Armen halten können und wissen, dass du mich liebst. Doch nie wird es so kommen...
~*~*~*~ Nie wieder Pech,
nie wieder Glück ~*~*~*~
Mein Leben scheint getränkt vom Pech. Jedesmal passiert mir etwas unerwartetes, etwas schmerzhaftes oder peinliches, egal was ich mache. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann mir das letzte mal Glück über den Weg lief. Klar, hat mir Yugi oft aus der Patsche geholfen und manchmal, wenn auch nur selten, kann ich Yugi helfen. Natürlich brauche man dafür etwas Glück, aber wann habe ich das letze mal etwas aus eigener Kraft geschafft? Immer war jemand da und hat mir geholfen, hat sein Glück mit mir geteilt. Ich will das alles nicht mehr...
~*~*~*~ Kein Kuss im Regen
und kein Sonnenuntergang ~*~*~*~
Oft sitze ich nach der Schule noch im Park, weil ich Angst habe nach Hause zu gehen. An verregneten Tagen sind oft verliebte Paare da, sich gegenseitig vor dem Regen schützend. Nicht selten versinken sie dann in den Augen des anderen und küssen sich. Warum kann mir nicht mal so etwas wieder fahren?
Man glaubt es kaum, doch ich bin fast 17 Jahre alt und habe noch nie in meinem Leben jemandem geküsst.
Nicht mal an den Sonnenuntergang kann ich mich noch erinnern. Ich bin bereits zu Hause, meist schon bewusstlos und zusammengeschlagen, wenn die Sonne untergeht. Die Nacht ist schon lange eingebrochen, wenn ich langsam wieder zu mir komme und mich in mein Zimmer schleppe.
~*~*~*~ Mach dir klar, es ist wahr:
Es gibt kein zurück ~*~*~*~
Ich verlasse den Klassenraum, gehe die Gänge entlang- Ohne Ziel, ohne Bestimmung. Niemand ist noch hier, ich bin alleine im Gebäude und alle erwarten sie von mir, dass ich mich zu ihnen geselle. Ich versinke in meinen Gedanken, denke immer und immer wieder über mein Leben nach. Erst eine leichte Priese holt mich zurück in die Realität. Verwundert sehe ich mich um. Das Schuldach...was mache ich hier?
An einigen Stellen war der alte Zaun gerissen, der als Absperrung dienen sollte. Was wäre wohl, wenn ich mich von hier runterstürzen würde? Wenn ich den alten Zaun ausnutzen würde... Würde es jemanden interessieren? Jemandem überhaupt stören, dass ich nicht mehr da bin? Nein, warum auch... Ich bin ein niemand...
~*~*~*~ Mit einer Waffe an der Schläfe willst du dich
für alle Ewigkeit von deinem Schmerz befreien ~*~*~*~
Vor ein paar Wochen habe ich zufällig auf der Straße eine Pistole gefunden. Ich hatte mich nicht weiter darüber gewundert,