Fanfic: Unerwartet

immerhin wohne ich in einem gefährlichen Viertel. Jeder trägt hier eine Waffe. Nur wer nicht mehr an seinem Leben hängt, läuft ohne Schutz rum, Menschen wie ich. Eigentlich wiederspricht sich das alles, denn jeder, der in diesem Viertel landet, hat nichts mehr zu verlieren...
Die meisten sind Säufer wie mein Vater, die ihren Job verloren haben.
Ich hatte mir ausgemalt, wie es wohl wäre, sich einfach auf der Stelle zu erschießen, hatte sie sogar schon an meine Schläfe gehalten.

~*~*~*~ Soll denn das Zucken deines Zeigefingers tatsächlich
der letzte Akt in deinem Leben sein? ~*~*~*~

In mir kamen Zweifel auf, wollte nicht wahr haben, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Ich hatte immer gehofft, dass alles wieder gut wird. Mein Vater würde einen neuen Job finden und meine Eltern würden wieder heiraten. Wir würden in ein großes Haus ziehen, weit weg von hier und glücklich werden. Es musste einfach wieder alles gut werden...

~*~*~*~ die eigenen Schmerzen enden zwar
doch mach dir Bitte eins klar:
du hast dein Leid nur gegen ein anderes eingetauscht ~*~*~*~

Ich weiß, dass ich nicht in den Himmel kommen werde, denn dafür habe ich bereits zu viele Sünden begangen. Falls es ein Leben nach dem Tod wirklich gibt, dann komme ich in die Hölle, in der ich weiter gefoltert werde. Ich würde es in kauf nehmen, solange ich nur von meinem Vater wegkomme, ich will nicht mehr hören, ein „Nichts“ zu sein. Ich kann seine Beschimpfungen nicht mehr ertragen...

~*~*~*~ Nichts ist besser, nicht ein Stück ~*~*~*~

Mein Leben würde fortgehen, wie es ist. Nur kleine Sachen wären anders: Keine Schule mehr, keine Freunde, aber auch kein Vater und kein Seto mehr...
In Wirklichkeit ist der Tod doch schlimmer als das Leben, doch wir verdrängen es gerne.
Nur einmal möchte ich ein Mensch wie jeder andere sein...also: Hinfort mit euch Gedanken, der Tod wird mir Erlösung bringen...meine Freiheit...

~*~*~*~ Die dich verlieren, werden den Schmerz für immer spüren ~*~*~*~

Tea hat uns vor einigen Tagen gefragt, wer das liebste in unserem Leben ist. Jeder konnte einen Namen sagen, nur ich nicht. Doch als sie dann die Frage stellte, was wäre, wenn jemand sterben würde, den wir mögen, schauten alle betroffen rein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wirklich betroffen wären, wäre ich nicht mehr da. Vielleicht....täusche ich mich aber auch....

~*~*~*~ Wenn du gehst - du verstehst:
Es gibt kein zurück ~*~*~*~

Auf einmal erscheint es mir der einzig richtige Weg zu sein, wenn ich jetzt einfach springe. Nie zuvor war die Antwort so klar vor meinen Augen und es scheint, als wäre es das erste Richtige in meinem Leben.

~*~*~*~ Du siehst an allem nur die Negativen Seiten ~*~*~*~

Doch wenn ich jetzt hier runter springe...wird das nicht schmerzhaft? Und was ist, wenn ich es überlebe? Ich werde gelähmt im Rollstuhl enden, ständig überwacht, ob ich es nicht wieder versuche.
Sollte ich mir nicht doch besser einen anderen Weg suchen? Einen wo es keine Folgen haben kann, wenn ich überlebe? Aber warum versuche ich es dann erst, wenn ich doch sowieso Überleben werde? Warum mache ich mir schon wieder solche Gedanken?!

~*~*~*~ Schwimmst in einem tiefen Meer von Traurigkeit ~*~*~*~

Jede einzelne meiner Tränen habe ich aufgefangen, habe sie gesammelt in einem Becken. Jetzt schwimme ich in ihnen, ertränke mich in meiner Traurigkeit, weine den Tränen nach, die ich nicht mehr weinen kann. So viele Jahre lag ich auf dem Bett und habe mir die Seele aus dem Leib geweint. Doch ohne Seele, kann man nicht leben...

~*~*~*~ Nur die Meisten hätten gerne noch mehr Zeit ~*~*~*~

Jeder jammert rum, dass er gern noch mehr Zeit hätte, wenn der Sensenmann vor einem steht, um ihn zu holen. Sie haben alle noch soviel vor und sei es nur, ein letztes mal zu Atmen...
Ich bin anders wie sie. Meine Lebenskerze erlosch bereits vor vielen Jahren, doch niemand kam, um sie endgültig zu löschen.
Kein Todesengel kam, um mich abzuholen, kein Dämon erhörte meine Stummen Schreie.

~*~*~*~ Wir haben nur dies eine Leben
Ein Zweites kann dir niemand geben ~*~*~*~

Wenn ich jetzt sterbe, dann wird es für immer vorbei sein. Kein morgendliches waschen mehr, im Stadtpark.
Keine Strafarbeiten, wenn ich wieder zu spät zum Unterricht komme.
Kein falschen Lachen mehr, wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin.
Keine Masken mehr, die niemand zu zerbrechen mag.
Doch auch keine Liebe mehr.
Kein Krippeln im Bauch, wenn ich in deine Augen schau.
Kein Streit mehr, wenn wir uns begegnen.
Kein „Köter“ aus deinem Mund, mit deiner schönen Stimme...
Nie wieder...wir haben nur das eine Leben und werden wohl niemals ein neues bekommen...

~*~*~*~ Nie wieder Sorgen haben, nie wieder verlieren ~*~*~*~

Ich werde nicht mehr befürchten müssen, meinen Job zu verlieren, weil ich Nachsitzen musste. Mein Vater wird mich nicht mehr schlagen können, nur weil ich geatmet habe.
Nie wieder werde ich meinen Körper hingeben müssen, weil mein Vater seine Wetten verloren hat. Nie wieder werden Schuldeneintreiber kommen, für die ich nur eine Ware bin.

~*~*~*~ Nie wieder Pech - Nie wieder Glück ~*~*~*~

Meine Pechsträhne wird ein Ende haben, doch mir wird auch das Glück verweigert.
Will ich wirklich diesen Schritt gehen? Was ist, wenn es sich doch noch zum Guten wendet? Doch wem mache ich was vor? Ich belüge doch nur mich selbst!

~*~*~*~ Keine Zweite Chance, und erst recht kein Happy End ~*~*~*~

Jeder Mensch hatte eine Lebensgeschichte, doch meine Endet hier. Es wird kein Happy End geben, so wie ihr es erwartet. Das Drama ist schon lange geschrieben und der Schluß vorprogrammiert.
Falls einst jemand meine Geschichte lesen sollte, dann werdet ihr bereits alles sagen können, bevor es geschehen ist. Und wer dann weint und meint „Es gibt immer eine Zweite Chance“, den muss ich enttäuschen. Ich gab den Leuten viele Chancen, nur meinem Leben verweigere ich sie...

~*~*~*~ Mach dir klar, es ist wahr:
Es gibt kein zurück ~*~*~*~

Zielstrebig gehe ich auf die Stelle ohne Zaun zu. Von hier oben scheinen die anderen Schüler alle so klein. Was sie wohl denken, wenn plötzlich jemand auf dem Hof liegt? Wird es überhaupt jemanden interessieren?
Es ist mir egal, denn nun zählt nur noch dieser letzte Schritt.
Umso näher ich dem Ende des Daches komme, desto schneller werden meine Schritte und schließe renne ich drauf zu. Ich springe ab, falle in die Tiefe... Nein, ich falle nicht....ich fliege...auf meinem Rücken scheinen riesige Flügel, die mich sachte zu Boden gleiten lassen. Es ist nicht wie alle sagen, mein Leben zieht nicht an mir vorbei und ich sehe kein weißes Licht am Ende des Tunnels, nur den Asphalt, der immer näher kommt.
Ich sehe die erschrockenen Blicke der anderen, wie sie mich mit weit aufgerissenen Augen anstarren.
Habt ihr das auch von mir erwartet? Nein, dass habt ihr nicht....
Und mit einem Lächeln schließe ich die Augen, rufe mir ein Bild von dir vors Auge und schlage auf den erhitzen Asphalt....
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